In der folgenden Interpretation des Märchens „Die weiße Schlange“ der Gebrüder Grimm geht es um die Entwicklung der Individuation und welche drei prägnanten Entwicklungsstufen das Kind dabei durchläuft. 1. Das Erlangen der Frommheit. Das Kind hat gelernt seinen Egoismus zu zügeln und Nächstenliebe auszuüben. 2. Anfänglich aufkommender, übertriebener Eifer, der später zur ausgeprägten Zielstrebigkeit und Bodenständigkeit wird. 3. Die Individuation als Selbsterkenntnis, Selbstfindung und die Mahnung die erreichte Persönlichkeitsentwicklung nicht aufzugeben. In kindlichen und vor allem grimm'schen Märchen findet sich das Thema Individuation des Kindes stets wieder.
Häufig gestellte Fragen zu: Interpretation des Märchens "Die weiße Schlange"
Was ist der Gegenstand der Interpretation?
Die Interpretation des Märchens "Die weiße Schlange" der Brüder Grimm konzentriert sich auf die Entwicklung der Individuation des "Kindes" und die dabei durchlaufenen Entwicklungsstufen.
Welche Methode wurde angewendet?
Die Interpretation basiert auf der Auswertung der Literatur, des Internets und persönlicher Assoziationen. Vergleiche und Zitate wurden bewusst vermieden.
Welche Rolle spielt der "weise König"?
Der "weise König" repräsentiert den allwissenden, bereits vollständig individualisierten Elternteil, der in Symbiose mit dem "Diener" (Kind) steht, welches sich noch in der Anfangsphase der Individuation befindet.
Welche Symbolik hat die Farbe Weiß und die Schlange?
Die Farbe Weiß symbolisiert die Unschuld des Kindes. Die Schlange steht für Begierde und den Wunsch, die verbotene Frucht zu kosten, analog zur Schöpfungsgeschichte. Dies repräsentiert die kindliche Neugier und den Trieb, die Welt zu entdecken.
Wie wird der Konflikt zwischen Kind und Elternteil dargestellt?
Der Konflikt wird durch den Diebstahl des Rings der Königin dargestellt. Das Kind lernt, dass es nicht alles tun kann, was es will, und erfährt die Konsequenzen seines Handelns in Form von Belohnung und Bestrafung.
Was symbolisiert der "gestohlene Ring"?
Der gestohlene Ring der Königin symbolisiert einen ersten Konflikt zwischen dem Kind und dem Elternteil. Er repräsentiert einen Bruch im Kreislauf der Entwicklung.
Welche Bedeutung hat das "Verschlucken des Rings" durch die Ente?
Das "Verschlucken" des Rings durch die Ente symbolisiert den Versuch des Kindes, die durch den Konflikt verursachte Unterbrechung des Entwicklungsprozesses zu überwinden.
Wie wird die Hilflosigkeit des Kindes dargestellt?
Die Hilflosigkeit des Kindes wird durch die Beschreibung des "Hofes" als "trockener Wiese" oder "Wüste" verdeutlicht, die den Verlust des Gleichgewichts zwischen Gefühlen und dem Einspruch des Elternteils symbolisiert.
Welche Rolle spielen die Enten am Teich?
Das "sich Putzen der Enten" symbolisiert die Unschuld und Reinheit des Kindes, die trotz des Konflikts bestehen bleibt.
Gibt es ein Literaturverzeichnis?
Ja, ein Literaturverzeichnis ist im Originaltext vorhanden, jedoch nicht in diesem FAQ wiedergegeben.
Gliederung
1. Einleitung
2. Interpretation
3. Fazit
4. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
In der folgenden Interpretation des Märchens „Die weiße Schlange“ der Brüder Grimm geht es um die Entwicklung der Individuation und welche Entwicklungsstufen „das Kind“ dabei durchläuft.
Die Bearbeitung erfolgte mit Hilfe der Literaturliste, dem Internet und eigenen Assoziationen, letzteres waren ausschlaggebend für den kommenden Text und deshalb befinden sich darin keine Vergleiche oder Zitate, es wurde gezielt versucht dies zu vermeiden.
Das Märchen ist ebenfalls nicht anhängend, aber in jedem gutbetitelten Grimm-Märchenbuch zu finden.
2. Interpretation
In dem Märchen „die weiße Schlange“ steht „der weise König“ als der allwissende Elternteil mit vollendeter Individuation, in Symbiose mit „dem Diener“ (Kind), der selbst an dessen Allwissenheit glaubt und die Individuation -Regierung des eigenen Selbst- erst begonnen hat.
Die Farbe „Weiß“ steht für die Unschuld des Kindes, aber „die Schlange“ auch für die Begierde, wie z.B. in der Schöpfungsgeschichte, in diesem Fall „von ihr zu kosten.“ Das Kind ist mit unschuldiger Neugier und erhöhter Triebkraft auf Entdeckertour und kommt dadurch seiner Entwicklungsvollendung näher. Es macht sich erste eigene Gedanken und versucht die Welt auf diese Weise zu begreifen. Dies wird im Märchen durch „die Sperlinge im Felde und Walde“ angekündigt. „Der gestohlene Ring der Königin“ zeichnet einen ersten Konflikt zwischen Kind und Elternteil ab, „denn der Diener wird beschuldigt.“ Das Kind versteht nicht, dass es nicht alles darf was es will. Es lernt Belohnung und Bestrafung, Förderung und Forderung kennen, was für die Individuation ein unumgänglicher Schritt ist. Jedoch ist dies, in diesem Augenblick, schwerbegreiflich für das Kind.
„Der Diener beteuert seine Unschuld.“ Der begangene Fehler ist für das Kind nicht einsehbar, gar unverständlich, „aber der Diener soll gerichtet werden, wenn er den Ring nicht zurück bringen kann“. „Gerichtet“ kann man mit „Kopf abschlagen“ assoziieren, das soviel bedeutet wie Begrenzung bzw. Einschränkung der Sinnes- und Geisteswelt des Kindes durch den allwissenden Elternteil. Den „Hof“ kann man auch mit „trockener Wiese“ oder „Wüste“ vergleichen, „der Held ist in großer Not.“ Das Kind fühlt sich hilf- und ratlos. Die Gefühle, Emotionen, Sinneseindrücke sind nicht mehr im Gleichgewicht, im Fluss. Es ist hin- und hergerissen vom neuentdeckten Seelischen und dem Einspruch des Elternteils, dargestellt durch „die Enten am Teich“. Durch „das sich Putzen der Enten“ wird noch mal die Unschuld, Reinheit des Kindes widergespiegelt.
„Die Ente verschluckt den Ring der Königin.“ „Der Ring“ und „die Königin“ stehen im direkten Verhältnis zueinander. Sie spiegelt das Seelenleben des Kindes wider, durch „das Verschwinden des Rings“ ist der Kreislauf bzw. der Weg zur Höchstentwicklung unterbrochen und das „Verschlucken“ ist ein Versuch des Kindes, diese Unterbrechung zu überwinden.
- Arbeit zitieren
- Diplom Sozialarbeiter/Sozialpädagoge Mano Anandason (Autor:in), 2007, Märchen-Interpretation "Die weiße Schlange", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/172327