Ist Kommunikation wirklich nur sozial? Eine Frage, die schon auf den ersten Blick eine Differenz deutlich macht. Kann Kommunikation etwa auch nicht sozial sein? Sind nicht immer mindestens zwei Kommunikationspartner für einen Informationsaustausch notwendig?
Niklas Luhmann, einer der bedeutendsten Soziologen neben Talcott Parsons und Jürgen Habermas, schuf in den letzten drei Jahrzehnten ein umfangreiches Werk, das aufgrund seiner Differenziertheit, Komplexität und thematischen Vielfalt selbst für Eingeweihte nur schwer zu überschauen ist. Die Kompliziertheit und Fremdheit der Sprache ist in Luhmanns Texten nicht nur eine Marotte, sondern auch eine gewisse Absicht, denn er gibt der schweren Verständlichkeit seiner Sprache auch durchaus einen sachlichen Grund.
[…] „Wer überhaupt spricht oder schreibt, sollte sich verständlich ausdrücken. Das ist eine auf den ersten Blick einleuchtende Forderung. Denn wozu äußert er sich, wenn er nicht verstanden werden will.“ […] „Soziologie ist nun aber nicht die Lehre vom ersten Blick, sondern die Lehre vom zweiten Blick. Und auf den zweiten Blick kommen Fragen und Bedenken hoch […]“ (Luhmann, zitiert aus Kneer/Nassehi, 1993, S.13)
Luhmanns Texte sind so weit von der natürlichen Sprache entfernt, dass ein unmittelbarer Zugang zunächst ausgeschlossen bleibt. Erst das Verständnis seiner Begrifflichkeiten und seines Argumentationsstils ermöglicht es, dass seine Texte produktiv und mit Gewinn gelesen werden können.
Inhaltsverzeichnis
- 1.0 Einleitung
- 2.0 Systeme sind, was sie tun: sie „operieren“
- 3.0 Soziale Systeme sind, was sie tun: sie „kommunizieren“
- 4.0 Was ist Kommunikation?
- 5.0 Ist Kommunikation wirklich nur sozial?
- 6.0 Kommunikation und Moral
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert Niklas Luhmanns Kommunikationsbegriff und untersucht, ob Kommunikation tatsächlich nur sozial ist. Sie befasst sich mit den Grundlagen seiner Systemtheorie, die soziale Systeme als eigenständige Einheiten betrachtet, die durch Kommunikation operieren. Die Arbeit beleuchtet die zentrale Rolle der Kommunikation für die Konstruktion und Reproduktion sozialer Systeme und stellt den Kommunikationsprozess als dreistelligen Selektionsprozess dar.
- Luhmanns Systemtheorie und die Rolle von Kommunikation
- Der dreistellige Selektionsprozess der Kommunikation
- Die Eigenständigkeit sozialer Systeme und deren Operationen
- Die Bedeutung der System/Umwelt-Differenz
- Die Abgrenzung des Kommunikationsbegriffs von der Informationsübertragung
Zusammenfassung der Kapitel
1.0 Einleitung
Die Einleitung stellt die zentrale Frage der Hausarbeit in den Vordergrund: Ist Kommunikation wirklich nur sozial? Sie führt in das Konzept von Niklas Luhmanns Kommunikationsbegriff ein und skizziert die zentrale Rolle der Kommunikation in seiner Systemtheorie. Die Einleitung betont die Komplexität von Luhmanns Werk und die Notwendigkeit eines tieferen Verständnisses seiner Sprache und Argumentationsweise.
2.0 Systeme sind, was sie tun; sie „operieren“
Dieses Kapitel stellt die grundlegenden Prinzipien von Luhmanns Systemtheorie dar. Es beschreibt, wie Systeme durch Operationen, also Aktivitäten, die sie selbst produzieren, definiert sind. Das Kapitel erläutert die Unterscheidung von biologischen, psychischen und sozialen Systemen und ihre jeweiligen Operationsformen, die sich auf den Leitprinzipien der System/Umwelt-Differenz und der Autopoiesis basieren.
3.0 Soziale Systeme sind, was sie tun; sie „kommunizieren“
Das Kapitel beleuchtet die Eigenständigkeit sozialer Systeme, die sich durch fortlaufende Kommunikation aus Kommunikation produzieren. Es kritisiert das herkömmliche Verständnis von Kommunikation als Übertragung einer Botschaft vom Sender zum Empfänger und stellt klar, dass die Kommunikation in Luhmanns Systemtheorie auf der Selbstreferenz von psychischen Systemen basiert. Das Kapitel stellt die Frage nach der Natur der Kommunikation, wenn sie nicht als Informationsübertragung verstanden werden kann.
4.0 Was ist Kommunikation?
Dieses Kapitel analysiert Luhmanns Definition von Kommunikation als dreistelligen Selektionsprozess, der Information, Mitteilung und Verstehen miteinander kombiniert. Es zeigt, dass der Sender (Alter) zwei Selektionen vornimmt: die Information und die Mitteilung. Der Empfänger (Ego) hingegen selektiert das Verstehen.
Schlüsselwörter
Schlüsselwörter für diese Arbeit sind: Niklas Luhmann, Systemtheorie, Kommunikation, Soziale Systeme, Autopoiesis, System/Umwelt-Differenz, Selektionsprozess, Information, Mitteilung, Verstehen, Selbstreferenz.
- Quote paper
- Michelle Fleischer (Author), 2011, Ist Kommunikation wirklich nur sozial?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/173087