Der Walter Reisch war damals mein großes Vorbild, das war mein Gott. Er hatte die Riesenerfolge mit „Das Flötenkonzert von Sanssouci“ und später mit „Maskerade“, großartige Drehbücher. (Billy Wilder)
Walter Reisch war ein Multitalent, der sowohl als Drehbuchautor und Songtexter sowie als Regisseur Welterfolge kreierte. Er hat der Nachwelt ein umfangreiches Werk (Credits bei mehr als 60 Filmen) hinterlassen, das durch seine Vielfalt und Heterogenität beeindruckt. Reisch wurde für sein Schaffen mit drei Oscarnominierungen – für „Ninotschka“ (1939) - bestes adaptiertes Drehbuch (Co-Autor), „Comrade X“ (1940) - beste Original-Story (Co-Autor), „Gaslight“ (1944) - bestes Drehbuch (Co-Autor) - und schließlich 1953 als Co-Autor mit einem Oskar für die beste Story und das beste Drehbuch für den Film „Titanic“ geehrt. Der von ihm geschriebene und inszenierte Film „Episode“ wurde 1935 beim Internationalen Filmfestival in Venedig als bester Film ausgezeichnet. Reisch hat sowohl in Österreich und Deutschland als auch in den USA mit filmschaffenden Künstlern zusammengearbeitet, die Rang und Namen hatten. Beispielhaft seien genannt: Fritz Lang, Ernst Lubitsch, Billy Wilder, Erich Pommer, Marlene Dietrich, Paula Wessley, Peter Lorre, Greta Garbo, Heddy Lamarr, Robert und Curt Siodmak, Clark Gable, Charles Boyer und Ingrid Bergmann. Mit Lubitsch und Wilder verband Reisch zudem eine enge Freundschaft.
Trotzdem ist Walter Reisch und sein Beitrag zum österreichischen Film und zur Filmgeschichte heute nahezu unbekannt. Erst Mitte der 1990er Jahre haben sich Filmhistoriker, vor allem Thomas Elsaesser, mit der Person Reischs und seinen Filmen beschäftigt. Elsaesser vermutet, dass Reischs Schaffen von den übermächtigen Schatten der Regisseure Lubitsch und Wilder sowie durch den langlebigen Mythos des Wienfilms verdeckt wurde, „hinter dem er (wie es Flaubert und Joyce formulierten) wie Gott in seiner Schöpfung nirgends zu sehen, aber überall zu spüren ist “. Ziel meiner Hausarbeit soll es daher sein, das beachtenswerte Leben und Werk Walter Reischs in Erinnerung zu rufen. Mein Forschungsinteresse richtet sich dabei insbesondere auf den von Reisch infolge Hitlers Machtübernahme 1933 eingeschlagenen Exilweg sowie die Einflüsse des Exils auf sein Leben und künstlerisches Werk.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Wien - Kindheit und Beginn der Filmkarriere
- Berlin - erster Karrierehöhepunkt als Drehbuchautor
- Wien - 1. Station des Exilweges
- London - 2. Station des Exilweges
- USA - Endstation des Exilweges und neue Heimat
- Berufliche Integration im Exil
- Soziale Integration im Exil
- Remigrationsabsichten
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit dem Leben und Werk des österreichischen Drehbuchautors und Regisseurs Walter Reisch, dessen Bedeutung für den österreichischen Film und die Filmgeschichte heute weitgehend unbekannt ist. Die Arbeit beleuchtet insbesondere die Flucht Reischs vor dem Nationalsozialismus und die Auswirkungen des Exils auf sein Leben und künstlerisches Schaffen.
- Walter Reischs Leben und Werk
- Die Flucht vor dem Nationalsozialismus und die Auswirkungen des Exils auf Reischs Leben und Schaffen
- Reischs Beziehungen zu prominenten Filmschaffenden wie Fritz Lang, Ernst Lubitsch und Billy Wilder
- Der Einfluss von Reischs jüdischer Herkunft auf seine Karriere und sein Leben
- Die Rezeption von Reischs Werk und seine Rolle in der Geschichte des österreichischen Films
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel gibt einen Überblick über Walter Reischs Leben und Werk und stellt seine Bedeutung für den österreichischen Film und die Filmgeschichte heraus. Es wird betont, dass Reischs Schaffen heute weitgehend unbekannt ist und dass es Zeit ist, seine Beiträge zu würdigen.
Das zweite Kapitel beleuchtet Reischs Kindheit und Jugend in Wien. Es wird gezeigt, wie seine jüdische Herkunft und die frühen Verluste in seinem engsten Familienkreis seinen Charakter prägten und ihn zu einem frühen Assimilationsprozess trieben. Die Kapitel stellt auch die Anfänge seiner Filmkarriere als Statisten, Regieassistent und Titelschreiber für Stummfilme dar.
Das dritte Kapitel schildert Reischs Zeit in Berlin, wo er seine Karriere als Drehbuchautor und Regisseur erfolgreich vorantrieb. Hier arbeitete er mit zahlreichen prominenten Filmschaffenden zusammen und schrieb Drehbücher für einige der erfolgreichsten Filme der damaligen Zeit.
Das vierte Kapitel beschreibt die ersten Schritte von Reischs Exilweg, der ihn nach Hitlers Machtübernahme 1933 zurück nach Wien führte. Dort erlebte er die wachsende antisemitische Stimmung und die zunehmenden Repressionen gegen Juden.
Das fünfte Kapitel beleuchtet Reischs Exil in London. Es werden die Herausforderungen und Chancen des Exils in einer fremden Kultur und Sprache dargestellt und die Anpassungsprobleme thematisiert, die Reisch in dieser Zeit bewältigen musste.
Das sechste Kapitel erzählt von Reischs Exil in den USA, wo er eine neue Heimat fand und seine Karriere fortsetzen konnte. Das Kapitel behandelt die berufliche und soziale Integration Reischs in den Vereinigten Staaten, sowie seine Erfahrungen mit dem Hollywood-System und seinen Beziehungen zu prominenten Filmschaffenden wie Billy Wilder und Ernst Lubitsch.
Schlüsselwörter
Walter Reisch, österreichischer Film, Filmgeschichte, Drehbuchautor, Regisseur, Exil, Nationalsozialismus, Hollywood, jüdische Herkunft, Assimilation, Filmindustrie, Wien, Berlin, London, USA, Billy Wilder, Ernst Lubitsch, Fritz Lang, Marlene Dietrich.
- Citation du texte
- Nicole Mühlhausen (Auteur), 2006, Walter Reisch – der vergessene Autor, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/171981