Globalisierung - Chance oder Risiko


Essai, 2008

18 Pages, Note: 1


Extrait


GLOBALISIERUNG – Risiko oder Chance?[1]

Joseph Eugene Stiglitz, geboren am 9.Februar 1943 in Gary, Indiana, ist ein US-amerikanischer Ökonom. 2001 erhielt er für seine Arbeiten über das Verhältnis von Information und Märkten den von der Schwedischen Reichsbank vergebenen Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. Stiglitz wurde mit 26 Jahren Professor für Ökonomie in Yale. Von 1993 bis 1999 war er im Rat der Wirtschaftsberater von Bill Clinton, von 1995 bis 1997 Vorsitzender, von 1997 bis 2000 Chefökonom der Weltbank, die ich auf Grund seiner Kritik in ihrem Vorgehensweisen jedoch kündigte. Stieglitz wurde international durch „Die Schatten der Globalisierung“ bekannt, worin er den IWF sowie die Weltbank stark kritisiert. Auch trat er als Kritiker der Wirtschaftspolitik der US-Regierung unter George W. Bush hervor. Stiglitz lehrt heute an der Columbia Universität in New York (vgl.: online: wikipedia).

Es handelt sich bei „Die Chancen der Globalisierung“ um einen argumentativen Text in dem der Autor seine subjektive Meinung einfließen lässt. Der Titel des Buches zeigt uns bereits die zentrale Aussage die Stieglitz mit seinem Buch zu transferieren versucht. „Eine andere Welt ist möglich“ beschäftigt sich vor allem mit der ökonomischen Globalisierung, und wendet sich hauptsächlich der Frage zu, wie wir als globale Gemeinschaft dafür sorgen können, dass wir alle gemeinsam von Globalisierung profitieren können, und die Armut in den Entwicklungsländern bekämpft wird. Stieglitz bietet konkrete Vorschläge wie man das Potential der Globalisierung besser ausschöpfen könnte (vgl. Stieglitz 2006: 33). Das Ziel des Buches sowie Stieglitz´ Hauptaussage bestehen darin, dass er die Menschen zu einem Umdenken auffordern will, mit fester Überzeugung, dass eine andere Welt nicht nur möglich, sondern auch absolut notwendig und unvermeidlich ist. Stieglitz ist überzeugt davon, dass Globalisierung, sofern sie in richtiger Weise gestaltet wird, nicht nur die 1.Welt, sondern auch die 3.Welt nachhaltig profitieren lässt, und dass auch die Menschen in den Entwicklungsländern enormen Nutzen daraus ziehen können. Er sieht also durchaus Möglichkeiten, die unausgewogenen Ergebnisse des gegenwärtigen Globalisierungsprozesses, sowie die bisher ungerechten Spielregeln zum Positiven zu ändern, stellt jedoch auch fest, dass dies bestimmt nicht ohne Widerspruch gegen die Veränderungen einher gehen wird, und dass einige Probleme, die mit der Globalisierung einhergehen, tatsächlich unvermeidlich sind, und wir lernen müssen damit zurechtzukommen.

Stieglitz leitet das erste Kapitel ein, indem er auf die Unterschiede und Gemeinsamkeiten eingeht, die sich auf den Weltsozialforen 2004 in Mumbai/Indien, sowie in Davos/Schweiz herauskristallisiert haben. Während sich die Vertreter auf beiden Treffen einig waren, dass etwas verändert werden muss, bestanden insofern Ungleichheiten, als dass man in Davos die Verantwortung für die Probleme der Globalisierung den Entwicklungsländern, in Mumbai hingegen der gesamten internationalen Staatengemeinschaft zuwies (vgl. Stieglitz 2006: 25).

Stieglitz präsentiert im Weiteren die „zwei Gesichter der Globalisierung“, und thematisiert deren Entwicklung und Wandel. Im Gegensatz zu den 90er Jahren, in denen sich der Kapitalzufluss in den Entwicklungsländern versechsfachte, wurde auf der „World Commission on the Social Dimension of Globalization“, die 2001 von der Internationalen Arbeitsorganisation eingesetzt wurde, die tatsächliche Entwicklung in 73 Ländern mit überraschenden Ergebnissen analysiert. 59 Prozent der Weltbevölkerung leben in Ländern mit zunehmender Ungleichheit und nur 5 Prozent in Ländern mit abnehmender Ungleichheit. In allen Weltregionen mit Ausnahme von Südasien, der USA und der EU stieg die Arbeitslosigkeit zwischen 1990 und 2002 an. Das Bruttoinlandsprodukt mag in vielen Ländern zugenommen haben, aber die Globalisierung drohte reiche Länder mit armen Menschen hervorzubringen (vgl.: Stieglitz 2006: 27). Kritiker der Globalisierung prangern folgende Punkte für negative Entwicklung an: Einerseits gibt es unfaire Spielregeln der Globalisierung, die von den Industrieländern entwickelt wurden und die ärmsten Länder noch ärmer machen. Die Industrieländer geben materiellen Werten höchste Priorität, und zwingen den Entwicklungsländern außerdem unpassende Wirtschaftssysteme auf. Neben den vielen Verlierern die die Globalisierung hervorbringt, kritisieren die Gegner in Weiteren die vermeintliche Untergrabung der Demokratie. Kritik wird des Weiteren an der Vorantreibung des „liberalen angloamerikanischen Modells“ der Marktwirtschaft geübt (vgl. Stieglitz 2006: 28). Stieglitz gibt Auskunft über die steigende Zahl der Armen, und nennt in Zusammenhang damit die kluge und umsichtige Art und Weise, wie China die Globalisierung nutzte, und mit viel Exporten und wenig Importen die Armut der Bevölkerung minimierte. Im Gegensatz zum Beispiel der Volksrepublik China leben jedoch, mit einem Anstieg von 36 % gegenüber 1981, noch immer 40 Prozent der Weltbevölkerung in Armut, ein Sechstel davon in extremer Armut. Der Autor weist darauf hin, dass Afrika am schlimmsten von der Armut betroffen ist (vgl. Stieglitz 2006: 30). Neben Unsicherheit belastet die Ohnmacht die Armen. Die Demokratie wird unterminiert, obwohl die ursprüngliche Intention eigentlich die Verbreitung der Demokratie war. In diesem Zusammenhang weist Stieglitz auch die Problematik in Zusammenhang mit dem IWF und der Weltbank hin. Er thematisiert sechs Felder, die Unzulänglichkeiten aufdecken, und sowohl die positiven Seiten als auch die noch vor uns liegenden Ziele näher erläutern. Als positiv gilt, dass sich multinationale Institutionen wie Weltbank sich auf Grund von steigender Arbeitslosigkeit mittlerweile stärker auf Armutsbekämpfung konzentrieren. Übertriebene Konditionalität bezüglich der Auslandshilfe lassen Entwicklungsländer mit einem unbezahlbaren Schuldenberg zurück. Diese Problematik führte in den letzten Jahren dazu, dass man beschloss den 18 ärmsten Ländern der Welt ihre Schulden vollständig zu erlassen. Leider hat der Schuldenstand der Länder mit niedrigem Einkommen trotz der Schuldenerlasse zugenommen. Bezügliche der Handelsliberalisierung ist anzuführen, dass die Abkommen noch immer unausgewogen sind. Ein Plädieren auf „Fair Trade“ um die Bedürfnisse der Entwicklungsländer in den Mittelpunkt zu stellen, ist somit absolut erforderlich. Wo man früher noch Entwicklungsländern Schuldzuweisungen machte, ist man sich heute in Bezug auf die Grenzen der Handelsliberalisierung im Klaren, dass die Verantwortung sehr wohl auch den Industrieländern obliegt. Sich nur auf die Steigerung des Bruttoinlandsproduktes zu konzentrieren, gilt heute als obsolet, und die Frage der Nachhaltigkeit bekommt einen immer höheren Stellenwert. Die Tatsache, dass der Umweltschutz heute als globales Problem gesehen wird und demnach die Sorge auch international geteilt wird, ist als positiv zu verzeichnen (vgl. Stieglitz 2006:38).

Stieglitz spricht die Mängel im System der globalen Politikgestaltung an. Über die Gefahren des Unilateralismus und das „Demokratiedefizit“ besteht heute Einigkeit, zumindest außerhalb der USA (vgl.Stieglitz 2006:38). Weiters wächst die Einsicht, dass die Leitungs- und Aufsichtsstrukturen in internationalen Einrichtungen- wie dem IWF- oft mangelhaft sind.

Zur Rolle des Nationalstaats im Zusammenhang mit Globalisierung, verweist Stieglitz auf die neuen Aufgaben und Herausforderungen mit denen Staaten heutzutage zu kämpfen haben. Im Zusammenhang damit weist er auf die Notwendigkeit von globaler Kooperation hin und die gemeinsamen Probleme in den Griff zu bekommen. „Transnationalismus“ im Sinne von Ulrich Beck ist gefragt, um die von der Globalisierung aufgeworfenen Probleme effektiv behandeln zu können (vgl. Beck 2001). Stieglitz weist weiters auf die Notwendigkeit einer globalen Regierungsgewalt hin, sowie auf mehr Mitgefühl und Hilfsbereitschaft auf globaler Basis. Subsumierend spricht er von einem unumgänglichen „Umdenken“, welches notwendig ist um die Gestaltung der Globalisierung zu verändern. Mit seinem Buch „Eine andere Welt ist möglich“ will er zu diesem „Umdenken“ beitragen.

Nancy Scheper-Hughes, 1944 in New York City geboren, ist Professorin der Anthropologie und Direktorin des Programms “Medical Anthropology” and der “University of California” in Berkeley. Sie ist weltbekannt für ihre anthropologischen Schriften über Körper, Hunger, Krankheit, Medizin, Psychiatrie, soziale Missstände und Gewalt. In den 60ern war sie als Freiwillige Mitglied der „Peace Corps“ in Brasilien. Eines der zentralen Themen von Scheper-Hughes ist wie Gewalt die Körper der Armen und Unmündigen als Zielscheibe benutzt. In ihren Arbeiten in Lateinamerika, Südafrika, Irland und Osteuropa beschäftigte sie sich mit dieser Thematik.

In ihrem Artikel „Parts unknown- Undercover ethnography of the organs-trafficking underworld“ beschreibt Scheper-Hughes einige der ethischen Dilemmas die sie in ihrem hybriden Forschungsprojekt durch teils unkonventionelle Methoden sichtbar werden ließ indem sie Aufschluss über die illegalen und geheimen Aktivitäten des Organhandels und der Transplantationen in der globalen Ökonomie aufdeckt und beschreibt. Sie thematisiert in ihrem Artikel „Bioethik“ und deren Kapitulation an den „medizinischen Markt an Körpern“. Scheper-Hughes will mit ihrem Artikel dem „normalen Wahnsinn“ einer routinierten medizinischen Prozedur –nämlich der Nierentransplantation- auf die Spur gehen, welche zunehmend abhängig von den medizinisch unterstützten Ansprüchen und Rechten an die gesunden Körper der marginalisierten „Anderen“ geworden ist (vgl. Scheper-Hughes 2004: 35). Anhand von Einzelschicksalen, deren Beschreibung den Rahmen dieses Essays sprengen würde, thematisiert die Autorin ein weltweites Phänomen, welches durch die globalen Vernetzungen der letzten Jahre immens verstärkt, und wie es in der heutigen Form existiert überhaupt erst möglich wurde. „Organhandel“ sowie „Menschenhandel“ sind einerseits zwar weltweit verbreitet, andererseits jedoch noch immer ein Tabuthema, worüber man meist nur von den positiven Auswirkungen auf den Empfänger des Organs hört, und viele sich die Fragen über die Umstände und die Herkunft nichts stellen. In ihrem Artikel deckt Scheper-Hughes Gerüchte auf, die sich nicht selten in grausame ethnographische Fakten verwandeln. Sie beschreibt die diversen und unkonventionellen Orte, an die sie ihre Forschung führte und spricht über das Menschenrechtsprojekt „Organs Watch“, welches 1997 von ihr initiiert wurde und sich der Forschung von Organ-und Menschenhandel, sowie den globalen Ungleichheiten die diesen Handel erleichtern widmet. Nierentransplantationen haben sich in den letzten Jahren von einigen medizinischen Zentren in der 1.Welt auf jeden Kontinent ausgedehnt. Eine neue „Quelle“ an Spenderorganen hat sich unter den Armen, Unmündigen und Verzweifelten aufgetan, deren soziale Fragilität und einfach zu offensichtliche biologische Verfügbarkeit sich als zu verführerisch erwiesen haben um darüber hinwegzusehen. Scheper-Hughes ist dem Handelsverlauf den dieser- wie sie es nennt- „bizzare Kularing“ einnimmt (2004:34).

[...]


[1] Stiglitz Joseph 2006. Eine andere Welt ist möglich; in: Joseph Stiglitz, Die Chancen der Globalisierung; Siedler Verlag, Berlin; Kap.1: S.21-46. Scheper-Hughes Nancy 2004. Parts unknown. Undercover ethnography of the organs-trafficking underworld. SAGE Publications, London; Vol 5(1).

Fin de l'extrait de 18 pages

Résumé des informations

Titre
Globalisierung - Chance oder Risiko
Université
University of Vienna
Note
1
Auteur
Année
2008
Pages
18
N° de catalogue
V172603
ISBN (ebook)
9783640925469
ISBN (Livre)
9783640925483
Taille d'un fichier
535 KB
Langue
allemand
Mots clés
globalisierung, chance, risiko
Citation du texte
Katharina Eder (Auteur), 2008, Globalisierung - Chance oder Risiko, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/172603

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