1. Einleitung
Italo Svevo schreibt seine Erzählung “ Kurze sentimentale Reise“ in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, in einer Zeit, in der der Typus des klassischen Helden in der Literatur bereits einen Wandel erfahren hat. Längst gilt die Aufmerksamkeit nicht mehr dem positiv bewerteten Held einer Geschichte, der sich vor allem durch ruhmreiche, wagemutige Verdienste auszeichnet und gleichzeitig Bewunderung und Anerkennung hervorruft. Es ist vielmehr der Antiheld, der die Aufmerksamkeit der Schriftsteller begeistert. Definiert wird der Antiheld als eine „passive, resignative Person, die den Einflüssen der Umwelt ausgesetzt ist und nicht in der Lage ist, Entwicklungen und Ereignisse aktiv zu beeinflussen.“1 Die Figur des Antihelden ist somit der Gegenentwurf des positiven Romanhelden, eine Person “der etwas geschieht, die etwas mit sich geschehen lässt.“ 2
Die Vorliebe Svevos, seinen Hauptfiguren einen willensschwachen Charakter zu geben, wird vor allem in seinen drei großen Romanen auffallend. Alfonso Nitti beispielsweise, der Held seines ersten großen Romans Una Vita, ist eine anpassungsunfähige Person, dessen Selbstfindungsschwäche dazu führt, das er ständig mit sich selbst beschäftigt ist und somit eine Außenseiterposition in der Gesellschaft einnimmt. Oder Zeno Cosini, Svevos Protagonist aus seinem dritten Roman La coscienza di Zeno, beschreibt ebenfalls einen Charakter, der gekennzeichnet ist durch Passivität und Willenlosigkeit und aus diesem Grund unfähig ist, sich in sein eigenes Leben einzubringen und Missstände zu beheben. Die Arbeit soll darlegen dass auch Giacomo Aghios -die Hauptfigur seiner Erzählung Kurze sentimentale Reise - zum Typus des Antihelden gehört. An einzelnen Textstellen sollen die Schwächen des Protagonisten aufgezeigt werden, die Svevo vor allem durch die Auseinandersetzungen seiner Hauptfigur mit den anderen Figuren der Erzählung hervorhebt: Seine fürsorgliche und dennoch ihn dominierende Familie, der überlegende, unsympathische Borlini und der gewitzte Bacis. Diese Figuren, die divergent zu Aghios sind, sollen beweisen, das auch Giacomo Aghios ein Antiheld ist.
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG
- 1.1 Einleitung
- 2. INHALT
- 3. DER ANTIHELD GIACOMO AGHIOS
- 4. ZUSAMMENFASSUNG
- 5. LITERATUR
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Figur Giacomo Aghios in Italo Svevos Erzählung „Kurze sentimentale Reise“ und analysiert, inwiefern er als Antiheld charakterisiert werden kann. Die Analyse konzentriert sich auf Aghios' Interaktionen mit anderen Figuren und seine inneren Konflikte, um seine charakteristischen Schwächen und Passivität aufzuzeigen.
- Charakterisierung des Antihelden Giacomo Aghios
- Analyse der Beziehungen Aghios' zu seiner Frau, Borlini und Bacis
- Svevos Darstellung von Schwäche und Passivität
- Der Kontrast zwischen Aghios und den anderen Figuren
- Die Rolle des Zufalls und der äußeren Einflüsse auf Aghios' Leben
Zusammenfassung der Kapitel
1. EINLEITUNG: Diese Einleitung führt in die Thematik des Antihelden in der Literatur des 20. Jahrhunderts ein und stellt Italo Svevo und seine Vorliebe für willensschwache Protagonisten vor. Sie kontrastiert den klassischen Helden mit dem Antihelden und beschreibt den Antihelden als eine passive Figur, die den Einflüssen der Umwelt ausgeliefert ist. Die Arbeit kündigt die Analyse von Giacomo Aghios als Antihelden in „Kurze sentimentale Reise“ an.
2. INHALT: Dieses Kapitel fasst die Handlung der „Kurzen sentimentalen Reise“ zusammen. Es schildert Giacomo Aghios' Reise von Mailand nach Triest, seine Begegnungen mit Borlini und Bacis, und die Entwicklung der Beziehungen zwischen diesen Figuren. Der Fokus liegt auf Aghios' Sehnsucht nach Autonomie, seinen misslungenen Versuchen, soziale Kontakte zu knüpfen, und dem Diebstahl eines Teils seines Geldes durch Bacis, welcher im Kontext von Aghios' erotischem Traum im Zug präsentiert wird. Der Diebstahl wird als Konsequenz von Aghios' Naivität und mangelnder Durchsetzungsfähigkeit dargestellt.
3. DER ANTIHELD GIACOMO AGHIOS: Dieses Kapitel analysiert Giacomo Aghios als Antihelden. Es beschreibt seine körperliche und psychische Schwäche, seine unselbstständige Natur und seine dysfunktionale Beziehung zu seiner Frau, die mehr von Pflichtgefühl als von Liebe geprägt ist. Die Begegnungen mit Borlini und Bacis werden als Beispiele für Aghios' Unfähigkeit, sich durchzusetzen und seine Interessen zu verteidigen, herangezogen. Seine Passivität und seine Unfähigkeit, sein Leben aktiv zu gestalten, festigen seine Rolle als Antiheld.
Schlüsselwörter
Antiheld, Italo Svevo, Kurze sentimentale Reise, Giacomo Aghios, Passivität, Willensschwäche, Beziehung, Familie, Kontrastfiguren, Gesellschaft, Autonomie, Zufall.
Häufig gestellte Fragen zu "Kurze sentimentale Reise" - Italo Svevo
Was ist der Fokus dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Figur Giacomo Aghios in Italo Svevos Erzählung „Kurze sentimentale Reise“ und untersucht, inwiefern er als Antiheld charakterisiert werden kann. Die Analyse konzentriert sich auf Aghios' Interaktionen mit anderen Figuren, seine inneren Konflikte, seine Schwächen und seine Passivität.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt Themen wie die Charakterisierung des Antihelden, die Analyse von Aghios' Beziehungen zu seiner Frau, Borlini und Bacis, Svevos Darstellung von Schwäche und Passivität, den Kontrast zwischen Aghios und anderen Figuren, sowie die Rolle des Zufalls und äußerer Einflüsse auf Aghios' Leben.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit besteht aus einer Einleitung, einem Inhaltsüberblick der Erzählung, einer detaillierten Analyse von Giacomo Aghios als Antiheld, einer Zusammenfassung und einem Literaturverzeichnis. Jedes Kapitel behandelt einen spezifischen Aspekt der Analyse.
Wie wird Giacomo Aghios charakterisiert?
Giacomo Aghios wird als Antiheld dargestellt, der durch körperliche und psychische Schwäche, Unselbstständigkeit und eine dysfunktionale, eher pflichtbewusste als liebende Beziehung zu seiner Frau gekennzeichnet ist. Seine Begegnungen mit Borlini und Bacis zeigen seine Unfähigkeit, sich durchzusetzen und seine Interessen zu verteidigen. Seine Passivität und Unfähigkeit, sein Leben aktiv zu gestalten, festigen seine Rolle als Antiheld.
Welche Rolle spielen die anderen Figuren?
Die Beziehungen Aghios' zu seiner Frau, Borlini und Bacis dienen als Beispiele für seine Unfähigkeit, soziale Kontakte erfolgreich zu gestalten und seine Interessen zu vertreten. Sie bilden einen Kontrast zu Aghios und verdeutlichen seine Schwächen und Passivität.
Welche Rolle spielt der Zufall?
Der Zufall und äußere Einflüsse spielen eine bedeutende Rolle in Aghios' Leben. Der Diebstahl eines Teils seines Geldes durch Bacis, beispielsweise, wird im Kontext von Aghios' erotischem Traum im Zug präsentiert und als Konsequenz seiner Naivität und mangelnden Durchsetzungsfähigkeit dargestellt.
Was ist der Unterschied zwischen einem klassischen Helden und einem Antihelden?
Die Einleitung kontrastiert den klassischen Helden mit dem Antihelden. Während der klassische Held aktiv und selbstbestimmt handelt, ist der Antiheld passiv und den Einflüssen seiner Umwelt ausgeliefert.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Antiheld, Italo Svevo, Kurze sentimentale Reise, Giacomo Aghios, Passivität, Willensschwäche, Beziehung, Familie, Kontrastfiguren, Gesellschaft, Autonomie, Zufall.
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- Karen Schulz (Author), 2010, Der Antiheld in Italo Svevos- Kurze sentimentale Reise, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/172107