Aeneas - Ein tugendhafter Held?


Trabajo de Investigación (Colegio), 2011

13 Páginas


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Der Begriff „Tugend“ in der römischen Philosophie
2.1 Römische Tugend und Moral zur Zeit Vergils
2.1.1 Kurze Einführung
2.1.2 Virtus als Grundbegriff und die Constantia
2.1.3 Der Begriff der „fides“
2.1.4 Das Verhältnis zwischen Tugend und Religion
2.1.5 Die „bona mens“ als Grundvorrausetzung
2.1.6 Rückbeziehung auf Cicero

3 Aeneas und die Tugend
3.1 Einfluss der Tugenden im Leben des Aeneas
3.1.1 Tugend in der Aeneis
3.1.2 Aeneas und die Constantia
3.1.3 Aeneas und die Götter
3.1.4 Aeneas und die Bona Mens

4 Resultat und Folgerung
4.1 Die Beantwortung der Frage „Aeneas - ein tugendhafter Held?“
4.1.1 Aeneas zur Zeit Vergils

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Die Aeneis von Vergil. Eines der wohl wichtigsten Werke in der Literaturgeschichte. Sie ist das Hauptwerk des Vergil. Die Aeneis ist ein Epos, d.h. ein Text in strenger Versform. Das bedeutet in diesem Fall, es wird ein Hexameter eingesetzt, ein klassisches Versmaß der epischen Dichtung, welches sich durch seine 6 Versfüße auszeichnet. So ist die Aeneis ein sprachlich durchaus anspruchsvolles Werk. Vergil hat ein Werk geschaffen, welches auch heute, nach 2000 Jahren, nichts an seiner Faszination verloren hat.

Wie für ein Epos üblich, sind die Hauptfiguren in diesem Epos ein Held und die Götter, die das Wirken des Helden beeinflussen.[1] Neben dem mythologischen Teil spielt aber auch der geschichtliche Hintergrund eine wichtige Rolle. Die Hauptperson bzw. der Held des Epos ist nämlich Aeneas, ein zur damaligen Zeit sehr bekannter Mann, welcher der Geschichte nach als erster Mann an die Küste Laviniums kam und später an der Gründung Roms beteiligt war.[2] Aeneas soll auch das Thema dieser Arbeit sein, ist er doch eine sehr interessante Persönlichkeit. So macht er im Laufe des Epos einiges mit, so wird er von den Göttern verfolgt, erlebt eine eher Unglückliche Liebschaft mit der Königin Dido und landet am Ende in der Unterwelt. Als Held steht er also sehr stark im Mittelpunkt des Geschehens, was in diesem Fall die wahre Leistung des Vergil ausmacht. So hatte er mit Aeneas keine Figur erfunden, sondern hatte die Aufgabe aus der historischen, gleichzeitig aber auch sagenumwobenen mystischen Figur des Aeneas einen interessanten und überzeugenden Helden zu erschaffen.[3]

Bei der Erschaffung des Aeneas spielten dabei aber auch die vielen verschiedenen Versionen der Aeneas Sage eine Rolle, so entschied sich Vergil in seiner Aeneis für die „Version“, in welcher Aeneas als Trojaner treu war und nicht, wie in einer anderen Sage überliefert, Troja verriet und so von den Griechen freien Abzug erhielt, weil er ihnen die Tore geöffnet hatte.[4] Dies macht noch einmal deutlich, was für einen großen Aufwand Vergil gehabt haben muss bei seinen Recherchen für sein „größtes Epos“. In meiner Arbeit möchte ich nun untersuchen, ob Vergils Figur des Aeneas trotz vieler Irrfahrten, Problemen mit Göttern und in der Liebe immer noch ein antikisch-tugendhafter Held war oder ob er gänzlich „untugendhaft“ war. Dabei werde ich mich zum großen Teil auf sein Verhalten im vierten Buch der Aeneis beziehen, in welchem seine Liebesgeschichte mit der Königen Dido stattfindet.

Das Thema dieser Arbeit liegt dem Lateinunterricht zugrunde, in welchem wir uns im ersten Halbjahr 2010/2011 intensiv mit dem Anfang der Aeneis, dem Proömium und dem vierten Buch der Aeneis befasst haben. Neben der reinen Übersetzung des Textes haben wir uns aber auch mit dem mythologischen Hintergrund und den Figuren der Aeneis befasst. In einem halben Jahr ist es allerdings nicht möglich, den gesamten Text der Aeneis wirklich zu erfassen, das Meisterwerk des Vergil ist dafür zu komplex und vielschichtig, der Unterricht wie auch diese Arbeit können nur an der Oberfläche kratzen.

2 Der Begriff „Tugend“ in der römischen Philosophie

2.1 Römische Tugend und Moral zur Zeit Vergils

2.1.1 Kurze Einführung

Ein jedes Werk der Literaturgeschichte, so auch ein Epos wie die Aeneis, ist immer ein Kind ihrer Zeit. Das bedeutet im Klartext, dass ein Autor, teilweise bewusst, teilweise unbewusst, immer die Werte und Gepflogenheiten seiner Epoche in den Text einfließen lässt. So lohnt es sich aus diesem Grund, einmal zu schauen, was für eine Bedeutung Tugend und Moral zur Zeit des Vergillius hatten. Der Begriff der Tugend hat sich, wie so vieles in der Geschichte der Menschheit, laufend verändert. Seine heutige Bedeutung ist eine andere als sie es noch vor 2000 Jahren zur Zeit Vergils war. Eine wichtige Prägung des Begriffs kam hierbei von Marcus Tullius Cicero, einem Zeitgenossen Vergils. In seinem Text „De Officiis“ schreibt er im 1. Buch

Nulla enim vitae pars neque publicis neque privatis neque forensibus neque domesticis in rebus, neque si tecum agas quid, neque si cum altero contrahas, vacare officio potest in eoque et colendo sita vitae est honestas omnis et neglegendo turpitudo.[5]

Dieser Text beschreibt sehr gut, was für eine Bedeutung die Tugend hatte. Cicero spricht hier davon, dass das sittliche Leben etwas ist, was man nicht einfach so ablegen kann. Pflichten sind etwas wichtiges, schreibt er doch am Ende, dass eine Vernachlässigung der Pflichten ein „lasterhafter Lebenswandel“ ist. Solch ein Lebenswandel war in der damaligen Zeit alles andere als gut angesehen. Welche Begriffe hierbei eine Rolle spielten, wird in diesem Kapitel weiter erläutert.

2.1.2 Virtus als Grundbegriff und die Constantia

Das lateinische Wort für Tugend im Allgemeinen ist „virtus“, welches sich vom Wort „vir“ ableitet, was Mann bedeutet. Man kann also annehmen, dass die Tugend mit männlichen Eigenschaften verbunden ist.[6] Eine nicht allzu verwunderliche Tatsache, sind wir doch in einer Zeit, die von Männern dominiert wird. Eine weibliche Führungsperson gab es damals nicht und so ist es auch nicht verwunderlich, dass der Begriff der Tugend stark männlich geprägt ist. Aber was bedeutet dieser Begriff „virtus“ denn eigentlich?

Im Grunde erst einmal „Mann sein“. Wichtig ist hierbei natürlich die Tapferkeit, welche in einer kriegerischen Zivilisation wie der der Römer eine große Bedeutung hat. Aber bei der Tugend spielen auch andere Faktoren eine Rolle. So wäre hier zum Beispiel die Politik zu nennen. Befinden wir uns doch mit Vergil in der Zeit des Umbruches, nämlich dem Ende der römischen Republik und dem Anfang der Kaiserzeit mit Augustus als erstem Kaiser, welcher Vergil und seine Aeneis stark geprägt hat.[7] Mit dem Begriff „virtus“ ist die Politik damit verbunden, dass es zur römischen Tapferkeit dazu gehörte, sich nicht nur im Gefecht sondern auch in innenpolitischen Kämpfen wahren zu können,[8] eine nicht unwichtige Eigenschaft in solch einer Zeit.

Ein wichtiger Teil der Tugend der Römer ist aber auch die „constantia“, die Beständigkeit. Der Begriff der „constantia“ hat anders, als viele andere Begriffe der römischen Tugend, kein gleichwertiges griechisches Wort, also ein wirklich römischer Begriff.[9] Der Ursprung des Wortes ist sowohl in Latein als auch in Deutsch ein ähnlicher. Beides stammt vom Wort „feststehen“, im lateinischen „constare“ ab. Man kann sich also schon allein vom Wort her etwas unter diesem Begriff vorstellen. Aber die Beständigkeit, die hier gemeint ist, geht noch eine Ebene tiefer. So gibt es einen Unterschied zwischen „standhaft sein“ und „Beständigkeit“. Hierbei spielt nämlich die zeitliche Komponente eine Rolle. Wirkliche Beständigkeit war im alten Rom, wenn man ein Leben lang an seinen Vorsätzen und Wertevorstellungen festhielt und nicht nach kleineren Hindernissen einknickte. Die wirkliche Beständigkeit ist aber gleichzeitig ein Konzept, welches nur einen guten Hintergedanken hat, eine schlechte Beständigkeit gibt es nach römischer Vorstellung eigentlich nicht.[10] So ist dieser Begriff eines der vielen Beispiele, wie sich ein Begriff im Laufe der Zeit verändern kann. Heutzutage gibt es natürlich durchaus eine negative Beständigkeit.

2.1.3 Der Begriff der „fides“

Ein weiterer, sehr interessanter Begriff, ist der Begriff der „fides“. Auch hier lohnt es sich, die Bedeutung zu beobachten. Einigermaßen bekannt ist der Begriff nämlich durch die Bibel. Glaube, Hoffnung, Liebe (fides, spes, caritas), drei Begriffe, die jedem aus dem Hohelied der Liebe bekannt vorkommen.

Die Bedeutung zur Zeit Vergils war allerdings eine andere, die Grundbedeutung des Wortes fides. Diese hatte nur indirekt etwas mit dem Glauben an einen Gott zu tun. Vielmehr war damit der Glaube an den Menschen gemeint, heute würde man dafür Begriffe wie Zuverlässigkeit oder Glaubwürdigkeit verwenden.[11] Der Begriff ist insgesamt schwer zu fassen, hat er doch durch Cicero einige verschiedene Bedeutungen erfahren.[12] Wichtig im Zusammenhang mit Tugend und Moral die Beziehung auf die Glaubwürdigkeit einer Person, wieder aber ein Begriff, den man unbedingt als positive Eigenschaft sehen sollte, ein Vertrauen in eine gute Sache, das Gute in einem Menschen.[13] Das ist ein sehr wichtiger Punkt bei der Tugend der Römer.

Das Wörterbuch nennt als Übersetzung auch noch Gewissenhaftigkeit, ein durchaus passender und wichtiger Begriff, ist das Gewissen doch sehr wichtig, wenn es um die Einstellung und Moral eines Menschen geht.

[...]


[1] Vgl. Müller, Hans F., Dr. (Hrsg.): Das moderne Lexikon. In zwanzig Bänden, Bd. 5, Gütersloh, 1971

[2] Vgl. Suerbaum, Werner: Vergils Aeneis. Epos zwischen Geschichte und Gegenwart, Stuttgart, 1999, S. 18

[3] Vgl. a.a.O, S. 201f

[4] Vgl. ebd.

[5] http://www.thelatinlibrary.com/cicero/off1.shtml#1

[6] Vgl. Bollnow, Otto Friedrich: Wesen und Wandel der Tugenden. Frankfurt am Main, 1958, S. 13

[7] Vgl. Suerbaum, Werner: Vergils Aeneis. Epos zwischen Geschichte und Gegenwart, Stuttgart, 1999, S. 372f

[8] Vgl. Heinze, Richard: Vom Geist des Römertums. Ausgewählte Aufsätze, Stuttgart, 1960, S. 83

[9] Vgl. ebd.

[10] Vgl. Bollnow, Otto Friedrich: Wesen und Wandel der Tugenden. Frankfurt am Main, 1958, S. 157f

[11] Vgl. Heinze, Richard: Vom Geist des Römertums. Ausgewählte Aufsätze, Stuttgart, 1960, S. 59

[12] Vgl. a.a.O. S. 60f

[13] Vgl. a.a.O. S. 61

Final del extracto de 13 páginas

Detalles

Título
Aeneas - Ein tugendhafter Held?
Autor
Año
2011
Páginas
13
No. de catálogo
V171561
ISBN (Ebook)
9783640911288
ISBN (Libro)
9783656148111
Tamaño de fichero
509 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
aeneas, held
Citar trabajo
Paul Friedemann Knizewski (Autor), 2011, Aeneas - Ein tugendhafter Held?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/171561

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