Hintergründe des Sechstagekriegs von 1967 - Welche Kräfte förderten die Eskalation und den Kriegsausbruch am 5. Juni 1967?


Trabajo de Seminario, 2003

21 Páginas, Calificación: 1


Extracto


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Kurze Darstellung der Ereignisse vom Mai/Juni 1967

2. Gründe und Hintergründe für den Ausbruch des Sechstagekriegs
2.1 Zusammenprall zweier Nationalismen
2.1.1 Zionismus
2.1.2 Arabischer Nationalismus
2.2 Hartnäckige aktive Nichtanerkennungs-Politik der Araber
2.3 Panarabische Bündnispolitik und ihre nicht zu unterschätzende propagandistische Wirkung
2.4 Verschärfung der Lage in den syrisch-israelischen Grenzregionen
2.4.1 Syriens neue Politik
2.4.2 Die El-Fatah-Bewegung
2.5 Die ägyptische Rolle im Nahen Osten
2.6 Die Angst vor der existentiellen Bedrohung des Staates Israel
2.7 Die Internationalisierung des Nahostkonflikts
2.7.1 Der Kalte Krieg im Nahen Osten
2.7.2 Das Wettrüsten
2.8 Gründe für Israels Überraschungsangriff am 5. Juni 1967

Nachwort

Literaturverzeichnis

Einleitung

Kein anderes Thema hat eine solch hohe Präsenz in den Medien und bewegt das Zeitgeschehen über eine ähnlich lange Zeitspanne hinweg wie der Nahostkonflikt. Eine Meldung jagt die andere: Gewalt, Gegengewalt, Friedensverhandlungen, Friedensbruch, „Terror“, Selbstmordattentate, Besetzung palästinenscher Gebiete, Bombenexplosionen etc.

Um die Hintergründe des Nahostkonflikts besser zu verstehen, begann ich mich mit der Vergangenheit des Nahen Ostens zu beschäftigen. Gerade die aktuellen Ereignisse in Israel scheinen unverständlich und chaotisch, wenn man die Hintergründe der einzelnen Parteien nicht kennt. Die Situation im Nahen Osten gleicht einem ständig brodelnden Unruheherd, der von verschiedenen, einander überlagernden Spannungsfeldern geprägt wird. In meiner Arbeit möchte ich der Frage nachgehen, welche Kräfte nach der Suezkrise von 1956 dazu geführt haben, dass im Juni 1967 die Situation im Nahen Osten erneut heftig eskalierte. Wieso hat die ägyptische Führung im Mai 1967 geradezu einen Kollisionskurs eingeschlagen? Und was hat Israel dazu bewegt, einen Überraschungsangriff zu wagen?

Ich habe mich für den Kontext des Sechstagekriegs entschieden, weil ich glaube, dass dieses Ereignis des Jahres 1967, eine enorme Ausstrahlungskraft bis in unsere heutigen Tage hat. Der Sechstagekrieg vom 5.-10. Juni 1967 war nach dem Unabhängigkeitskrieg und der Suezkrise die dritte grosse Schlacht zwischen den Arabern und Israelis innerhalb von 20 Jahren. Die militärische Niederlage war eine bittere Erfahrung für Ägypten, Jordanien und Syrien. Die wirtschaftlichen Folgen waren schwerwiegend, besonders für Ägypten und Jordanien.[1] Keines der alten Probleme wurde durch diesen Krieg gelöst, im Gegenteil: Es wurden zum Teil sogar noch neue unheilvollere Schwierigkeiten durch die Besetzung der zuvor arabischen Gebiete geschaffen. Die Existenzbedingungen der im Westjordangebiet und im Gaza-Streifen lebenden Palästinenser veränderten sich grundlegend und das Flüchtlingsproblem nahm neue Dimensionen an. Die Politik der Besatzungsmacht verstärkte den Widerstand und führte zur Bildung der wichtigsten Organisationen der palästinensischen Nationalbewegung.[2] Gerade mit dem Problem der von Israel besetzten Gebiete ist die Territorialfrage abermals aufgeworfen worden und zwar in gewaltigerem Ausmass als je zuvor.[3]

1. Kurze Darstellung der Ereignisse vom Mai/Juni 1967

Die Ereignisse des Sechstagekriegs waren nach Ansicht von Krupp überraschend. Niemand hätte zu Beginn des Jahres 1967 voraussagen können, dass dieses Jahr für die Entwicklung des Nahen Ostens derart schicksalhaft verlaufen würde. Krupp beschreibt den ägyptischen Grenzabschnitt zu Israel als ruhig. An der jordanischen und der syrischen Grenze gab es die üblichen Grenzscharmützel, von denen - obwohl sie 1966 zwar zugenommen hatten - niemand gedacht hätte, dass sie zu einem Krieg führen könnten, auch nicht die israelischen und die arabischen Kriegsministerien des Nahen Ostens.[4]

Die fatale Verstrickung, in der sich der Konflikt des Nahen Ostens im Verlaufe des Jahres 1967 verfängt, war auch noch nicht abzusehen, als am 7. April 1967 israelische Mirage-Flugzeuge in einem Luftkampf über syrischem Gebiet sechs MiGs der syrischen Luftwaffe abschossen. Dieser Zwischenfall kann als gewöhnliches Kräftemessen interpretiert werden. Was jedoch beim französischen Waffenlieferanten von Israel Stolz auslöste, kränkte die Sowjetunion als Schutzmacht Syriens und Lieferant der unterlegenen Kampfmaschinen. Syrien und Sowjetunion zeigten sich mehr als enttäuscht über die unterlassene Hilfe des ägyptischen Bündnispartners. Das erklärt auch die rege Betriebsamkeit der Sowjetunion, die Wasser auf die Mühlen des Nahostkonflikts goss. Sie lud am 12. Mai eine ägyptische Parlamentsdelegation nach Moskau ein und informierte sie dabei, dass Israel an der syrischen Grenze eine Truppenkonzentration vornehme, um Syrien am 17. Mai anzugreifen. Moskau lehnte die Einladung Israels jedoch ab, sich selbst an der syrischen Front von der Haltlosigkeit dieser Behauptung zu überzeugen. Die Feier des Unabhängigkeitstags fiel auch gerade noch in diese heissen Tage, wobei die üblichen kriegerischen Reden einiger israelischer Führer anlässlich der Militärparade von den Arabern kritisch aufgenommen und in der angespannten Lage als Drohung verstanden wurden. Am 18. Mai dementierten UNO-Beobachter die sowjetischen Behauptungen. Zuvor forderte jedoch am 16. Mai der Generalstabschef der ägyptischen Armee die im Sinai stationierten UNO-Truppen auf, „die Anwesenheit in Ägypten und im Gazastreifen zum frühestmöglichen Augenblick zu beenden“ mit der Begründung, „dass die ägyptischen Streitkräfte den Befehl erhalten haben, sich zum Kampf gegen Israel vorzubereiten, falls und wann auch immer Tel Aviv gegen irgendein arabisches Land aggressiv werden sollte“.[5]

Selbst für den ägyptischen Ministerpräsidenten Nasser mag es überraschend gewesen sein, wie widerstandslos der UNO Generalsekretär U-Thant auf seine Forderung einging. Und Krupp bezeichnet dieses Ereignis, obwohl es vermutlich nur als Entlastungsakt für den bedrängten Bündnispartner Syrien gedacht war als von ernsterer Natur. Dieses Ereignis habe eine Eigendynamik entwickelt, die anscheinend nicht mehr aufzuhalten war und die ihre Akteure, Araber und Sowjets, immer weiter in eine Situation verstrickte, die in einem Desaster für alle enden sollte.[6] Um diese Eigendynamik zu verstehen, müssen die daran beteiligten Elemente eingehender betrachtet werden, was ich im Verlauf meiner Arbeit versuchen werde.

Nachdem sich der Konflikt bereits 1956 um den wichtigen Schifffahrtsweg durch den Suezkanal drehte, sollte auch 1967 der Streit um Seewege wieder das Fass zum Überlaufen bringen. Am 22. Mai 1967 verhängte der ägyptische Präsident Nasser eine Blockade der Meerenge von Tiran für israelische Schiffe und Waren. Die Versorgung durch den Hafen Eilat war für Israel lebenswichtig. Diese Blockade war in den Augen der Israelis nicht nur eine enorme Provokation, sondern glich einer Kriegserklärung.[7] Am 23. Mai erklärte das israelische Kabinett, dass es die Blockade als Kriegserklärung und Kriegshandlung betrachte und bestätigte damit die öffentliche Erklärung vom 1. März 1957 vor dem Rückzug der israelischen Armee aus dem Sinai, dass es eine erneute Sperrung nicht hinnehmen werde. Der Abzug der israelischen Armee aus dem Sinai fand statt, nachdem UNO-Truppen den Gazastreifen und die Strasse von Tiran zu sichern versprochen hatten.

In seinen Reden, die jedoch auch als panarabische Propaganda zu verstehen sind, zeigt Nasser Entschlossenheit. Seine provokative Kriegsrhetorik versteift sich zunehmend auf schärfere Worte:

„Unter keinen Umständen werden israelische Schiffe in ägyptischen Territorialgewässern verkehren. Dies ist eine Position, von der wir nicht einen Finger breit abrücken werden.“[8]

(Präsident Nasser, am 28. Mai 1967)

„Es ist uns gelungen, die Lage wieder auf den Stand vor 1956 zu bringen. Gott wird uns helfen und uns führen, damit wir sie wieder auf den Stand vor 1948 bringen.“[9]

(Präsident Nasser, am 29. Mai 1967)

Wieso schlug die ägyptische Führung im Mai 1967 einen solchen Kollisionskurs ein? Nicht nur die sich zuspitzenden Worte Nassers verschärften die Aufregung. Viel Säbelrasseln war zu hören und kurbelte die Entwicklung an. Die Ereignisse führten zwischen dem 25. Mai und dem 4. Juni zu einem arabischen Schulterschluss von Syrien, Ägypten, Jordanien und Irak.

Israel zeigte vorerst eine abwartende Haltung und hoffte auf diplomatischem Wege, besonders auf internationaler Ebene etwas zu erreichen. Innenpolitisch begann es jedoch zu brodeln. Die Aufregung im Volk über ein unnötiges Zögern und die Angst hoher Militärs, die Gunst der Stunde zu verpassen, kennzeichneten diese Tage.[1] Der bisher grösste Bundesgenosse und Waffenlieferant von Israel, Frankreich, zeigte die kalte Schulter. Weder England noch die USA waren bereit, sich durch eine direkte Beteiligung in den Konflikt verwickeln zu lassen. Sie zeigten jedoch Empörung und verwiesen auf die Verantwortlichkeiten der UNO. Die internationalen Massnahmen zur Offenhaltung der Meerenge von Tiran unter der UNO kamen aber ins stocken.[2]

Israel stand dem Feind allein gegenüber, was für alle Beteiligten wohl am bequemsten war. Am frühen Morgen vom 5. Juni überflogen in einem Überraschungsangriff ca. 200 israelische Kampfflugzeuge die ägyptischen Grenzen und bombardierten in einer ersten Angriffswelle sechs ägyptische Flughäfen, ca. 200 Flugzeuge und 16 Radarstationen wurden vernichtet. In einer zweiten Angriffswelle wurden 14 Flughäfen und mehr als 100 Flugzeuge zerstört, womit der grösste Teil der einsatzfähigen Luftwaffe Ägyptens am Boden in Trümmern lag. Auch auf syrischen Flughäfen wurden an diesem Morgen ca. 50 Flugzeuge zerstört, was der Hälfte der syrischen Luftwaffe entsprach. Krupp stellt sich die Frage, wie nach diesem unaufhörlichem Säbelrasseln der arabischen Seite ein solcher Überraschungsangriff überhaupt möglich war, der bereits in den ersten sechs Stunden den Kriegsausgang entschied.[3]

[...]


[1] Krupp, Die Geschichte des Staates Israel, S.76f.

[2] Ebd.

[3] Ebd., S.77f.

[1] Jendges, Der Nahostkonflikt, S.81

[2] Timm, Israel, S.153

[3] Jendges, Der Nahostkonflikt, S.33

[4] Krupp, Die Geschichte des Staates Israel, S.71

[5] Ebd., S.71-73

[6] Krupp, Die Geschichte des Staates Israel, S.73

[7] Ebd., S.73-75

[8] Aussenministerium des Staates Israel, Der Arabische Krieg gegen Israel, S.7

[9] Ebd.

Final del extracto de 21 páginas

Detalles

Título
Hintergründe des Sechstagekriegs von 1967 - Welche Kräfte förderten die Eskalation und den Kriegsausbruch am 5. Juni 1967?
Universidad
University of Fribourg  (Departement für Zeitgeschichte, Politikwissenschaft und sozio-kulturelle Anthropologie)
Curso
Nahostkonflikt - Geschichte Israels und Palästinas
Calificación
1
Autor
Año
2003
Páginas
21
No. de catálogo
V17212
ISBN (Ebook)
9783638218375
ISBN (Libro)
9783640462858
Tamaño de fichero
420 KB
Idioma
Alemán
Notas
In meiner Arbeit möchte ich der Frage nachgehen, welche Kräfte nach der Suezkrise von 1956 dazu geführt haben, dass im Juni 1967 die Situation im Nahen Osten erneut heftig eskalierte. Wieso hat die ägyptische Führung im Mai 1967 geradezu einen Kollisionskurs eingeschlagen? Und was hat Israel dazu bewegt, einen Überraschungsangriff zu wagen? Welche Kräfte förderten die Eskalation und den Kriegsausbruch am 5. Juni 1967?
Palabras clave
Hintergründe, Sechstagekriegs, Welche, Kräfte, Eskalation, Kriegsausbruch, Juni, Nahostkonflikt, Geschichte, Israels, Palästinas
Citar trabajo
Edgar Hegner (Autor), 2003, Hintergründe des Sechstagekriegs von 1967 - Welche Kräfte förderten die Eskalation und den Kriegsausbruch am 5. Juni 1967?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17212

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