Die literarische Entwicklung von Kurt Schwitters - Unter besonderer Berücksichtigung der Sprache


Dossier / Travail, 2000

12 Pages

Anna Kiesbauer (Auteur)


Extrait


Inhaltsverzeichnis

I.) Die Anfänge von 1909 bis 1915

II.) Die Phase 1916-18, Zeit der aktiven Orientierung an der Avantgarde

III.) Die klassische Merz-Phase (1918-1922) und die „Verfestigung“ von 1923 bis 1930

IV.) Die Emigrationszeit (ab 1931)

V.) Zusammenfassung

VI.) Literaturverzeichnis

I ) Die Anfänge von 1909 bis 1915

Der Maler und Schriftsteller Kurt Hermann Eduard Karl Julius Schwitters, der aus bürgerlichen Verhältnissen stammt, wurde am 20. Juni 1887 in Hannover geboren.

Zunächst waren seine Gedichte aus der Dresdner Studienzeit bis 1914, wie das Abschiedsgedicht an seine Verlobte, „Herbst“[1], in neuromantischer Tradition.

Anfangs war das Dichten für Schwitters eine Übersetzung seiner persönlichen Schwermut in die traditionellen Motive, wie Herbstklage, Scheiden, Gewitter etc., doch wurde er sich 1913 des Abgegriffenen dieser Motive bewußt.[2] Er versuchte die Gedichte in knapperer Weise mit Sentimentalität und Ironie zu gestalten.[3]

Ab etwa 1910 beschäftigte er sich mit der Elementarisierung der künstlerischen Mittel, er bemühte sich um Klärung der Ausdrucksqualitäten, um Kontrapunktion und abstrakte Kompositionen.[4]

Im Sinne der Avantgarde brach er mit der Tradition, wendete sich von der nachahmenden Malerei ab und konzentrierte sich auf die reine abstrakte Gestaltung, das betrifft analog dazu auch die Literatur.

Die Arbeiten zur seriellen Gestaltung in dieser Zeit verwiesen bereits auf das spätere Merzkonzept.

II ) Die Phase 1916-18, Zeit der aktiven Orientierung an der Avantgarde

Schwitters probierte die europäische Avantgarde experimentell durch. So wie Gedicht 19 und 14[5], setzten sich eine Anzahl von Gedichten aus dem Jahre 1918 mit dem Kunstprogramm der Sturmgalerie in Berlin auseinander.

Nachdem Schwitters im Januar 1918 von einem Vortrag futuristischer Gedichte in der Kestner-Gesellschaft in Hannover inspiriert wurde, experimentierte er nach Anregungen von Kurt Heynicke, Essig, Baum und v.a. von August Stramm.[6] In dieser Phase der „Sturmlyrik“ schuf Schwitters Wortneubildungen, wie die Verben gluten, umeinen, ( zu finden beispielsweise in „Nächte“ ) zerwogen, gieren und andere. Ein Beispiel für das System der Wortbildung ist der Titel des Gedichts „Die zute Tute“. Hier läßt die adjektivische Neubildung „zute“ zunächst auf einen unsinnigen Inhalt schließen, doch erkennt man nach dem Lesen des Gedichts die logische, ja sinnvolle Konstruktion des Wortes: „zu“ + linguistisch richtige Adjektivendung.

Schwitters radikalisierte die für den Expressionismus typische Elementarisierung, indem er jedes einzelne Element aus seiner gewohnten Umgebung herauslöst und in neue, überraschende Kontexte brachte.[7] Er analysierte den Ausdruck eines einzelnen Wortes nach seinem semantischen, bildlichen und rhythmischen Wert, um dann durch Komposition eine noch größere Ausdruckssteigerung zu ermöglichen.

Zudem arbeitete er mit Wortkolonnen, wie in „Wunde Rosen bluten“ und Pronominalketten, er bevorzugte emotionalisierte Wörter (s. in: „Goldene Stäbe“ ) und gestaltete vereinzelt Gedichte mit einem dramatischen Ablauf[8]. Er hob die Syntax auf und sparte die Artikel ein, Schwitters experimentierte an Verkürzungen von Worten bis auf ihren Wortstamm, er substantivierte Verben und schuf umgekehrt aus Substantiven Verben. –Dieses Verfahren entspricht in der Wortkunsttheorie der „Konzentration“. Im Gegensatz dazu steht die „Dezentration“, welche beispielsweise durch Assoziationsketten oder auch durch gestreute Wortwiederholungen von Kurt Schwitters erreicht wurde.

Trotz der engen Anlehnung an seine Vorbilder des Sturms, entwickelte Schwitters durch die Parodierung seiner Vorbilder ihm eigene Gestaltungsweisen, wie zum Beispiel den seriellen Sprachgebrauch.

[...]


[1] s. Anhang.

[2] s. Lach, Friedhelm (Hrsg.): Kurt Schwitters. Das literarische Werk. Bd.1.Lyrik. Köln 1998. S.16.

[3] Lach, Bd.1, S.16 ff.

[4] Lach, Friedhelm (Hrsg.): Kurt Schwitters. Das literarische Werk. Bd.5. Manifeste und kritische Prosa. Köln 1998. S.448.

[5].“Ich werde gegangen. Gedicht 19“ und „Am Rande meines Welkens bin ich sanfte Nacht. Gedicht 14.“ s. Anhang.

[6] Lach, Bd.5, S.450.

[7] z.B.: „Doof“ oder auch „Am Rande meines Welkens bin ich sanfte Nacht.

Gedicht 14“.

[8] Vgl. Lach, Bd.5, S.450.

Fin de l'extrait de 12 pages

Résumé des informations

Titre
Die literarische Entwicklung von Kurt Schwitters - Unter besonderer Berücksichtigung der Sprache
Université
University of Rostock  (Institut f. Germanistik)
Cours
Vorlesung: Literarische Strömungen des 20.Jahrhunderts. Der lange Abschied vom Realismus
Auteur
Année
2000
Pages
12
N° de catalogue
V17286
ISBN (ebook)
9783638218948
Taille d'un fichier
431 KB
Langue
allemand
Mots clés
Entwicklung, Kurt, Schwitters, Unter, Berücksichtigung, Sprache, Vorlesung, Literarische, Strömungen, Jahrhunderts, Abschied, Realismus
Citation du texte
Anna Kiesbauer (Auteur), 2000, Die literarische Entwicklung von Kurt Schwitters - Unter besonderer Berücksichtigung der Sprache, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17286

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