Die Videobotschaft Osama Bin Ladens, die am 7. Oktober 2001 erstmals über den arabischen Satellitenfernsehsender al-Dschasira (Al Jazeera) ausgestrahlt wurde, erreichte einen großen Teil der Weltöffentlichkeit. Es war das erste Mal, dass ein Mitglied einer militanten religiös-politischen Gruppierung derart ‚prominent’ wurde und sich daher einer weltweiten Fernseh-übertra¬gung sicher sein konnte. Dass dies von nicht zu unterschätzender Bedeutung zu sein scheint, zeigen die Versuche der US-amerikanischen Regierung, den Sender al-Dschasira sowie ‚westliche’ Medien davon zu überzeugen, von weiteren Über¬tragungen abzusehen. Es hieß, die Video¬botschaft könnte verschlüsselte Hinweise an so genannte „Schläfer“ enthalten. ‚Westliche’ Fernsehanstalten kooperierten einmütig und ver¬öffentlichten den Inhalt der Botschaft nur noch sinngemäß. Offensichtlich betrachteten die Vereinigten Staaten von Amerika die Video¬botschaften als ernstzu¬nehmende Gefahr. Das Argument der „verschlüsselten Hinweise“ erscheint jedoch eher fadenscheinig, konnte und kann man doch über das Internet zumindest an Aus¬schnitte des Videos gelangen; der Text wurde ohnehin in verschiedenen Tageszeitungen veröffentlicht.
Dies führt zu der Frage, ob es letztlich gar nicht um konkrete „versteckte Hinweise“, sondern um etwas völlig anderes geht. Um etwas, das möglicherweise zu banal erscheint, um es als öffentliches Argument anführen zu können. Es ist, so die Hypothese, die Macht von Rede an sich, die – verbunden mit dem einfluss¬reichen Massenmedium eines weltweit empfangbaren Senders – zu einer ernstzu¬nehmende Gefahr werden kann. Doch um diese Hypothese zu unterlegen, bedarf es einer genaueren Untersuchung der Videoan¬sprache und des Kontextes, in den sie eingebettet ist. Zum Redekontext gehören neben der Biographie Bin Ladens das Terrornetzwerk al Qaida und die Entstehung des radikalen Islamismus. Dabei werden interessante Verbindungen zu einer fast in Vergessenheit geratenen islamistischen Schrift aus dem Jahre 1981 gefunden. Es wird untersucht, welche Rhetorik der Sprecher anwendet, um seiner Intention Ausdruck zu verleihen? Was ist der tatsächliche Inhalt der Videobotschaft und mit welchen Mitteln wird er bekräftigt? Diese Frage führt uns zu dem Ziel der vorliegenden Arbeit: der Analyse der Rhetorik in den Reden Osama Bin Ladens.
Die Arbeit enthält die arabische Abschrift der Videobotschaft vom 7. Oktober 2001.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Motivation, Gegenstand und Ziel
- Methode
- Auswahl der Quellen und Literatur
- Zitierweise arabischer Wörter und Sätze
- Der Entstehungskontext der Videobotschaft
- Vorüberlegungen
- Usama Bin Ladin – seine Prägung und sein Bild in der Öffentlichkeit
- Der Vorzug einer vorzüglichen Herkunft – Geburt und Jugend
- Einblick in eine militante Interpretation des Islams – der geistige Einfluss
- Prägende Ereignisse – das Jahr 1979 und was darauf folgte
- Bescheidenheit und Kampfeswille - wie Wirkung erzeugt werden soll
- Usama Bin Ladin und al-Qa'ida im Zentrum weltpolitischer Ereignisse
- Der direkte politische Entstehungskontext
- Die Reaktion von al-Qa'ida
- Rede und Sprache
- Vorüberlegungen
- Arabisch eine Weltsprache
- Sprache mehr als ein reiner Informationsträger
- Interdependenz von sakraler und politischer Sprache- eine Besonderheit des Arabischen?
- Analyse der Videobotschaft
- Wortwahl, Stil und Ausdruck
- Grundlagen der Rede und Legitimation des Redners
- Die Begriffe umma, kufr und nifāq
- Argumentation - Themen und Strukturen
- Legitimation der Redeintention durch die Opfer-/Täterrollenrhetorik
- 'Gerechtigkeit' und 'Ungerechtigkeit'
- Das Schicksal der Welt
- Die Inszenierung der Videobotschaft
- Möglichkeiten und Grenzen des Mediums Fernsehen
- Die Bildersprache des Videos
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magisterarbeit analysiert die rhetorischen Aspekte in den Reden Usāma Bin Lādins, insbesondere in Bezug auf die Videobotschaft vom 7. Oktober 2001. Ziel ist es, die Strategien der Redekunst zu untersuchen, die Bin Ladin einsetzt, um seine Botschaft zu vermitteln und seine Ziele zu erreichen. Die Arbeit beleuchtet den Entstehungskontext der Reden, die Rolle der Sprache und die Inszenierung der Videobotschaft.
- Rhetorische Strategien in den Reden Usāma Bin Lādins
- Der Entstehungskontext der Videobotschaft und ihre Bedeutung
- Die Rolle der Sprache und die Bedeutung des Arabischen
- Analyse der Argumentationsstrukturen und der Inszenierung der Videobotschaft
- Zusammenhang zwischen Rhetorik und politischer Propaganda
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und erläutert die Motivation, den Gegenstand und das Ziel der Analyse. Sie beschreibt die Methodik, die Auswahl der Quellen und Literatur sowie die Zitierweise arabischer Wörter und Sätze. Das zweite Kapitel beleuchtet den Entstehungskontext der Videobotschaft und die Rolle Usāma Bin Lādins im weltpolitischen Geschehen. Es werden die Prägung Bin Lādins, sein Bild in der Öffentlichkeit und die Bedeutung des Jahres 1979 für seine politische Entwicklung dargestellt. Das dritte Kapitel widmet sich der Bedeutung der Sprache und insbesondere des Arabischen. Es werden die Besonderheiten der arabischen Sprache und ihr Stellenwert als Weltsprache sowie die Interdependenz von sakraler und politischer Sprache im Arabischen beleuchtet. Das vierte Kapitel analysiert die Videobotschaft unter dem Aspekt der Wortwahl, des Stils und des Ausdrucks. Es werden die Argumentationsstrukturen und die Rhetorik Bin Lādins im Hinblick auf die Opfer-/Täterrollenrhetorik, die Begriffe 'Gerechtigkeit' und 'Ungerechtigkeit' sowie das Schicksal der Welt untersucht. Das fünfte Kapitel beleuchtet die Inszenierung der Videobotschaft und die Möglichkeiten und Grenzen des Mediums Fernsehen. Es wird die Bildersprache des Videos und ihre Bedeutung für die Botschaft analysiert. Das Fazit und der Ausblick fassen die Ergebnisse der Arbeit zusammen und skizzieren mögliche weitere Forschungsfelder.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die rhetorischen Aspekte in den Reden Usāma Bin Lādins, insbesondere im Kontext der Videobotschaft vom 7. Oktober 2001. Die zentralen Themen sind die Strategien der Redekunst, der Entstehungskontext der Reden, die Rolle der Sprache und die Inszenierung der Videobotschaft. Die Arbeit beleuchtet die Bedeutung des Arabischen als Weltsprache, die Interdependenz von sakraler und politischer Sprache sowie die Argumentationsstrukturen und die Rhetorik Bin Lādins. Die Arbeit analysiert die Opfer-/Täterrollenrhetorik, die Begriffe 'Gerechtigkeit' und 'Ungerechtigkeit' sowie das Schicksal der Welt in Bezug auf die Videobotschaft. Die Arbeit befasst sich auch mit den Möglichkeiten und Grenzen des Mediums Fernsehen und der Bedeutung der Bildersprache des Videos.
- Arbeit zitieren
- MA Melanie Berg (Autor:in), 2002, Rhetorische Aspekte in den Reden Osama Bin Ladens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/171567