Der Zerfall der Sowjetunion hat Europa in Unordnung gebracht. Die westeuropäischen Staaten wurden von dieser Entwicklung überrascht. Diese Umwälzungen stellten den europäischen Integrationsprozess vor eine große Herausforderung. Die Europäische Union entwickelte sehr schnell ein neues Verantwortungsbewußtsein gegenüber der Sicherstellung der Stabilität des Kontinents. Es spielte sicherlich auch ein wenig Euphorie bei den europäischen Westmächten mit, als sie nach ihrem „Sieg über den Kommunismus“ zunächst mit dem Versprechen, alle europäischen Staaten in die europäische Union aufzunehmen, reagierten. Die Teilung des Kontinents sollte durch die Erweiterung der Union endgültig überwunden werden. Diese Euphorie sollte bald gebremst werden. Zwar hatte niemand von einer bedingungslosen Integration der zentral- und osteuropäischen Staaten gesprochen, aber nur allmählich wurde klar, dass die Erweiterung für die beiden Seiten, die Europäische Union und die neuen postkommunistischen Beitrittsbewerber, ein Test auf Leib und Nieren werden würde.
Just zu dieser Zeit des Umbruchs verlangte man in der Politikwissenschaft, genauer in ihrem Teilbereich der Internationalen Beziehungen, nach einem neuen theoretischen Ansatz. Die bisherigen Theorien, die auf dem Rationalismusprinzip basieren, wie der Realismus, der Liberalismus und der Institutionalismus, wiesen in dieser Welt der Umbrüche einige Unschlüssigkeiten auf und schaffen es nur noch in Teilbereichen die Weltpolitik zu erklären. Besonders auf dem speziellen Gebiet der Osterweiterung der Europäischen Union (OE) können ein paar Hypothesen der oben genannten Denkschulen falsifiziert werden. Die Forschung versuchte nun mit dem Konstruktivismus durch einen soziologischen Ansatz1 die Weltpolitik neu zu erklären. Die vorliegende Arbeit soll anhand des Konstruktivismus die OE erklären, ihren Verlauf skizzieren, sowie den zu erwartenden Ausgang prognostizieren. Zunächst wird dazu in einem kleinen Abschnitt auf den Grundansatz des Konstruktivismus eingegangen. Danach soll es um die Verarbeitung des konstruktivistischen Ansatzes mit dem Thema der OE der EU gehen und, daran orientiert im Hauptteil meiner Arbeit, um die Überprüfung der konstruktivistischen Hypothesen hinsichtlich der OE.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Der konstruktivistische Ansatz
- III. Der konstruktivistische Ansatz bei der Osterweiterung der EU
- IV. Analyse der Osterweiterung anhand des Konstruktivismus
- IV.1 Ausgangspunkt des europäischen Erweiterungsgedanken
- IV.2 Analyse der aufgestellten Hypothesen zur OE der EU
- IV.2.1 Aus der Sicht der EU
- IV.2.2 Aus der Sicht der MOEL
- IV.2.3 Ursachen für eine Rangordnung unter den Beitrittskandidaten
- V. Warum kommt es bei den Beitrittsverhandlungen zu Verzögerungen bei der EU
- VI. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Erklärung der Osterweiterung der Europäischen Union (OE) anhand des Konstruktivismus. Dabei soll der Verlauf der OE skizziert und der zu erwartende Ausgang prognostiziert werden. Im Mittelpunkt steht die Überprüfung konstruktivistischer Hypothesen hinsichtlich der OE.
- Der konstruktivistische Ansatz in der Internationalen Politik
- Die Anwendung des Konstruktivismus auf die Osterweiterung der EU
- Die Analyse der OE aus der Sicht der EU und der mittel- und osteuropäischen Länder (MOEL)
- Die Ursachen für Verzögerungen bei den Beitrittsverhandlungen
- Die Rolle von Identitäten, Interessen und Normen im OE-Prozess
Zusammenfassung der Kapitel
- I. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der OE und die Herausforderungen für die Europäische Union im Kontext des Umbruchs in Europa nach dem Zerfall der Sowjetunion ein. Die Arbeit stellt den Konstruktivismus als theoretischen Ansatz vor und erläutert die Bedeutung seiner Anwendung im Zusammenhang mit der OE.
- II. Der konstruktivistische Ansatz: Dieser Abschnitt beschreibt die Grundannahmen des Konstruktivismus und diskutiert die Rolle von gesellschaftlichem Handeln, Sinninterpretationen und intersubjektiver Konstitution sozialer Strukturen. Er beleuchtet den Einfluss von Strukturen und Akteuren auf die Identität und Handlungsmöglichkeiten der Akteure in der internationalen Politik.
- III. Der konstruktivistische Ansatz bei der Osterweiterung der EU: In diesem Kapitel wird die Anwendung des Konstruktivismus auf die OE der EU erörtert. Die Diskussion beleuchtet die Relevanz konstruktivistischer Perspektiven für das Verständnis des OE-Prozesses.
- IV. Analyse der Osterweiterung anhand des Konstruktivismus: Dieser Abschnitt analysiert die OE anhand des Konstruktivismus. Er untersucht den Ausgangspunkt des europäischen Erweiterungsgedanken und analysiert die aufgestellten Hypothesen zur OE sowohl aus der Sicht der EU als auch der MOEL. Dabei werden auch die Ursachen für eine Rangordnung unter den Beitrittskandidaten beleuchtet.
- V. Warum kommt es bei den Beitrittsverhandlungen zu Verzögerungen bei der EU: Dieses Kapitel analysiert die Ursachen für Verzögerungen bei den Beitrittsverhandlungen im OE-Prozess.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Begriffen und Themen der internationalen Politik, wie dem Konstruktivismus, der Osterweiterung der EU, der Identitätsbildung von Staaten, der Rolle von Normen und Interessen in der internationalen Politik, sowie der Analyse von Akteuren und Strukturen im OE-Prozess.
- Citation du texte
- Matthias Mißler (Auteur), 2001, Die EU-Osterweiterung anhand des Konstruktivismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17132