Gegenstand dieser Arbeit sind die inzwischen interdisziplinär erforschten Themen autobiografisches Gedächtnis, Erinnerung und Persönlichkeit. Jeder Mensch stellt sich im Laufe seines Lebens inrgendwann die Frage "Wer bin ich?" In der modernen, hoch entwickelten und individualisierten Gesellschaft wird eine ständige Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit immer erforderlicher. Was wären die Menschen ohne Persönlichkeit bzw. ist ein Überleben ohne eigenständige Identität überhaupt möglich? Ebenso muss die Frage gestellt werden, was der Mensch ohne seine Erinnerungen wäre.
In der vorliegenden Arbeit ist nicht nur der Prozess des Erinnerns an sich von Bedeutung, sondern hauptsächlich dessen Funktions- und Wirkungsweisen für den Einzelnen. Es geht also weniger um die kollektiven, als vielmehr um die individuellen Erinnerungen. Ausgehend von dieser Überlegung wurde die spezielle Bedeutung der autobiografischen Erinnerungen für die Persönlichkeitsentwicklung untersucht. Besonders in den vergangenen Jahren haben viele Wissenschaftler dazu beigetragen, neue Erkenntnisse auf diesem Forschungsgebiet hervorzubringen. So entstand ein breites Spektrum an ersten Theorien über die Zusammenhänge von Erinnerungen mit anderen kognitiven oder sozialen Prozessen. Daran wurde der Einfluss von Erinnerungen in den verschiedensten Bereichen deutlich.
Die vorliegende Arbeit soll einen Beitrag zur Beantwortung der Frage leisten, inwieweit zwischen den Erinnerungen an komplexe lebensgeschichtliche Ereignisse und der Persönlichkeit eine Beziehung besteht. Im Mittelpunkt steht dabei die Hypothese, dass die Entwicklung der Persönlichkeit durch die Erinnerungen beeinflusst bzw. sogar negativ beeinträchtigt wird. Diese soll anhand der Arbeiten bedeutender Gedächtnisforscher wie Schacter, Markowitsch und Welzer oder den Psychologen Estrade, Leman und Carlson sowie Tadié und Tadié geklärt werden. Auch die Theorien älterer Wissenschaftler wie Jung, Adler oder Freud werden Beachtung finden. Gewiss ist dies ein umfassendes Thema, das sich im Rahmen dieser Magisterarbeit nicht vollständig aufarbeiten lässt. Die Arbeit kann deshalb nur ein Schritt in diese Richtung sein.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Einleitung
- 1. Gedächtnis und Autobiografie
- 1.1 Das menschliche Gedächtnis – Ideengeschichte, Neuroanatomie und Entwicklung
- 1.2 Das autobiografische Gedächtnis – ein Gedächtnis für Lebensereignisse
- 1.3 Die Entwicklung des autobiografischen Gedächtnisses
- 1.4 Zusammenfassung: Welche Bedeutung hat das autobiografische Gedächtnis für den Menschen und seine Erinnerungen?
- 2. Autobiografische Erinnerungen
- 2.1 Begriffsbestimmung und Abgrenzung
- 2.2 Die Ordnung autobiografischer Erinnerungen
- 2.3 Der rekonstruktive Charakter der Erinnerung
- 2.4 Quellenamnesie und Erinnerungsverzerrung
- 2.5 Blitzlichterinnerungen und traumatische Erinnerungen
- 2.6 Die infantile Amnesie
- 2.7 Zusammenfassung: Wozu braucht der Mensch persönliche Erinnerungen?
- 3. Die Persönlichkeit des Menschen
- 3.1 Persönlichkeit - Ideengeschichte und der Versuch einer Begriffsbestimmung
- 3.2 Biologische Grundlagen der Persönlichkeitsentwicklung und die Anlage-Umwelt-Problematik
- 3.3 Die Persönlichkeitsentwicklung
- 3.3.1 Bedingungen der Persönlichkeitsentwicklung
- 3.3.2 Die Bedeutung der Familie für die Persönlichkeitsentwicklung
- 3.4 Die Komplexität der Persönlichkeit
- 3.5 Zusammenfassung: Wozu braucht der Mensch eine Persönlichkeit?
- 4. Erinnerung und Persönlichkeit
- 4.1 Rückblick auf die biologischen Grundlagen
- 4.2 Sigmund Freud
- 4.3 Moderne Ansätze
- 4.4 Studien zum Thema
- 4.4.1 Langzeitwirkungen der Teilnahme an internationalen Schüler- und Jugendbegegnungen
- 4.4.2 Persönlichkeitsspezifische Effekte beim Erinnern lebensgeschichtlicher Ereignisse
- 4.4.3 Trauma und Erinnerung
- 4.5 Zusammenfassung: Welche Bedeutung haben die frühesten Erinnerungen für die Persönlichkeitsentwicklung?
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Magisterarbeit untersucht die Bedeutung der frühesten Erinnerungen für die Persönlichkeitsentwicklung. Die Arbeit verfolgt das Ziel, den Zusammenhang zwischen autobiografischem Gedächtnis und Persönlichkeitsbildung zu beleuchten und den aktuellen Forschungsstand zu diesem komplexen Thema darzustellen.
- Das menschliche Gedächtnis und seine Funktionsweise
- Autobiografische Erinnerungen und ihre Besonderheiten
- Die Entwicklung der Persönlichkeit
- Der Einfluss früher Erinnerungen auf die Persönlichkeitsentwicklung
- Aktuelle Forschungsergebnisse und Theorien
Zusammenfassung der Kapitel
Vorwort: Die Autorin beschreibt ihre Motivation, sich mit dem Thema Erinnerung und Persönlichkeitsentwicklung auseinanderzusetzen, und betont die Bedeutung des individuellen Erinnerns im Gegensatz zu kollektiven Erinnerungen. Sie dankt ihren Unterstützern und Betreuern.
1. Gedächtnis und Autobiografie: Dieses Kapitel liefert einen umfassenden Überblick über das menschliche Gedächtnis, beginnend mit seiner Ideengeschichte und neuroanatomischen Grundlagen. Es wird die Entwicklung des Gedächtnisses im Laufe des Lebens beleuchtet, mit besonderem Fokus auf das autobiografische Gedächtnis – also das Gedächtnis für persönliche Lebensereignisse. Die Bedeutung des autobiografischen Gedächtnisses für das Selbstverständnis und die persönliche Identität wird hervorgehoben.
2. Autobiografische Erinnerungen: Dieser Abschnitt definiert und grenzt autobiografische Erinnerungen ab. Die Kapitel behandeln die Ordnung, den rekonstruktiven Charakter, Quellenamnesie, Erinnerungsverzerrungen, Blitzlichterinnerungen, traumatische Erinnerungen und die infantile Amnesie. Es werden die Mechanismen und Prozesse der Erinnerung detailliert analysiert und ihre Bedeutung für den Menschen diskutiert.
3. Die Persönlichkeit des Menschen: Das Kapitel bietet einen geschichtlichen Überblick über die Persönlichkeitsforschung und versucht, den komplexen Begriff "Persönlichkeit" zu definieren. Es werden die biologischen Grundlagen der Persönlichkeitsentwicklung und die Anlage-Umwelt-Problematik erörtert. Besondere Aufmerksamkeit erhält die Rolle der Familie bei der Persönlichkeitsentwicklung.
4. Erinnerung und Persönlichkeit: Dieses Kapitel untersucht den Zusammenhang zwischen Erinnerung und Persönlichkeit. Es wird ein Rückblick auf die biologischen Grundlagen gegeben, gefolgt von einer Diskussion der Ansätze von Sigmund Freud und moderner Forschung. Verschiedene Studien werden vorgestellt, die den Einfluss früher Erinnerungen auf die spätere Persönlichkeitsentwicklung belegen. Die langfristigen Auswirkungen von Jugend- und Schülerbegegnungen sowie die Rolle von Trauma und Erinnerung werden detailliert behandelt.
Schlüsselwörter
Autobiografisches Gedächtnis, Persönlichkeitsentwicklung, infantile Amnesie, Erinnerung, Trauma, Erinnerungsverzerrung, kognitive Prozesse, biologische Grundlagen, Familie, Identität.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Magisterarbeit: Erinnerung und Persönlichkeitsentwicklung
Was ist der Gegenstand der Magisterarbeit?
Die Magisterarbeit untersucht den Zusammenhang zwischen den frühesten Erinnerungen und der Persönlichkeitsentwicklung. Sie beleuchtet, wie autobiografisches Gedächtnis die Persönlichkeitsbildung beeinflusst und gibt einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand zu diesem Thema.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt das menschliche Gedächtnis, insbesondere das autobiografische Gedächtnis, die Besonderheiten autobiografischer Erinnerungen (Ordnung, Rekonstruktion, Verzerrung, infantile Amnesie, traumatische Erinnerungen), die Entwicklung der Persönlichkeit (biologische Grundlagen, Anlage-Umwelt-Problematik, Einfluss der Familie), und den Einfluss früher Erinnerungen auf die Persönlichkeitsentwicklung. Es werden verschiedene Theorien und Studien, inklusive der Ansätze von Sigmund Freud und moderner Forschung, diskutiert.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Vorwort, Einleitung, 1. Gedächtnis und Autobiografie, 2. Autobiografische Erinnerungen, 3. Die Persönlichkeit des Menschen, 4. Erinnerung und Persönlichkeit, Fazit und Ausblick. Jedes Kapitel wird in der Zusammenfassung der Kapitel detailliert beschrieben.
Was sind die Ziele der Arbeit?
Das Hauptziel ist die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen autobiografischem Gedächtnis und Persönlichkeitsbildung. Die Arbeit soll den aktuellen Forschungsstand zu diesem komplexen Thema darstellen und die Bedeutung der frühesten Erinnerungen für die Persönlichkeitsentwicklung aufzeigen.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant für die Arbeit?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Autobiografisches Gedächtnis, Persönlichkeitsentwicklung, infantile Amnesie, Erinnerung, Trauma, Erinnerungsverzerrung, kognitive Prozesse, biologische Grundlagen, Familie und Identität.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, eine Einleitung mit Zielsetzung und Themenschwerpunkten, Kapitelzusammenfassungen und eine Liste der Schlüsselwörter. Die Kapitel selbst behandeln die einzelnen Aspekte des Zusammenhangs zwischen Erinnerung und Persönlichkeit detailliert.
Welche Studien werden in der Arbeit vorgestellt?
Die Arbeit präsentiert Studien zu den Langzeitwirkungen der Teilnahme an internationalen Schüler- und Jugendbegegnungen, zu Persönlichkeitsspezifischen Effekten beim Erinnern lebensgeschichtlicher Ereignisse und zum Thema Trauma und Erinnerung.
Welche theoretischen Ansätze werden behandelt?
Die Arbeit diskutiert die Ansätze von Sigmund Freud und moderne Forschungsansätze zum Thema Erinnerung und Persönlichkeitsentwicklung.
Welche Bedeutung hat das autobiografische Gedächtnis laut der Arbeit?
Das autobiografische Gedächtnis spielt eine zentrale Rolle für das Selbstverständnis und die persönliche Identität. Es beeinflusst die Persönlichkeitsentwicklung maßgeblich.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Studierende der Psychologie, Pädagogik und verwandter Disziplinen, sowie für alle, die sich für die Zusammenhänge zwischen Erinnerung, Gedächtnis und Persönlichkeitsentwicklung interessieren.
- Citation du texte
- Juliane Pawlaßek (Auteur), 2009, Erinnerung, Gedächtnis und Persönlichkeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/173014