Il y a en moi, littérairement parlant, deux bonhommes distincts: un qui est épris de gueulades, de lyrisme, de grands vols d’aigle, de toutes les sonorités de la phrase et des sommes de l’idée ; un autre qui fouille et creuse le vrai tant qu’il peut [...].
Flaubert à Louise Colet, 16 janvier 1852
In seinem 1857 erstmals vollständig veröffentlichten Werk Madame Bovary, das gleichzeitig einer der bekanntesten französischen Romane des 19. Jahrhunderts ist, zeichnet der französische Schriftsteller Gustave Flaubert (1821-1880) in einer „Dekadenzstudie über das Bürgertum“ ein Bild des Lebens in der französischen Provinz, in der die romantischen Träume und hohen Erwartungen an das Leben der jungen Frau Emma Bovary an der Wirklichkeit scheitern.
Neben der eigentlichen Handlung stellt Flaubert in seinem Roman verschiedene thematische Konzepte in Opposition dar. Neben den Gegensätzen ‚Mobilität und Immobilität’ in Bezug auf die Protagonistin Emma Bovary und ‚Männlichkeit und Weiblichkeit’ wird auch eine Gegenüberstellung der literarischen Konzepte ‚Romantik und Realismus’ erkennbar, wie das oben genannte Zitat aus einer brieflichen Korrespondenz zwischen Flaubert und seiner Vertrauten Louise Collet deutlich macht.
Letztgenannte Opposition ist im Hinblick auf Flauberts literarische Haltung besonders aufschlussreich, da sie eng mit dem zeitgeschichtlichen Kontext des Autors und dessen Schlussfolgerungen aus den gesellschaftlichen Entwicklungstendenzen seiner Zeit gekoppelt ist.
Diese Opposition - der Schnitt zwischen romantischer und realistischer Romankonzeption - lässt sich anhand einer Vielzahl von Stellen in Madame Bovary kenntlich machen, tritt jedoch insbesondere durch die Szene der "comices agricoles" (Szene der Landwirtschaftsmesse) in Kapitel VIII des zweiten Teils hervor.
In dieser Hauptseminararbeit, die sich mit der Betrachtung der Schnittstelle zwischen romantischer und realistischer Romankonzeption sowie der Schnittstelle zwischen romantischem und realistischem bzw. politischem Diskurs beschäftigt, soll daher das Hauptaugenmerk auf der Szene der comices agricoles liegen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Flauberts Romantik- und Realismuskonzeption
- Romantik
- Realismus
- Der Schnitt zwischen Realismus und Romantik: Demontage der Romantik
- Szenenaufbau und Funktion
- Umsetzung des romantischen Diskurses
- Die romantischen Anlagen Rodolphes
- Umsetzung des politischen Diskurses
- Sprachliche und inhaltliche Gestaltung
- Diskursinteraktion: Sprachliche und inhaltliche Gestaltung der Schnitte
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hauptseminararbeit widmet sich der Analyse der Schnittstelle zwischen romantischem und realistischem Romanverständnis in Gustave Flauberts "Madame Bovary". Dabei steht die Szene der comices agricoles im Zentrum der Betrachtung, die als pivotaler Punkt im Roman die romantischen Träume der Protagonistin Emma Bovary der harten Realität des ländlichen Lebens gegenüberstellt. Die Arbeit analysiert, wie Flaubert die Demontage des romantischen Diskurses in dieser Szene vollzieht und die politische und realistische Dimension des Lebens in der französischen Provinz durch einen gezielten Kontrast zwischen beiden Diskursen beleuchtet.
- Die Romantik- und Realismuskonzeption Flauberts
- Die Rolle der comices-Szene als Schnittstelle zwischen Romantik und Realismus
- Die sprachliche und inhaltliche Gestaltung der Szene
- Die Analyse des romantischen Diskurses anhand der Figur Rodolphes
- Die Demontage der Romantik und die Demaskierung des politischen Diskurses
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet Flauberts Konzept von Romantik und Realismus und führt in die zentrale Thematik der Arbeit ein: die Demontage des romantischen Diskurses in der comices-Szene. Kapitel 2 beleuchtet die Romantik- und Realismuskonzeption Flauberts, wobei die Beziehung zwischen diesen beiden literarischen Konzepten im Kontext des zeitgeschichtlichen Kontextes untersucht wird. In Kapitel 3 wird die Schnittstelle zwischen Romantik und Realismus anhand der comices-Szene analysiert. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Szenenaufbau, der Umsetzung des romantischen Diskurses durch die Figur Rodolphes und der sprachlichen und inhaltlichen Gestaltung des politischen Diskurses.
Schlüsselwörter
Die vorliegende Arbeit konzentriert sich auf die Analyse der Schnittstelle zwischen Romantik und Realismus in Gustave Flauberts "Madame Bovary", insbesondere anhand der Szene der comices agricoles. Zentral sind die literarischen Konzepte der Romantik und des Realismus, die Rolle des politischen Diskurses in der Szene, die sprachliche und inhaltliche Gestaltung der Szene und die Analyse der Figur Rodolphes als Repräsentant des romantischen Diskurses.
- Citar trabajo
- Christina Bertuch (Autor), 2010, Der Schnitt zwischen Romantik und Realismus: Wie gelingt Flaubert die Demontage des romantischen Diskurses innerhalb der "comices"-Szene?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/170996