Die kommunale Baulandpolitik unterliegt einer Vielzahl veränderter wirtschaftlicher, siedlungsstruktureller und kommunaler Rahmenbedingungen. Vor diesem Hintergrund ist die Bedeutung von interkommunalen Kooperationen neben anderen Bereichen auch in der Gewerbeflächenpolitik in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend gewachsen.
Interkommunale Gewerbegebiete (IKG), also Gewerbegebiete die durch mehrere Gemeinden gemeinschaftlich geplant, realisiert und vermarktet werden, vereinen eine Vielzahl von potentiellen ökonomischen, ökologischen und räumlichen Vorteilen. Insbesondere von großflächigen IKG können in dieser Hinsicht jedoch auch negative Auswirkungen ausgehen.
Da die wissenschaftlichen Erkenntnisse über IKG vielfach noch unzureichend und lückenhaft sind, bestand die Zielsetzung der vorliegenden Arbeit IKG näher zu untersuchen. Als Untersuchungsbasis wurden zu diesem Zweck sowohl qualitative als auch quantitative Daten empirisch erhoben und ausgewertet. Über eine schriftliche Befragung aller Planungsverbände wurde der Verbreitungsgrad, der strukturelle sowie der organisatorische Aufbau von IKG und deren Flächeninanspruchnahme in Baden- Württemberg erhoben. Insgesamt konnten 58 Standorte lokalisiert und untersucht werden.
Dabei wurde festgestellt, dass der Verbreitungsgrad insbesondere in der jüngeren Vergangenheit stark gestiegen ist und IKG nicht nur in Ballungsräumen sondern ebenso oft auch im ländlichen Raum zu finden sind. Darüber hinaus zeigte sich u.a., dass die in der Literatur hervorgehobenen Flächeneinsparungspotentiale von IKG in der Praxis oft nicht zutreffen. Vielmehr tragen IKG besonders häufig durch ihre Lage, Größenstruktur und Vornutzung zu einem erhöhten Flächenverbrauch sowie zur Landschaftszerschneidung bei.
Die qualitativen Untersuchungsergebnisse bestätigten diese Erkenntnisse im Wesentlichen. Darüber hinaus konnte der Einfluss informeller Instrumente (Fördermittel) auf das Zustandekommen und die Ausgestaltung von IKG dargestellt werden.
Die Untersuchungsergebnisse verdeutlichen die möglichen regionalen positiven und negativen Auswirkungen von IKG und bestätigen die Notwendigkeit einer stärkeren regionsbezogenen Prüfung und Lenkung. Aufgrund der vielfach unzureichenden regionalplanerischen Steuerungs- und Durchsetzungskraft ist zu überlegen, in wie fern eine die planerische Lenkung von IKG in Zukunft stärker durch formelle Vorgaben erfolgen kann.
Inhaltsverzeichnis
- KURZFASSUNG
- ABSTRACT
- EINLEITUNG
- AUFGABENSTELLUNG
- AUFBAU DER ARBEIT
- RAHMENBEDINGUNGEN GEWERBLICHER INTERKOMMUNALER KOOPERATIONEN
- WIRTSCHAFTLICHER WANDEL
- Sektoraler Strukturwandel
- Betriebliche Standortanforderungen
- RÄUMLICHE VERÄNDERUNGEN
- Gewerbesuburbanisierung
- Flächenverbrauch
- KOMMUNALE AUSGANGSSITUATION
- Kommunales Finanzverbundsystem
- Angebots- und Nachfragesituation
- ZWISCHENBILANZ Der RahmeNBEDINGUNGEN
- STRATEGIEN ZUR VERBESSERUNG DER WETTBEWERBSFÄHIGKEIT
- STANDORTPROFILIERUNG UND -POSITIONIERUNG
- GESTALTUNG VON GEWERBEGEBIETEN
- NEUE MANAGEMENTKONZEPTE
- KOMMUNALE KOOPERATIONEN
- ZWISCHENBILANZ DER WETTBEWERBSSTRATEGIEN
- PLANERISCHE STEUERUNGSINSTRUMENTE
- INFORMELLE STEUERUNGS- UND PLANUNGSINSTRUMENTE
- Leitbilder und Ziele der Raumordnung
- Wirtschaftsförderung und Stadtplanung
- FORMELLE STEUERUNGSINSTRUMENTE
- Landes- und Regionalplanung
- Bauleitplanung
- FÖRDERMITTEL
- ZWISCHENBILANZ DER PLANERISCHEN STEUERUNGSINSTRUMENTE
- GEWERBEFLÄCHENKOOPERATIONEN
- KOOPERATIONSFORMEN
- Interkommunale Gewerbegebiete
- Regionales Gewerbeflächenmanagement
- RECHTS- UND ORGANISATIONSFORMEN
- Öffentlich-rechtliche Kooperationsformen
- Privatrechtliche Kooperationsformen
- REGELUNGEN ZUR FINANZIERUNG VON KOOPERATIONEN
- Einnahmen und Ausgaben
- Nutzen- und Lastenausgleich
- KOOPERATIONSANLÄSSE UND —HEMMNISSE
- VOR- UND NACHTEILE INTERKOMMUNALER GEWERBLICHER KOOPERATIONEN
- EMPIRISCHE UNTERSUCHUNGEN IKG IN BADEN-WÜRTTEMBERG
- METHODIK UND VORGEHENSWEISE
- QUANTITATIVE ANALYSE IKG IN BADEN-WÜRTTEMBERG
- Organisatorische Merkmale IKG in Baden-Württemberg
- Raumstrukturelle Merkmale der untersuchten Standorte
- Tendenzen der Flächeninanspruchnahme
- Zwischenbilanz zur quantitativen Analyse
- QUALITATIVE ANALYSE AUSGEWÄHLTER FALLBEISPIELE
- Fallbeispiel IKG >>Perfekter Standort«
- Fallbeispiel Industrie- und Gewerbepark »Lerchenäcker«
- Zwischenbilanz zur qualitativen Untersuchung
- SCHLUSSFOLGERUNGEN
- HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN UND FAZIT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit befasst sich mit der interkommunalen Kooperation im Bereich der Gewerbeflächenpolitik und analysiert deren Auswirkungen auf die räumliche Entwicklung und den Flächenverbrauch in Baden-Württemberg. Die Arbeit untersucht dabei die Rahmenbedingungen, Strategien und planerischen Steuerungsinstrumente, die mit der Entwicklung und Umsetzung von interkommunalen Gewerbegebieten (IKG) verbunden sind.
- Analyse der Rahmenbedingungen und Entwicklungstrends in der Gewerbeflächenpolitik
- Bewertung verschiedener Strategien zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit von Gemeinden
- Untersuchung der planerischen Steuerungsmöglichkeiten und Einflussfaktoren auf IKG
- Empirische Analyse von IKG in Baden-Württemberg
- Bewertung der Auswirkungen von IKG auf den Flächenverbrauch und die räumliche Entwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 2: Rahmenbedingungen gewerblicher interkommunaler Kooperationen: Dieses Kapitel beleuchtet den wirtschaftlichen Wandel und die daraus resultierenden räumlichen Veränderungen, insbesondere die Gewerbesuburbanisierung und den Flächenverbrauch. Es analysiert die kommunale Ausgangssituation, insbesondere das kommunale Finanzverbundsystem und die Angebots- und Nachfragesituation auf dem Gewerbeflächenmarkt.
- Kapitel 3: Strategien zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit: In diesem Kapitel werden verschiedene Strategien zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit von Gemeinden untersucht, wie die Standortprofilierung und -positionierung, die Gestaltung von Gewerbegebieten, neue Managementkonzepte und kommunale Kooperationen.
- Kapitel 4: Planerische Steuerungsinstrumente: Dieses Kapitel analysiert die informellen und formellen Steuerungsinstrumente, die bei der Planung und Umsetzung von IKG eine Rolle spielen. Dazu gehören Leitbilder der Raumordnung, Wirtschaftsförderung, Stadtplanung, Landes- und Regionalplanung, Bauleitplanung und Fördermittel.
- Kapitel 5: Gewerbeflächenkooperationen: Das Kapitel beleuchtet die verschiedenen Formen der Kooperation, die Rechts- und Organisationsformen, die Finanzierungsmöglichkeiten sowie die Anlässe und Hemmnisse für die Entstehung von IKG. Es werden außerdem die Vor- und Nachteile interkommunaler gewerblicher Kooperationen diskutiert.
- Kapitel 6: Empirische Untersuchungen IKG in Baden-Württemberg: Dieses Kapitel präsentiert die Ergebnisse einer quantitativen und qualitativen Analyse von IKG in Baden-Württemberg. Die quantitative Analyse untersucht den Verbreitungsgrad, die organisatorischen Merkmale und die raumstrukturellen Merkmale der IKG sowie die Flächeninanspruchnahme. Die qualitative Analyse betrachtet ausgewählte Fallbeispiele und analysiert den Einfluss informeller Instrumente auf die Gestaltung der IKG.
Schlüsselwörter
Interkommunale Kooperation, Gewerbeflächenpolitik, Gewerbegebiete, Flächenverbrauch, Raumordnung, Landesplanung, Regionalplanung, Bauleitplanung, Wirtschaftsförderung, Stadtplanung, Fördermittel, empirische Untersuchung, Baden-Württemberg.
- Citation du texte
- Thorsten Litsch (Auteur), 2006, Interkommunale Kooperation in der Gewerbeflächenpolitik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/172694