Als neue Notgemeinschaft bezeichnete die Süddeutsche Zeitung im August des Jahres 2004 die Bestrebungen der deutschen Regierung, tiefgreifende Einschnitte am deutschen Wohlfahrtstaat durchzuführen. Hintergrund war die von der Regierung Schröder eingeleitete Reform des Arbeitsmarktes im Rahmen der Agenda 2010. In seiner langen Geschichte, so der Kommentator weiter, sei das deutsche Sicherungssystem erst zweimal in dem Maße reformiert worden, wie dies die deutsche Regierung seit der Mitte des Jahres 2002 vollziehe. Der Sozialstaat werde von einer Wohlstandsgemeinschaft in eine Notgemeinschaft zurückgeführt. Die Regierung besinne sich auf die ursprüngliche Idee des bismarckschen Wohlfahrtstaates zurück, deren Grundgedanke die Verhinderung elementaren Elends gewesen sei.
Kernpunkt der Reformen des Arbeitsmarktes ist das „Vierte Gesetz für Dienstleistungen am Arbeitsmarkt“ (Hartz IV Gesetz). Mit diesem Gesetz beschloss die Regierung die Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe und führte als neues Prinzip des deutschen Sozialstaates die Leitlinie „Fördern und Fordern“ ein.
Vor allem. Hartz IV traf auf heftige Kritik in der Gesellschaft. Es stellt sich die Frage, ob Deutschland die Stärke und die Voraussetzungen besitzt, um derart umstrittene wie notwendige gesellschaftliche Veränderungen durchzuführen.
Im Jahre 2007 spricht die die deutsche Sozialdemokratie bereits wieder von Verlängerungen der Zahlungen des Arbeitslosengelds I für ältere Menschen, die unverschuldet in Arbeitslosigkeit geraten. Sicherlich liegen hinter diesem Anliegen vertretbare Gründe.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Ausbau des Wohlfahrtsstaates und mit den damit einher gehenden Problemen. Ein Vergleich wird hier mit Schweden gezogen, das sehr lange als der vorbildliche Wohlfahrtsstaat schlechthin galt. Die Probleme liegen hier v.a. in einer immer stärkeren finanziellen Handlungsunfähigkeit des Staates.
Inhaltsverzeichnis
- Die Probleme der sozialen Sicherungssysteme
- Definition Des Begriffes Wohlfahrtsstaat
- Definition nach Guldimann
- Definition nach Nullmeier
- Der Aufbau des Volksheims
- Die Allgemeine Sozialversicherung
- Die Soziale Mindestsicherung
- Die Arbeitslosenversicherung
- Ausgangspunkt für den Ausbau des Volksheims
- Wendepunkte des schwedischen Sozialstaates
- Die geschwächte Wirtschaft
- Massenarbeitslosigkeit als neues Problem
- Das neue Anspruchsverhalten der Menschen
- Schlußfolgerungen aus den Gegebenheiten in Schweden
- Ausblicke: Schweden als Vorbild für Deutschland?
- Die Massenarbeitslosigkeit in Deutschland
- Die Krise der deutschen Staatsfinanzen
- Schweden als Reformstaat
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Problematik des hemmungslosen Ausbaus des Wohlfahrtsstaates. Sie verwendet Schweden als Fallbeispiel, um die Herausforderungen aufzuzeigen, die ein starkes Sozialsystem mit sich bringen kann. Dabei wird die Entwicklung des schwedischen Wohlfahrtsstaates von seinen Anfängen bis hin zu den Problemen, die in den 1990er Jahren auftraten, untersucht.
- Definition des Begriffes Wohlfahrtsstaat
- Der Aufbau und die Entwicklung des schwedischen Wohlfahrtsstaates
- Die Probleme des schwedischen Wohlfahrtsstaates, wie die geschwächte Wirtschaft, Massenarbeitslosigkeit und Staatsverschuldung
- Die Frage, ob Schweden ein Vorbild oder ein warnendes Beispiel für Deutschland ist
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Problematik des hemmungslosen Ausbaus von Sozialsystemen in modernen Industriestaaten beleuchtet. Anschließend wird der Begriff „Wohlfahrtsstaat“ definiert, wobei zwei verschiedene Auffassungen, die von Guldimann und Nullmeier, vorgestellt werden. Im dritten Kapitel wird der Aufbau des schwedischen Wohlfahrtsstaates, das sogenannte Volksheim, beschrieben. Dieses System basiert auf drei Säulen: der allgemeinen Sozialversicherung, der sozialen Mindestsicherung und der Arbeitslosenversicherung. Das vierte Kapitel behandelt die Wendepunkte des schwedischen Sozialstaates, beginnend mit wirtschaftlichen Schwächen und der daraus resultierenden Massenarbeitslosigkeit. Des Weiteren wird das neue Anspruchsverhalten der Menschen und die daraus resultierenden Herausforderungen für den Wohlfahrtsstaat thematisiert. Abschließend werden die Schlussfolgerungen aus der Situation in Schweden gezogen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Wohlfahrtsstaat, Sozialpolitik, Sozialversicherung, Schweden, Deutschland, Massenarbeitslosigkeit, Staatsverschuldung und Wirtschaftskrisen.
- Arbeit zitieren
- Stefan Ambrosch (Autor:in), 2002, Die Problematik des hemmungslosen Ausbaus des Sozialstaates - Beispiele anhand von Deutschland und Schweden, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17048