Im Zuge der Untersuchung des menschlichen Gehirns, seiner Struktur und Funktionsweise kommt es zu Begehrlichkeiten: Wie können die Erkenntnisse aus der Neurowissenschaft nutzbar gemacht werden für Anwendungen, die es Menschen erlauben, besser die Leistungsmöglichkeiten ihres Gehirns auszureizen? Konkret geht es dabei um die Entwicklung von sogenannten Neurotechnologien – eine Teildisziplin der Biotechnologien, die technische und pharmakologische Mittel umfasst, die auf die Erkenntnis oder die Beeinflussung des zentralen Nervensystems ausgerichtet sind. Werden sie ohne medizinische Notwendigkeit benutzt, zur Verbesserung menschlicher Eigenschaften und Fähigkeiten beizutragen, dann wird dies als „Enhancement“ bezeichnet. Ein „Neuro-Enhancement“ liegt vor, wenn neurotechnische und neuropharmakologische Eingriffe in das Zentrale Nervensystem mit dem Ziel einer Funktionsbeeinflussung bzw. -verbesserung vorgenommen werden.
Es dürfte von Bedeutung sein, dass die Nutzung von heutigen Neuro-Enhancern in beruflichen Kontexten und in Prüfungssituationen aufzufinden ist. Situationen, in denen Leistung abverlangt wird und in denen Wettbewerbsdruck herrscht.
Folgende Hypothese soll daher aufgestellt sein: Die Optimierung des Gehirns der Individuen in den marktwirtschaftlich organisierten Gesellschaften dient vor allem ökonomischen Interessen, durch die die Arbeitskräfte in den globalen Wettkampf von Unternehmen und Staaten eingebunden werden. Das Ziel ist die größtmögliche Effizienz der einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und dadurch der gesamten Einrichtung. Dabei werden das Geschlechterverhältnis sowie die Geschlechterbilder verfestigt.
Diese Arbeit will sich dieser These in mehreren Schritten nähern: Zunächst soll die Neurowissenschaft beleuchtet werden, welche Erkenntnisse sie liefert und wer daran beteiligt ist. Danach werden einige Grundlagen zu Neuro-Enhancern geklärt. Dabei wird es in der gesamten Arbeit um Psychopharmaka gehen, da diese bereits verwendet werden und einfach in der Anwendung und Beschaffung sind. Anschließend wird es ihre konkreten Wirkungen auf Mensch und Gesellschaft angesprochen und es werden die damit zusammenhängenden sozialen und ökonomischen Aspekte ausgeführt. Zum Schluss werden einige Zukunftsaussichten zusammen getragen, die mit der Nutzung der Neuro-Enhancer verbunden sind.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Forschung
- Stand der Forschung
- Das Gehirn in der Sprache der Wirtschaft
- Wer forscht?
- Anwendungsgebiete neuronal wirkender Medikamente
- Neuronal wirkende Medikamente als Mittel an Grenzen
- Krank und gesund
- Alte und neue Methoden zur Verbesserung der Gehirnleistungen
- Optimieren von gesundem Zustand
- Verbreitung
- Motivationen
- Einschränkungen
- Der Einfluss pharmakologischer Neuro-Enhancer
- Veränderung emotionaler Leistungen
- Steigerung kognitiver Leistungen
- Angleichung von Leistungen durch Einnahme
- Leistungssteigerung von Geburt an
- Normierende Setzungen durch Einnahme
- Soziale und ökonomische Aspekte
- Der Zusammenhang zwischen sozialen, ökonomischen und medizinischen Aspekten
- Verteilungsgerechtigkeit
- Geschlechteraspekte
- Zielgruppen
- Einfluss auf Geschlechterverhältnis
- Zukunftsaussichten
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Nutzung von Neuro-Enhancern, insbesondere Psycho-pharmaka, zur Steigerung von Gehirnleistungen im Kontext der modernen Gesellschaft. Sie beleuchtet den wissenschaftlichen Hintergrund, die Motivationen hinter der Forschung und Entwicklung, sowie die potenziellen sozialen und ökonomischen Folgen. Dabei wird auf die Bedeutung der neurowissenschaftlichen Erkenntnisse für die Wirtschaft und die Auswirkungen auf das Geschlechterverhältnis eingegangen.
- Die Anwendung neurowissenschaftlicher Erkenntnisse zur Steigerung von Gehirnleistungen
- Die Rolle von Neuro-Enhancern, insbesondere Psycho-pharmaka, in der Gesellschaft
- Die wirtschaftlichen Interessen und Motivationen hinter der Entwicklung von Neuro-Enhancern
- Die sozialen und ökonomischen Folgen der Nutzung von Neuro-Enhancern
- Der Einfluss auf das Geschlechterverhältnis und die Geschlechterbilder
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema Neuro-Enhancement ein und erläutert den Forschungsgegenstand, den wissenschaftlichen Hintergrund und die zentrale These der Arbeit.
Das Kapitel "Die Forschung" beleuchtet den aktuellen Stand der Neurowissenschaft und die Kritik an ihrer methodischen Vorgehensweise. Es untersucht die Sprache der Wirtschaft, die in neurowissenschaftlichen Publikationen zunehmend Verwendung findet.
Im Kapitel "Wer forscht?" werden die Institutionen und Motivationen hinter der Forschung und Entwicklung von Neuro-Enhancern beleuchtet. Es wird der Fokus auf Pharmaunternehmen und den militärischen Bereich gelegt.
Schlüsselwörter
Neuro-Enhancement, Psycho-pharmaka, Neurowissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft, Geschlechterverhältnis, Gehirnleistung, Effizienz, Motivationen, Forschung, Entwicklung.
- Arbeit zitieren
- Silvio Schwartz (Autor:in), 2009, Pharmakologisches Neuro-Enhancement, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/172336