Private Equity – Chance oder Risiko?


Facharbeit (Schule), 2010

22 Seiten, Note: 10,00


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung

2. Theoretischer Teil
2.1 Begriffsdefinition
2.2 Ablauf einer Private Equity Investition

3. Chancen von Private Equity Investitionen
3.1 Chancen für die beteiligten Unternehmen
3.1.1 Hilfe für junge Unternehmen
3.1.2 Wertsteigerung des Unternehmens
3.1.3 Steigerung des Innovationsgrades
3.1.4 Professionalisierung des Managements
3.2 Chancen für die Private Equity Gesellschaft
3.2.1 Chancen auf hohe Renditen

4. Risiken von Private Equity Investitionen
4.1 Risiken für die beteiligten Unternehmen
4.1.1 Verschuldung des beteiligten Unternehmens
4.1.2 Verlust von Arbeitsplätzen
4.2 Risiken für die Private Equity Gesellschaft
4.2.1 Verlust der Kapitaleinlage

5. Gesamtwirtschaftliche Effekte
5.1 Auswirkungen auf das Bruttoinlandsprodukt

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

8. Abbildungsverzeichnis

9. Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung

„Wir müssen denjenigen Unternehmern, die die Zukunftsfähigkeit ihrer Unternehmen und die Interessen ihrer Arbeitnehmer im Blick haben, helfen gegen die verantwortungslosen Heuschreckenschwärme, die im Vierteljahrestakt Erfolg messen, Substanz absaugen und Unternehmen kaputtgehen lassen, wenn sie sie abgefressen haben.“1 So beschrieb der ehemalige SPD-Vorsitzende Franz Müntefering 2004 eine Investmentform, die auch unter dem Namen „Private Equity“ bekannt ist.

Diese Tiermetapher, die in Deutschland die so genannte „Heuschreckendebatte“ auslöste, richtete sich gegen eine kleine Gruppe von Private Equity Gesellschaften, die durch eine ausnahmslos renditeorientierte Arbeitsweise, welche soziale Aspekte in den Hintergrund stellte, auffällig wurde.

Die Idee, die hinter dieser Finanzierungsform steckt, ist jedoch nicht neu. Seit Jahrhunderten beteiligen sich Investoren mit Kapital und Beratung an wirtschaftlichen Projekten, um einer Idee zum Durchbruch zu verhelfen und selbst Profit daraus zu schlagen. Beispielsweise wurde die Entdeckung Amerikas erst dadurch möglich, dass Christoph Kolumbus mutige Finanziers für seine Reise fand.

In der derzeit sehr emotional geführten Debatte über Private Equity treten die positiven Grundzüge dieser traditionsreichen Investitionsform fast vollkommen in den Hintergrund. Ein Ziel dieser Arbeit ist es, vorbehaltlos und unabhängig von der politischen Debatte Private Equity Investitionen hinsichtlich ihrer Vor- und Nachteile respektive ihrer Chancen und Risiken sowohl für die Zielunternehmen als auch für die Private Equity Gesellschaften zu untersuchen.

Zunächst werden die Grundlagen der Private Equity Finanzierung erläutert um den Leser mit der Thematik vertraut zu machen. Daran anschließend sollen die Chancen und Risiken einer Private Equity Investition für die Beteiligten, sowie die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen einer Private Equity Transaktion untersucht werden. Schwierigkeiten bereitet hierbei die geringe Anzahl von unabhängigen Informationsquellen, da viele vorliegende Studien, die sich mit Private Equity Investitionen und ihren Auswirkungen befassen von Private Equity Interessenverbänden in Auftrag gegeben wurden.

Abschließend soll untersucht werden, ob es auf die Fragestellung „Private Equity - Chance oder Risiko?“ eine allgemeingültige Antwort gibt.

2. Theoretischer Teil

2.1 Begriffsdefinition

Private Equity ist nach der Definition der European Venture Capital and Private Equity Association (EVCA)2 der Oberbegriff, der den gesamten Markt für privates Beteiligungskapital umfasst. Hierzu zählt auch das sog. Venture Capital („Wagniskapital“), welches insbesondere bei jungen Unternehmen zum Einsatz kommt. Im wirtschaftlichen Sinn versteht man unter einer Private Equity Investition den Erwerb von Eigenkapitalanteilen oder eigenkapitalähnlichen Titeln an nicht börsennotierten Unternehmen. Der Begriff steht wörtlich übersetzt für privates (Private) Eigenkapital (Equity).3 Dieses private Eigenkapital kann von institutionellen Investoren, etwa Banken oder Versicherungen stammen, aber auch von vermögenden Privatpersonen, sowie großen Beteiligungsgesellschaften.

Die Kapitalgeber beteiligen sich entweder direkt am Unternehmen oder stellen ihr Geld Fondsgesellschaften zur Verfügung, die das Kapital in Firmenanteile von ausgewählten Zielunternehmen (Portfoliounternehmen) investieren. Sehr häufig sind solche Zielunternehmen innovativen Branchen zuzurechnen und lassen für den Eigenkapitalgeber überdurchschnittliche Umsatz- und Gewinnchancen erwarten. Privates Beteiligungskapital weist im Vergleich zu den an der Börse gehandelten Beteiligungstiteln eine Reihe von Besonderheiten auf:4

(1) Privates Beteiligungskapital wird zum allergrößten Teil indirekt über Finanzintermediäre (lat. intermedius „dazwischenliegend“), d.h. Beteiligungsfonds, an den Unternehmenssektor vermittelt.
(2) Private Beteiligungskapitalgeber achten auf konzentrierten Anteilsbesitz, d.h. Sie halten entweder die Mehrheit der Unternehmensanteile oder zumindest einen nennenswerten Minderheitenanteil.
(3) Die Finanzierungsverträge, welche die Private Equity Gesellschaften mit den Portfoliounternehmen abschließen, weisen spezifische Merkmale auf, wie etwa eine zeitliche Befristung der Finanzierung oder die Einräumung von Kontrollrechten. Das Ziel der Private Equity Gesellschaft ist der Verkauf der Beteiligung mit einem Kapitalgewinn (Capital Gain) nach einer üblichen Haltedauer von drei bis sieben Jahren. Während dieser Beteiligungsdauer übernimmt die Beteiligungsgesellschaft als Intermediär die Finanzierungsfunktion, Betreuungsfunktion, sowie die Exitfunktion durch den Verkauf der Beteiligung.

2.2 Ablauf einer Private Equity Investition

Die Private Equity Gesellschaften suchen gezielt Unternehmen, deren Rendite-Risiko- Verhältnis günstig ist. Auf diese wesentlichen Kriterien reduziert, mag die Auswahl des richtigen Zielunternehmens einfach erscheinen. Die Komplexität dieses Vorgangs zeigt sich erst in den einzelnen Phasen, die dabei durchlaufen werden.

Phase 1 - Vorauswahl:5

Ungeachtet der Qualität der ersten Kontaktaufnahme - von kurzen E-Mails bis zu vollständigen Businessplänen - werden bei der Beteiligungsgesellschaft alle Anfragen in eine interne Datenbank eingestellt und einer Vorprüfung unterzogen. In dieser Vorprüfung scheidet eine Unternehmensidee bereits aus, wenn sie kein Wachstumspotenzial aufweist oder kein innovatives Produkt hervorzubringen möglich scheint.

Selbst ein hervorragendes Produkt in einem interessanten Markt wird für eine Beteiligungsgesellschaft nicht mehr von großem Interesse sein, wenn es lediglich ein sogenanntes „me-too“-Produkt (Nachahmerprodukt) ist. In dieser Phase der Vorauswahl scheiden bereits die meisten Unternehmen aus und gelangen nicht zur nächsten Phase. Phase 2 - Analyse des Geschäftsmodells:6

Die verbliebenen Unternehmen werden nun einer intensiveren Prüfungsphase unterzogen. Hierzu müssen diese einen vollständigen und umfassenden Businessplan einreichen. Aus diesem muss das Unternehmenskonzept als klar und tragfähig hervorgehen. Auf der Grundlage dieses Businessplans wird geprüft, welches Unternehmen zu einer Unternehmenspräsentation vor der Beteiligungsgesellschaft eingeladen wird. Im Rahmen dieser Unternehmenspräsentation muss die Geschäftsführung des potentiellen Zielunternehmens den Unternehmensgegenstand plausibel herausarbeiten und dem Management der Beteiligungsgesellschaft überzeugend darlegen warum sie gerade in dieses Unternehmen investieren soll. Nach dieser persönlichen Präsentation trifft die Beteiligungsgesellschaft eine Entscheidung darüber, welches Unternehmen in die nächste Phase eintritt.

Phase 3 - Due Dilligence:7

In dieser Phase wird das Unternehmen einer sorgfältigen Prüfung unterzogen. Die Prüfung (Due Dilligence) unterteilt sich in eine technische (Technical Due Dilligence), wirtschaftliche (Business and Financial Due Dilligence) sowie rechtliche Prüfung (Legal Due Dilligence).

Phase 4 - Bewertung:8

Die Erkenntnisse der Due Dilligence werden zusammen mit dem Management des Unternehmens ausgewertet. Sie führen zu einer Bewertung des Unternehmens. Diese Bewertung dient der Beteiligungsgesellschaft als Grundlage für die Preisfindung, also die Festsetzung, wie viele Anteile die Gesellschaft für welche Zahlung in das Eigenkapital des Unternehmens erhält.

Phase 5 - Beteiligungsvertrag:9

Nun folgt der Beteiligungsvertrag, in dem die beiden Parteien vereinbaren, in welchen Schritten, unter welchen Voraussetzungen und zu welchen Konditionen die Beteiligung vollzogen wird.

Phase 6 - Hands on & Exit:10

Die Beteiligungsgesellschaft steht nach der Investition mit dem Unternehmen in engem Kontakt. Ziel ist durch eine enge Zusammenarbeit eine wesentliche Wertsteigerung des Unternehmens zu erreichen. In Abstimmung mit dem Management des Unternehmens wird der Weiterverkauf (Exit) der Anteile nach etwa drei bis sieben Jahren Haltedauer angestrebt.

3. Chancen von Private Equity Investitionen

3.1 Chancen für die beteiligten Unternehmen

3.1.1 Hilfe für junge Unternehmen

Google kennt heute nahezu jeder. Larry Page und Sergei Brin11 gründeten das Unternehmen 1998 um eine Suchmaschine zu entwickeln, die bessere Suchergebnisse liefert als alle anderen. Aus der Idee wurde Wirklichkeit. Google ist mittlerweile der größte Suchanbieter der Welt und hat einen Wert von rund 120 Milliarden Euro. Möglich wurde dieser Erfolg unter anderem dadurch, dass das junge Unternehmen in der kritischen Startphase eine Finanzhilfe erhielt.12

Dies geschah aber nicht durch Banken, welche an den Chancen von Google zweifelten, sondern durch Wagniskapitalgeber, die wie die Gründer selbst, an die Idee glaubten.

Gerade Unternehmen in der Gründungs- und Aufbauphase13 oder bei der Entwicklung eines neuen Produkts haben einen speziellen Eigenkapitalbedarf.

Diese Unternehmen bergen aufgrund ihres innovativen Konzeptes oder ihrer neuartigen Technologie enorme Gewinnchancen. Allerdings befinden sich solche Unternehmen in einer Phase geringer oder gar keiner Erträge bei hohen Kosten.

Die Folge sind Liquiditätsengpässe. Mangels Erfahrungswerte ist eine fundierte ökonomische Bewertung für potenzielle Kreditgeber hier nur sehr begrenzt durchführbar. Der Wert dieser Unternehmen liegt in den Wachstumschancen, dem „Human Gain“ und den vermarktbaren Ideen.14

Man unterscheidet hierbei zwischen drei Finanzierungsformen15, der Seed-Finanzierung, der Start-up-Finanzierung sowie der Early-Stage-Finanzierung.

Während der Seed-Phase existiert meist nur eine Geschäftsidee, die es umzusetzen gilt. Der Schwerpunkt der Aktivitäten liegt hier auf Forschungsinvestitionen und Produktentwicklung.

Bei der Start-up-Finanzierung geht es um die Gründungsphase eines Unternehmens, in der die Produktentwicklung sowie die ersten Vermarktungsschritte finanziert werden. Die Early-Stage-Finanzierung beschreibt eine Finanzierungsart, in der Kapital für die Frühphase eines Unternehmens, in der die Produktentwicklung bereits abgeschlossen ist, aber noch kein Umsatz erzielt wurde, bereitgestellt wird. Neben Eigenkapital geben Private Equity Geber oftmals auch Managementunterstützung in solche Unternehmen. Sie stellen ihr Knowhow und ihre Erfahrung zur Verfügung und verleihen dem Unternehmen Zugang zu ihren internationalen Netzwerken.16

Viele heute sehr erfolgreiche Ideen hätten ohne Private Equity Unterstützung niemals in eine Unternehmung gemündet.

3.1.2 Steigerung des Unternehmenswertes

Viele Private Equity Gesellschaften erzielen mit ihren Investitionen überdurchschnittlich hohe Renditen. Diese basieren auf einer Steigerung des Unternehmenswertes, welche sich im realisierten Mehrwert beim Verkauf zeigt.17

[...]


1 http://www.tagesspiegel.de/zeitung/Titelseite;art692,2592557

2 Vgl. Eckstaller, Claudia; Huber-Jahn, Ingrid: Private Equity und Venture Capital - Bergriff - Grundlagen - Perspektiven, Verlag Wissenschaft & Praxis, Sternenfels 2006, S. 11.

3 Vgl. Ebd., S. 11.

4 Vgl. Kaserer, Achleitner: Private Equity in Deutschland - Rahmenbedingungen, ökonomische Bedeutung und Handlungsempfehlungen. Books on demand, Norderstedt 2007, S. 19.

5 Vgl. Eckstaller, Claudia; Huber-Jahn, Ingrid: Private Equity und Venture Capital - Bergriff - Grundlagen - Perspektiven, Verlag Wissenschaft & Praxis, Sternenfels 2006, S. 85.

6 Vgl. Ebd., S. 86.

7 Vgl. Ebd., S. 87.

8 Vgl. Eckstaller, Claudia; Huber-Jahn, Ingrid: Private Equity und Venture Capital - Bergriff - Grundlagen - Perspektiven, Verlag Wissenschaft & Praxis, Sternenfels 2006, S. 87.

9 Vgl. Ebd., S. 88.

10 Vgl. Ebd., S. 88 - 89.

11 Vgl. http://www.welt.de/webwelt/article2378348/Die-Google-Geschichte.html abgerufen am 11.12.2009.

12 Vgl. http://www.wir-investieren.de/was-ist-private-equity/venture-capital-wagniskapital abgerufen am: 11.12.2009.

13 Vgl. Eckstaller, Claudia; Huber-Jahn, Ingrid: Private Equity und Venture Capital - Bergriff - Grundlagen - Perspektiven, Verlag Wissenschaft & Praxis, Sternenfels 2006, S. 21.

14 Vgl. Ebd., S. 21.

15 Vgl. Ebd., S. 22 - 23.

16 Vgl. Ebd., S. 21.

17 Vgl. Handelsblatt (Köhler, Peter): Private Equity - Handbuch 2007, Verlag für Wirtschaftsinformationen, Frankfurt am Main 2007, S. 20.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Private Equity – Chance oder Risiko?
Hochschule
Asam-Gymnasium München
Note
10,00
Autor
Jahr
2010
Seiten
22
Katalognummer
V172758
ISBN (eBook)
9783640929269
ISBN (Buch)
9783640929498
Dateigröße
783 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Private Equity, Startup, Unternehmen, Finanzierung, Leverage, Betriebswirtschaft, Volkswirtschaft, BWL, VWL, Fremdkapital, Eigenkapital, IRR, Heuschrecken, Hedge, Fonds, Aktien, Equity, NPV, Seminar, Investition, Hedgefonds, Buyout, IPO, ABS, MBS, Bank, Investmentbanking, Alternative, Müntefering, SPD, Finance, Chance, Risiko, Kapital, Venture Capital, Basel, Regulierung, Arbitrage, Mezzanine, Rendite, ROI, HGB, WpHG, BGB
Arbeit zitieren
Lennart Berning (Autor:in), 2010, Private Equity – Chance oder Risiko?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/172758

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