Die Bedeutung von Jugendkultur in der Jugendphase am Beispiel "Skateboarding" und mögliche Konsequenzen für die Jugendarbeit


Diploma Thesis, 2002

118 Pages, Grade: 1,3


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Jugend und Jugendkulturen - Was ist das?
2.1 Die „Entdeckung" der Jugend - Ein Überblick über die Entwicklung der Lebensphase „Jugend“
2.2 Aktuelle gesellschaftliche Rahmenbedingungen der Lebensphase Jugend
2.3 Merkmale der Jugendphase und Annäherung an einen „Jugend“-Begriff ..
2.4 Jugendkulturen als eigenständiger Ausdruck der Lebensphase „Jugend“ .
2.5 Szenen als Kristallisationspunkte heutiger Jugendkulturen

3 Die jugendkulturelle Skateboard-Szene
3.1 Überblick über die Geschichte des Skateboardings
3.2 Die Skateboard-Szene - Eine idealtypische Jugendkultur?!
3.2.1 Gesellschaftstheoretische Rahmenbedingungen der Skateboard- Szene
3.2.2 Beschreibung wesentlicher Merkmale der Skateboard-Szene

4 Mögliche Konsequenzen für die Jugendarbeit

5 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Dortmund, 7. Juli 2002. In der ausverkauften Westfalenhalle überschreien knapp 20.000 Jugendliche aus ganz Europa die seit Stunden aus den Lautsprechern dröhnende Mischung aus Punk-Rock und Hip-Hop, als der 16-jährige Franzose Bastien Salabanzi mit einem „Kickflip-To- Frontside-Boardslide-To-Fakie“ ein hüfthohes Geländer hinunterrutscht. Auf dem „21. Monster Mastership“, einem der bedeutendsten Skateboardwettbewerbe der Szene (in etwa vergleichbar mit der Weltmeisterschaft beim Fußball), vollführt er auf seinem Brett noch zahlreiche andere Tricks zusammen mit etwa 150 der besten Skateboarder aus der ganzen Welt. Dies ist nur ein Kristallisationspunkt einer Jugendkultur, die schon zu Beginn der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts in den USA einsetzte und in den letzen zehn Jahren weltweit enorme Ausmaße angenommen hat. In fast jeder Stadt findet man Jugendliche, die mit dem Skateboard durch die Straßen rollen, die an irgendwelchen Plätzen waghalsige Kunsttücke vollführen oder die sich über bestimmte Dinge in einer Sprache unterhalten, bei denen Erwachsene nur „Bahnhof“ verstehen.

Dabei werden Skateboard-Wettbewerbe auch vermehrt im Fernsehen übertragen und die Größen der Skateboard-Szene sind wie die Stars anderer Sportarten oder aus der Filmbranche in den Shows der Massenmedien (z.B. bei David Lettermann’s oder Jay Lenno’s Late-Night-Show) vertreten. Die Biographie von Tony Hawk, einem der bekanntesten Skateboarder, war unter den ersten zehn Büchern in der Bestsellerliste der USA und ein nach ihm benanntes Videospiel („Tony Hawk’s Pro Skater“) zählt zu den erfolgreichsten Titeln der letzten Jahre. Sogar das amerikanische Magazin „Playboy“ veröffentlichte kürzlich ein Interview mit einem professionellen Skateboarder, in dem es um dessen Lebenswandel ging. Gerade der Lifestyle der Skateboarder und damit zusammenhängende Elemente wie Mode und Musik, aber auch Werte und Einstellungen, scheinen die ausschlaggebenden Faktoren für die gegenwärtige Popularität des Skateboardings und die wesentlichen Anziehungspunkte für die breite Masse zu sein. Auf MTV und VIVA laufen vermehrt Musik-Videos in denen Skateboarder zu sehen sind. Auch in Videos von Interpreten und Gruppen, die man grundsätzlich nicht mit der Skate-Szene in Verbindung bringt, ist dies der Fall - ein Indiz für den Stellenwert und die Werbewirksamkeit des Skateboardfahrens bei Jugendlichen.

Dieser „Boom“ des Skateboarding bleibt nicht folgenlos. Mit der wachsenden Beliebtheit des Sports wird die Szene zunehmend kommerzialisiert, wodurch sie auch Veränderungen unterliegt. Diese Entwicklungen sind ambivalent, weswegen sie von den einen Szene-Mitgliedern begrüßt und von den anderen abgelehnt werden. Es entsteht ein „Kampf“ um Eigenständigkeit und gegen Vereinnahmung, um Authentizität und gegen „Mitläufertum“.

Diese Jugendkultur stellt für einige den Mittelpunkt ihres Lebens dar. Sie hat dadurch maßgeblich Einfluss auf die jugendliche Suche nach Identität und Individualität, aber auch nach Gemeinschaft und Anerkennung außerhalb der Erwachsenenwelt.

Das Ziel meiner Arbeit ist es die Bedeutung von Jugendkulturen am Beispiel der jugendtypischen Bewegungspraxis „Skateboardfahren“ aufzuzeigen, wesentliche Merkmale dieser Jugendkultur zu beschreiben und daraus mögliche Konsequenzen für die Jugendarbeit abzuleiten.

Beginnend mit einem Überblick über die „Entstehung“ der Jugendphase (Kapitel 2.1) und gegenwärtige gesellschaftliche Verhältnisse (Kapitel 2.2), die sich auf die Lebensphase „Jugend“ auswirken, möchte ich ein Bild von „Jugend“ zeichnen, das den heutigen Verhältnissen entspricht (Kapitel 2.3). Hier geht es vor allem um die Dauer der Jugendphase und mit ihr zusammenhängende Entwicklungsaufgaben. Danach wird der Begriff „Jugendkultur“ und ihr Einfluss auf junge Menschen in seinen mir bedeutsam erscheinenden Dimensionen näher betrachtet. Hier steht einerseits die begriffliche Klärung des Wortes „Jugendkultur“ und damit in Verbindung stehende Konzepte im Mittelpunkt und andererseits allgemeine Merkmale von Jugendkulturen (Kapitel 2.4). Die Beschreibung eines Szene-Modells soll die theoretische Basis für die Explikation der wesentlichen Faktoren der Skateboard-Szene liefern (Kapitel 2.5). Vor der Beschreibung dieser Szene und damit zusammenhängender theoretischer Konzepte (Kapitel 3.2), werde ich noch auf die Geschichte des Skateboarding eingehen, aus der der jugendspezifische Ursprung, aber auch der Zusammenhang mit gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen deutlich werden soll (Kapitel 3.1). Der letzte Teil der Arbeit beschäftigt sich mit der pädagogischen Bedeutung des Skateboardfahrens und einigen möglichen Folgerungen, die Pädagogen oder allgemein Leute, die mit der Skate-Szene arbeiten wollen, meiner Meinung nach beachten sollten (Kapitel 4).

2 Jugend und Jugendkulturen - Was ist das?

Die These „die gesellschaftliche Krise hat die Jugend erreicht“, ist ein Hauptergebnis der ShellJugendstudie von 1997. Hieraus könnte man leicht den Schluss ziehen, dass „Jugend“ davor eine krisenfreie Zeit war. Diese Folgerung ist aber eher anzuzweifeln, was wahrscheinlich jedem klar wird, wenn man sich an bestimmte Krisen in der eigenen Jugend erinnert. Die Jugend wurde seit ihrer (sozialen) „Entstehung“ von vielen Krisen getroffen und schon in der Literatur um 1900 wird sie durchgängig als eine krisenhafte Zeit beschrieben (Baacke 1999, S. 231).

Zudem impliziert die These der Shell-Studie, dass Jugend klar von anderen Phasen, vor allem von der davor schon anscheinend in die „gesellschaftliche Krise“ geratenen Erwachsenenphase, abgegrenzt werden kann. Die Grenzen zwischen den Lebensphasen verwischen aber zunehmend, Übergänge werden fließend. Dies ist wohl mit ein Hauptproblem der heutigen Jugendforschung. Ihr Forschungsgegenstand wird eigentlich immer undeutlicher, zumindest in Bezug auf bisher bestehende Identifikationsmerkmale wie Alter, Verhaltensweisen oder bestimmte Entwicklungsaufgaben. Auch das, was man unter Jugend versteht, differenziert sich immer mehr aus, sodass man nicht mehr von der Jugend als einem homogenen Gebilde sprechen kann - falls man das jemals konnte.

Andererseits wird die Jugend bzw. der Begriff „Jugend“ schon „inflationär eingesetzt“ (Reulecke 1986, S. 21). Besonders von der Konsumindustrie wird der Begriff immer mehr ausgebeutet. Mit Jugendlichkeit lässt sich heute fast alles verkaufen und im Gegenzug ist anscheinend auch über bestimmte Produkte der Konsumindustrie (Moden, Lifestyles, Schönheitsoperationen etc.) Jugendlichkeit selbst käuflich. Somit ist Jugend und Jugendlichkeit auch heute kein Thema, das nur die Jugendlichen selber betrifft (und vielleicht noch ihre Eltern), sondern ein Phänomen, das sich auf die gesamte Gesellschaft bezieht, gerade auch weil Jugend und Jugendlichkeit oftmals durch Erwachsene definiert werden (Reulecke 1986, S. 25).

Will man sich mit „Jugend“ beschäftigen, ist es nötig, eine gewisse Vorstellung von dem „Gegenstand“ zu haben, dem man sich widmet. Ich werde deshalb im Folgenden versuchen mittels eines Überblicks über die „Geschichte der Jugend“ und der bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse zu einem für mich treffenden Jugendbegriff zu kommen, denn was „Jugend“ heute darstellt, ist nicht isoliert von früheren Vorstellungen und Formen jugendlicher Lebensweisen zu sehen, sondern kann eigentlich nur im Zusammenhang ersichtlich werden. Das Phänomen „Jugend“ lässt sich meiner Meinung nach aber nicht (mehr) in einzelnen Theorien und „Zauberformeln“ erfassen. Auch Schäfers hält „summarische Aussagen über „die“ Jugend“ für sehr problematisch (Schäfers 1998, S. 67). Dennoch gibt es wohl (immer noch) bestimmte Merkmale, an denen man „Jugend“ festmachen kann.

2.1 Die „Entdeckung" der Jugend - Ein Überblick über die Entwicklung der Lebensphase „Jugend“

Wie schon vorher erwähnt ist unsere Gesellschaft in gewissem Maße durch eine „Verjugendlichung“ gekennzeichnet. Diese Tatsache ist umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, „daß noch zur Jahrhundertwende [gemeint ist die Wende vom 19. auf das 20. Jahrhundert, E.J.] Jugend als eine eigene Phase im menschlichen Lebenslauf nicht bekannt war oder sich erst allmählich herauskristallisierte“ (Hurrelmann 1999, S. 26). Seitdem hat der Jugend-Begriff einen enormen Bedeutungszuwachs erhalten. Reulecke spricht von der Jugend als einem der „schillerndsten Schlüsselbegriffe“ postindustrieller Gesellschaften und sieht sie vor allem als ein „mentalitätsgeschichtlich bedeutsames Phänomen“ (Reulecke 1986, S. 21). Diese Entwicklung steht aber in geradezu paradoxem Widerspruch zur Bevölkerungsentwicklung der letzten 100 Jahre: Während in Deutschland der Begriff „Jugend“ gesellschaftlich immer bedeutender wird, geht die Anzahl derer, die sich nach dem Alterskriterium der Jugend zuordnen lassen, zahlenmäßig immer mehr zurück (Hurrelmann 1999, S. 16f).

In früheren Zeiten und noch heute in einigen Stammeskulturen war bzw. ist die Lebensphase Jugend nicht existent. Auf die Kindheit folgt, meist durch bestimmte Initiationsriten verdeutlicht, das Erwachsenenalter. Kinder sind hier quasi „Miniaturausgaben“ von Erwachsenen (Hurrelmann 1999, S. 27). Dennoch zeigten sich schon in der Antike bestimmte Anzeichen für eine eigenständige Phase zwischen der Kindheit und dem Erwachsenenalter, die vor allem durch bestimmte Verhaltensweisen gekennzeichnet war (Schäfers 1998, S. 53f). Die Herausbildung der Jugendphase in der Antike und auch bei ihrer „Wiederentdeckung“ im 18. und 19. Jahrhundert, vor allem aber dann im 20. Jahrhundert ist immer eng mit bestimmten soziokulturellen Entwicklungen verbunden: „Sozialgeschichtlich konnte sich die Jugendphase erst unter Bedingungen einer städtischen Kultur ausbilden, d.h. unter Bedingungen, die die Freisetzung eines Bevölkerungsteils von körperlicher Arbeit ermöglichten ... auch am Beginn der Ausbildung der Jugendphase in der Neuzeit [steht] die Absicht und Notwendigkeit, die Bildungsphasen zu verlängern“ (Schäfers 1998, S. 55). Diese sich entwickelnde Jugendphase war in der Antike eine Sache der männlichen Jugendlichen und derer mit einem hohen sozialen Status (Hurrelmann 1999, S. 30, Schäfers 1998, S. 55f, Reulecke 1986, S. 21). In der Antike bildete sich die Auffassung über Jugend in einem heutigen Verständnis zuerst im Stadtstaat Athen heraus, bevor sie durch die Römer übernommen und abgewandelt wurde und so zu weitreichender Bedeutung für die neuere Geschichte gelangen konnte. Schäfers weist aber auch darauf hin, dass diese „Jünglingszeit“ (etwa zwischen 15 und 30 Jahren) der Antike zwar in der Literatur als eigenständige Phase galt, aber in Wirklichkeit war sie „weniger eine Alterstufe als eine Seinsform, eine idealisierte Gestalt“ (Schäfers 1998, S.56). Hier finden sich meiner Meinung nach Parallelen zu einer idealisierten Jugendphase im 20. Jahrhundert.

Auch im Mittelalter, ab dem 12. Jahrhundert, steht die „Jugendphase“ in enger Verbindung mit der Herausbildung einer Stadtkultur. Die Spezialisierung des Handwerks und der Künste verlangte längere Ausbildungszeiten und damit verbundene Wanderschaften, welche dadurch ein jugendliches Verhalten mit sich brachten. Auch im Rittertum gab es für den Nachwuchs eine Übergangsphase, die „mit viel Übung und Vorbereitung“ verbunden war (Schäfers 1998, S. 57). Beide Erscheinungsformen von Jugend waren aber weit voneinander entfernt.

Im 18. und 19. Jahrhundert sind es dann „zwei wesentliche Prozesse ..., die für immer breitere soziale Schichten die Kindheits- und Jungendphase prägen sollten“ (Schäfers 1998, S. 57). Diese sich wechselseitig beeinflussenden Prozesse sind zum einen die zunehmende „Familiarisierung“ und „Verhäuslichung“ der entstehenden bürgerlichen Gesellschaft und zum anderen die „Pädagogisierung der Lebensphase Jugend“, die besonders in der Durchsetzung der allgemeine Schulpflicht begründet lag. Dadurch verlängerte sich der Aufenthalt in der Herkunftsfamilie, die Bildung altershomogener Gruppen wurde begünstigt und auch in niedrigeren Sozialschichten bestand zunehmend die Chance auf eine Jugendzeit (Schäfers 1998, S. 57, Hurrelmann 1999, S. 27f).

Nicht zu vernachlässigen ist sicher auch der vorhin schon erwähnte mentalitätsgeschichtliche Wandel in der Gesellschaft dieser Zeit, der der Entstehung einer eigenständigen Jugendphase zuträglich war. „Wesentlichen Anteil hieran hatte der in seinem Einfluß kaum zu überschätzende Jean-Jacques Rousseau und in Deutschland vor allem die auf Rousseau zurückgehende Reformpädagogik der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert. So wird Rousseau zu Recht der ‚Erfinder’ der Jugendphase genannt“ (Schäfers 1998, S.58). Die Aufklärung und die mit ihr verbundenen Forderungen nach Emanzipation und Mündigkeit waren ein guter Nährboden für neue gesellschaftsreformerische Gedanken. Rousseau verknüpfte diese Gedanken vor allem mit der Jugend in der Hoffnung, dass eine eigenständige Jugendphase mit einer ausgedehnten Lernperiode, wie er sie in seinem Erziehungsroman „Emile“ darstellte, die moralische Erneuerung der Gesellschaft im Sinne der Aufklärung vorantreibe. Dieses „Jünglingsideal“ beeinflusste die Vorstellung von Jugend bis in die ersten zwei Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts (Schäfers 1998, S.58).

Des weiteren spielte die Industrialisierung zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine gewichtige Rolle für die Entwicklung der Lebensphase Jugend. Durch die Trennung von Wohnung und Arbeit und die beginnende Verstädterung „zogen sich die Tätigkeits- und Handlungsbereiche von Kindern und Erwachsenen immer weiter auseinander“ (Hurrelmann 1999, S.27). Es fand insgesamt eine soziale Ausdifferenzierung der Gesellschaft statt, d.h., dass „die erzieherischen, religiösen, politischen, zukunftssichernden, versorgungsbezogenen und freizeitorientierten Aktivitäten“ sich in andere soziale Systeme (Politik, Religion, Freizeit, Kinderbetreuung etc.) außerhalb der Familie verlagerten (Hurrelmann 1999, S. 27). Es bildeten sich „kinderspezifische“ Lebenswelten, die nicht mehr nur dem Bürgertum vorbehalten waren, sondern auch für immer mehr Mitglieder der unterprivilegierten Arbeiterschicht Realität wurde. Dadurch „verschiebt sich, zuerst wiederum in den bürgerlichen sozialen Schichten, der Zeitpunkt des Übergangs in das Erwachsenenleben bis über das Ereignis der Pubertät hinaus. Damit differenziert sich eine neue Phase im menschlichen Lebenslauf aus, nämlich die Jugendphase“ (Hurrelmann 1999, S.29). Die im Zuge der Industrialisierung fortschreitende Spezialisierung und Ausdifferenzierung von Berufen verlangte nach höheren Qualifikationen. „In diesem Stadium der gesellschaftlichen Entwicklung entstanden zugleich die Möglichkeiten, dem gesellschaftlichen Nachwuchs die als notwendig erachtete Entwicklungs- und Reifezeit zuzugestehen“ (Hurrelmann 1999, S. 29), was der Rousseau’schen Idee des „Wachsenlassens“ entgegenkam. Wiederum war es zuerst das Bürgertum, das seinen Kindern diese eigenständige Phase zugestand und ermöglichte, bevor die Arbeiterschicht und die bäuerlichen Familien folgten. Wie schon in der Antike war diese Jugendphase der Industrialisierung den männlichen Gesellschaftsmitgliedern vorbehalten (Hurrelmann 1999, S. 30).

Die sich entwickelnde Jugend wurde im 19. Jahrhundert schon bald als eine gesellschaftlich bedeutende Gruppe wahrgenommen. Man sah sie einerseits besonders aus bürgerlicher Sicht als „Bündnispartner“ für den sich entwickelnden Nationalstaat, andererseits auch als Bedrohung, weil sich vor allem in der studentischen Jugend sozialistische und sozialrevolutionäre Ideen ausbreiteten. Doch das Jahr 1848 brachte einen entscheidenden Umschwung, da „die meisten Burschenschaften den nationalpathetischen, christlich-romantisierenden und deutschtümelnden Schwenk“ mitmachten (Schäfers 1998, S. 59). Jugend wurde in den „bürgerlichen Schoß“ zurückgeholt, wurde „akademisch“ und „standesbewusst“, um die sich bietenden Aufstiegschancen zu ergreifen. „Die nicht-akademischen Jungen, Mädchen und Heranwachsenden waren auch weiterhin ohne Chance einer eigenständigen Jugendphase“ (Schäfers 1998, S. 60).

Die „wirkliche Entdeckung der Jugend“ in Deutschland wird kurz vor 1900 angesetzt, wobei Reulecke hier schon die Frage stellt „Jugend - Entdeckung oder Erfindung?“. „Man entdeckte um 1890 Jugend als eine eigenständige Lebensphase zwischen Kindheit (Kriterium Schulentlassung) und Erwachsenenstatus (Kriterium Wehrdienst oder Eheschließung) und erfand alsbald eine ganze Reihe von Bedeutungen, die das Wort Jugend zu einem vielseitig sinnstiftenden Begriff, im Extremfall sogar zur Chiffre für einen Mythos machten“ (Reulecke 1986, S. 21). Für wie bedeutend Jugend damals gehalten wurde zeigt, dass man schon bald vom 20. Jahrhundert, das eigentlich als das „Jahrhundert des Kindes“ begrüßt wurde, als dem „Jahrhundert der Jugend“ sprach, denn die Rousseau’sche Idee der Jugend als gesellschaftlicher Erneuerer war weit verbreitet (Reulecke 1986, S. 21). Zunächst wurde die Jugend (im Besonderen die Arbeiterjugend) aber als Gefahr gesehen, die es durch gezielte Lenkung zu entschärfen galt. Der Begriff des „Jugendlichen“ setzte sich in dieser Zeit durch, „womit anfangs der verwahrloste, kriminelle, zu Gewalttaten neigende junge Asoziale gemeint war“ (Ferchhoff 1993, S. 21). Hier ist auch der Ursprung des Jugendschutzes und der Jugendpflege anzusetzen, bei dem es unter anderem also darum ging, die Arbeiterjugend zu „sozialisieren“. (Auch heute schwingen scheinbar solche Konnotationen noch mit, wenn bestimmte Leute über Jugendliche sprechen.)

Aber auch der bürgerlichen Jugend wurden neben ‚Schlaffheit und Blasiertheit’ vor allem „Gleichgültigkeit und Charakterlosigkeit“ vorgeworfen, was sie für die Erwachsenen nicht gerade als gesellschaftliche Erneuerer qualifizierte (Reulecke 1986, S. 22). Genau dieser Gegensatz zwischen den Erwachsenen und der Jugend dieser Zeit und der Einfluss anderer gesellschaftlicher Bereiche (Kunst, Literatur, Philosophie etc.) führten dazu, dass sich die Jugend um 1900 erstmalig selbst formierte und gegen die erstarrte bürgerliche Lebensweise wandte. Die Ziele dieser „ersten Jugendbewegung“ werden durch die Meißner-Formel der Freideutschen Jugend vom Oktober 1913 verdeutlicht: Die Jugend wollte ein Leben ‚aus eigener Bestimmung, vor eigener Verantwortung, mit innerer Wahrhaftigkeit’ führen (zitiert nach Reulecke 1986, S. 22). Aber „anders als bei der Studentenbewegung der 60er Jahre [gemeint sind die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts, E.J.] ist das Ideal der Jugendbewegung nicht eine grundlegende Reform der Gesellschaft und ihrer Institutionen ..., sondern eine neue Lebensanschauung ...“ (Schäfers 1998, S. 63). Der Wandervogel als Inbegriff der Jugendbewegung und „erster Jugendkultur“ engagierte sich „in erster Linie nicht gegen die Elterngeneration, sondern f ü r das Recht der Jungen auf eigene Freiräume und Geselligkeitsformen. Sie suchten Distanz, aber nicht Opposition...“ (Farin 2001, S. 38, Hervorhebungen im Original). Der Wandervogel war ursprünglich wieder eine Sache der männlichen Jugendlichen, bis erstmals um 1911 auch Mädchen „zugelassen“ waren. Dies war danach aber eher ein Nebeneinander als ein Miteinander, da man Angst hatte, dass die Jungen verweichlichen und die Mädchen ‚verbengeln’ (Ferchhoff 1993, S. 21f, Farin 2001, S. 39). Die Jugendbewegung war auf der Suche nach dem „Neuen Menschen“ wie ihn z.B. Friedrich Nietzsche forderte (Reulecke 1986, S. 22, Schäfers 1998, S. 61f). Die Jugend sollte - und das hofften auch viele nationalbewusste Erwachsene - das Fundament darstellen, auf dem dieser neue, bessere Mensch aufgebaut werden konnte. Kritisch merkt Reulecke hier an: „‚Jugend’ bezeichnete nach diesem Konzept nicht mehr nur eine Teilkultur und eine Erneuerungskraft im Rahmen der bestehenden Gesellschaft, sondern stellte ein letztlich ‚inhaltsloses, einen Fortschritt symbolisierendes Leitbild’ für das in sich so zerrissene und wenig geistige Perspektiven bietende deutsche Kaiserreich dar“ (Reulecke 1986, S. 22). Hier zeigt sich, dass der Begriff „Jugend“ nicht nur aus der Jugend an sich hervorgeht, sondern auch auf Bewusstseinsveränderungen in der Erwachsenengesellschaft zurückgeht. Eine solche Ausgestaltung der Jugendphase, wie sie z.B. der „Wandervogel“ vorlebte, wäre auch ohne die Duldung durch die Erwachsenen gar nicht möglich gewesen (Ferchhoff 1993, S. 23). Aber die Erwachsenen selbst waren auf der Suche nach einem neuen gesellschaftlichen Leitbild, vor allem Vertreter der Reformpädagogik wie etwa Gustav Wyneken sahen in der Jugend eine neue Hoffnung für die „festgefahrene“ Gesellschaft und engagierten sich somit in besonderem Maße für sie und ihre Eigenständigkeit. „Die Steigerung von Jugend- Projektionen in den Jugend-Mythos ist darin zu sehen, daß Jugend nun von einer ‚Reihe von Kulturkritikern, Lebensreformern und Literaten (...) zu dem gesellschaftlichen Leitbild schlechthin’ wird“ (Baacke 1999, S. 230, Hervorhebungen im Original). Der negativ besetzte Jugendbegriff (vgl. ursprüngliche Bedeutung von „Jugendlicher“, S. 6f) wurde allmählich von einem „Gesamtmythos Jugend“ abgelöst (Baacke 1999, S. 231, Reulecke 1986, S. 22). Dieser Jugendmythos setzte sich dann auch zu Beginn des 1. Weltkrieges 1914, aber in etwas veränderter Form, fort. Das Leitbild war jetzt „der Jugendliche als Kriegsheld“, der mit der anerzogenen „Bereitschaft zum Opfertod“ für das Vaterland in den Krieg zog. Aber noch während des Krieges wandelte sich trotz „massenhaft verbreiteter Heldenlyrik und Kriegspropaganda“ dieses Leitbild, als man die vaterlos aufwachsenden, „verwilderten“ Jugendlichen in der Heimat sah (Reulecke 1986, S. 22). Zudem hatten oppositionelle Bewegungen starken jugendlichen Zulauf, wodurch die „Kontrollierbarkeit“ besonders der Arbeiterjugend beschränkt schien. Aber darüber hinaus ging es nicht nur um eine bessere Kontrollierbarkeit der Jugend, sondern auch allgemein um einen vermehrten Schutz der Jugend, da die Jugendphase durch zunehmende Verwissenschaftlichung und Institutionalisierung an Anerkennung gewann - Stichwort „psychosoziales Moratorium“ (Schäfers 1998, S. 65). So bildeten die nach 1902 geborenen Jahrgänge „eine neue Generation mit ganz anderer ‚Erlebnisprägung’ und Sozialisation ...“ (Reulecke 1986, S. 22f). Der vor dem Krieg gültige Jugend-Begriff wurde ab etwa 1920 wieder aufgenommen, womit man „Jugend“ wieder mit „Erneuerung“ gleichsetzte, diesmal aber verstärkt unter staatlicher Aufsicht, wie die Einführung des Jugendwohlfahrtgesetzes von 1922 zeigt. „Die ‚junge Generation’ galt nun als Avantgarde, die allein schon deshalb das Recht auf ihrer Seite habe, weil ihr die Zukunft gehöre“ (Reulecke 1986, S. 24). Dieses Bild der „jungen Generation“ war aber durchwegs ein bürgerliches und wandte sich auch an bürgerliche Jugendliche. So gab es neben den bürgerlichen Gruppen der Jugendbewegung (z.B. Wandervogel) auch eine proletarische Variante, sogenannte „Wilde Cliquen“ (Farin 2001, S. 40). Ihre Mitglieder waren zumeist männliche arbeitslose Jugendliche zwischen 16 und 25 Jahren. Ihnen ging es zumeist nicht um gesellschaftliche Erneuerung, sondern ihr Interesse galt ‚Wein, Weib, Tanz und Gesang’ (Farin 2001, S. 41). Diese Interessen standen natürlich im Widerspruch zu den „Latschern“ - wie die bürgerlichen Wandervögel verächtlich genannt wurden - die Wert auf eine gesunde Lebensweise ohne Alkohol und Tabak legten und eher ein keusches Miteinander der Geschlechter lebten (Farin 2001, S. 38f). So kam es des öfteren auch zu Zusammenstößen zwischen der bürgerlichen und der proletarischen Jugendbewegung. Interessant dabei ist, dass „der bürgerliche Wandervogel durchaus ein Vorbild der proletarischen Cliquen war und man vieles an Kleidungsstil, Accessoires und Verhaltensweisen von diesem übernahm ...“ (Farin 2001, S. 41). Andererseits wurden aber gezielt Unterscheidungsmerkmale gesetzt wie etwa bestimmte Kleidungsfarben und -accessoires (z.B. Piratenmützen) oder aber auch durch bestimmte Cliquen-Namen (z.B. Todesverächter, Totenkopfbande, Edelweißpiraten etc.) (Farin 2001, S. 41). Der Versuch diese Jugendlichen für die Parteien, selbst für die radikalen am rechten und linken Rand, zu gewinnen scheiterte. Diese jugendliche Gesellungsform stellte damit nicht nur eine Opposition zur bürgerlichen Gesellschaft dar, sondern auch zur proletarischen Stammeskultur, in der sie von vielen älteren Arbeitern als ‚Lumpenproletarier’ bezeichnet wurden (Farin 2001, S. 42). Dennoch war Mitte der 20er Jahre der politische „Kampf um die Jugend“ entbrannt (Reulecke 1986, S. 23). Um Anhänger zu werben nutzen die radikalen Parteien am linken und rechten Rand die Stimmungslage der Jugendlichen, die sich zum Teil durch den Krieg um ihre Jugend betrogen fühlten und die dem „vergreisten und korrupten System von Weimar“ nicht trauten (Reulecke 1986, S. 24). So versuchten z.B. die Nationalsozialisten mit Schlagwörtern wie ‚Revolution der Jugend’ sie „als angeblich ernstgenommenen Partner für den Großangriff auf das verhaßte parlamentarische System zu mobilisieren ...“ (Reulecke 1986, S. 24). Das sich mehr und mehr entwickelnde Nationalbewusstsein und der Übergang der „lockeren“ Jugendbewegung in die „bündische Jugend“ förderten diese Entwicklung zusätzlich. „Die Hitlerjugend hatte paradoxerweise die Jugendbewegung zur Voraussetzung“ (Schäfers 1998, S. 65), denn erst die durch die Jugendbewegung erkämpfte Eigenständigkeit der Jugendphase erlaubte es den Jugendlichen sich in ihrer Freizeit außerhalb der Familie zu bewegen und öffnete so den Nationalsozialisten den Zugriff auf die junge Generation.

Wie sich herausstellte, waren die Versprechungen einer „Revolution der Jugend“ und der Lobgesang auf die „junge Generation“ durch die Nationalsozialisten nur ein Lockmittel um sich politisch zu etablieren. Denn nach der Machtergreifung 1933 änderte sich das Verhältnis zur Jugend schlagartig, wie eine NS-Broschüre mit dem Titel „Schluß mit der ‚jungen Generation’“ zeigt (Reulecke 1986, S. 24). „Die Einordnung der gesamten Jugend in Volk und Staat“ und die damit verbundenen Aufgaben waren das erklärte Ziel der Nationalsozialisten (Reulecke 1986, S. 24). Führertreue und unbedingter Gehorsam sollte der Jugend eingeimpft werden, jegliches Autonomiestreben sollte im Keim erstickt werden. Die nationalsozialistische Definition von Jugend bezog sich lediglich auf Jugend als eine „Phase der Vorbereitung und des Übergangs zu dem von ‚heroischen Enthusiasmus’ durchdrungenen Männerbund (...) Jugend reduzierte sich hier auch vollends auf die männliche Jugend (...) Als gesellschaftlicher Leitbegriff verlor Jugend während des Dritten Reiches ganz erheblich an Bedeutung; Generationengrenzen hätten die behauptete Einheitlichkeit der Volksgemeinschaft erheblich gestört“ (Reulecke 1986, S. 24). Die komplette Gleichschaltung und Kontrolle der Jugend gelang trotzdem nicht wie z.B. die Aktionen der „Weißen Rose“ oder der zum Teil im Untergrund weiter lebenden „Wilden Cliquen“ zeigen.

Das Bild der Jugend nach dem zweiten Weltkrieg ist wesentlich schwieriger zu beschreiben, vor allem weil soziokulturelle Entwicklungen in immer kürzeren Perioden stattfanden und bis jetzt stattfinden. Die unmittelbare Nachkriegsgeneration, also die, die noch einen Teil ihrer Jugend im Krieg zubrachte, wird oft als die ‚zerrüttete’ oder auch ‚unauffindbare Generation’ bezeichnet, deren Leben durch Arbeitslosigkeit, Flüchtlingselend und soziale Unsicherheit gekennzeichnet war und die deshalb frühzeitig erwachsen sein musste (Reulecke 1986, S. 26). In dieser krisenhaften, zum Teil chaotischen Phase, war kein Platz für eine Jugend, die mit Wandern und Volkstanz auf ihre Eigenständigkeit pochte, sondern es war eher ein Kampf ums Überleben.

Hierauf folgte in den sich langsam anbahnenden Jahren des Wirtschaftswunders die von Helmut Schelsky als „skeptische Generation“ bezeichnete Jugend. Eine „Generation der vorsichtigen, aber erfolgreichen jungen Männer“, die ihr „Stück vom Kuchen der Wohlstandsgesellschaft“ abhaben wollte (Reulecke 1986, S. 26). Die seit dem 18. Jahrhundert sich entwickelnde Dreiteilung der Lebensphase (Kindheit - Jugend - Erwachsenenalter) schien sich wieder zu einer Zweiteilung (Kindheit - Erwachsenenalter) zurückzuentwickeln. Jugendliche wollten sich nicht mehr lange mit Jugend aufhalten, sondern möglichst schnell erwachsen werden (Reulecke 1986, S. 26). Die „skeptische Generation“ stellt eine „Reaktion auf diesen Mißbrauch der Jugend [gemeint ist die Vereinnahmung der Jugend, E.J.] durch Staat und Gesellschaft im Nationalsozialismus“ (Schäfers 1998, S. 66) dar. Ganz so angepasst, wie es scheint, war diese Jugend aber nicht, die „Halbstarken- Krawalle“ der 50er Jahre belegen dies. Die Zeit war geprägt durch eine relative Uneigenständigkeit der Jugend, „vor allem weil es kaum Räume gab, in denen Jugendliche unkontrolliert unter sich sein konnten ... keine Discos, keine Jugendzentren, keine Wohngemeinschaften“ (Farin 2001, S. 45). Jugendverbände der Kirchen und Gemeinden waren eigentlich die einzigen Angebote. Dennoch waren die meisten Jugendlichen „gesellschaftlich integriert“, d.h. sie nahmen am Wirtschaftswunder und seinen „Konsumwellen“ (Farin 2001, S. 44) teil: „Zu dieser Anpassung trug auch eine kommerziell immer stärker genutzte und gesteuerte Konsumwelt der Jugendlichen erheblich bei“ (Schäfers 1998, S. 66). Die Wirtschaft hatte die Jugend als potentielle Zielgruppe entdeckt und versuchte ihre Produkte mit auf sie zugeschnittenen Produkten zu vermarkten, wobei vor allem die jugendliche Musikkultur einen zentralen Stellenwert einnahm und wohl immer noch einnimmt. Das entscheidende an dieser Entwicklung war aber, dass im Vergleich zur früheren Jugendbewegung, die Stile (Mode, Musik etc.) nicht mehr aus dem persönlichen Umfeld (Familie, Wohnviertel etc.) der Jugendlichen kamen, sondern „über die kommerziellen Strukturen der Medien-, Musik-, Modeindustrie - aus der Fremde“ (Farin 2001, S. 53) - vermittelt wurden. „Was immer kommerziell verwertbar schien, wurde aufgegriffen, aus seinen sozialen Zusammenhängen gelöst, geglättet und als Massenprodukt vermarktet. Was (und vor allem wer) sich nicht integrieren ließ, wurde stigmatisiert, kriminalisiert, der Polizei oder dem Jugendamt überlassen“ (Farin 2001, S. 54). Dieser Mechanismus findet sich auch heute noch. Das Jugendbild insgesamt war wieder positiv besetzt, gesellschaftlicher Optimismus wurde erneut auf die Jugend projiziert, ähnlich wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts, nur mit dem Unterschied, dass Jugend den eingeschlagenen gesellschaftlichen Weg (des Konsums und der Kommerzialisierung) nicht verlassen wollte, sondern ihn beherzt weiter gehen sollte. Somit gab es in gewisser Hinsicht eine Allianz zwischen den Teenagern - der Begriff wurde zu Beginn der 60er Jahre geprägt - und der Konsumindustrie, die gezielt Produkte herstellte, die der Jugend die stilistische Abgrenzung von der Erwachsenengeneration ihrer Eltern ermöglichte (Auf diesen Mechanismus wird später noch in Bezug auf Jugendkultur und „Skateboarding“ verstärkt eingegangen). „Die Teenager-Kultur war vor allem eine Star-Kultur“ (Farin 2001, S. 56), die sich dann im Laufe der nächsten drei Jahrzehnte noch verstärken sollte. Die heutigen „Retorten-Bands“ (Brosis, No Angels, O-Town etc.), denen ganz offensichtlich ein kommerzielles Interesse zu Grund liegt, sind aber keine Erfindung der 90er, sondern solche Unternehmungen gab es schon in den 60er Jahren (z.B. „The Monkees“). Das Bild des rebellierenden Jugendlichen, wie es die Halbstarkenkrawalle vermittelt hatten, war dem Bild des konsumierenden Jugendlichen gewichen (Farin 2001, S. 57).

Doch ab Mitte der 60er Jahre veränderte sich die äußerlich „heile Welt“ der Jugendlichen, denn alles, womit die Jugend bisher versuchte sich von der Erwachsenenwelt abzugrenzen, wurde kommerziell vereinnahmt, zum Mainstream gemacht und verlor damit als Distinktionsmerkmal seine Kraft. Es kam zu einer „kritischen Verselbständigung der Jugend“ (Baacke 1999, S. 21). „Im Drang nach Befreiung aus solcher tausendfacher Umklammerung liegt ein mentalitätsgeschichtlicher Grund mit für das plötzliche Geschehen, das eine bisher doch so wohlbehütete Jugendgeneration seit 1967 entfesselte“ (Reulecke 1986, S. 25). Die Ereignisse ab 1967 - bezeichnet als Jugendprotest und Studentenbewegung - führten erneut zu einem Wandel des Jugendbildes: „Aus konsumfreudig-naiven ‚Teenagern’ wurden - wieder einmal - gefährliche Täter“ (Farin 2001, S. 57). Diese Jugend- und Studentenbewegung war anders als z.B. die Jugendbewegung des Wandervogels von vornherein auf eine Veränderung der gesamtgesellschaftlichen Verhältnisse gerichtet und nicht nur auf eine Veränderung oder Verbesserung der Lage Jugendlicher. Die gesellschaftliche „Machtergreifung“ sollte nicht nur durch einen „langen Marsch durch die Institutionen“ erreicht werden, sondern vor allem mit Großdemonstrationen, Straßenschlachten, Hausbesetzungen, Vorlesungsboykott an den Universitäten und Ähnlichem (Schäfers 1998, S. 67f, Reulecke 1986, S. 25). Doch dieses Jugendbild stieß bei den durch die Springer-Presse informierten Bürgern nicht auf Verständnis, sondern eher auf Angst und Ablehnung. Die Notstandsgesetze waren die politische Reaktion auf die Jugendkrawalle. „Doch der ‚Rausch der revolutionären Tage’ war bald verflogen ...“ (Schäfers 1998, S. 68), spätestens in den 70er Jahren als selbst die härtesten „68er“ zum ehemals verhassten Establishment gehörten. Auch ein „geistiger Führer“ der Bewegung, Herbert Marcuse, beendete die Revolutionsstimmung durch seine Feststellung, dass die bestehenden gesellschaftlichen Strukturen so tief verankert waren, dass diese kurzfristig wohl nicht verändert werden könnten (Schäfers 1998, S. 68).

Die Auswirkungen dieser Jugendbewegung der späten 60er Jahre sind vielfältig und diffus. So kam es in den 70ern z.B. einerseits zur Herausbildung links-radikaler, zum Teil auch terroristischer Gruppierungen (z.B. RAF), die einen, für den Großteil der Bevölkerung ziellosen Guerillakrieg gegen das System führten, und andererseits zu verschiedenartigen alternativen Bewegungen und Szenen. Erste Anzeichen einer ‚postmaterialistischen Generation’ (Reulecke 1986, S. 25), die sich politikverdrossen, narzisstisch, motivations- und orientierungslos in einer immer komplexer werdenden Gesellschaft bewegt, wurden deutlich. „Die Suche nach Glück und Wärme, die Bestätigung des eigenen Lebensstils trat vor den Wunsch, die Gesellschaft zu ändern“ (Baacke 1999, S. 22). Es kam zu einer Rückbesinnung auf den eigene Lebensweltkontext, womit eine Skepsis gegenüber bestehenden gesellschaftlichen Institutionen und Organisationen verbunden war. Man war auf der Suche nach neuen Formen des Zusammenlebens, Arbeitens und sozialen Handelns (Baacke 1999, S. 23).

Diese gesellschaftliche Differenzierung - mit anderen Worten: der Übergang in die Postmoderne - hat sich im Laufe der 80er und 90er Jahre fortgesetzt, was zu einer weiteren Komplexitätssteigerung des Begriffs „Jugend“ und damit verbundener Merkmale geführt hat (Ferchhoff 1993, S. 83).

An diesem Überblick der „Geschichte der Jugend“ werden die entwickelten und sich entwickelnden Einstellungen und Vorstellungen von und über Jugend deutlich. Hier zeigt sich, dass das, was Jugend darstellt, ein Zusammenspiel zwischen den „äußeren“ und „inneren“ Definitionen ist, d.h. also von dem Bild, das die Jugend von sich selbst hat und das andere von Jugend haben. Entscheidend hierbei ist, welche Definition mehr Gewicht hat, wer die Definitionsmacht hat. So ist es möglich Jugend einmal als Mythos zu erschaffen, mit dem Vorstellungen von Erneuerung und Hoffnung verbunden sind, und ein andermal als Gefahr und gesellschaftsdestabilisierendes „Subjekt“ zu sehen.

2.2 Aktuelle gesellschaftliche Rahmenbedingungen der Lebensphase Jugend

Die Jugendphase ist ein Phänomen, das von vielfältigen, in Wechselwirkung stehenden soziokulturellen Faktoren der jeweiligen Epoche beeinflusst wird. So prägen die jeweiligen gesellschaftlichen Verhältnisse die Jugendphase, wie auch wiederum die Jugendphase auf die Gesellschaft einwirkt und somit ein ständiger, einmal schneller, einmal langsamer laufender Veränderungsprozess entsteht. Seit den 80er Jahren dominieren die vielfach zitierten Schlagworte der Individualisierung, Pluralisierung, Differenzierung, Entstrukturierung, Globalisierung etc., mit denen der derzeitig ablaufende gesellschaftliche Wandel umschrieben wird. Allerdings ist mit diesem Wandel nicht ein Übergang von einem bestimmten Zustand in einen anderen spezifischen Zustand gemeint, sondern es kommt zu einer zunehmenden Unübersichtlichkeit. Mit Beck gesprochen hieße dies, dass die Wirklichkeit „aus den Fugen zu geraten scheint“ und unsere gewohnten Denk- und Handlungsweisen, unser gesellschaftliches „Koordinatensystem“ zu verschwimmen scheinen (Beck 1986, S. 12). Diese Unübersichtlichkeit lässt sich auch dadurch verdeutlichen, dass zu ihrer Beschreibung vielfach selbst äußerst undeutliche und unübersichtliche Termini herangezogen werden: postindustrielle, postmoderne, Freizeit-, Spaß-, Erlebnis-, Risiko-, Ellbogengesellschaft etc. Auch diese Begriffe bieten keine Lösung der bestehenden Probleme. Dennoch seien im Folgenden einige Veränderungsprozesse erwähnt, die für die Gesellschaftsmitglieder und damit im Besonderen auch für die Jugendlichen von Bedeutung sind und die ihr Leben grundlegend prägen. Beck spricht allgemein von einer gesellschaftlichen Freisetzung der Individuen aus bestehenden Sozialformen (Klasse, Schicht, Familie, Geschlechtslage etc.). „... nach dem Zweiten Weltkrieg [hat sich, E.J.] ein gesellschaftlicher Individualisierungsschub von bislang unerkannter Reichweite und Dynamik vollzogen (und zwar bei weitgehend konstanten Ungleichheitsrelationen). Das heißt: Auf dem Hintergrund eines vergleichsweise hohen materiellen Lebensstandards und weit vorangetriebenen sozialen Sicherheiten wurden die Menschen in einem historischen Kontinuitätsbruch aus traditionalen Klassenbedingungen und Versorgungsbezügen der Familie herausgelöst und verstärkt auf sich selbst und ihr individuelles Arbeitsmarktschicksal mit allen Risiken, Chancen und Widersprüchen verwiesen“ (Beck 1986, S. 116, Hervorhebungen im Original). Weiterhin ist eine veränderte Interpretation der immer noch bestehenden sozialen Ungleichheiten vorzunehmen, weil einerseits zwar die Einkommensunterschiede (auf höherem Niveau) gleich geblieben sind, aber andererseits (gezwungenermaßen) die eigene Lebensplanung und -führung ins Zentrum dieser individualisierten Existenzformen und pluralisierten Lebensstile tritt, was somit zu einer Aufhebung von sozialen Klassen, Schichten oder Ständen führt, zu einem „Kapitalismus ohne Klassen“ (Beck 1986, S. 117, Hervorhebung im Original). Die Massenarbeitslosigkeit führt zu einer weiteren Verstärkung sozialer Ungleichheiten, nun aber mit dem Unterschied, dass in einer enttraditionalisierten Gesellschaft Arbeitslosigkeit auf das eigene Versagen zurückgeführt wird (Ferchhoff 1993, S. 44f). Gesellschaftliche Krisen gehen in individuelle Krisen über. Gerade auch für Frauen kam es zu einer Steigerung des „Krisenpotentials“ - Schlagwort „doppelte Vergesellschaftung“. Die Bildungsexpansion und die damit verbundene Höherqualifizierung der Bevölkerung wirkte sich vor allem auf das Bildungsniveau der Frauen positiv aus, was dazu führte, dass sie verstärkt in die Berufswelt eintraten. Gleichzeitig blieb aber die Kinderbetreuung und Haushaltsführung weiterhin ihre Aufgabe. Gesellschaftlich sind beide Erwartungen gültig. Vor allem für alleinerziehende Frauen (infolge der immer noch steigenden Scheidungsquoten) führt diese Doppelbelastung zu erheblichen Problemen (z.B. Armut, soziale Isolation etc.). Erschwerend kommt hinzu, dass es keine festen, allgemeingültigen Wertvorstellungen mehr gibt, die klare Orientierung bieten. Ferchhoff spricht von einem „Abschmelzen kollektiver Vorstellungen und Visionen“ (Ferchhoff 1993, S. 46). Diese kollektiven Vorstellungen und Visionen werden durch individualisierte, „ichbezogene Visionen eines ‚geglückten Lebens’“ ersetzt (Ferchhoff 1993, S. 47). Jeder wird zum „Designer seiner eigenen alltäglichen Existenz“, die Lebenswelt wird eine „soziale Selbstinszenierung“ (Helsper 1991, S. 19). Dieser Zustand ist äußerst ambivalent, da er sowohl Chancen (selbstbestimmte Lebensplanung) als auch Risiken (Orientierungslosigkeit) beinhaltet. „Freiheit und Risiko“ sind Kennzeichen moderner Lebensverläufe: Die Freiheit der Wahl trägt das Risiko der Fehl-Wahl. Fehl-Wahlen werden aber immer weniger gesellschaftlich aufgefangen, sondern müssen individuell selbst abgefangen und verkraftet werden. Andererseits sind aber heute bestimmte „Wahlen“ leichter revidierbar. Die Entscheidung für etwas ist weniger verbindlich. Die Zunahme nichtehelicher Lebensgemeinschaften und die hohen Scheidungsraten können Ausdruck eines „Trends zur Unverbindlichkeit“ sein.

Mit der Möglichkeit der eigenständigen Lebensführung sind aber auch hohe Ansprüche und Kompetenzen verbunden, die nicht von allen Individuen gleichermaßen erfüllt werden können, da man jetzt nicht nur die Wahl hat, sondern auch den Druck wählen zu müssen. Hier beginnt ein Teufelskreis, in dem die „Individualisierungsverlierer“ (Ferchhoff 1993, S. 48) mit ihrer Lage individuell selbst zurechtkommen müssen. Reaktionen auf diese gesellschaftliche Überforderung zeigen sich z.B. in Fluchtbewegungen in fundamentalistische Weltanschauungen (z.B. Rechtsradikalismus, Nationalismus, religiöse Sekten und Fanatismus).

Trotz dieser Individualisierung kommt es scheinbar zu einer „ Institutionalisierung und Standardisierung von Lebenslagen“ (Beck 1986, S.119, Hervorhebungen im Original). Die „freigesetzten“ Menschen werden arbeitsmarktabhängig und dies führt in der Folge zu einer Bildungsabhängigkeit, Konsumabhängigkeit, Abhängigkeit von sozialrechtlichen Regelungen und Versorgungen etc. (Beck 1986, S. 119). Außerdem kann es gerade durch die oben erwähnte prinzipielle Offenheit des Lebens und durch das Bewusstwerden damit verbundener Ambivalenzen zur „Entstehung neuer soziokultureller Gemeinsamkeiten “ kommen (Beck 1986, S. 119, Hervorhebungen im Original). Aus diesen Gemeinsamkeiten entstehen neue soziale Gruppierungen (Bürgerinitiativen, soziale Bewegungen etc.) neben bisher bestehenden (Familie, Vereine, Gewerkschaften etc.) und gewinnen zunehmend an Bedeutung. Sie knüpfen an den konkreten Bedürfnissen der Menschen und ihrer Lebenslagen an, denn „die ‚Antworten’ herkömmlicher Agenturen der Sozialisation - wie kirchliche und im weiteren Sinne: politische Organisationen bzw. Jugendverbände, Ausbildungsstätten oder die Familie - werden unter den gegebenen Bedingungen (drastisch) erhöhter Komplexität diesem Bedarf jedoch immer weniger gerecht“ (Hitzler 2001, S. 17).

Neben einer - nicht unbedingt freiwilligen - Tendenz zur Selbstorientierung, ist auch „eine ‚Entindividualisierung’ im Sinne erhöhter Austauschbarkeit von Personen infolge von ‚Mobilitätsprozessen, Anonymisierung und Fragmentierung’“ (Ferchhoff 1990, S. 80) festzustellen. Die Auswirkungen des Modernisierungsprozesses schlagen sich auf alle alltäglichen Lebensbereiche nieder und lassen keinen unberührt. Die Folgen sind einerseits Verunsicherungen, aber andererseits auch Anpassungsversuche, die zu einer Gewöhnung an das erhöhte Risikoniveau führen. Bisher gültige Verhaltensweisen und Lebensregeln müssen abgewandelt oder aufgegeben werden, „wissenschaftliche Analysen und wissenschaftliche Expertisen verlieren in der Öffentlichkeit ihre uneingeschränkte Glaubwürdigkeit und Reputation“ (Ferchhoff 1990, S. 80). Allgemein gesprochen werden also Konzeptionen, die Allgemeingültigkeit beanspruchen, eher angezweifelt. Eine „Anything-Goes-Stimmung“ macht sich breit, allerdings „geht“ auch jetzt nicht für alle alles.

Niemand kann heute noch von Allgemeingültigkeit sprechen, da die Sichtweisen über bestimmte Sachverhalte zu verschieden sind. Rationalität hat als Kriterium für Allgemeingültigkeit an Kraft verloren. Die Welt, vor allem auch die wissenschaftliche Welt, ist geprägt von einer radikalen Pluralität, in der es keine Universalitätsansprüche mehr geben kann. Beck geht noch weiter und behauptet, dass in der „Risikogesellschaft“ die Wissenschaft nicht mehr nur „Problemlöser“ ist, sondern im Gegenteil die Wissenschaft auch „ Quelle f ü r Problemursachen “ ist (Beck 1986, S. 254ff, Hervorhebungen im Original). So hat die Wissenschaft als „Instanz der Allgemeingültigkeit“ und „Religion der Aufklärung“ in einer postmodernen Welt an Einfluss verloren. Angesichts der zunehmenden ökologischen (z.B. Umweltzerstörung) und sozialen (z.B. Kriege oder Armut) Krisen wird technischer Fortschritt nicht mehr als „Allheilmittel“ gesehen, „irrationale“ Lebensweisen (z.B. Esoterik, Orientierung an Spaß) gewinnen an Bedeutung. Die Menschen „basteln“ sich ihren Lebensplan sowohl aus rationalen wie auch aus irrationalen Denk- und Handlungsweisen. Beide Bereiche haben gleichberechtigt Einfluss auf den Alltag der Individuen (Helsper 1991, S. 17ff).

In diesem Zustand der Unübersichtlichkeit von vielfältigen Werten und Normen, Lebensweisen und Lebensstilen, Erwartungen und Hoffnungen, wachsen Jugendliche heutzutage auf. Dabei können junge Menschen heute kaum noch auf einen „berechenbaren“ Lebensverlauf bauen (Hitzler 2001, S. 14). Denn woran sollen Jugendliche sich orientieren, wenn der Lehrer in der Schule genau das Gegenteil von dem erzählt, was die Eltern zuhause sagen und die Medien wieder ein ganz anderes Bild davon zeichnen. Ebenso ist es für Eltern schwierig den Jugendlichen eine „zeitgemäße Jugend“ zu bieten, wenn die Vorstellungen von „Jugend“ so reichhaltig und diffus sind. Ist überteuerte Markenbekleidung nötig, damit mein Kind in der Schule akzeptiert wird oder verhelfe ich ihm zu Charakter und Persönlichkeit, indem ich ihn mit No-Name-Anziehsachen ausstatte und auf seine „inneren Werte“ verweise?

Die Entscheidungskonsequenzen der verschiedensten Wahlmöglichkeiten sind derart vielfältig, dass „Normalbiographien“ nicht mehr sicher sind, auch weil es für sie immer weniger Vorbilder gibt (Hitzler 2001, S. 16). Die Ambivalenz postmoderner Entwicklungen ist offensichtlich.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Individualisierungs- und Pluralisierungsprozesse zu einer immensen Steigerung der gesellschaftlichen Komplexität geführt haben, was aber nicht zu einer völligen Strukturlosigkeit geführt hat, sondern eher zu einer Umstrukturierung des sozialen Lebens, zu einer Destrukturierung oder Destandardisierung des Lebenslaufs. Dennoch bringen diese Entwicklungen „einschneidende Konsequenzen“, vor allem für die Lebensphase „Jugend“, mit sich (Hitzler 2001, S. 9).

Die gestiegenen Wahlmöglichkeiten und die den Jugendlichen vermehrt zugestandene Autonomie (z.B. bezüglich Medien, Konsumangeboten, Genuss, Sexualität etc.) ist einhergegangen mit einem Anstieg der Anforderungen und Erwartungen an sie. Die Vorteile dieser Entwicklung können nur richtig genutzt werden, wenn entsprechende Kompetenzen vorhanden sind. Anderenfalls wird man leicht zum „Spielball von Arbeitsmärkten, Wirtschaftskonjunkturen, Medien, Parteien und Konsumangeboten“ (Ferchhoff 1993, S. 50). Ein „Gefühl der Verunsicherung“ ist allgegenwärtig (Kellner 1997, S. 70). Verstärkt wird dieser Eindruck durch familiale Auflösungstendenzen, steigende Kriminalitätsraten, Drogenkonsum, sexuellen Missbrauch etc.

Die Expansion des Bildungssektors und die damit verbundene Höherqualifizierung der Bevölkerung, die gestiegene Mobilität (sowohl sozial als auch örtlich), der Ausbau des Dienstleistungssektors sind wechselseitig sich bedingende Prozesse, die die Möglichkeit des sozialen Aufstiegs erhöht haben, was aber nicht mit einer Egalisierung der allgemeinen Lebenschancen verwechselt werden darf. Schlagworte wie „Neue Armut“ zeigen auch gegenläufige Tendenzen auf. Soziale Unterschiede bestehen also weiter, zum Teil kommt es zu einer Erhöhung sozialer Ungleichheit, oft jedoch viel subtiler und diffuser.

Besonders problematisch und belastend für Jugendlich ist heute die schwierige Arbeitsmarktsituation, die Abwertung von Bildungsabschlüssen, die unsicheren Zukunftsaussichten etc. (Jugendwerk der Deutschen Shell 1997, S. 14). Die „Apostel des Status quo“, wie Beck sie nennt, gehen davon aus, dass durch diese vielfältigen gesellschaftlichen Probleme die Individualisierung in Egoismus umschlägt. Beck dagegen sieht „im Kontext der neuen Orientierungen“ so etwas wie einen „ altruistischen Individualismus “ entstehen (Beck 1997, S.19, Hervorhebungen im Original).

Ferchhoff erkennt die Situation richtig, wenn er schreibt, „daß diese Epoche ein schillerndes gleichwohl hybrides Antlitz zeigt, von zahlreichen Paradoxien und Widersprüchen gekennzeichnet ist, die angesichts erheblicher Heterogenitäten, Diskontinuitäten und Differenzierungen auch typologisch nicht leicht auf einen Nenner zu bringen und deshalb verständlicherweise den verschiedensten modischen Deutungen und Wertungen unterworfen sind“ (Ferchhoff 1990, S. 81).

2.3 Merkmale der Jugendphase und Annäherung an einen „Jugend“- Begriff

Was bedeutet nun in dieser Unübersichtlichkeit der Begriff „Jugend“? Wie wirkt sich die vielzitierte Postmoderne auf die Gestalt „Jugend“ aus? Gibt es noch Gemeinsamkeiten zu „Jugend in früheren Zeiten“? Was sind „neue Merkmale der Jugend“? Ist überhaupt noch ein einheitlicher Begriff „Jugend“ konzipierbar? Mit Bezug auf oben Angeführtes scheint nur eines eindeutig, nämlich dass nichts mehr eindeutig ist. Dies zeigt auch ein Blick in die einschlägige Literatur, in der es keine allgemeingültige Definition von „Jugend“ gibt. Ferchhoff spricht erstens von einer „prinzipiellen Vagheit und Relativität des Begriffs ‚ Jugend ’“ und zweitens davon, „daß sich Feststellungen zur Jugendphase nur im Kontext sozialhistorischer Wandlungen des ‚Lebenszyklus im ganzen’ und seiner klassen-, schicht-, milieu-, regional- und geschlechtsspezifischen ‚Erscheinungsformen im jeweiligen Familien- und Kinderleben, im Peer-, Schul- und Bildungssystem’ im Rahmen der soziologischen Entwicklung (post)moderner individualisierter Arbeits- und Dienstleistungsgesellschaften treffen lassen“ (Ferchhoff 1993, S. 57, Hervorhebung im Original).

Darum werde ich im Folgenden nicht versuchen Jugend zu definieren, sondern ein nach allen Seiten offenes Bild der Jugend mit einigen meines Erachtens wichtigen Merkmalen und Eckdaten zu zeichnen. Es ist klar, dass es auch hier zu Verallgemeinerungen kommen wird, da es heute kein „Gesamt-Bild der Jugend“ mehr geben kann (Ferchhoff 1995, S. 59). Man darf Jugend nicht als ein isoliertes soziales Phänomen sehen, sondern man muss berücksichtigen, „daß die Jugend in sich so homogen bzw. heterogen ist wie die Gesellschaft, der sie angehört“ (Schäfers 1998, S. 22).

Aus dem Überblick der Geschichte der Jugend ist ersichtlich, dass Jugend keine biologische Konstante im menschlichen Lebensverlauf ist, die über Kulturen und Zeiten hinweg in gleicher Form anzutreffen ist, sondern sie ist vielmehr auf soziokulturelle Entwicklungen - besonders ab dem 18. Jahrhundert - zurückzuführen. Jugend in der heutigen Gestalt ist „ zun ä chst ein historisches Produkt des B ü rgertums gewesen “ (Hurrelmann 1999, S. 30, Hervorhebungen im Original). Dennoch hat „Jugend“ viel mit biologischen, psychologischen und anthropologischen Faktoren zu tun. „Jugend bedeutet ein Doppeltes: sie ist einmal eine subjektive biografische Lebensphase, in der Aufgaben der inneren Entwicklung, des Lernens, der Identitätsbildung anstehen; sie ist zum anderen eine gesellschaftlich bestimmte Lebenslage, abhängig von gesellschaftlichen Bedingungen und Erwartungen ...“ (Jugendwerk der Deutschen Shell 1997, S. 13).

Es gibt eine Reihe von physischen und psychischen Prozessen, die in der Literatur immer wieder auftauchen und als kennzeichnend für die Jugendphase gelten. Allerdings stehen diese zunächst biologischen Faktoren in Wechselwirkung mit soziokulturellen Faktoren, wodurch es hier über die Zeit zu Veränderungen und Verschiebungen kam und immer noch kommt.

Der Beginn der Jugendphase wird meist mit dem Beginn der Pubertät, einem ca. 5 bis 8 Jahre dauernden Prozess, angesetzt. Die Geschlechtsreife stellt einen wichtigen Schritt in der menschlichen Entwicklung dar, der hierdurch eine Abgrenzung von der vorherigen Phase der Kindheit zulässt (Hurrelmann 1999, S. 31). Bei Jungen wird der Beginn um das 13. Lebensjahr verortet, bei Mädchen etwa 8 Monate früher. In der Pubertät setzen physische Veränderungen bei Jugendlichen beiderlei Geschlechts ein, die wiederum psychisch-seelische Auswirkungen in unterschiedlicher Stärke hervorrufen. Hierzu zählen die Ausbildung primärer und sekundärer Geschlechtsmerkmale, ein beschleunigtes Größenwachstum, eine Verfeinerung der Motorik etc. (Schäfers 1998, S. 83ff). Zudem sind diese Veränderungen auch in sozialer Hinsicht bedeutend. Auffällig ist, dass die Pubertät in Industriegesellschaften insgesamt länger dauert als z.B. noch vor 200 Jahren (Retardation), wobei sie sich aber auch zeitlich vorverlagert hat (Akzeleration) (Janke 1995, S. 10f). Ebenso werden Jugendliche heute im Durchschnitt größer und schwerer als früher, Indizien für eine allgemeine Verbesserung der Lebensbedingungen.

Durch die Pubertät „ist gewissermaßen eine ‚Neuprogrammierung’ von physiologischen, psychologischen und auch sozialen Systemen notwendig um auf die veränderten Körperfunktionen und auf die hierdurch zum Teil mitbeeinflussten veränderten Umweltbedingungen reagieren zu können“ (Hurrelmann 1999, S. 31). Die biologischen Entwicklungen der Pubertät betreffen Menschen, die in einem höherem Maße selbständig handlungsfähig sind als sie es in der Phase der Kindheit davor waren, in der die Eltern bzw. die Erziehungsperson(en) noch verstärkt Einfluss hatten. Die zunehmende Gewinnung autonomer Handlungsfähigkeit gilt oft als Voraussetzung individueller Entwicklungsprozesse (Hurrelmann 1999, S. 32). Der Beginn der Jugendphase wird darum meist mit Beginn der Pubertät gleichgesetzt.

Stufenmodelle und das Konzept der Entwicklungsaufgaben, das vor allem von dem Psychologen Havighurst entwickelt wurde, stellen nun den Versuche dar, die spezifischen psychosozialen Prozesse der Jugendphase zu charakterisieren. „Unter Entwicklungsaufgaben werden die psychisch und sozial vorgegebenen Erwartungen und Anforderungen verstanden, die an Personen in einem bestimmten Lebensabschnitt gestellt werden“ (Hurrelmann 1999, S. 32f). Diese Entwicklungsaufgaben sind aber abhängig von der jeweiligen Kultur, Gesellschaft und Zeit und werden nicht nur durch biologische und psychische „Reifung“ determiniert. Es gibt nun eine Reihe dieser Aufgaben, die für die Jugendphase als typisch erachtet werden. Hierzu gehören Entwicklungsaufgaben im Bereich der intellektuellen und sozialen Kompetenzen, im Bereich der Geschlechtsrolle, im sozialen Bindungsverhalten zu Gleichaltrigen, im Bereich der Entwicklung eigener Handlungsmuster für die Teilnahme und Nutzung am Konsumwaren- und Freizeitmarkt, im Bereich eines Werte- und Normensystems und eines ethnischen und politischen Bewusstseins (Hurrelmann 1999, S. 33f). Der Unterschied zur Kindheitsphase liegt vor allem in der qualitativ veränderten Persönlichkeitsentwicklung.

Das Ende der Jugendphase ist weitaus schwieriger zu umgrenzen als ihr Beginn. Aus psychologischer Sicht ist die angemessene Bewältigung oben genannter Entwicklungsaufgaben als Abschluss der Jugendphase zu betrachten (Hurrelmann 1999, S. 34). Der Erwachsenenstatus zeichnet sich demnach durch einen „ hohen Grad von Selbst ä ndigkeit und Selbstbestimmung... und zugleich Verantwortlichkeit gegenüber den Belangen und Interessen anderer Menschen ...“ aus (Hurrelmann 1999, S. 35, Hervorhebungen im Original). Die Ausbildung der Identität, verstanden als „ Kontinuit ä t des Selbsterlebens “ (Hurrelmann 1999, S. 36, Hervorhebungen im Original), ist in psychologischer Sicht die Hauptaufgabe der Jugendphase. Eine ausgebildete Identität markiert damit auch ihr Ende. Dass die Bewältigung der Entwicklungsaufgaben und die Ausbildung der Identität nicht so einfach ist, zeigen die vielfältigen Sinn- und Orientierungskrisen Jugendlicher. „Die Suche nach Orientierung und Sinngebung ist für die Umbruchphase Jugend im Lebenslauf charakteristisch wie für wohl keine andere Lebensphase davor und danach“ (Hurrelmann 1999, S.37). Bei dieser Suche setzen sich die Jugendlichen mit den vielfältigen gesellschaftlichen Orientierungsmöglichkeiten reflexiv auseinander.

In diesem Zusammenhang wird auch die Ablösung von den Eltern, sowohl psychisch als auch ökonomisch und sozial, als ein wichtiges Kriterium für den Status „Erwachsener“ erachtet. Hier kann aber eigentlich kein Zeitpunkt der Lebensspanne genannt werden, wie es beim Eintritt in das Jugendalter mit der Pubertät der Fall ist, der das Ende dieser Phase markiert. Das Ende der Jugendphase ist somit äußerst undeutlich und es wird immer noch undeutlicher.

Wie schon erwähnt vollzieht sich „Jugend“ in einem Wechselspiel aus psychologischen und sozialen Faktoren. Vor allem bei der Bestimmung des Endes der Jugendphase wird der starke Einfluss der soziokulturellen Verhältnisse deutlich. Aber auch die soziologische Perspektive bezieht die psychologische, vor allem das Konzept der Entwicklungsaufgaben, mit ein. Hier geht es um die Weiterentwicklung von gesellschaftlichen Fähigkeiten und Kompetenzen, die die „Statuspassage“ zum Erwachsenen ermöglichen (Hurrelmann 1999, S. 39). Damit ergeben sich für die Jugendphase ganz bestimmte Rollenerwartungen, die mit Rechten und Pflichten verbunden sind. Allerdings sind Statusübergänge heutzutage nicht eindeutig definiert, womit auch in der soziologischen Betrachtungsweise keine genauen Übergänge erkennbar sind. In modernen Industriegesellschaften fehlt es zudem an symbolischen Übergangsriten, wie sie in früheren Zeiten üblich waren und zum Teil heute noch in bestimmten Kulturen üblich sind (Schröder 1998, S. 22). Der Wechsel von der Kindheit in die Jugendphase ist durch eine „ schrittweise Erweiterung der Handlungsspielr ä ume erkennbar, die eine gleichzeitige Erweiterung der Rollenvielfalt mit sich bringt“ (Hurrelmann 1999, S. 39, Hervorhebungen im Original). Eine Festlegung auf ein biologisches Alter ist auch hier nicht möglich. Wie schon erwähnt geht es um das „Hineinwachsen“ der Jugendlichen in gesellschaftliche Bereiche, um die Erfüllung von Entwicklungsaufgaben, um wachsende Interaktionsmöglichkeiten, insgesamt somit um eine quantitative wie qualitative Komplexitätssteigerung des Soziallebens. Zu nennen sind hier steigende Leistungsanforderungen an die intellektuellen Fähigkeiten, die Erweiterung sozialer Kontakte außerhalb der Familie, vor allem zu Gleichaltrigen, die wiederum in Verbindung stehen mit einer Orientierung an Freizeit und Konsum, politische Partizipationsmöglichkeiten im Zuge der schrittweisen Ablösung von den Eltern und der wachsenden Autonomie der Jugendlichen etc. (Hurrelmann 1999, S. 40f).

Zur Beendigung der Jugendphase gibt es eine Reihe kulturell unterschiedlicher Ansichten. Hurrelmann zählt in unserem Kulturkreis die berufliche Rolle, die interaktiv-partnerschaftliche Rolle, die Rolle des Kulturbürgers und die Rolle als politischer Bürger zu den wesentlichen Voraussetzungen für den Übergang zum Erwachsenen (Hurrelmann 1999, S. 42). Wiederum kann hierfür aber kein genaues biologisches Alter angegeben werden.

Gesellschaftlich wird aber dennoch versucht, Statusübergänge alterspezifisch zu regeln, wie es z.B. im Jugendrecht der Fall ist. Dabei sind einige Bereiche mehr reglementiert (z.B. Schulpflicht, Wahlalter etc.), andere weniger (z.B. Berufsalter etc.).

Die Jugendphase selbst zeigt nicht von Anfang bis „Ende“ eine einheitliche Gestalt. Auch sie ist in sich differenziert. In der Soziologie wurde sie unter Bezug auf biologische und entwicklungspsychologische Faktoren in folgende Altersgruppen unterteilt: Die 13- bis 18-Jährigen stellen die Jugendlichen im engeren Sinn dar; es handelt sich um die pubertäre Phase. Die 18- bis 21-Jährigen gelten als Heranwachsende; sie befinden sich in der nachpubertären Phase. Die 21- bis 25-Jährigen - eventuell auch älter - werden als junge Erwachsene bezeichnet; ihr Verhalten zeigt noch deutlich jugendliche Elemente (Schäfers 1998, S. 30). Das Ende der letzten Phase ist dabei wieder nur unter Vorbehalt mit 25 Jahren angegeben, denn diese Grenze wird immer weiter hinausgeschoben.

Anzumerken ist zudem, dass konkrete Altersangaben immer nur tendenzielle Orientierungen bieten, da die tatsächliche menschliche Konstitution nicht unbedingt damit in Einklang stehen muss. Ein 16-Jähriger kann in ähnlicher geistiger und körperlicher Verfassung sein wie ein 20- Jähriger, dem jedoch rein rechtlich aufgrund seines Alters andere Verhaltensspielräume eröffnet werden (z.B. Wahlrecht, volle Geschäftsfähigkeit etc.). Es ist davon auszugehen, „daß eine altersmäßige Festlegung der Jugendphase nicht möglich und deswegen auch für wissenschaftliche Zwecke nicht sinnvoll ist“ (Hurrelmann 1999, S. 50).

In soziologischer Perspektive ist die Jugendphase gekennzeichnet „durch ein Nebeneinander von noch unselbst ä ndigen, quasi kindheitsgem äß en, und selbst ä ndigen, quasi schon erwachsenengem äß en Handlungsanforderungen “ (Hurrelmann 1999, S. 46, Hervorhebungen im Original). Die wesentlichen Merkmale für die Statuspassage zum Erwachsenen sind dabei ein schulischer Abschluss, der in einen Beruf mündet und dadurch ökonomische Autonomie gewährt, die Ablösung von den Eltern und die Aufnahme einer festen Partnerschaft, die, zum Teil verbunden mit Heirat, zu einer eigenen Familie führt und eine selbständige und selbstbestimmte Rolle im wirtschaftlichen, politischen, kulturellen und kommerziellen Bereich (Hurrelmann 1999, S. 46).

Die soziologischen und psychologischen Sichtweisen haben gezeigt, dass es äußerst schwierig ist die Jugendphase zu erfassen. Vor allem scheint es fraglich Jugend einem bestimmten biologischem Alter zuzuteilen (Ferchhoff 1993, S. 54f). Lediglich der Beginn - mit dem Eintritt der Pubertät zwischen dem 12. und 14. Lebensjahr - kann nach dem Alterskriterium einigermaßen umgrenzt werden, wobei hier ebenfalls Verschiebungen stattfinden. Auch das Konzept der Entwicklungsaufgaben und damit verbundene Stufenmodelle haben meines Erachtens an Beschreibungskraft verloren, da es noch aus einer „übersichtlicheren“ Zeit (Anfang 70er Jahre) stammt. Die gesellschaftlichen Veränderungen, wie sie weiter oben dargestellt wurden, sind derart gravierend, dass diese Konzepte nur noch bedingt gültig sind bzw. entsprechend modifiziert werden müssen. Auch Brinkhoff weist darauf hin, „daß die zentralen Entwicklungsaufgaben von Jugend zunehmend Inkonsistenzen und Spannungen aufweisen und Sinn, innere Qualität und Zuschnitt dieser Lebensphase [gemeint: Jugend, E.J.] sich weitgehend enttraditionalisiert, entstrukturiert und individualisiert haben“ (Brinkhoff 1993, S. 100). Verglichen mit einer Treppe könnte man sagen, dass die Stufen der Jugendphase höher geworden sind, zum Teil aber auch Stufen ausgelassen oder eingefügt wurden. Die Jugend ist keine relativ gleichmäßige Treppe mehr, an deren Ende der Erwachsenenstatus wartet. Der „Treppenaufstieg“ wird früher begonnen, wobei die Treppe länger wird bzw. sich die „Aufstiegsgeschwindigkeit“ verlangsamt. Dies kann natürlich auch damit zusammenhängen, dass das Besteigen der Treppe, vor allem gegen Ende, nicht mehr so „einfach“ ist. Von zunehmender Bedeutung für den letzten Teil der Jugendphase ist in diesem Zusammenhang die „Post-Adoleszenz“ (Schäfers 1998, S. 30f). Sie kennzeichnet die „Ausdehnung der Jugendphase nach hinten“, die mit einer verlängerten Schul- und Berufsausbildung einhergeht und durch die „tendenzielle Entkoppelung von Bildung, Ausbildung und Berufstätigkeit sind psychosoziale Neuorientierungen festzustellen“ (Ferchhoff 1993, S. 53). Die Post-Adoleszenz stellt eine „neue gesellschaftlich regulierte Alterstufe“ dar, eine „Nachphase des Jungseins“, die das dritte Lebensjahrzehnt bestimmt (Schäfers 1998, S. 31). Ferchhoff charakterisiert die Post- Adoleszenten als eine „wachsende Gruppe von Menschen ..., die kulturell politisch sowie freizeitbezogen in der Gestaltung ihrer Lebensformen und in der Wahl ihrer Lebensstile, ... weitgehend autonom sind, als auch keiner ‚pädagogischen Betreuung’ mehr bedürfen, während sie beruflich und ökonomisch weiterhin vom Elternhaus bzw. von sozialpolitischen Alimentierungen abhängig und damit auch im Rahmen der Durchsetzung ihrer endgültigen Lebensplanungen zwar offen und noch nicht festgelegt, aber dennoch unselbständig sind“ (Ferchhoff 1993, S. 53). Die Veränderung der Gestalt „Jugend“ ist zu einem erheblichen Teil mit der Erweiterung der Phase der Post-Adoleszenz verbunden, denn heute werden Menschen oft als Jugendliche kategorisiert, die noch vor einigen Jahrzehnten als Erwachsene bezeichnet worden wären.

Nochmals Bezug nehmend auf das Bild der Treppe könnte man die Jugend auch in mehrere Treppen aufteilen, wenn man die Entwicklungsaufgaben als Grundlage nimmt. So werden manche Treppen schneller bewältigt, manche weniger schnell, d.h. es werden Rollen erworben, die dem Erwachsenenstatus entsprechen, während man bezüglich anderer Rollen diesen Status noch nicht erreicht hat, was zu Statusunsicherheiten führen kann, die wiederum Ausgangspunkt jugendspezifischer Handlungsweisen sind. Diesen Vorstellungen liegt aber meist zu Grunde, dass Jugend eine Übergangsphase, ein „Moratorium“ zum Erwachsenenstatus darstellt, der ein höheres gesellschaftliches Ansehen genießt (Schäfers 1998, S. 24). Jugend erscheint oft als eine „zugestandene“ oder „geduldete“ Periode, bevor der „Ernst des Lebens“ beginnt. Gleichzeitig ist festzustellen, dass dieser „Schonraum“ im Zuge der gesellschaftlichen Veränderungsprozesse zunehmend zurückgeht (Schäfers 1998, S. 24). Der Absatz zwischen der Treppe „Jugendlicher“ und der Treppe „Erwachsener“ verschwindet, eine lange Treppe entsteht, über die „die gesellschaftliche Krise die Jugend erreichen konnte“ (Jugendwerk der Deutschen Shell 1997, S. 13). Aber Jugend war sicher nie bzw. ist auf jeden Fall jetzt kein reiner Schonraum mehr, eine ‚Als-ob-Periode, in der Höhen der Erwartungen und tiefe Enttäuschungen gemacht werden können, ohne mit endgültigen ökonomischen, sozialen oder psychologischen Konsequenzen verknüpft zu sein’ (Rosenmayr 1976, S. 123, zit. nach Schäfers 1998, S. 30). Jugend ist keine Simulation, sondern für die „Betroffenen“ Realität wie jede andere Lebensphase auch! Bestes Beispiel sind Amokläufe oder Selbstmorde von Jugendlichen, die durch „tiefe Enttäuschengen“ ausgelöst wurden und damit sehr wohl mit „Konsequenzen“ verknüpft sind. Jugend ist keine „Rolltreppe“, die automatisch und ohne eigenes Zutun in der „Etage Erwachsener“ endet.

Was sich geändert hat, ist die Qualität der Jugendphase. Dies ist besonders im „Strukturwandel der Jugendphase“ ersichtlich (Ferchhoff 1993, S. 56). Bezogen auf die These „Jugend als krisenfreie Zeit“ bedeutet dies, dass gesellschaftliche Krisen (Arbeitslosigkeit, Globalisierung, Rationalisierung etc.) nicht mehr nur „Randbedingungen des Aufwachsens“ und „Belastungen“ darstellen, die nur die Erwachsenen betreffen, sondern auch Jugendliche sind ihnen vermehrt ausgesetzt (Jugendwerk der Deutschen Shell 1997, S. 13). Die ideelle Konzeption der Jugend als Schonraum verliert an Sinn und Bedeutung, wenn die Vorbereitungsphase auf Krisen selbst schon krisenhaft ist. Für die Bewältigung der Entwicklungsaufgaben bedeutet das eine Erschwerung, da nun noch mehr Faktoren auftreten, die Wechselwirkungen erzeugen und so zu einer weiteren Komplexitätssteigerung und „Unübersichtlichkeit“ führen. Die „Entwicklung einer intellektuellen und sozialen Kompetenz“ steht heute nicht mehr unbedingt mit einer gesicherten sozialen und ökonomischen Position in Verbindung. Ein abgeschlossenes Studium garantiert keinen Arbeitsplatz. Dadurch kann nach den Kriterien der Entwicklungsaufgaben der Erwachsenenstatus auch nicht erreicht werden. Die Folge sind Höher- und Weiterqualifizierungen um auf dem Arbeitsmarkt bessere Chancen zu haben, was wiederum eine längere Verweildauer in Bildungsinstitutionen erfordert und dadurch zu einem weiteren Aufschub der Statuspassage führt. Damit erschwert die heutige Arbeitsmarktsituation das Erwachsenwerden im Sinne der Entwicklungsaufgabe und führt so selbst zu einer Verlängerung der Jugendphase (Jugendwerk der Deutschen Shell 1997, S. 15). Darüber hinaus unterliegt „Lernen“ als Merkmal für die Jugendphase einem Bedeutungsverlust. Nicht nur Jugendliche werden immer länger ausgebildet und müssen lernen, auch das Erwachsenenalter, das früher oft als Abschluss des Lernens gesehen wurde, wird immer mehr von Lernanforderungen „bedrängt“. Die moderne Arbeitswelt erfordert ein „lebenslanges Lernen aller“ (Dohmen 1999, S. 22f), ohne das die gesellschaftlichen Veränderungsprozesse, besonders die durch technische und technologische Entwicklung bedingten Veränderungen, nicht bewältigt werden können. Durch die Ausdehnung des Lernens - gemeint ist vor allem ein berufspezifisches Lernen, denn Menschen lernen eigentlich immer lebenslang - auf die gesamte Lebensspanne kommt es zu Angleichungstendenzen zwischen der Jugend- und der Erwachsenenphase, wodurch der Übergang undeutlich wird. War Jugend bisher eine Gegenwelt zu der der Erwachsenen, die komplexe, leistungsorientierte, zweckrationale, arbeitsteilige, hierarchisch gegliederte Strukturen aufwies, in der die Jugendlichen die unerlässliche Integration in die Erwachsenengesellschaft und gleichzeitig die Ausbildung einer eigenen Identität erfüllen mussten, scheint es jetzt zu einer Annäherung der beiden Welten zu kommen, ohne dass jedoch von einer Gleichberechtigung die Rede sein kann. Die bisher gültigen Strukturen werden brüchig, eigentlich jugendtypische Verhaltensweisen „schleichen“ sich über die Post-Adoleszenz in die Erwachsenenwelt ein, was aber nicht zu einer Irritierung dieser Welt führt, sondern oftmals zu einer Vereinnahmung dieser Verhaltensweisen durch sie. Umgekehrt werden erwachsenenspezifische Verhaltensweisen auch von Jugendlichen vermehrt gezeigt (z.B. im Bereich des Konsumwarenmarktes, Sports etc.). Potentiale für jugendliche Identitäten verlieren damit an Bedeutung und Distinktionskraft. Es findet ein „Prozeß gegenseitiger Beeinflussung“ statt, der zu einem „Verblassen des Unterschieds zwischen Jugendlichen und Erwachsenen“ führt (Ferchhoff 1990, S. 199), jedoch unter Beibehaltung „generationstypischer Schwerpunkte“ und vor allem von Machtverhältnissen (Thiele 1998, S. 16).

Auch bezüglich der Entwicklung der Geschlechtsrolle und des sozialen Bindungsverhaltens zu Gleichaltrigen beiderlei Geschlechts haben sich bedingt durch gesellschaftliche Modernisierungsprozesse Veränderungen ergeben. Bisher gültige und allgemein anerkannte Entwicklungsaufgaben wie die Aufnahme heterosexueller Partnerbeziehungen, die langfristig die Basis für eine Familiengründung legen sollen, haben an Bedeutung verloren und damit auch als Kriterium für den Übergang ins Erwachsenenleben. Hier spielen besonders der Wandel gesellschaftlicher Wert- und Moralvorstellungen eine Rolle. Homosexualität ist zwar in den Augen vieler auch heute nicht „normal“, aber es besteht eine größere gesellschaftliche Toleranz gegenüber diesem Thema als z.B. noch in den 60er Jahren. Für Homosexuelle bedeutet dies einen Freiheitsgewinn vor allem im öffentlichen Raum.

Besonders betroffen von diesen (Wert-)Wandlungsprozessen sind die Familien und dadurch auch die Jugendlichen. Den Familien wird ein gesellschaftlicher „Bedeutungsverlust“ attestiert. Auch hier ist aber festzuhalten, dass ihnen dieser Bedeutungsverlust nur dann zugestanden werden kann, wenn man die traditionelle Familie - bestehend aus leiblicher Mutter, leiblichem Vater und Kind(ern) - als Maßstab nimmt. Im Zuge der Individualisierung und Pluralisierung kam es zu einer „gestiegenen Pluralität von Familienformen“ (Nave-Herz 1997, S. 3). Damit ist aber nicht gemeint, dass neue Familienformen entstanden sind, denn die verschiedensten Familienformen (Ein-Eltern- Familien, Stiefelternschaften, Familien mit adoptiertem Kind etc.) gab es schon immer, nur wurden sie meist nicht als solche bezeichnet. Vielmehr hat die Bedeutung anderer Familienformen neben der „Normal-Familie“ quantitativ wie qualitativ zugenommen (Nave-Herz 1997, S. 8). Analog gibt es meiner Meinung nach ähnliche Entwicklungen bei der Bedeutung des Begriffs „Jugend“.

Durch die hohen Scheidungszahlen kommt es z.B. zu einer steigenden Anzahl alleinerziehender Mütter bzw. Väter mit Kind(ern). Wie schon erwähnt ist dies, ebenso wie die Zunahme der Singles und nichtehelichen Lebensgemeinschaften, eine Folge des gesamtgesellschaftlichen Veränderungs- und Individualisierungsprozesses. „Bis ca. Mitte/Ende der 70er Jahre wurde die Motivation zur Eheschließung zwar auch durch eine emotionale Partnerbeziehung ausgelöst, aber häufig unterstützten systemexterne Bedingungen (ökonomische, rechtliche, die Nicht-Akzeptanz vorehelicher sexueller Beziehungen - erst 1973 wurde der ‚Kuppelei-Paragraph’ abgeschafft -, wohnungsmäßige u.a.m.) den Ehe-Entschluß. Heute dagegen hat eine Heirat an zwingender Notwendigkeit zur Erfüllung bestimmter elementarer Bedürfnisse oder als materielle Versorgungsinstitution (vor allem für Frauen) an Bedeutung verloren“ (Nave-Herz 1997, S. 9f). Auch hier ist die „Freisetzung“ der Individuen zu erkennen.

Dadurch entstehen für Kinder und Jugendliche die unterschiedlichsten Bedingungen unter denen sie Aufwachsen. Deshalb wird es schwierig, von einem „normalen“ Aufwachsen zu sprechen. Jugendliche bekommen in dieser Vielfalt die unterschiedlichsten Werte, Normen und Verhaltensweisen bezüglich der Vorstellung von „Familie“ vorgelebt, was sich wiederum auf ihre Vorstellungen und Werte prägend auswirkt und ihr späteres Verhalten beeinflusst.

Durch Medien, Freunde, Bekannte etc. und vielleicht auch durch die eigene Lebenssituation bekommen Jugendliche mit, dass eine Familie eine Einschränkung der individuellen, heute als besonderes Gut geltenden, Freiheit (zeitlich, ökonomisch, persönlich) bedeutet (Nave-Herz 1997, S. 21). Gerade auch die Wechselwirkungen mit den Anforderungen der heutigen Arbeitswelt - Stichwort: Mobilität - können sich negativ auf die spätere Entscheidung für eine Familie auswirken. Im Gegenzug hat aber auch die bewusste Entscheidung für Familie und Kinder zugenommen, aber zunehmend unabhängig von der Institution Ehe. Kinder bedeuten heute oft eine persönliche Bereicherung, womit wieder ein Hinweis auf die gesellschaftliche Individualisierung vorliegt. Auch die Tendenz zur Ein-, aber höchstens Zwei-Kinder-Familie, fördert die Individualisierung (Schmidt 1996, S. 10). Kinder wachsen vermehrt ohne Geschwister auf, was auch die Zahl der Spielgefährten und „Vorbilder“ insgesamt reduziert. Vermehrtes Spielen allein und mit den Eltern ist die Folge, was die Bedeutung erwachsenenspezifischer Interaktionsmuster als Vorbild erhöht. Damit einher gehen veränderte Erziehungsweisen, die eher auf ein partnerschaftliches Miteinander als auf strikte hierarchische Unter-Überordnungsverhältnisse abzielen. „Die Eltern sind bemüht, Verständnis für ihre adoleszenten Kinder an den Tag zu legen, ihnen eher als Freunde, denn als Autoritätspersonen zu begegnen, Entscheidungen gemeinsam zu treffen, Kompromisse auszuhandeln und sich in vielen Hinsichten den Jugendlichen anzupassen, anstatt Anpassung an eigene Prinzipien und Verhaltensmuster zu verlangen“ (Schütz 1993, S. 345, zit. nach Nave-Herz 1997, S. 63). Hier sind deutliche Unterschiede im elterlichen Verhalten im Vergleich zu früheren Jahrzehnten festzustellen, die natürlich für die Jugendlichen von enormer Bedeutung sind. Der vielzitierte „Generationenkonflikt“ scheint sich, zumindest innerhalb der Familie, aufzulösen (Nave-Herz 1997, S.64). Gesamtgesellschaftlich gesehen verspüren Jugendliche aber immer noch einen Gegensatz zwischen den Generationen, der einerseits als „Machtverhältnis (die Erwachsenen lassen uns nicht mitreden, teilhaben)“ und andererseits als „Vernachlässigungsverhältnis (in der Politik spielen die Probleme Jugendlicher keine Rolle)“ empfunden wird (Jugendwerk der Deutschen Shell 1997, S. 17). Zudem kann auch ein neuer Generationenkonflikt mit umgekehrten Vorzeichen ausgemacht werden im Bezug auf die neuen technischen Entwicklungen, bei denen oft Jugendliche bzw. jüngere Menschen gegenüber älteren einen Wissensvorsprung besitzen (Ferchhoff 1993, 121).

Zurückkommend auf die Bedeutung der Entwicklungsaufgabe „Partnerschaft und Familie“ ist für den Abschluss der Jugendphase festzustellen, dass sich hier erhebliche Verschiebungen ergeben haben. So hat z.B. Ehe und Familie als Kriterium für den Erwachsenenstatus an Bedeutung verloren, was sich an einem gestiegenen Heiratsalter und der erhöhten Zahl nichtehelicher Lebensgemeinschaften zeigt (Nave-Herz 1997, S. 8ff). Die Zunahme der Lebensform „Single“ und der nichtehelichen Lebensgemeinschaften verwischt die Statuspassage zum Erwachsenen zusehends. Nichteheliche Lebensgemeinschaften und auch andere Formen des Zusammenlebens werden, vor allem von Jugendlichen, vermehrt akzeptiert und praktiziert, wobei aber gleichzeitig der Wert von Ehe und Familie an sich weiterhin einen hohen Stellenwert einnimmt (Hamann 2000, S. 31). Familie und Beruf zu vereinbaren sind immer noch Hauptziele jugendlicher Lebensentwürfe (Jugendwerk der Deutschen Shell 2000, S. 13f). Auch hier finden sich Hinweise auf die Pluralisierung der gesellschaftlichen Wertvorstellungen, die vor allem bei jüngeren Generationen offenbar schon weiter verbreitet sind.

Aber mit der Ausdifferenzierung der Wertvorstellungen allgemein sind auch wieder Schwierigkeiten verbunden bezüglich der Entwicklungsaufgabe „Aufbau eines Wert- und Normensystems“. Die Reichhaltigkeit und die Zunahme der Geltungsbereiche verschiedenster Werte und Normen macht es schwierig die „Richtigen“ auszuwählen, besonders dann, wenn traditionelle „Wertlieferanten“ (Kirche, Verbände, Parteien, Familie etc.) an Ansehen und Einfluss verlieren (Janke 1995, S. 14ff).

[...]

Excerpt out of 118 pages

Details

Title
Die Bedeutung von Jugendkultur in der Jugendphase am Beispiel "Skateboarding" und mögliche Konsequenzen für die Jugendarbeit
College
University of Augsburg  (Philosophisch-Sozialwissenschaftliche Fakultät)
Grade
1,3
Author
Year
2002
Pages
118
Catalog Number
V17237
ISBN (eBook)
9783638218559
ISBN (Book)
9783656519645
File size
1102 KB
Language
German
Keywords
Bedeutung, Jugendkultur, Jugendphase, Beispiel, Skateboarding, Konsequenzen, Jugendarbeit
Quote paper
Elmar Julier (Author), 2002, Die Bedeutung von Jugendkultur in der Jugendphase am Beispiel "Skateboarding" und mögliche Konsequenzen für die Jugendarbeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17237

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