Leseprobe
Gliederung
1. Einleitung
2. Darstellung der Begrifflichkeiten
2.1 Lernervariablen
2.2 Motivierung
2.3 Motivation
2.4 Motive
3. Motivationsarten
3.1 Intrinsische und extrinsische Motivation
3.2 Instrumentelle und integrative Motivation
4. Beeinflussung der Motivation durch interne und externe Faktoren
5. Diskussion: Motivierung, Motivation und Motive im fremdsprachlichen Unterricht
6. Zusammenfassung
7. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Bei dem Lehrer kann man ja nichts lernen. Der schafft es, mir auch noch den letzten Rest an Motivation auszutreiben.“ (Kleppin 2004, S.2)
Menschen machen sich seit je her Gedanken darüber, „[…] wodurch menschliches Verhalten und Erleben gesteuert wird, welche Beweggründe für Verhalten nachvollziehbar sind, oder welche Gründe für plausibles Verhalten vorliegen könnten.“ (Boosch 1983, S.21) Vor allem mit der letzten Frage beschäftigen sich zahlreiche Disziplinen der Wissenschaft, um beispielweise herauszufinden: warum ein Schüler, anstatt den Ausführungen des Lehrers zu folgen, lieber mit Papierkügelchen herumschießt (vgl. ebd.) oder die Schuld seiner mangelnden Motivation beim Lehrer sucht.
Dabei ist allseits bekannt, dass Motivation eine entscheidende Rolle im Schulkontext spielt. Dennoch ist Motivation von Schülern vor allem in den letzten Jahren zu einem brisanten Thema geworden, welches auch des Öfteren in den Medien aufgegriffen wird. Dabei scheint die Spanne zwischen den leistungswilligen und -unwilligen Schüler immer größer zu werden (vgl. Reinfried 2002, S.182).
„Wahrscheinlich steht das geringe schulische Engagement […] auch in Verbindung mit einem längeren Wertewandel in großen Teilen der deutschen Gesellschaft, der zu einer verringerten Bedeutung des Erfolgs- und Leistungsmotivs geführt hat.“ (ebd.; Auslassung: T.P.) Andere Ansätze erklären die geringere Leistungsmotivation eher mit einem Übermaß an Medienkonsum oder unzureichender familiärer Betreuung sowie Erziehung vieler Kinder (vgl. ebd.).
Ebenso für die Fremdsprachenerwerbsforschung und die Fremdsprachendidaktik gilt die Lernervariable Motivation als einflussreicher Faktor für erfolgreiches Fremdsprachenlernen (vgl. Lay 2008, S.15). Auch hier beeinflussen unzählige externe und interne Faktoren die Motivation des Lerners.
Aus diesen Gründen ist es umso wichtiger, sich einmal genauer mit einigen Fragen und Problemen der Thematik der Motivation im Fremdsprachenunterricht auseinanderzusetzen, um herauszufinden: Was steckt eigentlich genau hinter dem Begriff der „Lernervariable Motivation“ sowie den dazugehörigen Begriffen „Motivierung“ und „Motiv“? Existieren unterschiedliche Arten des Motiviertseins und wenn ja, welche? Welche Faktoren beeinflussen Motivation? Welche Bedeutung haben Motivation und die dazugehörigen Motive im fremdsprachlichen Unterricht überhaupt und wie kann Motivierung in diesem Unterricht eigentlich umgesetzt werden?
In der folgenden Arbeit möchte ich mich mit diesen Fragestellungen beschäftigen. Dafür sollen zunächst alle wichtigen Begrifflichkeiten („Lernervariable“, „Motivierung“, „Motivation“ und „Motiv“) erst einmal definiert, voneinander abgegrenzt und näher erläutert werden. Im folgenden Schritt soll die Unterscheidung der Motivationsarten untersucht werden. Diese werden in „intrinsische vs. extrinsische“ und „instrumentelle vs. integrative“ Motivation unterteilt und dementsprechend genauer beleuchtet. Danach soll sich einmal mit den beeinflussenden Faktoren, den internen und externen Faktoren der Motivation, auseinandergesetzt werden. Im vorletzten Schritt wird der wichtigste Teil der Arbeit folgen, denn der Zusammenhang und die Bedeutung von Motivation, Motivierung und Motiven im Fremdsprachenunterricht soll in diesem Punkt der Arbeit mithilfe des vorher angeeigneten Vorwissens diskutiert und deutlich werden. Dabei soll mit einbezogen werden, welche Motive beim Fremdsprachenlernen wirken, wie Motivation erreicht beziehungsweise Motivierung beim Fremdsprachenunterricht erfolgen könnte. Zum Abschluss wird noch einmal das Wichtigste zusammengefasst sowie ein kurzer Ausblick der Problematik erfolgen.
Um die Fragestellungen zu klären und die geplante Vorgehensweise zu realisieren, nehme ich sowohl sachgemäße Literatur über Motivation im Fremdsprachenunterricht als auch allgemeine didaktische Werke des Lehrens und Lernens sowie ein schulpädagogisches Wörterbuch Zuhilfe. Bei der Erarbeitung werde ich vor allen die aktuellsten Werke wie Kleppin (2004), aber auch bewährte ältere Literatur wie Apelt (1981) an einigen Stellen mit einbeziehen. Des Weiteren bediene ich mich auch Werken anderer Fremdsprachen (wie „französisch heute“), da auch in diesen allgemeine Informationen zur Motivation und Motivierung beim Fremdsprachenlernen niedergeschrieben sind.
2. Darstellung der Begrifflichkeiten
Da bereits unzählige Versuche (zum Beispiel in der Motivationspsychologie oder der Fachliteratur zum Fremdsprachenlernen; vgl. Kleppin 2004, S.4) unternommen wurden, die „Lernervariable der Motivation“ mit den dazugehörigen Termini „Motivierung“ sowie „Motiv“ zu definieren und näher zu bestimmen, soll erst einmal der Versuch unternommen werden, diese Begriffe zu erläutern und genauer zu untersuchen.
2.1 Lernervariablen
In der Spracherwerbsforschung wird sich seit längerer Zeit damit beschäftigt, „[…] was den ‚guten Zweitsprachenlerner’ ausmacht und wie individuelle Unterschiede im Lernerfolg erklärt werden können.“ (vgl. Kniffka; Siebert-Ott 2009, S.59; Auslassung: T.P.) Zu den „Lernervariablen“ existieren verschiedene Erklärungsansätze, wobei folgende Unterteilung eine Möglichkeit der Klassifikation bietet: kognitive, affektive und soziale Faktoren (vgl. ebd.).
Kognitive Variablen umfassen unter anderem die Sprachlerneignung/-begabung (language aptitude), die Intelligenz, Sprachlernstile und die Sprachlernerfahrung (vgl. ebd.).
Zu der zweiten Kategorie, der häufig affektive und attitudinale Faktoren zugeordnet werden, gehören unter anderem die Einstellung zur Zweitsprache beziehungsweise zur Zielkultur, Motivation, Ängste und Persönlichkeitsattribute (zum Beispiel Extro- und Introvertiertheit) (vgl. ebd.).
In der dritten Kategorie werden die sozialen Faktoren, dass heißt die soziokulturellen Erfahrungen zusammengefasst (vgl. ebd.).
Des Weiteren existieren auch andere Einflussfaktoren beim Zweitsprachenerwerb wie das Alter oder das Geschlecht der Lerner (vgl. ebd.).
Da das meiste, was unter dem Terminus „Lernervariablen“ zusammengefasst wird, nicht direkt beobachtbar ist (zum Beispiel Einstellungen des Lerners) und ein recht ausgeklügeltes Forschungsdesign erfordert, ist die Forschungssituation alles andere als eindeutig (vgl. ebd.). Außerdem beruhen die unterschiedlichen Studien auf verschiedenen Forschungsdaten oder die Untersuchungsdesigns sind verschieden, sodass eine Vergleichbarkeit der heutigen Studien bisweilen schwer ist und damit ein weiteres Problem bei der Bewertung der aktuellen Forschungslage darstellt (vgl. ebd.).
2.2 Motivierung
„Motivierung im Unterricht heißt Weckung und Berücksichtigung von Lern- und Leistungsbedürfnissen der Schüler.“ (Schröder 1991, S. 113)
Die Lernenden sollen durch Motivierung vor „Abstürzen“ in ihrem Lernprozess bewahrt werden (vgl. Düwell 2002, S.174). Motivierung wird dabei aber nicht vorrangig als ein von außen wirkender Einfluss (Fremdmotivierung) gesehen, sondern vielmehr als eine vom Lernenden zu steuernde Selbstmotivierung, welche zugleich autonomes Lernen fördert (vgl. ebd., S.174f.). Die Entwicklung einer solchen Selbstmotivierung erfordert Rahmenbedingungen im Fremdsprachenunterricht, die den Schülern Sicherheit und Erfolgszuversicht geben sowie ihr positives Selbstkonzept erhalten (vgl. ebd.). In diesen kann sich das „lernende Subjekt“ sowohl kognitiv als auch affektiv entwickeln (vgl. ebd., S.175).
Motivieren bezüglich Fremdsprachenlernen bedeutet also, „[…] die optimale Gestaltung der Lernsituation im Fremdsprachenunterricht zur Erzielung einer größtmöglichen Lernbereitschaft der Schüler.“ zu erreichen (Solmecke 1983, S.17; Auslassung: T.P.)
Das heißt, dass Motivierung als Maßnahme bezeichnet wird, welche zur Motivationsschaffung beiträgt und auf die Motivation einwirkt (vgl. Schröder 1991, S. 113).
2.3 Motivation
Oder anders ausgedrückt: „Motivation ist der Zustand des Motiviertseins.“ (Stangl 2004)
Motivation beschreibt die Haltung der Schüler und auch des Lehrers im Unterricht als persönliche Einstellung zum Lehr- und Lernprozess sowie den „[…] Wille[n], sich auf die Unterrichtsaufgaben einzulassen und sich mit ihnen auseinander zu setzen.“ (Hintz; Pöppel; Rekus 2001, S. 240; Auslassung und Anpassung: T.P.)
In Bezug zum Fremdsprachenunterricht wird Motivation verkürzt immer noch zum Teil als eine vorhandene positive Einstellung zur Zielsprache beziehungsweise als vorhandene Gründe und Ursachen für das Lernen dieser verstanden (vgl. Kleppin 2004, S.4). Mittlerweile wurde diese Begriffsbestimmung, durch zum Beispiel stärkere Einbindung von Bedingungsfaktoren, vielfältig erweitert (vgl. ebd.) So kann Motivation diesbezüglich auch als „[…] die Entfaltung einer Lernbereitschaft definiert werden, um eine Kompetenz in einer oder mehreren Zielsprache zu erreichen.“ (Reinfried 2002, S.182; Auslassung: T.P.)
Folgende vier Merkmale kennzeichnen das Phänomen der Motivation: Aktivierung (Motivation ist immer ein Prozess, der Verhalten in Bewegung setzt), Richtung (Aktivität wird auf bestimmtes Ziel hin gesteuert und bleibt so lange erhalten, bis dieses erreicht oder anderes Motiv [siehe 2.4] vorrangig ist), Intensität (Ausführung der Aktivität kann mehr oder weniger stark, kräftig oder gründlich stattfinden) und Ausdauer (zielstrebiges Verhalten kann unterschiedlich beständig sein, sodass eine Aktivität meist auch bei Schwierigkeiten aufrechterhalten wird) (vgl. Stangl 2004).
Daher stellt Motivation im Fremdsprachenunterricht keinen „Selbstläufer“ dar, der sich einmal ausgelöst bis zur Erreichung eines Ziels von selbst entwickelt (vgl. Düwell 2002, S.168). Ebenso wenig verläuft Motivation linear und mit gleicher Intensität, denn der fremdsprachliche Lernprozess ist, bezüglich der Motivation, Schwankungen ausgesetzt und kann in seinen Anlässen im Laufe der Zeit unterschiedlich determiniert sein (vgl. ebd.). So sehen die meisten Forscher Motivation inzwischen als ein dynamisches Konstrukt (vgl. Kleppin 2002, S.4).
Des Weiteren liegt ein Weg von der Entstehung der Motivation bis hin zum Erreichen des Ziels, auf das sie gerichtet ist und das zum Erlöschen der Motivation führt, der keineswegs festgelegt und gesichert ist (vgl. Düwell 2002., S.169). Das heißt, dass Motivation wegen ihres Prozesscharakters durch „Unwägbarkeiten“ vor der Zielerreichung vorzeitig erlöschen kann (vgl. ebd., S.178).
Wenn Fremdsprachenlernen und –lehren schrittweise dazu befähigen soll, dass ein Lernender eigene Lernprozesse reflektiert, dann müsse er auch lernen, seine eigene Motivation zu reflektieren und zu steuern (vgl. Düwell 2002, S.169). Solch eine motivationale Zielstellung erfasst einen Fremdsprachenunterricht, der mit der Förderung der Lernerselbständigkeit auch gleichzeitig intrinsische Motivation (siehe 3.1) begünstigt (vgl. ebd.).
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