Die vorliegende Seminararbeit möchte eine Antwort darauf finden, wie die rumänische Außenpolitik die Erreichung eines gefährdetes Zieles – den Schengen-Beitritt – innerhalb eines krisenhaften Zeitraums zwischen dem Bekanntwerden des gemeinsamen Briefes der Innenministers Hortefeux und de Maiziére im Dezember 2010 und Februar 2011 verfolgte, als der Beitritt des Landes zum Schengen-Raum auf unbestimmte Zeit verschoben wurde. Der rumänischen Außenpolitik wurde daraufhin Inkohärenz sowie Mangel an klarer Strategie und Durchset¬zungskraft vorgeworfen (vgl. FATI 2009). Anhand des in den Medien nachvollziehbaren Diskurses von Außenminister und Staatspräsident soll dem nachgegangen werden. Methodisch habe ich dabei stichprobenartig auf zumeist online verfügbare Äußerungen der Amtsinhaber, Außenminister Baconschi und Präsident Băsescu, gestützt. Soweit möglich, habe ich diese im Original zitiert und eine eigene Übersetzung in den Fußnoten beigefügt.
Von Interesse ist hier auch eine Betrachtung der Geschehnisse im Lichte verschiedener Großtheorien Internationaler Beziehungen. Ich werde die Analyse in den entsprechenden Kontext stellen, indem die Interessen Rumäniens einerseits wie auch die deutsch-französischen andererseits herausgearbeitet werden und schließlich die erklärenden Faktoren anhand der entsprechenden Großtheorie(n) reflektiert werden. Soweit es sich ergibt, wird dabei auch auf die erfassten Einstellungen der rumänischen Bevölkerung eingegangen. Abschließend und unter Kenntnis des erlangten Ergebnisses sollen die Vor¬gehensweisen bewertet und weitere Handlungshorizonte aufgezeigt werden.
Eine eingehende Bewertung des Schengener Vertragssystems muss angesichts des Um¬¬fangs einer Seminararbeit unterbleiben. Ich möchte klarstellen, dass der „Schen¬¬gen-Komplex“ m. E. unter der Vorgabe von einem Raum der Sicherheit, der Freiheit und des Rechts eine Abschottungsideologie geschaffen hat, deren exklusiver Charakter die weltweiten Folgen von Umverteilungsproblemen zu Sicherheitsproblemen ver¬kehrt und aus Migranten kriminelle Täter macht. Ungezählte Menschen ver¬lieren Jahr für Jahr ihr Leben bei dem Versuch, über die von Schengen, IOM und Frontex gesicherten Grenzen nach Europa zu gelangen. Hieraus resultiert meine persönliche Ablehnung des Schengener Ansatzes; dies spielt im hier behandelten Kontext jedoch keine Rolle.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Rumänische Außenpolitik: Entwicklung, Akteure und Rahmenbedingungen am Anfang des 21. Jahrhunderts
- Der Beitrittsprozess des Landes zum Schengen-Vertrag
- Die unbefristete Verschiebung des Schengen-Beitritts
- Deutsch-französische Interessen: Der Brief der Innenminister de Maiziére und Hortefeux
- Reaktionen von Staatspräsident und Außenminister als Akteuren der rumänischen Außenpolitik
- Der Bericht der Schengen-Evaluierungsgruppe (Sch-Eval)
- Erklärungsansätze und mögliche Handlungshorizonte
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit untersucht, wie die rumänische Außenpolitik im Zeitraum Dezember 2010 bis Februar 2011 auf die unbefristete Verschiebung des Schengen-Beitritts reagierte. Sie analysiert dabei den Diskurs von Außenminister und Staatspräsident sowie die entsprechenden Interessen Rumäniens und Deutschlands/Frankreichs.
- Die Reaktion der rumänischen Außenpolitik auf die Verschiebung des Schengen-Beitritts
- Die Rolle des Staatspräsidenten und des Außenministers in der rumänischen Außenpolitik
- Die Interessen Rumäniens im Kontext des Schengen-Beitritts
- Die deutsch-französischen Interessen und deren Einfluss auf die rumänische Außenpolitik
- Die Anwendung von Großtheorien Internationaler Beziehungen zur Erklärung der Geschehnisse
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die Zielsetzung der Seminararbeit dar. Sie beleuchtet die Kritik an der rumänischen Außenpolitik in Bezug auf Inkohärenz und mangelnde Strategie. Kapitel 2 analysiert die Entwicklung der rumänischen Außenpolitik seit dem 19. Jahrhundert, beleuchtet die Akteure und Rahmenbedingungen sowie die Herausforderungen in der frühen Phase des 21. Jahrhunderts. Kapitel 3 behandelt den Beitrittsprozess Rumäniens zum Schengen-Vertrag und die damit verbundenen Schwierigkeiten. In Kapitel 4 wird die unbefristete Verschiebung des Schengen-Beitritts im Dezember 2010 analysiert, wobei die Interessen Deutschlands und Frankreichs sowie die Reaktionen von Staatspräsident und Außenminister im Fokus stehen. Kapitel 5 widmet sich den Erklärungsansätzen und möglichen Handlungshorizonten im Kontext der Schengen-Thematik. Der Ausblick präsentiert die Ergebnisse der Arbeit und mögliche zukünftige Entwicklungen.
Schlüsselwörter
Die Seminararbeit befasst sich mit der rumänischen Außenpolitik, dem Schengen-Beitritt, dem Einfluss deutsch-französischer Interessen, der Rolle von Staatspräsident und Außenminister, sowie der Anwendung von Großtheorien Internationaler Beziehungen zur Analyse der Geschehnisse.
- Quote paper
- Joachim Cotaru (Author), 2011, Rumäniens Weg in den Schengenraum, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/170418