Abstract
Anlass für diese explorative empirische Studie war die Entscheidung der deutschen Kultusministerkonferenz (2005) sich (u.a. wegen der im Rahmen von PISA 2003 durchgeführten nationalen Zusatzerhebung zum Lehrer) nicht an einer internationalen OECD-Lehrerstudie zu beteiligen. Deshalb wurden Original-PISA-Daten (2003) unter der Fragestellung analysiert, ob und inwieweit sie international vergleichbare Aussagen über den Lehrer machen. Dies war möglich, da PISA-Teilnehmer außer den eigentlichen Testaufgaben auch einen Fragebogen bearbeiten mussten. Dieser enthält u.a. verschiedene Gruppen von Aussagen, anhand derer die Schule, die Lehrer und die soziale Integration der Schüler in der Schule auf einer vierstufigen Ratingskala eingeschätzt werden sollte. Die vorgelegte Datenanalyse liefert also keine »harten Fakten«. Aber sie soll – und kann dies auch mit genügender Sicherheit – Fragen aufwerfen, die auf den Korrelationen zwischen den strukturiert abgefragten Meinungen der Schüler und ihren im PISA-Testverfahren erreichten Punktwerten beruhen. Diese Zusammenhänge wurden jeweils für Deutschland, Finnland, Kanada und den OECD-Durchschnitt berechnet. Dabei zeigt sich u.a., dass die deutschen Lehrer in allen die zwischenmenschliche Interaktion betreffenden Items signifikant schlechter beurteilt werden als ihre Kollegen in den Vergleichsländern. Daraus ergibt sich die Forderung, das Bildungssystem durch eine ständige praxisorientierte Forschung zu begleiten und dabei zunächst und vor allem den zwischenmenschlichen Binnenraum der Schule in den Blick zu nehmen – Strukturveränderungen haben vom „Sputnik-“ bis zum „PISA-Schock“ ihre Unfähigkeit zur Leistungsverbesserung wie erst recht zur zwischenmenschlichen Beziehungsgestaltung hinlänglich erwiesen.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung: Anlass und Ziel der Untersuchung
- 2 Vom Sputnik- zum PISA-Schock
- 3 Ausgewählte Veröffentlichungen zu PISA
- 3.1 Das PISA-Konsortium (2003)
- 3.2 ADAM, KONRAD Die deutsche Bildungsmisere. Pisa und die Folgen
- 3.3 FAHRHOLZ, BERND; GABRIEL, Sigmar; Müller, PETER (Hg.): Nach dem PISA-Schock. Plädoyer für eine Bildungsreform
- 3.4 GUGGENBÜHL, ALLAN: Die PISA-Falle. Schulen sind keine Lernfabriken
- 3.5 HUISKEN, FREERK: Der »PISA-Schock« und seine Bewältigung. Wie viel Dummheit braucht/verträgt die Republik?
- 3.6 TERHART, EWALD: Nach PISA
- 3.7 Fazit
- 4 Zur Datenaufbereitung
- 5 Zur Darstellungsform
- 6 Illustration mit konkreten Szenen aus dem Schulalltag
- 7 Exkurs zum zugrundegelegten Menschen- und Unterrichtsbild
- 7.1 Humanistische Psychologie
- 7.2 Neurobiologie
- 8 Darstellung und Interpretation ausgewählter Ergebnisse
- 8.1 Einschätzung des Nutzens von Schule
- 8.1.1 SQ24a - School has done little to prepare me for adult life when I leave school. - Die Schule hat wenig getan, um mich auf das Erwachsenenleben vorzubereiten, wenn ich die Schule verlasse.
- 8.1.2 SQ24b-School has been a waste of time. Schule war vertane Zeit.
- 8.1.3 SQ24d-School has taught me things which could be useful in a job. - Die Schule brachte mir Dinge bei, die im Beruf nützlich sein können.
- 8.1.4 SQ24c - School has helped give me confidence to make decisions. - Die Schule unterstützte mein Selbstvertrauen, eigene Entscheidungen zu treffen.
- 8.2 Lehrer-Schüler-Beziehungen
- 8.2.1 SQ26e - Most of my teachers treat me fairly. Die meisten meiner Lehrer behandeln mich fair.
- 8.2.2 SQ26a - Students get along well with most teachers. Schüler kommen mit den meisten Lehrern zurecht.
- 8.3 Arbeitsbereitschaft der Schüler (Sicht der Schulleiter)
- 8.3.1 SLQ11e - Students are cooperative and respectful - Die Schüler sind kooperativ und respektvoll.
- 8.3.2 SLQ11b - Students work with enthusiasm - Die Schüler arbeiten mit Enthusiasmus.
- 8.3.3 SLQ11g - Students do their best to learn as much as possible - Die Schüler strengen sich an, so viel wie möglich zu lernen.
- 8.3.4 SLQ11d - Student value academic achievement - Die Schüler schätzen akademische Leistung.
- 8.3.5 SLQ11c - Students take pride in this school - Die Schüler sind stolz auf diese Schule.
- 8.4 Interesse am Schüler
- 8.4.1 SQ26b- Most teachers are interested in students' well-being. — Die meisten Lehrer sind am Wohlergehen der Schüler interessiert.
- 8.4.2 SQ38a The teacher shows an interest in every student's learning. Der (Mathematik-) Lehrer zeigt Interesse am Lernen jedes Schülers.
- 8.4.3 SQ26c - Most of my teachers really listen to what I have to say. - Die meisten meiner Lehrer hören wirklich auf das, was ich zu sagen habe.
- 8.5 Hilfe im Unterricht - oder: Eine Frage berufsethischer Verantwortlichkeit
- 8.5.1 SQ38e - The teacher helps students with their learning. - Der Lehrer hilft Schülern beim Lernen.
- 8.5.2 SQ38c The teacher gives extra help when students need it. Der Lehrer gibt Extra-Hilfe, wenn Schüler es nötig haben.
- 8.5.3 SQ26d- If I need extra help, I will receive it from my teachers. – Wenn ich Extra-Hilfe benötige, bekomme ich sie von meinen Lehrern.
- 8.6 Disziplin im Unterricht
- 8.6.1 SQ38h - The teacher has to wait a long time for students to quieten down. - Der Lehrer muss lange auf Ruhe warten.
- 8.6.2 SQ38k - Students don't start working for a long time after the lesson begins. - Die Schüler fangen nach Stundenbeginn lange nicht an zu arbeiten.
- 8.6.3 SQ38f- There is noise and disorder. Es gibt Lärm und Durcheinander/ungebührliches Betragen.
- 8.6.4 SQ38b - Students don't listen to what the teacher says . - Die Schüler hören nicht auf das, was der Lehrer sagt. SLQ25d ...learning hindered by disruption of classes by students - In welchem Ausmaß ist das Lernen behindert durch Unterrichtsstörungen?
- 9 Zusammenfassende Interpretation und Folgerungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit untersucht die PISA-Studie aus der Perspektive von Lehrern und der Lehrerausbildung. Sie befasst sich mit den Folgen der PISA-Ergebnisse für die deutsche Bildungslandschaft und beleuchtet kritisch die Rolle der Lehrer im Kontext von PISA.
- Analyse der PISA-Studie und ihrer Auswirkungen auf die Lehrerausbildung
- Bewertung der Kritik an PISA und der deutschen Bildungslandschaft
- Untersuchung der Rolle des Lehrers in der PISA-Debatte
- Bedeutung des Menschen- und Unterrichtsbildes im Kontext von PISA
- Interpretation ausgewählter PISA-Befunde im Hinblick auf die Lehrer-Schüler-Beziehung und die Lernmotivation von Schülern
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Anlass und die Ziele der Untersuchung erläutert. Anschließend werden die historischen und gesellschaftlichen Hintergründe des PISA-Schocks beleuchtet. Das dritte Kapitel bietet einen Überblick über ausgewählte Veröffentlichungen zum Thema PISA. Die folgenden Kapitel befassen sich mit der Datenaufbereitung, der Darstellungsform und der Illustration der Ergebnisse mit konkreten Szenen aus dem Schulalltag. Ein Exkurs zum zugrundegelegten Menschen- und Unterrichtsbild, eingebettet in humanistische Psychologie und Neurobiologie, wird in Kapitel sieben präsentiert. Die Kernanalyse der Arbeit findet in Kapitel acht statt, in dem ausgewählte PISA-Befunde interpretiert und analysiert werden. Die Interpretation konzentriert sich auf die Bereiche Einschätzung des Nutzens von Schule, Lehrer-Schüler-Beziehungen, Arbeitsbereitschaft der Schüler, Interesse am Schüler, Hilfe im Unterricht und Disziplin im Unterricht.
Schlüsselwörter
PISA-Studie, Lehrerausbildung, Bildungslandschaft, PISA-Schock, Lehrerrolle, Menschenbild, Unterrichtsbild, Lehrer-Schüler-Beziehung, Lernmotivation, Unterrichtsstörungen, Berufsethische Verantwortung.
- 8.1 Einschätzung des Nutzens von Schule
- Quote paper
- Norbert Jüdt (Author), 2010, PISA - Fragen an die Lehrer und ihre Ausbildung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/171181