Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Theoretische Grundlagen
2.1 Das soziale Klima
2.1.1 Zum Begriff des sozialen Klimas
2.1.2 Das stabile soziale Klima als lernforderliches Klima
2.1.3 Indikatoren fur ein stabiles soziales Klima und dessen empirische Messung
2.2 Der Klassenrat
2.2.1 Der Klassenrat nach Celestin Freinet
2.2.2 Klassenrat heute
2.2.3 Ziele und Moglichkeiten
2.2.4 Grenzen des Klassenrats
3. Die Einfuhrung des Klassenrats in der Klasse 3a
3.1 Lernvorraussetzungen und Ausgangssituation
3.1.1 Das soziale Klima der Klasse 3a
3.1.2 Individuelle Lernvorraussetzungen 3.2. Didaktische Begrundung
3.2.1 Der Klassenrat als MaRnahme in der 3a
3.2.2 Bezug zum Lehrplan, zum Schulgesetz und zu den Grundsatzen zur Bildungsforderung
3.2.3 Zielvorstellungen
3.3 Methodische Vorgehensweise
3.3.1 Rahmenbedingungen und Obersicht uber das Vorhaben
3.3.2 Einfuhrungsstunde
3.3.3 Erarbeitung der Regeln
3.3.4 Die erste Klassenratssitzung
3.3.5 Rolle der Lehrperson
3.3.6 Amterabgabe
3.3.7 Zwischenreflexion
4. Dokumentation, Reflexion und Evaluation
4.1 Verlauf der Durchfuhrung
4.2 Evaluation und Zielerreichung
4.3 Kritische Aspekte und Alternativen
5. Zusammenfassung und Ausblick
6. Quellenangaben
7. Anhang
1. Einleitung
„Alicia[1]hat gesagt, dass Indira nur ihre Freundin allein ist, das darf sie doch nicht, oder?"[2], tont es mir schon im Treppenhaus auf dem Weg in die Klasse 3a entgegen - die Pause ist zu Ende, der Unterricht musste beginnen, wenn da nicht immer die Streitereien waren, die aus der Pause mit in den Unterricht getragen werden. Als Lehrerin stehe ich nun vor der Entscheidung, diese Konflikte entweder direkt zu klaren, wodurch wertvolle Unterrichtszeit geopfert werden muss, oder aber den Unterricht ohne Klarung dieser Konflikte zu beginnen. Letzteres fuhrt dazu, dass kein ungestorter Unterrichtseinstieg moglich ist.
Die Klasse 3a habe ich schon ganz zu Beginn meines Referendariats kennen gelernt, zurzeit unterrichte ich dort angeleitet das Fach Deutsch, im letzten Halbjahr gab ich dort aber auch bedarfsdeckend Deutschunterricht. Sowohl mir als auch der Klassenlehrerin fiel zu Beginn des Schuljahres auf, dass die Konflikte sich hauften. Ich stellte mir die Frage, wie die Situation wohl entscharft werden konnte und wo die Ursachen fur das Problem lagen. Schnell wurde klar, dass das soziale Klima der Klasse gestort sein musse. Im Hinblick auf die vielen Streitereien hatte ich zunachst die Idee, eine Streitschlichter-AG zu grunden und einige Kinder zu Streitschlichtern[3]auszubilden. Ich verwarf die Idee allerdings wieder, weil es sich hierbei nicht um eine gezielte MaRnahme fur die Klassengemeinschaft handelte und ich selbst bisher keine Ausbildung zum Streitschlichter genossen hatte. Im Hauptseminar lernten wir zum Thema Streitschlichtung und Mediation auch den Klassenrat kennen. Nach naherer Auseinandersetzung mit dem Thema entschied ich, dass der Klassenrat sich als MaRnahme zur Verbesserung des sozialen Klimas in der 3a gut eignen konnte. Die Idee, einen Klassenrat einzufuhren, war also geboren. Zusatzlich zu dem Wunsch in der Klasse, die mir uber die Halbjahre hinweg nun doch ans Herz gewachsen ist, etwas zu verbessern, gefiel mir die Idee, anders als im normalen Unterricht mit den Kindern auf einer Ebene zusammenzuarbeiten. Hier eroffneten sich nicht nur eine Menge Lernmoglichkeiten fur die Kinder, sondern auch fur mich, vor allem im Hinblick auf die Weiterentwicklung meiner eigenen Lehrerpersonlichkeit.
Im Anschluss an diese Einleitung mochte ich mich zunachst mit den theoretischen Grundlagen, die fur die Arbeit mit dem Klassenrat wichtig sind, beschaftigen. Dann beschreibe ich das Konzept, dass meiner praktischen Arbeit in der Schule zu Grunde liegt, vor allem aus methodischer und didaktischer Sicht. Danach folgen eine reflektierende Dokumentation und anschlieRend eine vorlaufige Evaluation. Zu guter Letzt folgen Zusammenfassung und Ausblick.
2. Theoretische Grundlagen
lm folgenden Teil sollen die theoretischen Hintergrunde, die meiner Arbeit zu Grunde liegen, dargelegt werden. Hierbei werde ich von den zentralen, im Titel vorkommenden Begriffen des sozialen Klimas und des Klassenrates ausgehen.
2.1 Das soziale Klima
Zunachst mochte ich den Begriff des sozialen Klimas definieren, um darstellen zu konnen, inwiefern das soziale Klima mit einem lernforderlichen Klima zusammenhangt. lm Anschluss daran nenne ich Indikatoren fur ein stabiles soziales Klima.
2.1.1 Zum Begriff des sozialen Klimas
Obwohl der Begriff Klima in der Alltagssprache weit verbreitet ist, herrscht aus padagogischer Sicht weitgehend Uneinigkeit uber dessen Bedeutung, so dass viele verschiedene Definitionen des Begriffs vorliegen.[4]Laut Janke handelt es sich hierbei um „nichts direkt Fassbares, es ist zunachst ein inhaltsleeres, hypothetisches Produkt, das je nach Forschungshintergrund, Theorie und Schwerpunktsetzung mit Inhalt gefullt wird "[5]. In der Padagogik sowie in der padagogischen Psychologie wird der Begriff einerseits dazu verwendet, um die „emotionale Qualitat der sozialen Beziehungen"[6]zu beschreiben, andererseits charakterisiert man hiermit vorherrschende Normen und Werte einer Gruppe oder Organisation.[7]Am weitesten verbreitet ist allerdings die Definition des Klimas als Konfiguration von Merkmalen der Lernumwelt, die das Individuum wahrnimmt.[8]Das soziale Klima einer Schulklasse kann zusammengefasst definiert werden als „Aggregat subjektiver Wahrnehmung und kognitiver Verarbeitung von situationalen Reizen, das sich in der Beschreibung von Umwelten, Strukturen und Verhalten in der Schulklasse [...] durch das Individuum wiederspiegelt und die Bildung von Einstellungen zur Lernsituation sowie individuelles Verhalten beeinflusst"[9]. Im Rahmen dieser Arbeit ist es sinnvoll, den Begriff des sozialen Klimas weiter einzugrenzen, was laut Eder anhand von funf Facetten moglich ist, namlich anhand des Inhalts, des Organisationsbezugs, des Subjektbezugs, der Beschreibungsbasis sowie der Datenquelle.[10]Inhaltlich bezieht sich die Beschreibung des Klimas hier auf die sozialen Beziehungen der Schuler untereinander[11], als Organisation soll die Klasse gelten. Hinsichtlich des Subjektbezugs beziehe ich mich auf Beschreibungen der subjektiv erlebten Umwelt innerhalb der Klasse. Die Beschreibungsbasis ist hier zunachst die Ebene einzelner Personen, welche dann als Zusammenfassung die Beschreibung des aggregierten Klimas bilden sollen. Als Datenquelle sollen in erster Linie die Kinder selbst dienen, wobei beachtet werden muss, dass sowohl Aussagen uber das Kind selbst als auch Fremdbeschreibungen getatigt werden durfen.[12]Dementsprechend spreche ich in Anlehnung an von Saldern von dem sozialen Klima als einem Aggregat subjektiver Wahrnehmung der emotionalen Qualitat der sozialen Beziehungen der Schuler untereinander, die sich in der Beschreibung von Umwelten, Strukturen und Verhalten in der Klasse durch einzelne Kinderwiederspiegelt.
2.1.2 Das stabile soziale Klima als lernforderliches Klima
Es ist also von einem stabilen sozialen Klima zu sprechen, wenn die sozialen Beziehungen der Kinder untereinander von hoher, emotionaler Qualitat sind und auch so wahrgenommen werden. Dies ist von zentraler Bedeutung fur Schule und Unterricht, da ein gutes soziales Klima ein forderliches Lernklima bewirkt.[13]Unter einem lernforderlichen Klima versteht Meyer eine Unterrichtsatmosphare, die gekennzeichnet ist durch gegenseitigen Respekt, das Einhalten von Regeln und gemeinsam geteilte Verantwortung.[14]Um das Klima einer Klasse zu stabilisieren, empfiehlt Meyer zum Beispiel, die Kinder mehr mitbestimmen zu lassen, auch schwierige Schuler Amter in der Klasse ubernehmen zu lassen, Konflikte zu thematisieren und die Moglichkeit zum Schulerfeedback anzubieten.[15]Hier bietet die Einfuhrung eines Klassenrates geeignete Raume und Moglichkeiten, auf die ich in Kapitel 2.2.3 naher eingehen werde. Die Auswirkungen eines positiven Klimas wiederrum auf Leistungsbereitschaft und Leistungsverhalten, Einstellungen zu Schule und Unterricht, Sozialverhalten und Interessenentwicklung der Kinder lassen sich empirisch nachweisen[16], so dass eine Stabilisierung des sozialen Klimas als erstrebenswert gelten muss.
2.1.3 Indikatoren fur ein stabiles soziales Klima und dessen empirische Messung
Es bleibt nun festzustellen, wie sich das soziale Klima einer Lerngruppe empirisch messen lasst. Zentral ist die subjektiv wahrgenommene Qualitat der emotionalen Beziehungen der Schuler untereinander. Deshalb halte ich es fur sinnvoll, das Klima anhand eines Schulerfragebogens zu messen, der sich auf Indikatoren fur ein stabiles Klima bezieht. Meyer beispielsweise nennt die folgenden Indikatoren:
- Kein Schuler wird wegen geringer Leistungen diskriminiert.
- Die Schuler nehmen beim Lernen Rucksicht aufeinander und helfen einander.
- Es gibt kein aggressives Verhalten einzelner Schuler gegeneinander.
- Die Schuler beschimpfen einander nicht.
- Ihre Sprache ist frei von Beleidigungen, Zoten usw. [...]
- Es gibt wenig Rivalitaten und Machtkampfe zwischen Schuler-Cliquen.
- Es gibt keine versteckte Diskriminierung von Mitschulern.
- Es gibt klar definierte Klassenamter.
- Die Schuler ermahnen sich selbst, gemeinsam vereinbarte Regeln einzuhalten.
- Hin und wieder wird gelacht.[17]
Auf den Internetseiten der Bund-Lander-Kommission fur Bildungsplanung und Forschungsforderung zum Thema „Demokratie lernen und leben"[18]findet sich auRerdem ein Fragebogen zum Klassenklima. Im Hinblick auf die von Meyer genannten Indikatoren sowie die sprachlichen Kompetenzen meiner Lerngruppe halte ich es fur sinnvoll, diesen Fragebogen in abgewandelter Form zur empirischen Messung des sozialen Klimas einzusetzen.
2.2 Der Klassenrat
Im Folgenden mochte ich zunachst auf die Wurzeln des Klassenrats eingehen, um diese dem Klassenrat heute gegenuberstellen zu konnen. Danach werde ich auf Ziele und Moglichkeiten des Klassenrats sowie auf dessen Grenzen eingehen.
2.2.1 Der Klassenrat nach Celestin Freinet
Als Begrunder des Klassenrats wird heute Celestin Freinet angesehen, da er wesentlich zu dessen Entwicklung beigetragen hat.[19]Anfang des 20. Jahrhunderts distanzierte er sich von althergebrachten frontalen und lebensfernen Unterrichtsformen, um eigene Wege und Vorstellungen zu erproben.[20]Seine politische Haltung als Sozialist wirkt sich auf seine Vorstellung von zeitgemaRem Unterricht aus. Durch den Austausch mit fuhrenden Reformpadagogen wird Freinet dazu veranlasst, die Unterrichtsinhalte an die Interessen und Bedurfnisse der Kinder anzupassen und sie an der strukturellen Gestaltung des Unterrichts teilnehmen zu lassen.[21]Hierbei hat Freinet nicht nur die Demokratisierung der Institution Schule im Blick, sondern vielmehr die Ebene der Klasse.[22]Gerade auf dieser Ebene sucht er nach Wegen, die Kinder selbst uber das tagliche Unterrichtsgeschehen und die Unterrichtsinhalte entscheiden zu lassen. Die kooperative Selbstverwaltung der Klasse wird eine der wichtigsten strukturellen Grundlagen der Freinet-Padagogik.[23]Hier entwickelt sich der Klassenrat zum elementarsten Instrument.[24]
Der Ablauf einer Klassenratssitzung nach dem Konzept Freinets beginnt mit der Obernahme der Lehrerposition durch einen Schuler, der auch bildlich hinter dem Lehrerpult Platz nimmt.[25]„Sein Sekretar steht neben ihm. Alle Schuler sitzen frei nach Belieben in der Klasse, die zu einem Versammlungsraum geworden ist. Der Lehrer hat sich bescheiden im Hintergrund der Klasse hingesetzt."[26]Durch die Sitzordnung wird klar, dass die Klasse nun Zeit bekommt, ihre Belange selbstgesteuert zu besprechen. Dabei kann reflektiert, Kritik geubt und Losungen fur Konflikte gesucht werden.[27]Freinet schreibt dem Klassenrat auRerdem folgende Funktionen zu: Forderung der Gemeinschaft, Moralerziehung durch „Gewissenserforschung", Identifikation des Einzelnen mit der Gemeinschaft und Vermittlung von Verantwortungsbewusstsein.[28]
Deutlich zu erkennen ist der Einfluss John Dewey auf Freinets Padagogik. Dewey versteht die Schule als einen Ort des Zusammenlebens, einen Miniaturkosmos, der die Gesellschaft im Kleinen abbildet. Demokratie soil dementsprechend nicht als Unterrichtsinhalt gelehrt, sondern durch personliche Erfahrung gelernt und als Teil der Lebenswelt erfahren werden.[29]
Dreikurs, Grunwald und Pepper messen der demokratischen Natur des Klassenrats sogar ein noch groReres Gewicht bei. Aufbauend auf dem individualpsychologischen Ansatz Alfred Adlers gehen sie davon aus, dass die Entwicklung von Gemeinschaftsgefuhl Voraussetzung ist, um das Selbstwertgefuhl eines Kindes zu starken und die Personlichkeitsentwicklung zu fordern.[30]Jedes Kind sollte ermutigt werden, seinen individuellen Weg zu gehen und dabei in der Lage zu sein, die Gleichwertigkeit aller anzuerkennen, so wie es dem demokratischen Ideal unserer Gesellschaft entspricht.[31]
2.2.2 Klassenrat heute
Eine Definition des Klassenrats fur die Regelschule lasst sich bei Eva und Hans- Joachim Blum finden:
Der Klassenrat ist eine regelmaRig stattfindende Gesprachsrunde, in der sich Schuler und die Fachlehrkraft gemeinsam mit konkreten Anliegen der Klassengemeinschaft (z.B. Ausfluge oder Projekte, Organisationsfragen wie Dienste und Regeln, Probleme und Konflikte) beschaftigen und dafur moglichst eine einvernehmliche Losung finden.[32]
Hier wird schnell klar, dass es nicht mehr wie bei Freinet um Unterrichtsgeschehen und Inhalte geht, sondern um „die kleinen Dinge [...], die alle angehen und die fur das Wohlfuhlen von Schulern und Lehrern im Lebensraum Schule Bedeutung haben"[33]. Anders als im Fachunterricht begegnen sich Schuler und Lehrer auf einer anderen Ebene, schwerpunktmaRig wird auf der Beziehungsebene gearbeitet. Wesentlich ist der ritualisierte Ablauf des Klassenrats, der gerade Kinder jungerer Altersstufen entlastet.[34]
Auch Birte Friedrichs beschreibt den Klassenrat als „eine besondere Stunde in der Woche, in der Schuler/innen - egal ob Kinder oder Jugendliche - Probleme benennen und bearbeiten konnen"[35]. AuRerdem bezeichnet sie ihn
als einen „Ort demokratischer Partizipation"[36], in dem Kinder verantwortlich mitentscheiden konnen.[37]
2.2.3 Ziele und Moglichkeiten
lm Rahmen dieser Arbeit liegt das Hauptziel des Klassenrats darin, das soziale Klima und damit auch das Lernklima zu verbessern. Daruber hinaus ermoglicht die Arbeit mit dem Klassenrat guten Unterricht auch durch die Starkung der Klassengemeinschaft und durch Gewaltpravention.[38]Weitere Ziele und Moglichkeiten beziehen sich zum Einen auf die Entlastung der Lehrkraft, zum Anderen auf die Vermittlung von Kompetenzen.[39]
Die Lehrkraft wird entlastet durch die Moglichkeit des Vertagens von Anliegen und Problemen auf den Klassenrat, denn gerade in der Grundschule wird vor allem nach der Pause immer wieder viel Zeit verwendet, um Konflikte zu losen.[40]AuRerdem ermoglicht der Klassenrat ein Teilen der Verantwortung solcher Konfliktlosungssituationen.[41]
lm Hinblick auf die Vermittlung von Kompetenzen bietet der Klassenrat den Kindern eine Vielzahl von Lernchancen, die sich in personale, soziale, methodische und fachliche Kompetenzen einteilen lassen.[42]Wahrend die fachlichen Kompetenzen sich dabei auf Inhalte des Faches Deutsch beziehen[43], geht es bei den personalen, sozialen und methodischen Kompetenzen „um prosoziales Verhalten, um die so genannten Soft Skills, die [...] immer wieder gefordert werden, die aber auch fur das Funktionieren unserer Gesellschaft unabdingbar sind."[44]Beispiele fur Kompetenzen dieser Art sind z.B. Selbstvertrauen, Kommunikationsfahigkeit, Teamfahigkeit und Konfliktlosungsfahigkeit.[45]
Daruber hinaus spricht Birte Friedrichs die „Erziehung zur Demokratiefahigkeit"[46]durch die Ermutigung zur AuRerung der eigenen Meinung, die Obernahme von Verantwortung und die Entwicklung von Toleranzbereitschaft an.[47]
2.2.4 Grenzen des Klassenrats
Obwohl der Klassenrat eine ganze Bandbreite von Moglichkeiten bietet, sind ihm auch gewisse Grenzen gesetzt. So kann der Klassenrat beispielsweise nicht alle Schwierigkeiten in einer Klasse losen.[48]Blum/Blum weisen vor allem darauf hin, dass je mehr Probleme eine Klasse bereits hat, umso mehr Zeit muss investiert werden, um eine positive Veranderung feststellen zu konnen[49]Umgekehrt wirkt der Klassenrat besonders erfolgreich praventiv.[50]Des Weiteren kann der Klassenrat keine komplexen Probleme in kurzer Zeit losen, so dass es Probleme geben wird, die im Laufe der Zeit immer wieder auftauchen werden. Genauso brauchen Verhaltensanderungen bei Schulern viel Zeit, wobei der Klassenrat hier den Vorteil des Feedbacks bietet.[51]Blum/Blum betonen auRerdem, dass der Klassenrat nicht zu einem Disziplinierungsinstrument gemacht werden und Strafen verhangen darf, da er sonst seine positive Wirkung auf das Klassenklima verlore.[52]Dies bedeutet gleichzeitig, dass zum Beispiel Straftaten keine Themen fur den Klassenrat sind, da hier seitens der Schule sowohl rechtliche als auch disziplinarische Konsequenzen erforderlich sind.[53]Weiterfuhrend stimmen Blum/ Blum und Friedrichs darin uberein, dass schwerwiegende oder komplexe Konflikte wie Mobbing oder familiare Probleme nicht in den Klassenrat gehoren und von Kindern gelost werden konnen, sondern hier stattdessen seitens der Lehrkraft Hilfe angeboten werden sollte.[54]
[...]
[1]Aus Grunden des Datenschutzes wurden alle Namen geschlechtsspezifisch verandert.
[2]Aussage von Sandra, einem Madchen aus der Lerngruppe.
[3]Aus Grunden der Lesbarkeit wird auf die Verwendung zusatzlicher, weiblicher Personenbezeichnungen verzichtet; die mannliche Form ist durchweg geschlechtsneutral zu verstehen.
[4]Vgl. Janke 2006, S.12.
[5]Janke 2006, S. 12.
[6]Eder zitiert nach Janke 2006, S. 13.
[7]Vgl. Janke 2006, S. 13.
[8]Vgl. Janke 2006, S. 13.
[9]Von Saldern zitiert nach Janke 2006, S.14.
[10]Vgl. Eder zitiert nach Janke 2006, S. 21f.
[11]Im Rahmen dieser Arbeit werden lediglich die Schuler-Schuler- Beziehungen thematisiert, da bezuglich der Lehrer-Schuler-Beziehungen kein Handlungsbedarf besteht.
[12]Vgl. Eder zitiert nach Janke 2006, S. 21f.
[13]Vgl. Reisch/Schwarz 2002, S.8f.
[14]Vgl. Meyer 2004, S. 47, Meyer formuliert desweiteren die Beschaffenheit der Lehrer- Schuler-Beziehungen, die im Rahmen dieser aber nicht von Interesse sind.
[15]Vgl. Meyer 2004, S. 54.
[16]Vgl. Meyer, S. 51f.
[17]Meyer 2004, S. 49.
[18]www.blk-demokratie.de Demokratiebaustein „Selbstevaluation" Fragebogen zum Klassenklima, s. Anhang A1: Fragebogen der BLK zum Klassenklima.
[19] Vgl. Friedrichs 2009, S. 49ff.
[20] Ebd.
[21] Ebd.
[22] Ebd.
[23] Ebd.
[24] Ebd.
[25] Ebd.
[26] Freinet zitiert nach Friedrichs 2009. S. 52.
[27] Vgl. Friedrichs 2009, S. 52 f.
[28] Vgl. Friedrichs 2009, S. 54 f.
[29]Vgl. Friedrichs 2009, S. 47 f.
[30]Vgl. Friedrichs 2009, S. 55 ff.
[31]Ebd.
[32]Blum/ Blum 2006, S. 10.
[33]Ebd.
[34]Vgl. Blum/ Blum 2006, S. 32ff.
[35]Friedrichs 2009, S. 7.
[36] Ebd.
[37] Vgl. Friedrichs 2009, S.7.
[38] Vgl. Blum/ Blum 2006, S. 14.
[39] Ebd.
[40] Ebd.
[41] Ebd.
[42] Ebd.
[43] Ebd.
[44] 4 Blum/Blum 2006, S.14.
[45]Vgl. Blum/ Blum 2006, S. 14.
[46]Friedrichs 2009, S. 12.
[47]Vgl. Friedrichs 2009, S. 12f.
[48] Vgl. Blum/ Blum 2006, S. 21 ff.
[49] Ebd.
[50] Ebd.
[51] Ebd.
[52] Ebd.
[53] Ebd.
[54]Vgl. Blum/ Blum 2006, S. 21ff und Friedrichs 2009, S. 14f.