Ausgewählte empirische Befunde und soziologische Überlegungen zu den Auswirkungen unterschiedlicher sozialräumlicher Sozialisationsumwelten auf soziale Ungleichheit


Hausarbeit, 2010

33 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe

Inhalt

Einleitung

Geschichte der „Lohwald Siedlung"

Die Sozialisationsumwelt „Lohwald-Siedlung"
Die Menschen
Wohnungen, Wohnungsumfeld u. Infrastruktur

Auswirkungen der Sozialisationsumwelt „Lohwald" auf soziale Ungleichheit
Räumliche Ausschließung
Konfliktträchtige Lebenssituation durch schlechte Wohnbedingungen
Exklusion vom Arbeitsmarkt
Gesellschaftliche Stigmatisierung und Diskriminierung

Leben und Sozialisation in „bevorzugten" Stadtteilen Offenbachs

Abschließende Gedanken

Literatur

Tabellen und Diagramme (verwendetes Zahlenmaterial)
Bevölkerung und Wohnungen
Arbeitslose in OF nach statistischen Bezirken 41, 43 u. 44
Arbeitslose in OF (gesamt) von 1998 - 2002
Altersstruktur
Einwohner in OF nach statistischen Bezirken
Personen und Bedarfsgemeinschaften mit laufender
Hilfe zum Lebensunterhalt (HLU) zum 31.12.1999

Verzeichnis der Abbildungen

„Soziologie ... soll heißen: eine Wissenschaft,

welche soziales Handeln deutend verstehen und dadurch

in seinem Ablauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären will. ..."

(Max Weber)1

Einleitung

Seit dem Besuch der Vorlesungen von Prof. Dr. Gehrmann zum Thema „Soziale Ungleichheit", lässt mich die in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens auftretende Problematik nicht mehr los.

Mit dieser Hausarbeit möchte ich eine soziologische Sichtweise auf den Sozialraum „Stadt" im Hinblick auf soziale Ungleichheit wagen. Ich sage bewusst „wagen", denn ich gehe davon aus, dass eine gewisse „Erschütterung" und Ohnmacht hinsichtlich des Ausmaßes der Spirale „sozialer Ungleichheit" nicht ausbleiben wird.

Sicherlich gebührte jedem Bereich, in dem soziale Ungleichheit auftritt, Respekt, und es wäre interessant, sich eingehend mit all diesen Bereichen auseinander zu setzen, aber das würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Ich werde also meinen Blick fokussieren und zwar - nicht zuletzt, weil ich in den 80er Jahren lange dort Zeit wohnte - auf die Stadt Offenbach am Main, insbesondere auf den ehemals sozialen Brennpunkt „Lohwald", der nach einem Beschluss der Stadt Offenbach in 1999, aufgelöst und deren Bewohnerinnen und Bewohner schließlich komplett umgesiedelt wurden.

Man könnte sich jetzt natürlich fragen, warum ich mir gerade einen Stadtteil Offenbachs aussuchte, den es seit 2003 nicht mehr gibt, anstelle eines aktuellen. Meine Antwort darauf ist, dass ich der Ansicht bin, es gibt keinen Stadtteil Offenbachs, weder in der Vergangenheit als auch aktuell, der so radikal widerspiegelt, was bestimmte Sozialisationsumwelten für einen immensen Einfluss auf soziale Ungleichheit haben.

Die Lohwald-Siedlung ist nicht etwa „per Zufall" oder „von Schicksals wegen" zu dem geworden, was sie war, nämlich zu einem „sozialen Brennpunkt" und damit zu einem Nährboden für soziale Ungleichheit, sondern sie ist ein sozialer Raum, deren Struktur das Ergebnis einer Vielzahl von Entscheidungen ist, deren Zusammenwirken letztlich deren Struktur ausmachen.

Wie die Stadtsoziologie möchte auch ich danach fragen, welche gesellschaftlichen Kräfte Einfluss auf die Entwicklung auf die Lohwald-Siedlung nahmen und welche Folgen die daraus entstandenen Strukturen letztlich für das soziale Leben dort hatten.2

Ich möchte, um mit den Worten Martina Löws zu „jonglieren", „Die Eigenlogik von Offenbach begreifen. Ich möchte herausfinden, wie Offenbach und hier speziell die Lohwald-Siedlung ,tickt', welche Ideen darin generiert, welche realisiert und schließlich akzeptiert werden. Um diese Eigenlogik zu durchschauen, betrachte ich Offenbach / Lohwald wie einen Organismus, der einen Charakter ausbildet und über eine eigene „Gefühlsstruktur" verfügt, die in Städtebilder gefasst und in Alltagsroutinen reproduziert wird.3

Beginnen werde ich mit einem Blick auf die Geschichte der Lohwald-Siedlung (was war die Grundidee / der Anlass bei deren Gründung, welche politischen Entscheidungen beeinflussten weiterhin die Struktur der Siedlung und worin mündeten schließlich die verschiedenen Entwicklungsschritte). Danach beschreibe ich die Sozialisationsumwelt „Lohwald" (wer lebte dort, wie gestaltete sich der Raum „Lohwald" hinsichtlich Gebäuden, Wohnungen, Außenanlage, Anbindung an das öffentliche Netz etc.), um schließlich auf die Folgen einzugehen, die eine Sozialisation in dieser Umwelt für die dort lebenden Menschen mit sich bringt. Sprich: auf die vielfältigen Aspekte daraus resultierender sozialer Ungleichheit.

Im abschließenden Teil dieser Hausarbeit werde ich die Erkenntnisse im Hinblick auf die Sozialisation in einer benachteiligten Sozialisationsumwelt zusammen tragen und reflektieren, welche Ideen und Überlegungen zukünftig dabei von Nutzen sein können, eine Sozialisationsumwelt so zu gestalten, dass soziale Ungleichheit nicht mehr in dem Maße auftritt, wie es in der LohwaldSiedlung der Fall war.

Um Unklarheiten hinsichtlich verwendeter Begrifflichkeiten wie z..B. „Sozialisationsumwelt", „Soziale Ungleichheit" u.v.m. vorzubeugen, werde ich diese in einer Liste, folgend dieser Einleitung, erklären.

Erläuterung verwendeter Begriffe

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten4567

„Oft freilich wohnt die Armut in versteckten Gässchen dicht neben Palästen der Reichen; aber im allgemeinen hat man ihr ein apartes Gebiet angewiesen, wo sie, aus den Augen der glücklicheren Klassen verbannt, sich mit sich selbst durchschlagen mag, so gut es geht."8

Sicherlich ist es nicht Ziel dieser Arbeit, die Geschichte der Lohwald-Siedlung in Offenbach zu schildern. Aber, um verstehen zu können, welche gesellschaftlichen Kräfte und Entscheidungen das Bild dieses ehemaligen Stadtteils von Offenbach/Main prägten, wie diese die Sozialisationsumwelt der Bewohnerinnen und Bewohner beeinflussten und inwiefern die daraus resultierenden Sozialisationsprozesse zu sozialer Ungleichheit führten, ist es unabdingbar, sich mit deren Geschichte vertraut zu machen.

Geschichte der „Lohwald Siedlung"

Der ehemalige Stadtteil Lohwald lag im Osten Offenbachs, im Norden grenzte er an Offenbach-Waldheim und im Süden an Offenbach-Bieber. Im Osten fand sich die Nachbargemeinde Mühlheim am Main. Im Westen befanden sich Kleingärten und einige Autoverwerter.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Alles in Allem wirkten Wohnblöcke und Umgebung mehr trostlos als einladend.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2

Foto: Sven Krebs, SKP

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3

Foto: Sven Krebs, SKP

Entstehung

- Vom Marioth-Gelände über „Waggonhausen" zur „Lohwald-Siedlung" -

(vgl. Frankfurter Rundschau Online, 29.05.2008)9

Um 1900 gründete der Frankfurter Unternehmer Jakob Latscha die Grundstücksgesellschaft Marioth-GmbH. Er kaufte preiswerte Grundstücke, auf denen Arbeitersiedlungshäuser („Wohneigentum für den kleinen Mann") entstehen sollten. Während des ersten Weltkriegs verkaufte er das sogenannte „Marioth-Gelände" an die Stadt Offenbach.

In den 1930er-Jahren entstand dort eine Eisenbahnwaggon-Siedlung, in der die Stadt Offenbach/M. Menschen unterbrachte, die wegen Armut und Arbeitslosigkeit keine andere Unterkunft finden konnten. Quasi die „Grundsteinlegung" des späteren sozialen Brennpunktes Lohwald.10

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4

Die Einfachstwohnungen dienten Obdachlosen als Unterkunft. Foto: FR

[...]


1 Korte, Hermann / Schäfers, Bernhard (Hrsg.) (2010): Einführung in die Hauptbegriffe der Soziologie;8. Auflage; VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, S. 12

2 Löw, Martina (2008): Soziologie der Städte, 1. Aufl. 2008, Suhrkamp Verlag Frankfurt /M.

3 Löw, Martina (2008): Soziologie der Städte, 1. Aufl. 2008, Suhrkamp Verlag Frankfurt /M.

4 Böhnisch, Lothar u. Schröer, Wolfgang (2010): Soziale Räume im Lebenslauf, in Sozialraum.de, Ausgabe 1/2010;http://www.sozialraum.de/soziale-raeume-im-lebenslauf.php

5 Hradil, Stefan (2001): Soziale Ungleichheit in Deutschland, 8. Auflage 2001, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden

6 Häußermann, Hartmut u. Siebel, Walter (2004): Stadtsoziologie, Campus Verlag Frankfurt /M., S. 118

7 Thien, Ulrich (1998): Wohnungsnot im Reichtum. Das Menschenrecht auf Wohnung in der Sozialpastoral, Mainz

8 Friedrich Engels, Die Lage der arbeitenden Klasse in England, geschrieben Mitte November 1844 bis Mitte März 1845 in Barmen

9 http://www.fr-online.de/rhein-main/spezials/von-waggonhausen-zur-gartenstadt/- /1472874/2680286/-/index.html

10 Vgl. Erläuterung verwendeter Begriffe, Seite 6 dieser Arbeit

Ende der Leseprobe aus 33 Seiten

Details

Titel
Ausgewählte empirische Befunde und soziologische Überlegungen zu den Auswirkungen unterschiedlicher sozialräumlicher Sozialisationsumwelten auf soziale Ungleichheit
Hochschule
Hochschule Darmstadt
Veranstaltung
Soziale Ungleichheit / Soziologie Stadt
Note
1,3
Autor
Jahr
2010
Seiten
33
Katalognummer
V173078
ISBN (eBook)
9783640931972
ISBN (Buch)
9783640931712
Dateigröße
3326 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sozialer Raum, Lohwaldsiedlung Offenbach am Main, Sozialisationsumwelt, Sozialökologische Theorie, Politisch-ökonomische Theorie der New Urban Sociology, Sozialer Brennpunkt, Resozialisation, Marginalisierung, Segregation, Deprivation, Auswirkung der Sozialisationsumwelt auf Soziale Ungleichheit
Arbeit zitieren
Ines Suckel (Autor:in), 2010, Ausgewählte empirische Befunde und soziologische Überlegungen zu den Auswirkungen unterschiedlicher sozialräumlicher Sozialisationsumwelten auf soziale Ungleichheit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/173078

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