Die Hopi gehören zu den Pueblo-Indianern im Südwesten Noramerikas. Die heute etwa 18.000 Menschen umfassende Bevölkerung verteilt sich auf 12 Dörfer (pueblos), die sich auf bzw. unterhalb der drei Tafelberge (mesas) des 1.800 bis 2.000 Meter hoch gelegenen Colorado-Plateaus im Nordosten des heutigen US-Bundesstaates Arizona befinden. Die Dörfer existieren teilweise seit Jahrhunderten, andere gibt es erst seit etwa 1910. Das Land ist typisch für den semiariden Südwesten. Breite Sandflächen wechseln ab mit Felsspitzen und phantastisch geformten Mesas, die abrupt aus der Wüste aufsteigen. Sie selbst nennen sich Hopitu, „die friedfertigen Menschen“, und sie waren auch immer friedliebend. Die Sprache der Hopi ist aus verschiedenen Sprachen zusammengesetzt, der Hauptzweig ist dabei das Shoshonische. Auch angesichts einschneidender gesellschaftlicher Veränderungen , mit denen die Hopi seit Beginn der Reservationszeit im Jahre 1882 konfrontiert wurden, hat sich ihr traditionelles Werte- und Normsystem bis heute weitgehend erhalten.
Die Hopi gelten als matrilokale Gesellschaft, in der den Frauen ein höherer Wert beigemessen wird als den Männern, und in der Töchter besonders erwünscht sind. Bei oberflächlicher Betrachtung könnte man gar zu dem Schluss kommen, dass es sich hierbei um eine Herrschaft der Frauen handelt. Doch haben Frauen tastsächlich die Autorität und Macht in allen Bereichen inne? In der Ethnologie wurden immer wieder Gesellschaften gesucht, die allen Kriterien eines Matriarchats gerecht werden . Ziel dieser Arbeit ist es daher, der Frage nachzugehen, ob man im Fall der Hopi von einem Matriarchat sprechen kann, oder ob ihr Geschlechterverhältnis nicht vielmehr gleichberechtigt ist und Frauen nur aufgrund der ökologischen Umstände zentrale Positionen inne haben. Die folgende Untersuchung stellt eine Rekonstruktion der Hopi-Gesellschaft im späten 19. Jahrhundert dar, bevor sie durch massive wirtschaftliche und politische Änderungen einem Wandel unterworfen war. Die Ergebnisse spiegeln folglich nicht die Gesellschaft der Hopi von heute wider. Eine Ideologie der Überlegenheit von Frauen hat jedoch auch noch heute Bestand.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Geschichte der Hopi
- 3. Soziale Organisation bei den Hopi
- 3.1 Matrilinearität und Matrilokalität
- 3.2 Das Verwandtschaftssystem
- 3.3 Haushalt, Lineage, Klan und Phratrie
- 4. Wirtschaftsweise und Subsistenz
- 5. Politik und Religion
- 6. Zusammenfassung - ein Welt der Frauen?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die soziale Organisation der Hopi-Gesellschaft im späten 19. Jahrhundert und stellt die Frage, ob man von einem Matriarchat sprechen kann. Ziel ist es, die Rolle der Frauen in der Hopi-Gesellschaft zu analysieren und zu klären, ob ihre Positionen und Machtstrukturen auf einer tatsächlichen Herrschaft der Frauen basieren oder eher auf ökologischen Faktoren beruhen.
- Matrilinearität und Matrilokalität bei den Hopi
- Das Verwandtschaftssystem und die Rolle der Frauen
- Die Bedeutung der Frauen in der Hopi-Wirtschaft und -Religion
- Die Frage nach dem Matriarchat in der Hopi-Gesellschaft
- Der Einfluss des Wandels auf die Hopi-Kultur
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt die Hopi als Pueblo-Indianer im Südwesten Nordamerikas vor. Es werden die geographischen und kulturellen Besonderheiten der Hopi sowie ihre traditionelle Lebensweise und ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber europäischen Einflüssen beschrieben.
Kapitel 2 behandelt die Geschichte der Hopi, von ihren ersten Siedlungen auf den Mesas bis hin zu ihrer Begegnung mit den Spaniern und der amerikanischen Expansion. Es werden die Auswirkungen der Pockenepidemien, die Gründung des Hopi-Reservats und die Einführung der staatlichen Schulen beleuchtet.
Kapitel 3 beleuchtet die soziale Organisation der Hopi-Gesellschaft, insbesondere die Matrilinearität und Matrilokalität. Es werden das Verwandtschaftssystem, die Rolle der Frauen und die Bedeutung von Haushalt, Lineage, Klan und Phratrie erläutert.
Kapitel 4 befasst sich mit der Hopi-Wirtschaftsweise und -Subsistenz, wobei die Landwirtschaft, der Bergbau und die traditionelle Lebensweise im Fokus stehen. Es werden die Veränderungen durch den Einfluss der Geldwirtschaft und die Einführung der Lohnarbeit beschrieben.
Kapitel 5 erörtert die politischen Strukturen und die religiösen Praktiken der Hopi. Es wird die Bedeutung der Frauen in der Politik und Religion sowie die Rolle der Zeremonien und Rituale beleuchtet.
Kapitel 6 fasst die Ergebnisse der Untersuchung zusammen und stellt die Frage, ob man im Fall der Hopi von einem Matriarchat sprechen kann. Es werden die Argumente für und gegen ein Matriarchat sowie die Bedeutung der ökologischen und kulturellen Faktoren für die Position der Frauen in der Hopi-Gesellschaft diskutiert.
Schlüsselwörter
Hopi, Matriarchat, Matrilinearität, Matrilokalität, Verwandtschaftsethnologie, Pueblo-Indianer, Südwesten Nordamerikas, traditionelle Kultur, soziale Organisation, Wirtschaft, Religion, Politik, Wandel, Einfluss der Europäer, Reservation.
- Citation du texte
- Julia Leib (Auteur), 2009, Matriarchat bei den Hopi?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/171520