In Adornos Vorstellung ist die Kunst eine erlösende Kraft. Denn wenn die Kunst als Gegenbild zur Gesellschaft eine Alternative zum herrschenden System im wahrsten Sinne des Wortes darstellt, dann ist es nur logisch daß auch diese der Macht eben jenes herrschenden Systems zu unterwerfen wäre. Dieses stellt sich in der Dialektik der Aufklärung als Element der Technischen Rationalität dar, die, indem sie Rationalität mit wirklicher Aufgeklärtheit verwechselt, jenen die Herrschaft sichert, die die Macht über die Technisierung besitzen. Dies sind laut den Autoren der Dialektik die ökonomisch Stärksten. Durch die modernen Massenmedien unterwerfen sie auch die Kunst der Rationalität der Technik und wandeln sie so vom Gegenbild zu den herrschenden Verhältnissen zum Instrument der Herrschaft selbst, zum Teil des wie auch immer gearteten Systems.
Richtet sich dieser Prozeß in totalitären Systemen wie dem Faschismus oder dem Stalinismus eher nach den Notwendigkeiten der Herrschaft, so ist er im Kapitalismus ganz auf die Bedürfnisse der Ökonomie ausgelegt.
Bedeutete Mozarts La Nozze di Figaro noch wirkliche Auflehnung, so verkommt der pseudorebellische Popsong zum gutverkäuflichen Klischee. Wo das Verbot der autoritären Herrschaft im Grunde versagt, da obsiegt die kapitalistische Kulturindustrie: Nur ihr gelingt es noch ihren eigenen Gegensatz zur Ware zu degradieren und so dem eigenen System einzugliedern. „Jeder soll sich gleichsam spontan seinem vorweg durch Indizien bestimmten „level“ gemäß verhalten und nach der Kategorie des Massenproduktes greifen, die für seinen Typ fabriziert ist.“ , heißt es hierzu in der Dialektik.
Doch gibt es in solch einem System der Kulturindustrie wirkliche Herrschaftsausübung oder wird nicht auch der Kulturindustrielle selbst ganz dialektisch durch die Kulturindustrie beherrscht? Ist also das Werkzeug der Kulturindustrie gar keines, da es von niemandem zielgerichtet benutzt wird, sondern vielmehr eine Logik die zur Zerstörung dessen führt, was die Kunst im Grunde ausmacht, also letztlich der Kunst selbst?
Dieser Frage soll im folgenden nachgegangen werden. Zugrunde liegt dabei der Abschnitt „Kulturindustrie – Aufklärung als Massenbetrug“ der Dialektik der Aufklärung, welcher kritisch, mit Bezügen auf die Gegenwart, beleuchtet werden soll. Um die Bedeutung der Kulturindustrie herauszustreichen, wird punktuell auf den Kunstbegriff Adornos, zum Abgleich auch auf den Marcuses, eingegangen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Kulturindustrie in der Dialektik der Aufklärung
- Die Bedeutung der Kunst – eine Annäherung
- Bei Adorno
- Bei Marcuse
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text analysiert die Rolle der Kulturindustrie in der Dialektik der Aufklärung und untersucht, wie diese die Kunst unterdrückt und zur Herrschaft des Systems beiträgt.
- Die Kulturindustrie als ordnendes Element in der Gesellschaft
- Die Verwässerung der Kunst durch die Kulturindustrie
- Die Homogenisierung des Individuums durch die Kulturindustrie
- Die Rolle der Technik in der Kulturindustrie
- Die Bedeutung von Stil und Tradition in der Kulturindustrie
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Der Text beginnt mit einer Einführung in das Thema und stellt die zentrale Frage nach der Herrschaft der Kulturindustrie über die Kunst. Er verweist auf Adornos Vorstellung von der Kunst als erlösender Kraft und beschreibt, wie die Kulturindustrie diese Kraft unterdrückt und zur Herrschaft des Systems macht.
Die Kulturindustrie in der Dialektik der Aufklärung: Dieses Kapitel analysiert die Kulturindustrie als ordnendes Element in der Gesellschaft, das durch Ähnlichkeit alles bestimmt. Die Kultur wird als planmäßiges Konstrukt dargestellt, das die Kunst als bloße Dreingabe betrachtet. Der Text diskutiert die Rolle des Films und Fernsehens als Instrumente der Kulturindustrie, die den Konsumenten manipulieren und homogenisieren.
Die Bedeutung der Kunst – eine Annäherung: Dieses Kapitel widmet sich der Bedeutung der Kunst und analysiert die Ansichten von Adorno und Marcuse. Der Text zeigt auf, wie die Kulturindustrie die Kunst entwertet und ihren ursprünglichen Sinn zerstört.
- Citation du texte
- Ullrich Müller (Auteur), 2005, Die Herrschaft der Kulturindustrie über die Kunst in der Dialektik der Aufklärung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/170648