Als die Athener im Jahr 490 v. Chr. auf der Ebene von Marathon, unweit von Athen, den Sieg über die persischen Truppen unter den Feldherren Datis und Artaphernes errangen, eröffnete sich für sie ein bisher unbekannter Handlungsspielraum in der Außenpolitik. Unter den siegreichen Athenern tat sich auch mit dieser Schlacht ein Mann hervor, der für das kommende Jahr die Geschicke der Polis leiten würde und sinnbildlich für die neue Politik Athens stehen würde: Miltiades der Jüngere, ehemaliger Tyrann der Chersones und Entwickler der attischen Kampftaktik in Marathon. Miltiades ist in den wenigen Monaten seiner, an die Tyrannis der Peisistratiden erinnernden, Allmacht, ein Spiegel der Athener selbst und Hoffnungsträger eines neuen Selbstverständnisses. Im Jahr 489 v. Chr. machte der „Sieger von Marathon“ der athenischen Volksversammlung, laut Herodot, das Angebot auf die Eroberung von Ländereien „wo sie sich mit leichter Mühe Gold in Menge verschaffen könnten“ . Obwohl das Ziel der Expedition nicht genannt wird, so gibt uns doch Herodots Nacherzählung die Intention, dass Paros das Primärziel war. Das Volk stimmte mit großer Mehrheit dem Vorhaben zu und stellte eine Flotte von 70 Schiffen unter das persönliche Kommando des Miltiades. Eine Armada dreimal größer als sie zum ionischen Aufstand einige Jahre zuvor geschickt wurde. Die Begeisterung mit der sich die Athener hinter die Weisungen eines Mannes stellten, erweckt den Eindruck, dass nicht einmal ein Jahr nach Marathon, Athen nun doch in der Gewalt eines Alleinherrschers war. Herodot lässt uns, als Hauptquelle, über die genauen Gründe für den Feldzug allerdings im Unklaren.
Die vorliegende Thematik ist recht kontrovers diskutiert worden und schwierig zu entwirren. Ich werde im vorliegenden Werk versuchen, mithilfe Herodots Berichterstattung und der neuesten Forschung, die Argumente für einen Feldzug gegen Paros miteinander zu verknüpfen, und einen Zusammenhang zwischen der athenischen Gesellschaft und den Ambitionen des Miltiades herzustellen. Ebenfalls soll der plötzliche Abbruch des Feldzuges genauer analysiert werden, der letztlich zum Sturz des Miltiades führt und die Athener in eine tiefe politische Krise stürzt. Ziel der Arbeit soll es sein, den plötzlichen Beginn und Abbruch des Feldzuges in einen logischen Zusammenhang mit dem historischen Kontext zu stellen und seine Folgen zu schildern.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Gründe für den Feldzug gegen Paros
- 1.1. Athens Stellung in Hellas nach Marathon
- 1.2. Die Familienpolitik des Miltiades
- 1.3. Die Wirkung der Demagogie des Miltiades auf den attischen Demos
- 1.4. Reiche Beute: Die wirtschaftliche Prosperität Paros‘
- 2. Gründe für das Scheitern des Miltiades
- 2.1. Die Legende der Timo – das Demeterheiligtum
- 2.2. Strategische Missgeschicke und taktische Inkompetenz
- 2.3. Persien im Anmarsch? Der Waldbrand auf Mykonos
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Expedition des Miltiades gegen Paros im Jahr 489 v. Chr., einem Ereignis, das den Aufstieg Athens nach der Schlacht von Marathon und die politische Karriere des Miltiades maßgeblich beeinflusste. Ziel ist es, den Feldzug in seinen historischen Kontext einzubetten, die Beweggründe des Miltiades zu analysieren und das Scheitern der Expedition zu erklären.
- Athen nach Marathon: Die neue politische Situation und die strategische Bedeutung der Kykladen
- Die politische Karriere des Miltiades: Familienpolitik, Ambitions und der Versuch zur Machtergreifung
- Die Rolle der Demagogie: Miltiades' Fähigkeit die athenische Volksversammlung zu beeinflussen
- Die Gründe für das Scheitern: Militärische Faktoren, religiöse Aspekte, politische Intrigen
- Folgen für Athen und Miltiades: Die politische Krise und das Ende eines "Siegers"
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung erläutert die historische Situation Athens nach der Schlacht von Marathon und stellt die Person des Miltiades vor. Das erste Kapitel analysiert die Gründe für den Feldzug gegen Paros, wobei die außenpolitischen Ambitionen Athens, die Familienpolitik des Miltiades, seine demagogischen Fähigkeiten und die wirtschaftliche Bedeutung von Paros beleuchtet werden. Das zweite Kapitel widmet sich den Gründen für das Scheitern der Expedition: Der Frevel des Miltiades, strategische und taktische Fehler und die Rolle des Waldbrandes auf Mykonos.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Themenbereiche der griechischen Geschichte im 5. Jahrhundert v. Chr., insbesondere die Perserkriege, die politische Entwicklung Athens, die Biographie des Miltiades, die Rolle der Demagogie, die strategische Bedeutung der Ägäis, die Belagerung von Paros, das Scheitern militärischer Operationen und das Zusammenspiel von Politik, Religion und Militär im antiken Griechenland.
- Citar trabajo
- Bachelor of Arts (B.A.) Geschichte Tim Altpeter (Autor), 2008, Die Expedition gegen Paros: Das letzte Abenteuer des Miltiades, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/169983