Immer wieder ist in der Presse von den französischen Vororten, den banlieues, die Rede. In den Blickpunkt rücken diese fast ausschließlich im Zusammenhang mit Krawallen, in Brand gesetzten Fahrzeugen und gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Die Medien veröffentlichen Bilder, die auch in Kriegsgebieten aufgenommen worden sein könnten und Artikel über Parallelgesellschaften mit Parallelökonomien und eigenen Gesetzen. Die grands ensembles, ursprünglich für die Arbeiterschaft entworfen, scheinen zu Zentren der Gewalt und des Drogenhandels geworden sein. Seit den ersten Anzeichen von Marginalisierung und Segregation in der französischen Gesellschaft wurden viele Gesetze erlassen, Programme ins Leben gerufen und sonstige Maßnahmen ergriffen, um diese Entwicklungen einzudämmen oder sogar rückgängig zu machen.
Die vorliegende Arbeit soll einen Überblick über die Entwicklung der französischen Vororte hin zu Zentren der Marginalisierung und Symbolen der Segregation geben. Innerhalb dieses Überblickes soll auch auf die politischen Maßnahmen eingegangen werden, mit deren Hilfe sich die Verantwortlichen eine Verbesserung der vorherrschenden Missstände versprachen.
Im zweiten Teil der Arbeit soll auf Mathieu Kassovitz‘ 1995 erschienenen Film La Haine eingegangen werden, der in Frankreich für rege Diskussionen sorgte. Der Regisseur wurde mit Lob überschüttet und als Wunderkind des französischen Kinos gefeiert. Doch auch Kritik wurde laut, sogar aus den Reihen derer, denen Kassovitz mit La Haine als Sprachrohr dienen wollte. Er zeichnet in seinem bislang erfolgreichsten Film ein düster-realistisches Bild der Heranwachsenden in den Vorstädten Frankreichs. In La Haine lässt der Regisseur den Zuschauer die tiefgreifende Spaltung zwischen Stadtzentrum und banlieue aus dem Blickwinkel der Marginalisierten wahr-nehmen. Der zweite Teil des Films, der außer der letzten Szene vollständig im Pariser Stadtzentrum spielt, hebt sich dabei deutlich vom ersten Teil, der in der Cité des Muguets spielt, ab. Aus diesem Grund soll in der folgenden Arbeit ausschließlich auf den zweiten Teil des Films eingegangen werden, jedoch nicht ohne einige erklärende Verweise auf Ereignisse, die sich im ersten Teil des Films zutragen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Entwicklung der banlieues
- Begriffsbestimmung banlieue
- Von der zone non aedificandi zu den HBM
- Von den cités-jardins zu den grands ensembles
- Der Beginn der politique de la ville und die ersten Unruhen
- Das Programm Banlieue 89 und die Unruhen bei Lyon
- Das LOV und die fracture sociale
- Die ZUS und der plan de cohésion sociale
- Von den Unruhen 2005 bis in die Gegenwart
- La Haine
- Einordnung und Rezeption
- Die Darstellung der Cité des Muguets
- Die Darstellung des Stadtzentrums
- „Le monde est à vous“
- Asterix als Symbol für die Überlegenheit der city
- Die Polizei: Ordnungshüter oder Sozialarbeiter?
- Räumliche Distanz zwischen cité und city
- Kassovitz' Kritik an den Medien
- Gewalt in der cité, Gewalt in der city
- Bild und Ton
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Entwicklung der französischen Vorstädte, der banlieues, hin zu Zentren der Marginalisierung und Symbolen der Segregation. Sie beleuchtet dabei die politischen Maßnahmen, die ergriffen wurden, um diese Entwicklungen einzudämmen, sowie die Darstellung dieser Problematik im Film „La Haine“ von Mathieu Kassovitz.
- Die historische Entwicklung der banlieues von der zone non aedificandi bis hin zu den grands ensembles.
- Politische Maßnahmen zur Verbesserung der sozialen Situation in den französischen Vorstädten.
- Die Darstellung der banlieues in „La Haine“ und die Analyse der Beziehung zwischen Stadtzentrum und Vorstadt.
- Die Kritik an den Medien und die Darstellung von Gewalt in „La Haine“.
- Die Rolle der Polizei und die Frage nach ihrer Funktion als Ordnungshüter oder Sozialarbeiter.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Gegenstand der Arbeit vor und erläutert die Bedeutung der banlieues in der französischen Gesellschaft. Das zweite Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung der banlieues von den Anfängen im 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Es werden die verschiedenen Phasen der Entwicklung der banlieues und die damit einhergehenden politischen Maßnahmen analysiert. Der dritte Teil der Arbeit fokussiert sich auf den Film „La Haine“ von Mathieu Kassovitz. Es werden die Darstellung der Cité des Muguets und des Stadtzentrums sowie die Kritik an den Medien und die Darstellung von Gewalt analysiert. Abschließend soll das Schlusswort die wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit zusammenfassen.
Schlüsselwörter
Banlieues, Marginalisierung, Segregation, Stadtplanung, Politik, La Haine, Mathieu Kassovitz, Gewalt, Medien, Polizei, soziale Ungleichheit, Frankreich.
- Arbeit zitieren
- Florian Turna (Autor:in), 2010, Jenseits des Mythos' - Mathieu Kassovitz' Banlieue Epos "La Haine", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/171254
