Helmut Käutner und Ernst Schnabel drehten 1946/47 in der britischen Besatzungszone den Film „In jenen Tagen – Geschichte eines Autos“. Sie drehten in einer Zeit der Armut und Niedergeschlagenheit, einer Zeit, in der Trümmer und Knappheit an allem zum Alltag gehörten. Jene Tage, die zwölf Jahre des nationalsozialistischen Regimes, hatte das deutsche Volk erlebt, erduldet und ertragen, sich an dessen Schrecken allerdings auch zum größten Teil aktiv beteiligt. Es war ein Wagnis, den Menschen diese Zeit schon so früh, zwei Jahre nach ihrem bitteren Ende, vor Augen führen zu wollen. Ein Wagnis, dass meines Erachtens gelungen ist. Ob es auch damals glückte – die Meinungen gingen und gehen auseinander.[...]Die filmische Thematisierung eines historischen Abschnittes ist problematisch, insbesondere wenn es sich dabei um ein so schwieriges und grausames Kapitel wie den Nationalsozialismus handelt. Die Frage, inwieweit Geschichte fiktionalisiert werden kann und darf, wurde und wird kontrovers diskutiert. Hierbei steht die Auffassung, eine filmische Umsetzung verharmlose und verfälsche die tatsächlichen Ereignisse, der Ansicht gegenüber, die fiktive „Geschichte“ sei gerade deshalb so wichtig, weil durch sie ein historisches Bewusstsein auch emotional vermittelt werden kann. In Bezug auf den Nationalsozialismus steht die Frage nach der Schuld und der Verantwortung in allen Verfilmungen mehr oder weniger im Hintergrund. Ich möchte daher Käutners Verarbeitung des Schuld- und Opferdiskurses in dem Film „In jenen Tagen“ untersuchen und der Frage nachgehen, ob der Film und seine Art der Darstellung eine Hilfe bei der ´Aufarbeitung´ der Vergangenheit geboten haben könnte. Nach einer allgemeinen Darstellung der gesellschaftlichen sowie filmischen ´Bewältigung´ der nationalsozialistischen Vergangenheit in der Nachkriegszeit möchte ich diese Betrachtung unter 3.2 vornehmen.[...]
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- Einleitung
- Filmanalyse
- Inhalt des Films
- Symbolik
- Narrativ-dramaturgische Struktur
- Bewältigung der Vergangenheit?
- Gesellschaftliche und filmische ´Bewältigung´
- Menschlichkeit (in) „In jenen Tagen“
- Rezeption des Films
- Käutners Anliegen
- Zeitgenössische und retrospektive Kritiken
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Die Hausarbeit befasst sich mit Helmut Käutners Film „In jenen Tagen – Geschichte eines Autos“ und analysiert, wie Käutner das Bild des Nationalsozialismus zeichnet, welche künstlerischen Mittel er verwendet, und welche Aussage er mit seinem Film vermitteln möchte. Darüber hinaus untersucht die Arbeit, wie der Film die Frage nach der Schuld und der Verantwortung in der Nachkriegszeit behandelt und ob er eine Hilfe bei der Bewältigung der Vergangenheit sein konnte.
- Analyse der künstlerischen Mittel und der filmischen Darstellung des Nationalsozialismus
- Untersuchung von Käutners Anliegen und seiner Aussage im Film
- Bewertung des Films in Bezug auf die Bewältigung der Vergangenheit
- Rezeption des Films in der zeitgenössischen und retrospektiven Kritik
- Diskussion der Bedeutung des Films in Bezug auf die Frage nach der Menschlichkeit in einer unmenschlichen Zeit
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
Die Einleitung stellt den Film „In jenen Tagen“ vor und erläutert die Forschungsfrage der Hausarbeit: Was wollte Käutner mit seinem Film aussagen? Wie zeichnet er das Bild des Nationalsozialismus? Welche künstlerischen Mittel verwendet er dazu?
Im zweiten Kapitel erfolgt eine Filmanalyse, die den Inhalt des Films zusammenfasst und sich mit der Symbolik und der dramaturgischen Struktur des Films auseinandersetzt.
Das dritte Kapitel untersucht die Frage, ob der Film eine Hilfe bei der Bewältigung der Vergangenheit sein konnte. Es beleuchtet die gesellschaftliche und filmische ´Bewältigung´ der nationalsozialistischen Vergangenheit in der Nachkriegszeit und analysiert die Rolle der Menschlichkeit in Käutners Film.
Das vierte Kapitel behandelt die Rezeption des Films. Es untersucht, wie der Film aufgenommen wurde, was Käutners Anliegen war und welche zeitgenössischen und retrospektiven Kritiken es zum Film gab.
Schlüsselwörter (Keywords)
Schlüsselwörter dieser Hausarbeit sind: Helmut Käutner, „In jenen Tagen“, Filmanalyse, Nationalsozialismus, Menschlichkeit, Bewältigung der Vergangenheit, Zeitgenössische Kritik, Retrospektive Kritik, Schuld und Verantwortung, Nachkriegszeit.
- Quote paper
- Lena H. (Author), 2008, "In jenen Tagen" - Menschlichkeit in einer unmenschlichen Zeit?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/172874