Der Horla von Guy de Maupassant ist eine sehr bedrückende und unheimliche Erzählung. Das hat verschiedene Gründe – alle sind jedoch im Text begründet. Mein Interesse besteht darin, zu untersuchen, wie das Unheimliche der Erzählung selber entspringt. Dafür bediene ich mich der Erzähltheorie: ein wenig Martinez und zur Ergänzung Petersen. Konkret gilt mein Interesse der Frage, ob das Angstmachende am Horla in der Verunsicherung, genauer dem Fehlen von Referenzpunkten, der begrenzten Sicht, und in der unentrinnbaren Unmittelbarkeit des Tagebuches begründet liegt. Ich werde jedoch nicht nur auf das Formale eingehen, sondern auch inhaltliche Aspekte hinzuziehen.
Martinez’ Stimme und Modus erachte ich für wichtig für meine Analyse: Die Stimme ist unerlässlich, weil der Erzähler und seine Stellung zum Geschehen eine dominante Rolle spielt. Der Modus ist ebenso wichtig, weil dazu die Distanz und die Fokalisierung gehört, was beim Horla auch auffällig ist. Schliesslich benutze ich zur Ergänzung Petersens Perspektive und Point of View, um die Sehweise der Erzählung genauer bestimmen zu können. Ergänzend werde ich auch inhaltlich analysieren, wie die Unsicherheit erzeugt wird, jedoch auch auf die oben genannten Punkte bezogen.
Meine Thesen sind: Unheimlich ist die Erzählung Der Horla, weil
Durch die unsichere Wahrnehmung der (erzählten) Aussenwelt und das schwankende Innere des Erzählers Unsicherheit und Verwirrung generiert wird.
Durch die eingeschränkte Sicht und das Fehlen von Referenzpunkten der Bezug zur Aussenwelt und die Orientierung verloren geht, und weil die Einsamkeit und Abgeschiedenheit, die Distanz zu Anderen, dies begünstigt – woraus wiederum Unsicherheit entsteht.
Die Unmittelbarkeit, die durch den stream of consciousness entsteht, unentrinnbar ist und auch fördernd auf die vorhergehenden Punkte wirkt.
Aus allen drei Punkten resultiert eines: Verwirrung und Unsicherheit. Und dass dies ein Unheimlichkeitsfaktor ist, da bin ich mir sicher...
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Selbst
- Blickpunkt: Selbst
- Das unsichere Selbst
- ,,Ich bin verloren!\"
- Orientierungslosigkeit
- Einsamkeit
- Unmittelbarkeit und Gefangenschaft
- Der Autonome Innere Monolog
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht, wie das Unheimliche in Guy de Maupassants Erzählung „Der Horla“ durch die Verunsicherung des Erzählers entsteht. Die Analyse stützt sich auf die Erzähltheorie von Martinez und Petersen und untersucht die Bedeutung von Stimme, Modus, Distanz, Fokalisierung und Point of View.
- Unsichere Wahrnehmung der Aussenwelt und das schwankende Innere des Erzählers
- Eingeschränkte Sicht und das Fehlen von Referenzpunkten
- Einsamkeit und Abgeschiedenheit, die Distanz zu Anderen
- Unmittelbarkeit durch den stream of consciousness
- Verwirrung und Unsicherheit als Unheimlichkeitsfaktor
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Erzählung „Der Horla“ von Guy de Maupassant als sehr bedrückend und unheimlich vor. Die Arbeit untersucht, wie das Unheimliche der Erzählung selbst entspringt, indem sie sich auf die Erzähltheorie von Martinez und Petersen stützt.
Das Selbst
Blickpunkt: Selbst
Der Fokus der Erzählung liegt auf dem Erzähler selbst, die Aussenwelt wird dem Leser vorenthalten. Die eingeschränkte Perspektive wird durch die Tagebuchform und die interne Fokalisierung des Erzählers begründet. Der Detailreichtum der Beschreibungen schafft die Illusion einer unmittelbaren Wahrnehmung durch die Augen des Erzählers.
Das unsichere Selbst
Die Innenwelt des Erzählers ist unsicher und gerät aus den Fugen. Der Erzähler zweifelt an seiner Vernunft und die Verwirrung spiegelt sich im Stil wider. Die vielen Fragen, die sich der Erzähler stellt, sind Ausdruck der inneren Verwirrung.
Schlüsselwörter
Schlüsselwörter der Arbeit sind: „Der Horla“, Guy de Maupassant, Unheimlichkeit, Verunsicherung, Erzähltheorie, Stimme, Modus, Distanz, Fokalisierung, Point of View, Selbst, Wahrnehmung, Aussenwelt, Innenwelt, stream of consciousness, Angst, Zweifel, Verwirrung.
- Citation du texte
- Allegra Schiesser (Auteur), 2008, Entspringt das Unheimliche in Maupassants "Horla" (auch) den eingesetzten Mitteln der Verunsicherung? , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/171890