Die Studentenbewegung in Amerika und Deutschland

Ein Vergleich


Hausarbeit, 2010

15 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


1. Einleitung

Die Studentenbewegungen in der BRD und der USA stellen eines der größten Beispiele politischer Partizipation in der Nachkriegszeit dar. Nicht nur die BRD und die USA waren betroffen, vor dem Hintergrund des Kalten Krieges flammten unter anderem in Japan, Frankreich, Italien, aber auch in Polen, der Tschechoslowakei und in der DDR Protestbewegungen auf, denen ein grundsätzlicher Konflikt zwischen Kapitalismus und Kommunismus, aber auch eine Forderung für Freiheit, Gleichheit und politisches Mitspracherecht zugrunde lag.

In meiner Arbeit vergleiche ich die beiden Bewegungen. Dabei analysiere ich zuerst ihre Wurzeln, die Ideen, die ihre Bildung ermöglichten; die Abgrenzung, die sie zum Träger neuen Gedankenguts machte. Auch auf die Bildung der eigentlichen Trägerorganisationen in der BRD und Amerika gehe ich ein. Im zweiten Teil werden je zwei Ereignisse aus Deutschland und Amerika beschrieben und analysiert. Es wird gezeigt, inwiefern diese Ereignisse eine zentrale Rolle in der Studentenbewegung einnehmen, welche Ausgangspunkte sie haben, worin der Konflikt lag. Als explizite Beispiele habe ich das Free Speech Movement an der USC Berkeley, die Bewegung an der Columbia University, die Protestaktionen vom 7. Mai 1965 an der FU Berlin und die Demonstrationen, die zum Tod des Studenten Benno Ohnesorg führten, gewählt. Sie liefern sowohl ein Bild über die Ereignisse der Bewegung als auch über vorangegangene Geschehnisse innerhalb der jeweiligen Universitäten, als auch über nationale und internationale Probleme, die relevant wurden und waren.

Den Schluss bildet ein Vergleich der Protestbewegungen, in dem noch einmal alle Aspekte zusammenfassend und vergleichend betrachtet werden.

2. Die „Neue Linke“ in Deutschland und Amerika

a. Die Entstehung der „Neuen Linken“ in Abgrenzung zu alten Ideen

Am Ende der 1950er Jahre formierten sich in der BRD und in den USA eine „Neue Linke“, deren Potenzial vor allem in der „doppelten Abgrenzung“1 zu den „alten“ Linken lag. Die erste Abgrenzung findet gegenüber den traditionellen kommunistischen Parteien statt. Ursprung dessen ist vor allem der 20. Parteitag der KPdSU am 24. Februar 1956, auf dem Stalins Nachfolger, Nikita Chruschtschow, in einer Geheimrede manche der Verbrechen Stalins enthüllt und zu einer langsamen „Destalinisierung“ aufruft. Ebenso wie die gewaltsame Unterdrückung der Demokratiebestrebungen in Ungarn durch die sowjetische Armee im November des Jahres 1956, erschütterte dies viele Anhänger des Kommunismus und führte zu vermehrten Parteiaustritten in den kommunistischen Parteien des Westens. So traten zum Beispiel aus der Communist Party in Amerika 15.000 Mitglieder aus. (Schmidtke, S.33). Die Angst, dass für das Wohl der „Weltrevolution“ Demokratiebestrebungen, wie sie in Ungarn stattfanden, radikal unterbunden werden, oder dass ein solches Verhalten befürwortet wird, trieb viele Anhänger der „Neuen Linken“ an, sich von alten Idealen abzugrenzen.

Die zweite Abgrenzung fand gegenüber den „sozialdemokratischen“ und „liberalen“ Parteien statt. Diese hätten, um sich Wählerstimmen und parlamentarischen Erfolg zu sichern, ihre alten Ideale verraten. Als ein Beispiel dafür kann man die Beschließung und Verkündung des „Godesberger Programms“ auf einem außerordentlichen Parteitag der SPD im November 1959 anführen. In dem Programm legt die sozialdemokratische Partei die Richtlinien ihrer Politik fest und definiert sich selbst neu als Volkspartei: „Die Sozialdemokratische Partei ist aus einer Partei der Arbeiterklasse zu einer Partei des Volkes geworden.“2 Nach der Verkündung des Programms wurden vermehrt Stimmen laut, die die SPD dafür kritisierten, alle sozialistischen Aspekte des Parteiprogramms aufgegeben zu haben.

In dieselbe Richtung gehen nach Schmidtke auch die halbherzigen Reaktionen der Parteien auf die atomare Aufrüstung. Eine Unterstützung der Protestbewegung wäre so vom politischen Gegner als „prokommunistisch“ verurteilt und somit als Waffe im Wahlkampf benutzt worden. (Schmidtke, S.33 f.)

Auch im Gesellschaftsbild der „Neuen Linken“ kann man Unterschiede zu der traditionellen Linken erkennen. In der Suche nach den Ursachen für eine immer weiter verbreitete politische Apathie in der linksgerichteten Bewegung lassen sich nach Schmidtke drei zentrale Elemente ausmachen: Als erster Grund wird die Bürokratisierung von Institutionen angeführt. Davon betroffen sind auch die Volksparteien, in diesem besonderen Beispiel die sozialdemokratische Linke, die durch Unterdrückung von innerparteilicher Opposition versucht, Wahlen für sich zu entscheiden. (Schmidtke, S.35) Als zweiten Grund führt Schmidtke die Allgegenwart des Kalten Krieges an. Wie bereits zuvor erwähnt, wurde Kritik an dem westlichen System als „prokommunistisch“ deklariert. Die neue Bewegung hatte also einen schweren Stand in einer Gesellschaft, deren Feindbild laut Joseph McCarthy der Kommunismus ist: “Today we are engaged in a final, all-out battle between communistic atheism and Christianity.“3

Schlussendlich wird als Grund für politische Apathie die konsumorientierte Überflussgesellschaft bemüht. Durch den Fokus auf „pseudo-needs“ (Schmidtke, S.36) wird die kritische Gesellschaft zu einer Konsumgesellschaft, die nur daran interessiert ist, eben jene Bedürfnisse zu erfüllen und darüber jedwede Form von Protest vergisst.

Im gesellschaftsanalytischen Bild der „Neuen Linken“ spielen also auch mentale Aspekte eine Rolle. Es beschränkt sich also nicht mehr auf eine reine Kritik der gesellschaftlichen Institutionen, sondern nimmt auch Kultur, Werte und Moralvorstellungen der zu kritisierenden Gesellschaft in ihr Programm auf. (Schmidtke, S.36)

[...]


1 Michael Schmidtke: Der Aufbruch der jungen Intelligenz. Die 68er Jahre in der Bundesrepublik und den USA. Frankfurt/New York: Campus Verlag, 2003.

2 http://www.spd.de/de/pdf/parteiprogramme/spd_godesbergerprogramm.pdf

3 http://us.history.wisc.edu/hist102/pdocs/mccarthy_wheeling.pdf

Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Die Studentenbewegung in Amerika und Deutschland
Untertitel
Ein Vergleich
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Institut für Politikwissenschaft)
Veranstaltung
Interessen und Partizipation im Vergleich: Deutschland und Amerika
Note
2,3
Autor
Jahr
2010
Seiten
15
Katalognummer
V169648
ISBN (eBook)
9783640880393
ISBN (Buch)
9783640880232
Dateigröße
401 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Aus technischen Gründen ohne Deckblatt und Inhaltsverzeichnis. Wenn gewünscht, Mail schreiben
Schlagworte
studentenbewegung, amerika, deutschland, vergleich
Arbeit zitieren
Jannis Mewes (Autor:in), 2010, Die Studentenbewegung in Amerika und Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/169648

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