Seit Jahren bauen sich – grob skizziert – Leistungsbilanzungleichgewichte zwischen Nord- und Südländern des Euro-Raums auf. Während Länder wie Deutschland – getrieben durch hohe Nettoexporterfolge – immer höher werdende Leistungsbilanzüberschüsse ausweisen, verzeichnen Länder wie Griechenland immer höher werdende Leistungsbilanzdefizite. Ge-meinhin werden Leistungsbilanzüberschüsse als Vermögensaufbau im Ausland, d.h. Aufbau von Forderungen gegenüber dem Ausland, interpretiert. Hingegen stellen Leistungsbilanzde-fizite den Aufbau von Verbindlichkeiten gegenüber dem Ausland dar. Während die Über-schussländer gewissermaßen im Ausland sparen, verschulden sich die Defizitländer. Das reine Vorhandensein dieser Ungleichgewichte ist nicht per se problematisch. Jedoch treten Proble-me auf, wenn die internationalen Kapitalströme nicht nachhaltigen Investitionsmöglichkeiten zugeführt werden. Gerade die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise hat gezeigt, dass oftmals Vermögen im Ausland in Projekte investiert wird, die nicht nachhaltig sind. So wurde bei-spielsweise ein enormes Vermögen in Spanien im Immobiliensektor angelegt. Im Verlauf der Krise sind Blasen in derartigen Sektoren geplatzt, wodurch Vermögen nicht geschaffen oder genutzt, sondern vielmehr zerstört wurde. Vor diesem Hintergrund ordnet die vorliegende Arbeit die Leistungsbilanz in das System der Zahlungsbilanz ein und diskutiert darauf aufbauend im Rahmen von stilisierten Fakten den Status Quo sowie die Probleme der Leistungsbilanzungleichgewichte, ihre Ursachen sowie Lösungs-möglichkeiten zum Abbau der Ungleichgewichte.
Inhaltsverzeichnis
- Motivation
- Zahlungsbilanz und saldenmechanische Zusammenhänge
- Die Zahlungsbilanz
- Saldenmechanische Zusammenhänge
- Stilisierte Fakten
- Absolute Leistungsbilanzsalden der Länder des Euro-Raums
- Relative Leistungsbilanzsalden der Nord- und Südländer
- Ersparnis und Investition
- Komponenten der Leistungsbilanz
- Ursachen von Leistungsbilanzungleichgewichten
- Der EWU-Effekt
- Fehlentwicklungen bei der Wettbewerbsfähigkeit
- Der Wettbewerbskanal
- Der Realzinskanal
- Möglichkeiten zum Abbau von Leistungsbilanzungleichgewichten
- Strukturreformen
- Der Beitrag der Überschussländer, insbesondere Deutschlands
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit den Leistungsbilanzungleichgewichten im Euro-Raum. Sie analysiert die Entstehung dieser Ungleichgewichte, untersucht die damit verbundenen Probleme und erörtert mögliche Lösungsansätze zum Abbau der Ungleichgewichte.
- Die Rolle der Zahlungsbilanz und ihrer Komponenten für das Verständnis von Leistungsbilanzen
- Die Analyse des Status Quo und der Problematik von Leistungsbilanzungleichgewichten
- Die Ursachen für Leistungsbilanzungleichgewichte, insbesondere der EWU-Effekt und Fehlentwicklungen bei der Wettbewerbsfähigkeit
- Möglichkeiten zum Abbau von Leistungsbilanzungleichgewichten, wie Strukturreformen und der Beitrag der Überschussländer
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel erläutert die Motivation für die Untersuchung von Leistungsbilanzungleichgewichten im Euro-Raum. Es stellt den Zusammenhang zwischen Leistungsbilanzüberschüssen und -defiziten, Vermögensaufbau und -verschuldung sowie die Problematik nicht nachhaltiger Investitionen heraus.
Kapitel 2 führt die Zahlungsbilanz als Grundlage für die Analyse von Leistungsbilanzen ein. Es erläutert die Struktur der Zahlungsbilanz und die daraus abgeleiteten saldenmechanischen Zusammenhänge, die die Beziehung der Leistungsbilanz zu anderen volkswirtschaftlichen Größen aufzeigen.
Kapitel 3 präsentiert stilisierte Fakten über Leistungsbilanzungleichgewichte im Euro-Raum. Es untersucht absolute und relative Leistungsbilanzsalden sowie die Zusammenhänge zwischen Ersparnis, Investition und Komponenten der Leistungsbilanz.
Kapitel 4 analysiert die Ursachen von Leistungsbilanzungleichgewichten. Es diskutiert den EWU-Effekt und Fehlentwicklungen bei der Wettbewerbsfähigkeit, die auf verschiedene Faktoren wie Lohnstückkosten und Arbeitsproduktivität zurückzuführen sind.
Kapitel 5 beleuchtet verschiedene Möglichkeiten zum Abbau von Leistungsbilanzungleichgewichten. Es fokussiert auf Strukturreformen und den Beitrag der Überschussländer, insbesondere Deutschlands.
Schlüsselwörter
Leistungsbilanz, Euro-Raum, Zahlungsbilanz, saldenmechanische Zusammenhänge, stilisierte Fakten, Wettbewerbsfähigkeit, Strukturreformen, Überschussländer, Defizitländer, Vermögensaufbau, Investitionen, nachhaltige Entwicklung.
- Citation du texte
- Livia Wagner (Auteur), 2011, Leistungsbilanzungleichgewichte im Euro-Raum, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/173012