Theorien sozialer Ungleichheit


Dossier / Travail, 2011

18 Pages


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Soziale Ungleichheit
2.1 Begriffsbestimmung soziale Ungleichheit
2.2 Horizontale und vertikale Dimensionen sozialer Ungleichheit

3 Historische Entwicklung sozialer Ungleichheit
3.1 Natürliche Ungleichheit
3.2 Die vorindustrielle Gesellschaft
3.3 Die frühindustrielle Gesellschaft
3.4 Industrielle Gesellschaft bis 1945

4 Ältere theoretische Erklärungen sozialer Ungleichheit
4.1 Klassenstruktur nach Karl Marx
4.2 Pluralisierte Klassenstruktur nach Max Weber
4.2.1 Klassen
4.2.2 Stände
4.2.3 Parteien
4.3 Funktionalistische Schichtungstheorie

5 Neuere theoretische Erklärungen sozialer Ungleichheit
5.1 Soziale Lage
5.2 Sozialer Raum nach Bourdieu

6 Resümee

Quellenverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Soziale Arbeit ist in unterschiedlichen Arbeitsfeldern stets mit krisenhaften Lebenslagen unserer Gesellschaft konfrontiert. Bedingt durch die Auswirkungen sozialer Ungleichheit, die in Folge mangelnder Bildung, Armut und Erwerbslosigkeit und der damit oft verbundenen sozialen Ausgrenzung einhergehen, ist es von großer Relevanz sich mit theoretischen Erklärungen sozialer Ungleichheit zu befassen, um so ein Verständnis der Ursachen sozialer Ungleichheit zu entwickeln und zeitgleich einen wertvollen Beitrag zum Abbau dieser und zu mehr sozialer Gerechtigkeit zu leisten. Dass sich die soziale Struktur unseren modernen Gesellschaft verändert, ist nicht zu übersehen – sie umfasst nicht nur die immer weiter auseinanderreißende Kluft zwischen Armut und Reichtum. Auch sind es ökonomisch bedingte Faktoren wie die Lebensumstände des Einzelnen, die ethnische Herkunft und unterschiedliche Bildungsniveaus. Soziale Ungleichheit in unserer Gesellschaft hat eine noch viel weiterreichendere Bedeutung als nur die ungleiche Verteilung von Lebenschancen.

Ziel ist es sich mit dieser Thematik auseinanderzusetzen, die mit folgender Fragestellung einhergeht: Welche Ursachen liegen der ungleichen Verteilung von wertvollen Gütern, Ressourcen und sozialen Positionen zugrunde?

Hierzu sollen sowohl ältere als auch neue theoretische Ansätze Erklärungen liefern, weshalb sich in unseren modernen Gesellschaft nicht jeder Mensch gleichermaßen an ökonomischen und soziokulturellen Ressourcen bedienen kann.

Im ersten Teil wird die Definition mit ihren horizontalen und vertikalen Erscheinungsformen dargelegt. Nachfolgend wird auf die historische Entwicklung eingegangen, um anschließend theoretische Erklärungen nach Marx und Weber aufzuzeigen. Die Webersche Theorie stelle ich ausführlicher dar, da sich seine Überlegungen auf weitere Analysen sozialer Ungleichheit stützen. Auch die funktionalistische Schichtungstheorie wird in Betracht gezogen. Im Anschluss daran werden die Theorien der Sozialen Lagen und des Sozialen Raums nach Bourdieu thematisiert. Im letzten Teil werden die Theorien zusammengefasst mit Bezug auf die Beantwortung meiner Frage unter dem Fokus der Profession Soziale Arbeit.

2 Soziale Ungleichheit

2.1 Begriffsbestimmung soziale Ungleichheit

Von sozialer Ungleichheit soll gesprochen werden, „wenn Menschen aufgrund ihrer Stellung in sozialen Beziehungsgefügen von „wertvollen Gütern“ einer Gesellschaft regelmäßig mehr als als andere erhalten.“ (Hradil 2001, 30) Wertvolle Güter sind jene, nach denen jeder Einzelne strebt. Jedoch treten diese regelmäßig und nicht zufällig auf, dennoch sind sie nicht absolut gleich verteilt.

Aufgrund unterschiedlicher Bildungsniveaus, Einkommen, Arbeits- und Gesundheitsbedingungen etc., unterliegt der Wert der Güter dem gesellschaftlichen Wandlungsprozess. Über wertvolle Güter lässt sich verfügen, wenn sie durch andere Güter mitbestimmt werden. D. h., ein gewisser materieller Wohlstand, Gesundheit und Sicherheit sind gegeben, wenn die Lebens- und Handelsbedingungen erhöht sind. (Vgl. Hradil 2001, 28 f) Daraus lässt sich herleiten, dass gesellschaftliche Mitglieder in ihren Lebensumständen beeinträchtigt oder begünstigt werden. Soziale Ungleichheit wirkt sich immens auf den Alltag und der damit verbundenen Lebensqualität aus. So entscheidet sie nicht nur über Armut und Reichtum, Wohlstand und Elend, sondern auch über Chancengleichheit in der Bildung. (Vgl. Hradil 2001, 16) Dies führt zwangsläufig zu sozialen Konflikten, denn eine moderne Gesellschaft ist durch eine gerechte Verteilung aller Güter gekennzeichnet, doch hält sie den Widerspruch durch die ungleichmäßige Verteilung dieser inne.

2.2 Horizontale und vertikale Dimensionen sozialer Ungleichheit

Wie in der Einleitung bereits kurz dargestellt, ist soziale Ungleichheit vielfältig ausgeprägt. Um sie zu begreifen, ist es erforderlich, sie in ihren unterschiedlichen Dimensionen zu betrachten. Soziale Ungleichheit im engeren Sinne bezieht sich auf vertikale Dimensionen, die nach sozialem Höher und Tiefer angeordnet werden. (Vgl. Kreckel 2004, 17 f) Gemeint sind „hierarschisch übereinander angeordneten Klassen, Schichten, Statusgruppen oder ähnliche Rangabstufungen …“. (ebd.) Diese Dimensionen lassen sich in materiellen Wohlstand wie Einkommen und Vermögen, Macht und Prestige fassen, die in jeder Gesellschaft kennzeichnend sind. Diese sind vorrangig in der Zeit der vorindustriellen Gesellschaft bis in die industrielle Gesellschaft bis 1945 vorzufinden. Im Zuge der Entwicklung der postindustriellen Gesellschaft trat eine neue Dimension in Erscheinung, sie wurde um den Begriff der Bildung erweitert. (Vgl. Hradil 2001, 31) So lässt sich mit hohem Bildungsniveau ein höheres Einkommen erzielen und damit einhergehend einen besseren materiellen Wohlstand, der zu einem höheren Ansehen in der Gesellschaft führt. Doch um soziale Ungleichheit in ihrer Mehrdimensionalität zu begreifen, ist es auch erforderlich, den Blick auf horizontale Dimensionen zu richten. Zunehmend reihen sich Ungleichheiten hinsichtlich des Geschlechts, der ethnischen Herkunft und Konflikte zwischen Erwerbs- und Nichterwerbstätigen ein. (Vgl. Kreckel 2004, 18) Infolge der ungleichmäßigen Verteilung wohlfahrtsstaatlicher Leistungen ergeben sich zudem Ungleichheiten in den Arbeits-, Wohn-, Umwelt- und Freizeitbedingungen. (Vgl. Hradil 2001, 31)

3 Historische Entwicklung sozialer Ungleichheit

Dieses Kapitel soll aufzeigen, dass soziale Ungleichheit kein allgegenwärtiges Phänomen ist. Hierbei liegt es nahe, einen historischen Einblick in frühere Verhältnisse und Gegebenheiten zu werfen, um zu verdeutlichen, dass bereits im Zeitalter der Antike ungleichmäßige Strukturen in der Gesellschaft herrschten. Im Wesentlichen soll die Entwicklung sozialer Ungleichheit zeitlich in ihren drei Phasen dargestellt werden. Zu erwähnen sei, dass sie nicht in ihrer Vollständigkeit dargestellt wird, denn sie soll lediglich einen Einblick geben zum Verständnis dessen, dass soziale Ungleichheit ihre Wurzeln in der Vergangenheit hat.

3.1 Natürliche Ungleichheit

Im Zeitalter der Antike mutmaßte Aristoteles (384 – 322 v. Chr.), dass die Ungleichheit zwischen den Menschen gottgegeben und gottgewollt sei. (Vgl. Bolte, Hradil 1988, 37) Ferner wurde diese These durch Vertreter der christlichen Theologie und Philosophie unterstrichen mit der Annahme, dass biologische Unterschiede wie Aussehen, Alter und Geschlecht Ungleichheiten hervorbringen. (Vgl. Hradil 2001, 48 f)

3.2 Die vorindustrielle Gesellschaft

Bis weit ins 18. Jahrhundert hinein dauerte die vorindustrielle Gesellschaft in Deutschland an, kennzeichnend durch einen kleinen Teil städtischer und großen Teil ländlicher Bevölkerung. (Vgl. Hradil 2001, 96) „Die dieser Gesellschaftsstruktur angemessene Untergliederung in Großfamilien und Sippen reichte nicht mehr aus …, die erforderlich werdende Spezialisierung … trug wesentlich zur Entstehung der … ständisch gegliederten Gesellschaft bei.“ (Hradil 2001, 74) So gingen aus der ländlich strukturierten Gesellschaft die Stände des Adels, Klerus (Geistliche) und Bauern hervor. Über diese Aufgliederung hinaus teilte sich die städtische Bevölkerung in Patrizier, Bürger und Unterbürger auf. Beide unterlagen einer hierarchischen Abstufung, denn die kirchlichen Anschauungen trugen maßgeblich zum Erhalt der Ständegesellschaft bei. (Vgl. Hradil 2001, 113) Die gesellschaftliche Stellung war abhängig von der familiären Herkunft. Die Lebensbedingungen und der soziale Status wurde durch die Abstammung aus einer bürgerlichen, adeligen oder bäuerlichen Familie mit dessen Geburt bestimmt. (Vgl. Hradil 2001, 115 ff) Daraus lässt sich herleiten, dass die ethnische Herkunft den Kern für Zugang zu Einkommen und der damit im Zusammenhang stehenden Besser- oder Schlechterstellung bildete.

3.3 Die frühindustrielle Gesellschaft

Mit Übergang von der vorindustriellen in die frühindustrielle Gesellschaft, die sich weit über das 18. Jahrhundert bis ins erste Drittel des 19. Jahrhunderts erstreckte, „war es immer mehr der Besitz, insbesondere an Kapital und industriellen Produktionsstätten, der über die Lebensbedingungen der Menschen entschied.“ (Hradil 2001, 38) Daraus lässt sich schließen, dass unabhängig von der familiären Herkunft, der Besitz ein entscheidendes Merkmal für das Wohlergehen war. Mit Beginn der industriellen Produktion entwickelte sich die gesellschaftliche Struktur zu einer Klassengesellschaft. (Vgl. Hradil 2001, 115 ff) Schnell wurde von Besitzern industrieller Anlagen und Produktionsstätten viel Vermögen und Einkommen hervorgebracht während der Adel, beruhend auf seinen gottgebenen Rechten, daran verlor. Allmählich stieg das Bevölkerungswachstum an und verursachte eine Proletarisierung, aus welcher sich die Zwei-Klassen-Gesellschaft entwickelte – die Bourgeoisier (Besitzer von Produktionsmitteln) und die Proletarier (Besitzlose). Die ständische Gesellschaft rückte deshalb zusehends in den Hintergrund, aber sie verschwand nicht vollständig, denn die Besitztümer wurden von Generation zu Generation weitervererbt. (Vgl. Hradil 2001, 118 ff)

[...]

Fin de l'extrait de 18 pages

Résumé des informations

Titre
Theorien sozialer Ungleichheit
Université
Erfurt University of Applied Sciences  (Angewandte Sozialwissenschaften)
Cours
Theorie, Geschichte und Ethik
Auteur
Année
2011
Pages
18
N° de catalogue
V170325
ISBN (ebook)
9783640890866
Taille d'un fichier
454 KB
Langue
allemand
Mots clés
theorien, ungleichheit
Citation du texte
Claudia Hesse (Auteur), 2011, Theorien sozialer Ungleichheit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/170325

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