Die reichsritterlichen von Schönborn erlebten in der Frühen Neuzeit einen außergewöhnlichen Aufstieg, welcher der Familie einen Bekanntheitsgrad einbrachte, der bis in die heutige Zeit den vieler Fürstenhäuser übersteigt. In der Welt des Alten Reiches gelang den von Schönborn der Aufstieg von „armen Westerwälder Edelleuten“ zu einem der einflussreichsten Adelshäuser des Reiches. (1) Die reichsritterschaftliche Tradition in den mittelrheinisch-fränkischen Bistümern ermöglichte den Reichsrittern eine Machtoption, welche die Schönborns im Familienverbund außergewöhnlich erfolgreich zu nutzen wussten. Über den Einfluss in den Domkapiteln erarbeiteten sie sich die Voraussetzungen um als Fürstbischöfe in die oberste Reihe der Fürsten des Reiches zu gelangen. Als Vorüberlegung zu einer Analyse dieses Erfolges, muss zuerst das Regierungssystem der Bistümer besprochen werden, auf welche die Schönborns ihr Augenmerk richteten. Im Folgenden gilt es zu untersuchen, wie der außergewöhnliche Aufstieg möglich war: Dies soll durch die Erstellung eines Kataloges an Faktoren geschehen, welche von der Familie zielstrebig verfolgt wurden und gewährleisteten, dass die Schönborns in der Zeit von 1642 bis 1756 zu maßgeblichem politischen Einfluss im Reich kamen und ihren Besitz um ein Vielfaches vergrößern konnten. Besonders deutlich werden die Ziele und Strategien der Schönborns an den Bestrebungen das Erreichte auch für die nächsten Generationen zu festigen und zu erhalten. Weiterhin soll die Frage behandelt werden inwieweit der Aufstieg der Schönborns ein Charakteristikum der reichsritterschaftlichen Partizipation im Alten Reich war, oder ob ihre Erfolgsgeschichte nur ein außergewöhnliches Extrem darstellt. Die ganzheitliche Sichtweise auf das Zusammenwirken der einzelnen Faktoren soll einen Einblick in die gesellschaftlichen Zusammenhänge im Alten Reich, sowie ein Beispiel für soziale Mobilität in einer von den Zeitgenossen als rigide angesehenen Ständegesellschaft, bieten. Die Quellenlage zur Thematik ist trotz eines ausgeprägten Forschungsinteresses an der Geschichte des Hauses Schönborn, jüngst deutlich geworden durch die Veröffentlichung einer einschlägigen Familienbiographie von Sylvia Schraut, teilweise problematisch. [...]
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(1) Jürgensmeier,Aufstieg.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Vom Reichsritter zum Reichsgrafen: Aufstiegsmöglichkeiten im Alten Reich
- 2 Der Aufstieg der Familie Schönborn
- 2.1 Konzentration auf das mittelrheinisch-fränkische Bistumssystem
- 2.2 Faktoren des Aufstieges
- 2.2.1 Interdependenz der Faktoren
- 2.2.2 Familienbewusstsein, Generationendenken, Familienhabitus
- 2.2.3 Patronage
- 2.2.4 Nepotismus
- 2.2.5 Heiratspolitik
- 2.2.6 Erziehung
- 2.2.7 Besitzerwerb
- 2.2.8 Standeserhebung
- 2.2.9 Repräsentation
- 2.3 Systemgrenzen
- 3 Einordnung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den außergewöhnlichen Aufstieg der Familie Schönborn im Alten Reich, vom niederen Adel zu einem der einflussreichsten Adelshäuser. Die Zielsetzung besteht darin, die Faktoren zu identifizieren und zu analysieren, die diesen Aufstieg ermöglichten, und dessen Einordnung in den Kontext der reichsritterlichen Partizipation im Alten Reich.
- Aufstiegsmöglichkeiten von Reichsrittern im Alten Reich
- Analyse der Strategien der Familie Schönborn
- Die Rolle des mittelrheinisch-fränkischen Bistumssystems
- Bedeutung von Familienbewusstsein, Heiratspolitik und Patronage
- Einordnung des Aufstiegs der Schönborns im Kontext der sozialen Mobilität des Alten Reiches
Zusammenfassung der Kapitel
1 Vom Reichsritter zum Reichsgrafen: Aufstiegsmöglichkeiten im Alten Reich: Dieses Kapitel legt den Grundstein für die Untersuchung des Aufstiegs der Schönborns. Es beschreibt den außergewöhnlichen Aufstieg der Familie von "armen Westerwälder Edelleuten" zu einem der einflussreichsten Adelshäuser des Reiches und hebt die Bedeutung der reichsritterschaftlichen Tradition in den mittelrheinisch-fränkischen Bistümern hervor. Es wird die Notwendigkeit einer Analyse des Regierungssystems der Bistümer betont, um den Erfolg der Schönborns zu verstehen. Das Kapitel formuliert die Forschungsfrage, wie dieser außergewöhnliche Aufstieg möglich war und welche Faktoren die Familie zielstrebig verfolgte, um in der Zeit von 1642 bis 1756 maßgeblichen politischen Einfluss zu erlangen und ihren Besitz erheblich zu vergrößern. Die Bedeutung der Sicherung des erreichten Status für zukünftige Generationen sowie die Frage nach der Repräsentativität des Schönborn-Beispiels für reichsritterliche Partizipation werden angesprochen. Die Herausforderungen der Quellenlage, geprägt von der eigenen Archivpolitik der Familie, werden ebenfalls thematisiert.
2 Der Aufstieg der Familie Schönborn: Dieses Kapitel analysiert detailliert die Faktoren, die zum Aufstieg der Familie Schönborn beitrugen. Es beginnt mit der Beschreibung der Konzentration der Familie auf das mittelrheinisch-fränkische Bistumssystem als Voraussetzung für ihren Erfolg. Die Kapitel unterstreicht, dass die Möglichkeit der Beteiligung an der Regierung in diesen Bistümern essentiell war, um den politischen Einfluss zu erweitern und sich von anderen Reichsrittern abzuheben. Die folgenden Unterkapitel beleuchten eine Reihe von Faktoren, wie beispielsweise Familienbewusstsein, Patronage, Nepotismus, Heiratspolitik, Erziehung, Besitzerwerb, Standeserhebung und Repräsentation, die in komplexer Interdependenz zum Aufstieg beitrugen. Die Kapitel stellt die Bedeutung der Reichskirche und der Domkapitel als "Kanäle sozialer Mobilität" heraus und ordnet den Erfolg der Schönborns in den größeren Kontext der reichsritterlichen Partizipation und der sozialen Mobilität im Alten Reich ein.
Schlüsselwörter
Reichsritter, Alten Reich, Familie Schönborn, Aufstieg, soziale Mobilität, Bistumssystem, Patronage, Nepotismus, Heiratspolitik, Familienbewusstsein, Reichskirche, Domkapitel, Partizipation.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Aufstieg der Familie Schönborn
Was ist der Gegenstand der Arbeit?
Die Arbeit untersucht den außergewöhnlichen Aufstieg der Familie Schönborn im Alten Reich vom niederen Adel zu einem der einflussreichsten Adelshäuser. Sie analysiert die Faktoren, die diesen Aufstieg ermöglichten, und ordnet ihn in den Kontext der reichsritterlichen Partizipation im Alten Reich ein.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt den Aufstieg von Reichsrittern im Alten Reich, die Strategien der Familie Schönborn, die Rolle des mittelrheinisch-fränkischen Bistumssystems, die Bedeutung von Familienbewusstsein, Heiratspolitik und Patronage, sowie die Einordnung des Aufstiegs der Schönborns im Kontext der sozialen Mobilität des Alten Reiches.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit besteht aus drei Kapiteln: Kapitel 1 beleuchtet die Aufstiegsmöglichkeiten von Reichsrittern im Alten Reich und die Herausforderungen der Quellenlage. Kapitel 2 analysiert detailliert die Faktoren, die zum Aufstieg der Familie Schönborn beitrugen, mit Fokus auf das mittelrheinisch-fränkische Bistumssystem und verschiedene Strategien wie Patronage, Nepotismus und Heiratspolitik. Kapitel 3 beinhaltet eine Einordnung der Ergebnisse.
Welche Faktoren trugen zum Aufstieg der Familie Schönborn bei?
Der Aufstieg der Familie Schönborn ist auf ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren zurückzuführen: Konzentration auf das mittelrheinisch-fränkische Bistumssystem, starkes Familienbewusstsein und Generationendenken, geschickte Patronage und Nepotismus, strategische Heiratspolitik, gezielte Erziehung, Besitzerwerb, Standeserhebung und Repräsentation. Diese Faktoren wirkten in komplexer Interdependenz.
Welche Rolle spielte das mittelrheinisch-fränkische Bistumssystem?
Das mittelrheinisch-fränkische Bistumssystem spielte eine entscheidende Rolle. Die Möglichkeit der Beteiligung an der Regierung dieser Bistümer war essentiell für die Erweiterung des politischen Einflusses und die Abhebung von anderen Reichsrittern.
Welche Bedeutung hatten Familienbewusstsein und Heiratspolitik?
Familienbewusstsein und eine strategisch geplante Heiratspolitik waren zentrale Faktoren. Die Familie verfolgte ein langfristiges Generationendenken und nutzte Eheschließungen gezielt zum Ausbau ihres politischen und wirtschaftlichen Einflusses.
Wie ist der Aufstieg der Schönborns im Kontext der sozialen Mobilität des Alten Reiches einzuordnen?
Der Aufstieg der Schönborns wird im Kontext der reichsritterlichen Partizipation und der sozialen Mobilität des Alten Reiches eingeordnet. Die Arbeit untersucht, inwieweit das Beispiel der Schönborns repräsentativ für den Aufstieg anderer Reichsritter ist.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Reichsritter, Alten Reich, Familie Schönborn, Aufstieg, soziale Mobilität, Bistumssystem, Patronage, Nepotismus, Heiratspolitik, Familienbewusstsein, Reichskirche, Domkapitel, Partizipation.
- Citation du texte
- Marco Wirrer (Auteur), 2010, Partizipationsmöglichkeiten für Reichsritter im Alten Reich am Beispiel des Aufstieges der Familie Schönborn, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/169980