Das mittelhochdeutsche Werk „Gregorius“, verfasst von Hartmann von Aue um 1150, zählt noch heute zu den bedeutendsten Texten des ausgehenden 12. Jahrhunderts.
Es erzählt die Geschichte des „guten Sünders“ Gregorius, welcher der inzestuösen Verbindung zweier adeliger Geschwister entstammt und ausgesetzt wird. Aufgefunden von einem Fischer, wird das Findelkind unter Leitung eines Abtes aufgezogen und im Kloster ausgebildet. Als Jüngling zieht Gregorius in die Welt hinaus und kommt unbekannterweise in das Land seiner Mutter. Er heiratet sie und regiert fortan mit ihr gemeinsam sein Land. Zufällig erfährt die Mutter von der Herkunft ihres Mannes, erkennt ihn als ihren Sohn und beide trennen ihre Wege, um künftig in Buße zu leben. Gregorius büßt auf einem Felsen im Meer, bis er von Gott erlöst und zum Papst gekrönt wird.
Im Verlauf der Handlung wird die Tafel, in Form eines Dyptichons, zum entscheidenden Objekt, da sie direkt „handlungsauslösend“ wirkt. Die Tafel wird dem Kinde Gregorius von seiner Mutter mitgegeben, bevor es ausgesetzt wird und schreibt ihm damit einen Lebensweg ein, der im Verlauf der Arbeit erläutert werden soll. Die Intention der Arbeit ist ferner die Darstellung der Funktion der Tafel für die Mutter und Gregorius selbst, in Verbindung mit der Erörterung der jeweiligen Folgen. Dabei wird auch auf die Bedeutung der Tafel im Hinblick auf Sünde, Buße und Vergebung eingegangen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Funktion der Tafel für die Mutter
- 2.1 Die Intentionen der Mutter in Bezug auf die Erziehung ihres Sohnes
- 2.2 Das Wiedererkennen des Sohnes durch die Tafel
- 3. Die Funktion der Tafel für Gregorius
- 3.1 Die Markierung der Sünde
- 3.2 Der Verlust der Tafel als Möglichkeit der Befreiung
- 3.3 Die Tafel als Zeichen der Vergebung
- 4. Zusammenfassung
- 5. Literaturangabe
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Funktion der Tafel in Hartmann von Aues Werk „Gregorius“. Die Arbeit zielt darauf ab, die Bedeutung der Tafel sowohl für die Mutter als auch für Gregorius zu analysieren und die damit verbundenen Folgen darzustellen. Die Rolle der Tafel im Kontext von Sünde, Buße und Vergebung wird ebenfalls beleuchtet.
- Die Bedeutung der Tafel als Medium der Kommunikation und des Erziehungsauftrags der Mutter.
- Die Tafel als Markierung der Sünde und ihrer Folgen für Gregorius.
- Der Verlust und der Wiederfund der Tafel als Wendepunkte in Gregorius' Leben.
- Die Rolle der Tafel im Prozess von Buße und Vergebung.
- Die Kontraste zwischen der prunkvollen Gestaltung der Tafel und dem beabsichtigten Leben in Bescheidenheit für Gregorius.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das mittelhochdeutsche Werk „Gregorius“ von Hartmann von Aue ein und stellt die zentrale Rolle der Tafel als handlungsauslösendes Objekt vor. Sie beschreibt die Geschichte des ausgesetzten Gregorius, seinen unerkannten Aufstieg und den späteren Wiedererkennungs- und Bußprozess, um die Forschungsfrage nach der Funktion der Tafel im Werk einzuführen.
2. Die Funktion der Tafel für die Mutter: Dieses Kapitel analysiert die Bedeutung der Tafel für die Mutter Gregorius. Die Tafel dient zunächst als Mittel, die adelige Abstammung und die inzestuöse Familiengeschichte des Kindes zu offenbaren und detaillierte Anweisungen für dessen Erziehung zu geben. Die hochwertige Gestaltung der Tafel – Elfenbein, Gold, Edelsteine – deutet auf die tiefe Liebe und den Kummer der Mutter hin. Die Inschrift der Tafel stellt ein Erziehungsmandat dar, welches den Abt anweist, Gregorius gottesfürchtig und gelehrt zu erziehen. Die Mutter hofft, dass ihr Sohn später die Tafel liest und Buße für die Sünden der Eltern tut. Die Diskrepanz zwischen dem prunkvollen Aussehen der Tafel und dem Wunsch nach einem Leben in Bescheidenheit wird diskutiert. Das Gold dient aber auch dem Überleben des Kindes.
3. Die Funktion der Tafel für Gregorius: Dieses Kapitel widmet sich der Bedeutung der Tafel aus der Perspektive Gregorius'. Die Tafel markiert seine Herkunft und damit seine Sünde. Ihr Verlust stellt eine Möglichkeit zur Befreiung dar, da er ohne das Wissen um seine Herkunft ein normales Leben führen kann. Der spätere Wiederfund der Tafel ist hingegen der entscheidende Punkt, der zu seiner Konfrontation mit seiner Vergangenheit und dem Beginn seines Bußlebens führt. Die Tafel wird somit zum Symbol der Sünde, aber auch, nach der Konfrontation und dem Bußprozess, zum Zeichen der Vergebung.
Schlüsselwörter
Hartmann von Aue, Gregorius, Tafel, Dyptichon, Sünde, Buße, Vergebung, Inzest, Erziehungsmandat, Adel, Mutter, Sohn, Wiedererkennung, Mittelalter, mittelhochdeutsche Literatur.
Häufig gestellte Fragen zu Hartmann von Aues "Gregorius" und der Bedeutung der Tafel
Was ist das zentrale Thema dieser Seminararbeit?
Die Seminararbeit analysiert die Funktion der Tafel in Hartmann von Aues "Gregorius". Der Fokus liegt auf der Bedeutung der Tafel sowohl für die Mutter als auch für Gregorius und den damit verbundenen Folgen im Kontext von Sünde, Buße und Vergebung.
Welche Aspekte der Tafel werden untersucht?
Die Arbeit untersucht die Tafel als Medium der Kommunikation und des Erziehungsauftrags der Mutter, als Markierung der Sünde und ihrer Folgen für Gregorius, den Verlust und Wiederfund der Tafel als Wendepunkte in Gregorius' Leben, und ihre Rolle im Prozess von Buße und Vergebung. Auch der Kontrast zwischen der prunkvollen Gestaltung und dem angestrebten Leben in Bescheidenheit wird beleuchtet.
Welche Rolle spielt die Tafel für die Mutter Gregorius?
Für die Mutter dient die Tafel dazu, die adelige Abstammung und die inzestuöse Familiengeschichte Gregorius' zu offenbaren und detaillierte Anweisungen für seine Erziehung zu geben. Die aufwendige Gestaltung symbolisiert ihre Liebe und ihren Kummer. Die Inschrift stellt ein Erziehungsmandat dar, und die Mutter hofft auf Gregorius' spätere Buße.
Welche Bedeutung hat die Tafel für Gregorius?
Für Gregorius markiert die Tafel seine Herkunft und damit seine Sünde. Ihr Verlust ermöglicht ihm ein normales Leben, während der Wiederfund die Konfrontation mit seiner Vergangenheit und den Beginn seines Bußprozesses einleitet. Sie wird somit zum Symbol der Sünde, aber auch zum Zeichen der Vergebung.
Welche Kapitel umfasst die Seminararbeit?
Die Arbeit beinhaltet eine Einleitung, ein Kapitel über die Funktion der Tafel für die Mutter, ein Kapitel über die Funktion der Tafel für Gregorius, eine Zusammenfassung und eine Literaturangabe. Die Kapitel analysieren die beschriebenen Aspekte detailliert.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Schlüsselwörter sind: Hartmann von Aue, Gregorius, Tafel, Dyptichon, Sünde, Buße, Vergebung, Inzest, Erziehungsmandat, Adel, Mutter, Sohn, Wiedererkennung, Mittelalter, mittelhochdeutsche Literatur.
Was ist die zentrale Forschungsfrage der Arbeit?
Die zentrale Forschungsfrage ist die nach der Funktion der Tafel im Werk "Gregorius" und ihrer Bedeutung für die Hauptfiguren.
Wie wird die Diskrepanz zwischen der prunkvollen Tafel und dem gewünschten bescheidenen Leben Gregorius dargestellt?
Die Arbeit diskutiert den Kontrast zwischen der prunkvollen Gestaltung der Tafel (Elfenbein, Gold, Edelsteine) und dem Wunsch der Mutter nach einem Leben in Bescheidenheit für Gregorius. Es wird beleuchtet, wie dieser Kontrast die komplexe Situation und die ambivalenten Gefühle der Mutter widerspiegelt, wobei das Gold auch als Mittel zum Überleben des Kindes interpretiert werden kann.
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- Katja Neumann (Author), 2010, Untersuchungen zur Funktion der Tafel in Hartmann von Aues Werk „Gregorius“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/171777