Die G lobalisierung und Deregulierung der Finanzmärkte, eine sprunghaft gestiegene Innovationsquote im Derivatebereich, die wachsende internationale Vernetzung der Banken, neue Vertriebssysteme wie z.B. das Electronic Banking und schließlich auch die aggressive Marktbearbeitung durch Non- und Near-Banks (z.B. Versi-cherungen) haben dafür gesorgt, dass die Konkurrenzintensität im Bankenbereich in den letzten Jahren erheblich angestiegen ist. Die steigende Wettbewerbsintensität und die gleichzeitige „Anspruchsinflation“ auf der Kundenseite schlagen sich in rückläufigen Margen nieder. Hinzu kommt, dass sich gute Kreditnehmer mit exzellenter Bonität ihr Geld vielfach unmittelbar über die Kapitalmärkte, d.h. ohne den „Umweg“ über die Bank, beschaffen. Im Gegenzug verschlechtert sich die bankspezifische Risikostruktur.
Diese Entwicklung im Bankenumfeld hat zu einem Umdenken im Bankenmanagement geführt. Das tradierte Volumendenken mit der primären Zielgröße „Bilanzwachstum“ wird nicht zuletzt im Zuge der konsequenten Anwendung der Marktzinsmethode durch rentabilitätsorientierte Managementansätze abgelöst. Rentabilitätsorientierung bedeutet dabei ein konsequentes Erlösmanagement mit eindeutigem Kundenfokus und zum anderem ein straffes Kostenmanagement mit klarer Strukturierung und Zuordnung der Kostenblöcke.
Dafür wurden in verstärktem Maße bankspezifische Controllinginstrumente und Controllingsysteme entwickelt, die zur Messung von Kosten und Erträgen im Bankbetrieb geeignet sind.
Da der Spielraum für die Steigerung von Erlösen im Markt begrenzt ist, bieten das Ausschöpfen von Kostensenkungspotentialen und die möglichtst effiziente Nutzung von Ressourcen die aussichtsreichsten Ansatzpunkte. Einen hohen strategischen Stellenwert erhalten damit Kapazitäts- und Kostens teuerung.
Neben der Kapazitäts- und Kostensteuerung, die unter anderem auch durch eine Verschlankung von Arbeitsabläufen erreicht werden kann („Lean Banking“), spielt die Erhöhung des Kundennutzens eine wichtige Rolle. Dies ist möglich u.a. durch den Einsatz und die Fortentwicklung neuer Vertriebskanäle, wie zum Beispiel Kundenselbstbedienung, verstärkter Einsatz von Geldausgabeautomaten oder Home Banking. Das Mengengeschäft kann dadurch kostengünstiger, schneller und sicherer abgewickelt werden als bishe r. Darüber hinaus lassen sich die Qualität im Kundengeschäft erhöhen und gleichzeitig Rationalisierungseffekte erzielen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Notwendigkeit eines Produktivitätscontrolling
- Problemstellung
- Einordnung des Produktivitätscontrolling in das Gesamtkonzept ertragsorientierter Banksteuerung
- Methodische Grundlagen der Produktivitätssteuerung in Banken
- Das Instrumentarium des Produktivitätscontrolling
- Kennzahlenspektrum des Produktivitätscontrolling
- Kennzahlenorientierte Produktivitätsanalyse im ROI-Kennzahlensystem
- Ursachenbezogene Produktivitätsteuerung
- Balanced Scorecard
- Grundkonzept der Balanced Scorecard
- Konzeptionelle Bewertung
- Zielhierarchie in der Unternehmenssteuerung
- Fazit
- Prozesskostenrechnung als Teil des Kostenmanagements in Kreditinstituten
- Begriff des Kostenmanagements
- Voraussetzungen des Kostenmanagements
- Prozesskostenrechnung als entscheidungsorientiertes Kostenrechnungssystem
- Die Entwicklungsgeschichte der Prozesskostenrechnung
- Ursachen für die Entwicklung der Prozesskostenrechnung
- Die moderne prozessorientierte Standardeinzelkostenrechnung
- Grundprinzipien der POSEK
- Charakterisierung der POSEK
- Vorgehensweise der POSEK
- Anwendungsgebiete der POSEK
- Produktkalkulation
- Konto- und Kundenkalkulation
- Informationen über Preisuntergrenzen
- Fazit
- Benchmarking als Instrument des Produktivitätscontrolling
- Idee und Philosophie des Benchmarking
- Der Benchmarking – Prozess
- Der Lernprozess – die entscheidende Erfolgsgröße
- Fazit
- Target Costing
- Begriff und Geschichte
- Bankprodukte und -dienstleistungen
- Den Kunden kennen lernen
- Den Kunden faszinieren
- Den Kunden richtig verstehen
- Vom Markt zur Bankdienstleistungen. Retrograde Kalkulation
- Neue Lösungen für alte Probleme
- Fazit
- Outsourcing
- Innovationsvorsprung durch Outsourcing
- Outsourcing als ein permanenter Prozess
- Differenzierte Servicelevel geben Sicherheit
- Die Produktivitätsrechnung in Kreditinstituten
- Mengengerüst
- Sollzeitwerte
- Istzeitwerte
- Produktivitätsberechnung
- Abweichungsanalyse
- Einflussgrößen des Produktivitätscontrolling
- Preisgünstige Berechnung des Personalbedarfs und Sachmittelressourcen
- Ressourcenverbrauch
- Prozesse
- Besonderheiten in Banken
- Geschäftsprozessoptimierung
- Vorgehensweise der Prozessoptimierung in Banken
- Phasen der Geschäftsprozessoptimierung
- Standortoptimierung
- Optimierte Geschäftsstellennetze für Banken
- Kunden- und kostenbasierte Geschäftsstellenoptimierung
- Von der Theorie zur Praxis
- Suboptimale Netze sind die Regel
- Die Implementierung der Lösung
- Geschäftsprozessoptimierung auf Basis bankbetrieblicher Ressourcensteuerung
- Ausblick
- Zusammenfassung und Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit analysiert das Produktivitätscontrolling in Kreditinstituten. Sie untersucht die Notwendigkeit und Einordnung des Produktivitätscontrolling in das Gesamtkonzept ertragsorientierter Banksteuerung und beleuchtet die methodischen Grundlagen der Produktivitätssteuerung in Banken. Darüber hinaus werden verschiedene Instrumente des Produktivitätscontrolling, wie Kennzahlen, Prozesskostenrechnung, Benchmarking, Target Costing und Outsourcing, im Detail betrachtet und ihre Anwendung in Kreditinstituten beleuchtet.
- Notwendigkeit und Einordnung des Produktivitätscontrolling in das Gesamtkonzept ertragsorientierter Banksteuerung
- Methodische Grundlagen der Produktivitätssteuerung in Banken
- Analyse verschiedener Instrumente des Produktivitätscontrolling
- Anwendung der Instrumente in Kreditinstituten
- Einflussgrößen des Produktivitätscontrolling
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Notwendigkeit und Relevanz des Produktivitätscontrolling im Kontext des sich verändernden Bankenumfelds dar. Sie beleuchtet die Herausforderungen, denen Banken durch die Globalisierung, Deregulierung und den wachsenden Wettbewerb gegenüberstehen, sowie die Notwendigkeit eines effektiven Kosten- und Ressourcenmanagements.
Kapitel 2 befasst sich mit den methodischen Grundlagen der Produktivitätssteuerung in Banken. Es analysiert die verschiedenen Ansätze und Methoden, die zur Messung und Steuerung der Produktivität eingesetzt werden können, und zeigt die Herausforderungen auf, die bei der Anwendung dieser Methoden in der Praxis auftreten können.
Kapitel 3 bietet eine umfassende Übersicht über die Instrumentarien des Produktivitätscontrolling. Es beleuchtet das Kennzahlenspektrum, die Prozesskostenrechnung, das Benchmarking, das Target Costing und das Outsourcing. Für jedes Instrument wird die Funktionsweise, die Anwendungsmöglichkeiten und die Bedeutung für das Produktivitätscontrolling in Kreditinstituten erläutert.
Kapitel 4 widmet sich der Produktivitätsrechnung in Kreditinstituten. Es analysiert die Berechnung der Produktivität und die Ermittlung von Abweichungen zwischen den Soll- und Istwerten. Kapitel 5 untersucht die Einflussgrößen des Produktivitätscontrolling, wie z.B. den Personalbedarf, den Ressourcenverbrauch und die Prozesse.
Schlüsselwörter
Produktivitätscontrolling, Kreditinstitute, Rentabilitätssteigerung, Kostenmanagement, Kennzahlen, Prozesskostenrechnung, Benchmarking, Target Costing, Outsourcing, Geschäftsprozessoptimierung, Standortoptimierung.
- Quote paper
- Oleg Gelt (Author), 2003, Produktivitätscontrolling in Kreditinstituten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17060