Das Kapitol in Washington, der St.-Peters-Dom in Rom, das Schloss Versailles und der neue Turm des chinesischen Staatsfernsehens CCTV in Peking haben etwas gemeinsam: Sie sind Bauwerke der Macht und verkörpern einen Machtanspruch. Dessen architektonische Erscheinungsform hat sich über die Jahre verändert - wo früher mächtige Schlösser gebaut wurden stehen nun moderne Monumente aus verpiegeltem Glas und Stahl und sind zu einem Ausdruck der Globalisierung geworden. Doch auch die „klassische“ Architektur der politischen Macht wird nach wie vor gebaut – bevorzugt in nicht- demokratischen Ländern, entworfen von dem who’s who der internationalen Architektenszene – so auch in Peking.
Im Vorfeld der Olympischen Sommerspiele 2008 fand dort eine rasante Veränderung des Stadtbildes statt und einige besonders spektakuläre Neubauten standen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Ihnen wird inner- und außerhalb Chinas bereits Symbolcharakter zugeschrieben. Sie wurden größtenteils von westlichen Architekten geplant und gebaut. Diese Tatsache hat in Deutschland und anderen westlichen Ländern eine Debatte über Architektur und Moral ausgelöst.
Diese Debatte im Spannungsfeld zwischen Politik, Geld und Baukunst hat dabei noch eine besonders spannende Komponente: Die chinesische Kultur erscheint dem westlichen Betrachter oftmals fremd und andersartig und so mag ihm auch die chinesische Interpretation von Architektur zuweilen erscheinen. Es werden dort andere Kriterien herangezogen als in westlichen Kulturkreisen üblich, was eine besondere Herausforderung für westliche Architekten darstellt. Die Kenntnis verschiedener Aspekte chinesischer Kultur und Gesellschaft ist daher besonders wichtig, um moderne Symbolarchitektur in China als eine Art Botschaft deuten zu können.
Diese Arbeit greift dabei auf verschiedene Disziplinen wie Politik, Stadtgeographie, Soziologie, Kulturwissenschaft und auch Kunstgeschichte zurück. Das Gebäude und die dazu gehörenden Bilder, Informationen und Medienberichte werden dabei als ein strategisches Raumbild aufgefasst, das es zu dekonstruieren gilt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1. Hinführung zum Thema / Fragestellung
- 1.2. Eingrenzung des untersuchten Gebietes
- 1.3. Struktur und Quellenlage
- 2. Architektur der Macht – Macht der Architektur
- 2.1. Was ist Architektur?
- 2.2. Architektur und Macht
- 2.3. Die soziologische Dimension: Architektur als Zeichen
- 2.4. Architektur und Politik
- 2.4.1. Politische Architektur
- 2.4.2. Architektur als Instrument der staatlichen Selbstdarstellung
- 2.4.3. Architektur in nicht-demokratischen Staaten
- 2.5. Critical Geopolitics: die Konstruktion strategischer Raumbilder
- 3. Imaginations of China: Wie sieht sich China, wie möchte es gesehen werden?
- 3.1. Die Suche nach Moderne und einer nationalen Identität
- 3.2. Staatliche Selbstdarstellung innerhalb Chinas
- 3.3. China für die Welt: public diplomacy im Reich der Mitte
- 3.4. Die Olympischen Spiele in Peking 2008: one world, different dreams?
- 4. Moderne Symbolarchitektur in Peking
- 4.1. Olympia-Architektur: Das „Vogelnest“ und der „Wasserwürfel“
- 4.1.1. Olympische Bauvorhaben: „New Beijing, Great Olympics“
- 4.1.2. Strategisches Raumbild: „One World, One Dream”
- 4.1.3. Die Gebäude und ihre Wirkung
- 4.1.4. Kritik an den Gebäuden
- 4.2. Medien-Architektur: China Central Television Headquarters
- 4.2.1. Strategisches Raumbild: „Chinas Fenster zur Welt“
- 4.2.2. Das Gebäude und seine Wirkung
- 4.2.3. Kritik am Gebäude
- 4.3. Kulturarchitektur: „The Egg“ – das National Center of the Performing Arts
- 4.3.1. Strategisches Raumbild: „Peking als moderne Weltstadt“
- 4.3.2. Das Gebäude und seine Wirkung
- 4.3.3. Kritik am Gebäude
- 5. Wenn westliche Architektur auf China trifft: Besonderheiten und Probleme
- 5.1. Debatte um die Vergabe der Bauprojekte in Peking an ausländische Architekten
- 5.2. Probleme der Architekten bei der Arbeit in China
- 5.3. Was westliche Architekten an ihrer Arbeit in China fasziniert
- 5.4. Einfluss von Symbolik und Metaphorik auf die Architektur in China
- 5.5. Architektur und Moral: Darf man für China bauen?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit der modernen Symbolarchitektur in Peking. Dabei steht die Analyse der Architektur als Zeichen und Kommunikationsmittel im Vordergrund. Ziel ist es, die wechselseitige Beziehung zwischen Architektur und Macht im Kontext der chinesischen Gesellschaft und Politik zu untersuchen. Die Arbeit analysiert die Funktion, Bedeutung und Wirkung ausgewählter Bauwerke Pekings, die im Vorfeld und während der Olympischen Spiele 2008 entstanden sind.
- Die Beziehung zwischen Architektur und Macht
- Die Konstruktion nationaler Identität und Selbstdarstellung in China
- Die Rolle der Olympischen Spiele als Plattform für staatliche Selbstdarstellung
- Die Bedeutung der Architektur im Prozess der Modernisierung und Globalisierung Chinas
- Die Herausforderungen und Chancen, die sich aus der Zusammenarbeit zwischen chinesischen und westlichen Architekten ergeben
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung Das Kapitel führt in das Thema ein, stellt die Fragestellung und die Relevanz der Arbeit dar. Es werden die wichtigsten Aspekte des zu untersuchenden Forschungsfeldes umrissen und ein Überblick über die Struktur der Arbeit gegeben.
- Kapitel 2: Architektur der Macht – Macht der Architektur Das Kapitel beschäftigt sich mit der Beziehung zwischen Architektur und Macht. Es werden verschiedene Formen der Machtausübung in gebauter Form erläutert und der semiotische Ansatz zur Interpretation von Architektur vorgestellt.
- Kapitel 3: Imaginations of China: Wie sieht sich China, wie möchte es gesehen werden? Dieses Kapitel analysiert das Selbstbild Chinas im In- und Ausland. Es werden die wichtigsten Aspekte der chinesischen Gesellschaft und Politik, die zur Gestaltung des China-Bildes beitragen, beleuchtet, insbesondere die Rolle des Nationalismus und der public diplomacy.
- Kapitel 4: Moderne Symbolarchitektur in Peking Das Kapitel beinhaltet die Analyse von vier prominenten Bauwerken Pekings, die als Symbolbauten für das "neue China" gelten: das Nationalstadion, das Nationale Schwimmzentrum, das CCTV Headquarters und das National Center of the Performing Arts. Für jedes Gebäude wird das strategische Raumbild analysiert und die Bedeutung des Bauwerks im Kontext von chinesischer Kultur und Politik beleuchtet.
- Kapitel 5: Wenn westliche Architektur auf China trifft: Besonderheiten und Probleme Das Kapitel setzt sich mit den Besonderheiten und Problemen auseinander, die sich aus der Zusammenarbeit zwischen westlichen und chinesischen Architekten ergeben. Es werden die Debatten über die Vergabe der Bauaufträge und die moralischen Implikationen des Bauens für nicht-demokratische Staaten beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Symbolarchitektur, Macht, Politik, Kultur, Nationalismus, public diplomacy, Modernisierung, Globalisierung, China, Peking, Olympische Spiele, CCTV, NCPA, Herzog & de Meuron, Rem Koolhaas, Paul Andreu.
- Citation du texte
- Karla Anger (Auteur), 2009, Wahrzeichen aus Glas und Stahl: Moderne Symbolarchitektur in Peking, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/172892