„Ich hab keine Ahnung, was das sein soll: Popliteratur.“1 Dieses Zitat stammt aus einem Interview mit Christian Kracht und ebenso wie ihm dürfte es auch vielen anderen gehen,
denen sich mit dem Begriff der Popliteratur keine genaue Vorstellung des Gegenstandes erschließt. Der Begriff der Popliteratur wird häufig von den Feuilletons genutzt, wenn es
um neu erschienene Gegenwartsliteratur geht, die anhand von selbsterstellten Maßstäben diskutiert werden soll. Doch diese Maßstäbe sind keine stabilen, die sich inhaltlich oder
formal festlegen ließen. Diedrich Diederichsen befürchtet gar, dass Pop zu einem „zeitdiagnostischen Dummy-Term“ 2 verkommt. Autoren, wie Christian Kracht, und ihre Texte lassen sich demnach auch nicht ohne Weiteres der Popliteratur zuordnen und werden erst durch die Feuilletons zum Pop erklärt.
So erscheint es auch Eckhard Schumacher, als ob die Popliteratur erst durch den Diskurs und den Kommentar entstehe, also die Popliteratur mehr als Thema, denn als Genre
gesehen wird. Die Popliteratur soll einer dezidierteren Kategorisierung für die allgemeine Literaturlandschaft dienen. Fiedler forderte bereits 1968 „Cross the borders, close the gaps!“3, einen Bogen zu schlagen zwischen der Hohen Literatur und der Trivialliteratur. Vielleicht sind jedoch die einzigen Qualitäten der Popliteratur der Kommerz, der Mainstream und die Oberflächlichkeit, die nur in der Spaßgesellschaft Anklang finden und somit indiskutabel für den anspruchsvollen Leser bleiben. Doch auch die Oberflächlichkeit kann hier eine Aufgabe in der Literatur übernehmen, die es gilt ausfindig zu machen. Doch auch wenn die Definition von Popliteratur schwierig bleibt, hält sich der Begriff bis heute und ist immer noch Gegenstand von kritischen Auseinandersetzungen. Die Diskussion darum ist jedoch keinesfalls neu, denn auch Ende der sechziger Jahre löste diese bereits divergierende Lesarten und Kritik aus. Inwieweit die Popliteratur der Sechziger mit der der Neunziger überhaupt korreliert, wird ebenfalls zu klären sein. Ist die Popliteratur der neunziger Jahre überhaupt noch kritisch oder überdeckt hier die Affirmation jegliche Kritik? Und welche Rolle spielt die veränderte mediale und konsumorientierte Gesellschaft des modernen Informationszeitalters in der Popliteratur? Der Verdienst der Popliteratur könnte darin liegen, dass sie ganz verschiedene Texte unter sich vereinen kann.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Eine kurze Geschichte der Popliteratur
- 1.2 Begriffsdefinition
- 1.3 Pop-Verfahren
- 1.4 Popliteratur der 60er - Pop I und Pop II
- 1.5 Die Neue Deutsche Popliteratur
- 1.5.1 Soziale Voraussetzungen für die Popliteratur
- 1.5.2 Massenkultur und Mainstream
- 2 Vier (un)gleiche Popromane
- 2.1 High Fidelity
- 2.2 Soloalbum
- 2.3 American Psycho
- 2.4 Faserland
- 2.5 Die Popromane im Vergleich
- 2.5.1 Archivieren als Methode
- 2.5.2 Das Produkt Popliterat
- 2.5.3 Neo-Dandyismus
- 2.5.4 Das Abjekte
- 2.5.5 Close the gap...?
- 3 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den umstrittenen Begriff der Popliteratur, insbesondere im Kontext der „Neuen Deutschen Popliteratur“. Ziel ist es, anhand einer vergleichenden Analyse von vier Romanen – High Fidelity, American Psycho, Faserland und Soloalbum – Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Popliteratur aufzuzeigen und ihren Stellenwert in der zeitgenössischen Literaturlandschaft zu beleuchten.
- Definition und Entwicklung des Begriffs „Popliteratur“
- Vergleichende Analyse von angloamerikanischen und deutschsprachigen Popromanen
- Das Phänomen des „Popliteraten“ und seine veränderte Autorenpersönlichkeit
- Die Rolle von Massenkultur und Konsum in der Popliteratur
- Literarische Verfahren in der Popliteratur (z.B. Archivierung)
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung beleuchtet die Schwierigkeiten bei der Definition von Popliteratur und deren kontroverse Rezeption in der Literaturkritik. Sie führt in die Thematik ein, indem sie die Uneindeutigkeit des Begriffs und dessen Verwendung als „Zeitdiagnostischen Dummy-Term“ diskutiert. Die Arbeit plant, vier Romane von Nick Hornby, Bret Easton Ellis, Christian Kracht und Benjamin von Stuckrad-Barre zu analysieren, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Kontext der Popkultur herauszuarbeiten und die Rolle des veränderten Autorenimages zu beleuchten. Die Einleitung skizziert den Forschungsansatz und die zentralen Fragestellungen der Arbeit, wie beispielsweise die Korrelation zwischen der Popliteratur der 60er und 90er Jahre oder die Bedeutung des veränderten Medien- und Konsumverhaltens.
1.1 Eine kurze Geschichte der Popliteratur: Dieses Kapitel gibt einen kurzen Überblick über den inflationären Gebrauch des Begriffs "Pop" und seine Anwendung auf verschiedene kulturelle Bereiche. Es wird der scheinbar paradoxe Aspekt diskutiert, dass "Pop" einerseits einen innovativen und jugendlichen Charakter impliziert, andererseits aber auch einen gewissen Verlust an Schärfe und Abgrenzung zur Folge hat. Der kontroverse Gebrauch des Begriffs, wie von Diedrich Diederichsen beschrieben, wird hervorgehoben, wodurch die Notwendigkeit einer genaueren Definition deutlich wird.
1.2 Begriffsdefinition: Dieses Kapitel versucht, den Begriff „Popliteratur“ genauer zu definieren. Es wird auf die etymologische Herkunft des Wortes „populär“ eingegangen und die Verbindung zur Massenkultur diskutiert. Dabei wird kritisch hinterfragt, ob der Begriff „Pop“ lediglich ein abwertendes Attribut darstellt oder ob er positive Konnotationen im Zusammenhang mit der Ansprache eines breiten Publikums besitzen kann. Es wird deutlich, dass eine umfassende Definition schwierig ist und nur Ansätze zur Klärung des Begriffs präsentiert werden können.
Schlüsselwörter
Popliteratur, Neue Deutsche Popliteratur, Nick Hornby, Bret Easton Ellis, Christian Kracht, Benjamin von Stuckrad-Barre, Massenkultur, Konsum, Archivierung, Neo-Dandyismus, Autorenimage, Mediengesellschaft, Kommerz, Mainstream.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Analyse der Neuen Deutschen Popliteratur"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese wissenschaftliche Arbeit analysiert den umstrittenen Begriff der Popliteratur, insbesondere im Kontext der „Neuen Deutschen Popliteratur“. Im Mittelpunkt stehen vier Romane: High Fidelity, American Psycho, Faserland und Soloalbum. Ziel ist der Vergleich dieser Romane, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Popliteratur aufzuzeigen und ihren Stellenwert in der zeitgenössischen Literaturlandschaft zu beleuchten.
Welche Romane werden untersucht?
Die Arbeit analysiert vier Romane, die als repräsentativ für die Popliteratur gelten: High Fidelity von Nick Hornby, American Psycho von Bret Easton Ellis, Faserland von Christian Kracht und Soloalbum von Benjamin von Stuckrad-Barre. Diese Auswahl ermöglicht einen Vergleich angloamerikanischer und deutschsprachiger Popromane.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Definition und Entwicklung des Begriffs „Popliteratur“, vergleichende Analyse angloamerikanischer und deutschsprachiger Popromane, das Phänomen des „Popliteraten“ und seine veränderte Autorenpersönlichkeit, die Rolle von Massenkultur und Konsum in der Popliteratur sowie literarische Verfahren in der Popliteratur (z.B. Archivierung).
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in drei Hauptteile: Einleitung, Hauptteil (Vergleich der vier Romane) und Fazit. Die Einleitung beleuchtet die Schwierigkeiten bei der Definition von Popliteratur und gibt einen kurzen Überblick über die Geschichte des Begriffs. Der Hauptteil vergleicht die vier ausgewählten Romane anhand verschiedener Kriterien. Das Fazit fasst die Ergebnisse zusammen und bewertet den Stellenwert der Popliteratur in der zeitgenössischen Literatur.
Wie wird der Begriff "Popliteratur" definiert?
Die Arbeit geht der schwierigen Definition des Begriffs „Popliteratur“ nach. Es wird die etymologische Herkunft des Wortes „populär“ beleuchtet und die Verbindung zur Massenkultur diskutiert. Die Arbeit hinterfragt kritisch, ob „Pop“ ein abwertendes oder positives Attribut darstellt und zeigt die Komplexität einer eindeutigen Definition auf.
Welche Aspekte der Popliteratur werden im Vergleich der Romane untersucht?
Der Vergleich der vier Romane analysiert Aspekte wie Archivierung als Methode, das Produkt „Popliterat“ und seine veränderte Autorenpersönlichkeit, Neo-Dandyismus, das Abjekte und die Frage nach der Überbrückung von Distanzen („Close the gap…?“).
Welche Rolle spielen Massenkultur und Konsum?
Die Arbeit untersucht die Rolle von Massenkultur und Konsum in der Popliteratur. Es wird analysiert, wie diese Faktoren die Themen, die Sprache und das Autorenimage der untersuchten Romane beeinflussen.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter der Arbeit sind: Popliteratur, Neue Deutsche Popliteratur, Nick Hornby, Bret Easton Ellis, Christian Kracht, Benjamin von Stuckrad-Barre, Massenkultur, Konsum, Archivierung, Neo-Dandyismus, Autorenimage, Mediengesellschaft, Kommerz, Mainstream.
- Arbeit zitieren
- Daniela Wolters (Autor:in), 2010, Popliteratur - Der konservierte Alltag bei Nick Hornby, Bret Easton Ellis, Christian Kracht und Benjamin von Stuckrad-Barre , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/170117