Billy Graham – mit diesem Namen verbindet sich viel, Kontroversen wie Superlative. Laut Auskunft der Billy Graham Evangelistic Association (BGEA) hat er während seiner Zeit als Evangelist vor fast 215 Millionen Menschen in mehr als 185 Ländern gesprochen, ganz zu schweigen von denen, die ihn über Fernsehen und Satellitenübertragung sahen. 48 mal, laut einer Gallup Studie, wurde er unter die zehn am meisten bewunderten Männer der USA gewählt. Er erhielt unzählige Auszeichnungen und Preise und wurde u.a. 1999 erstes Mitglied der Gospel Music Hall of Fame – als Nichtmusiker, wohlgemerkt.
Angesichts dieser Zahlen ist es erstaunlich, daß es im deutschsprachigen Raum keine Untersuchungen zu Graham gibt, weder aus theologischer noch aus soziologischer, geschweige denn aus rhetorischer Perspektive. Dabei haben Grahams Evangelisationen in Deutschland – zwischen 1954 und 1993 – nicht nur die deutsche Kirchen-, sondern auch die Medienlandschaft geprägt. Dies trifft wohl vor allem für die Euro ’70 in Dortmund zu, die in dieser Form erste und bis dato einzigartige massenmediale Veranstaltung in Deutschland. Nicht zuletzt haben sich an der Person Grahams und seinem Predigtstil viele Gemüter erhitzt, uneins darüber, wie man einem so charismatischen, erfolgreichen Redner gegenüberstehen solle – vor allem in Deutschland, das ja nun aus historischen Gründen ein sehr zwiespältiges Verhältnis zu solchen Rednern hat.
Man fragt sich also mit Wolf von Lojewski: „Was ist das Besondere an Billy Graham?“ Diese Frage mit „seine Rhetorik“ zu beantworten, ist wohl kaum zufriedenstellend, auch wenn viele sich offensichtlich bislang damit abgefunden haben. Trotzdem: Wieso kommen zehntausende Menschen zu seinen Veranstaltungen; was bewegt viele von ihnen, seinen Aufrufen zu folgen und schließlich nach vorne zu kommen? Liegt das Besondere in Grahams Vermittlung seiner Reden, dem Einsatz von Technik und Massenmedien? Kann, muß man dabei von Manipulation oder gar Massenpsychose sprechen? Und wie hebt ihn „seine Rhetorik“, die ja Predigtrhetorik ist, möglicherweise von zeitgenössischer Predigtlehre ab? Kann man möglicherweise davon sprechen, daß Graham mit einer „Evangelisationsrhetorik“ eine gesonderte Form der Predigtrhetorik begründet?
Diesen Fragen soll an dieser Stelle einmal nachgegangen werden, um zu sehen, was die Faszination und den Erfolg Grahams als Redner, als Prediger ausmacht.
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung und Danksagung
- 1. Einleitung
- 2. Was ist eigentlich „evangelikal“ ? - Überlegungen zur Begriffsbestimmung
- 3. Evangelisation und Rhetorik
- 3.1 Billy Graham in Seattle 1976 – eine rhetorische Analyse
- 3.2 Evangelisation im Spannungsfeld der Multimedialität.
- 4. Abschließende Überlegungen: Evangelisationsrhetorik als Sonderfall der Predigtrhetorik?
- 5. Quellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Phänomen Billy Graham und analysiert seine Rhetorik im Kontext der Evangelisation. Sie setzt sich zum Ziel, die Besonderheiten von Grahams Predigtstil herauszuarbeiten und zu erforschen, ob er eine eigenständige Form der Predigtrhetorik, eine "Evangelisationsrhetorik", begründet hat.
- Die Definition des Begriffs "evangelikal" im Kontext der evangelischen Rhetorik
- Die Analyse von Billy Grahams Rhetorik in einer ausgewählten Predigt aus dem Jahr 1976 in Seattle
- Die Bedeutung von Multimedialität für die Evangelisation und Grahams Einsatz von Medien
- Die Frage, ob Grahams Rhetorik sich von der traditionellen Predigtrhetorik unterscheidet
Zusammenfassung der Kapitel
- Vorbemerkung und Danksagung: Diese Einleitung erläutert die Herausforderungen der Forschungsarbeit, die Schwierigkeit, an ausreichendes Material zu Billy Graham zu gelangen, und bedankt sich bei denjenigen, die die Recherche unterstützt haben.
- 1. Einleitung: Dieses Kapitel stellt die Problemstellung der Arbeit dar, die sich mit dem Phänomen Billy Graham und seiner Rhetorik beschäftigt. Es beleuchtet die beeindruckende Reichweite Grahams als Evangelist und stellt die Frage nach den Besonderheiten seiner Rhetorik.
- 2. Was ist eigentlich „evangelikal“ ? - Überlegungen zur Begriffsbestimmung: Dieses Kapitel widmet sich einer Klärung des Begriffs "evangelikal" und setzt ihn in den Kontext der Evangelisationsrhetorik, um die Voraussetzungen für eine gründliche Analyse von Grahams Predigten zu schaffen.
- 3. Evangelisation und Rhetorik: Dieses Kapitel befasst sich mit der Analyse einer ausgewählten Predigt Grahams aus dem Jahr 1976 in Seattle. Dabei werden die verschiedenen rhetorischen Produktionsstadien (dispositio, elocutio, actio/pronuntiatio) in Beziehung zueinander gesetzt, um ein umfassendes Bild von Grahams rhetorischen Strategien zu erhalten.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe dieser Arbeit sind Billy Graham, Evangelisationsrhetorik, Predigtrhetorik, Multimedialität, Rhetorische Analyse, Rhetorische Produktionsstadien, evangelikal, Seattle 1976. Die Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob Grahams Rhetorik sich von der traditionellen Predigtrhetorik unterscheidet und ob seine Evangelisationen als Sonderfall der Predigtrhetorik betrachtet werden können.
- Citation du texte
- Katharina E. Thomas (Auteur), 2009, Das Phänomen Billy Graham: Evangelisationsrhetorik als Sonderfall der Predigtrhetorik?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/172977