Väter sind in den meisten Hollywoodproduktionen als mehr oder weniger handlungs-tragende Figuren präsent. Kaum ein Film, in dem nicht einer der Protagonisten wenigstens für kurze Momente in die Rolle des Vaters schlüpft, mit dem eigenen Vater in Kontakt tritt oder mit Dritten über den abwesenden Vater redet.
Lars-Oliver-Beier meinte, in Hollywoodproduktionen des Jahres 2005 eine auffällige Zunahme an Filmen zu beobachten, die ein Familiensujet in den Mittelpunkt der Handlung stellten.
Und in der Tat fällt auf, dass in den ersten Jahren dieses Jahrzehnts viele US-amerikanische Produktionen die Familie im Allgemeinen und Vaterschaft im Speziellen in das Zentrum ihres Erzählens rücken. Dabei handeln diese Filme sowohl von dysfunktionalen als auch von funktionierenden Familien, sie erzählen von Elternschaft in einem Mittel-/Oberschichtsetting, behandeln Familienverhältnisse in durchaus prekären sozialen Umständen und entwerfen dabei ein so vielschichtiges Bild von Familie, Männlichkeit und Vatersein, wie vielleicht noch nie zuvor in der Filmgeschichte. Allerdings wird Homogenität in der Darstellung von gesellschaftlichen Zuständen erst im Nachhinein in eine Filmepoche oder Dekade hineingelesen. So erscheinen uns die 50er und 80er als Zeiten im Schaffen Hollywoods, die, sich an konservativen Werten orientierend, eher den starken Mann und Vater in den Mittelpunkt rückte, während die späten 60er und 70er Jahre als Zeiten des gesellschaftlichen Umbruchs, der Revolte gegen überkommene Denkstrukturen und Verhaltensmuster gelesen werden können, die vor allem mit dem Bild des Familienpatriarchen abrechneten.
Während die Mütter und der ganze Themenkomplex Mutterschaft sowohl in der Soziologie als auch in den Kultur- und Filmwissenschaften im Rahmen feministischer Studien schon früh diskutiert wurde, blieb die Figur des Vaters lange Zeit unerforscht. Über die Gründe für geringe Beachtung dieser Thematik möchte ich an dieser Stelle nicht spekulieren. Vielmehr ist es interessant zu beobachten, dass gerade in den letzten zehn Jahren viele Filme entstanden sind, die das Thema Vaterschaft und die Achse Vater/Sohn bzw. Vater/Tochter auf der Erzählebene in den Fokus rücken.
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung
- Einleitung
- Vorgehen
- Theoretische Vorüberlegungen
- Impact des Feminismus
- Die Männerbewegung - Men's Studies
- Soziologische Prämissen
- Exkurs: Des Vaters neue Kleider
- Hollywood und die Funktion des Vaters
- The man in the Grey Flanel Suite - die 50er
- The father strikes Back - Die 80er
- Der Vater im zeitgenössischen Hollywoodkino
- American Beauty
- Narration
- Inszenierte Väter
- Lester Burnham
- Frank Fitts
- Tod des Vaters und Die Zukunft der Familie
- American Beauty
- Ausblicke: Vater- und Familienbild im Wandel
- Anschlusskommunikationen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Ziel dieser Arbeit ist es, die Entwicklung des Vaterbildes im amerikanischen Film anhand von ausgewählten Filmen zu untersuchen. Dabei wird besonders auf den Einfluss des Feminismus und der Männerbewegung auf die Darstellung von Vaterschaft im Hollywoodkino eingegangen.
- Die Bedeutung des Feminismus für das Verständnis der Geschlechterrollen
- Die Reaktion der Männerbewegung auf den Feminismus
- Die soziologischen Veränderungen, die die Darstellung von Vater- und Familienrollen im Film beeinflussen
- Die Rolle von Hollywood im Wandel des Familienbildes
- Die Darstellung von Vaterfiguren in aktuellen Hollywoodfilmen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die den Ausgangspunkt der Untersuchung und die methodische Vorgehensweise erläutert. Im Anschluss werden in einem theoretischen Abschnitt wichtige Phasen der feministischen Forschung und die Men's Studies als Reaktionen auf den Feminismus vorgestellt. Im dritten Kapitel wird ein soziologischer Rahmen für die Analyse der filmischen Vaterbilder geschaffen. In Kapitel 4 wird die Rolle von Hollywood als Spiegelbild und Gestalter von Familien- und Vaterbildern beleuchtet. Abschließend werden einige Ausblicke auf die Zukunft des Vater- und Familienbildes im Wandel gegeben.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Vaterschaft, Familienbild, Hollywoodfilm, Feminismus, Männerbewegung, Geschlechterrollen, Soziologie und Filmgeschichte. In der Analyse werden wichtige Konzepte wie die Dialektik der Geschlechter, die Zweite Moderne, die neue Männerbewegung und die Inszenierung von Vaterfiguren im Film beleuchtet. Die Arbeit liefert einen wichtigen Beitrag zum Verständnis des sich wandelnden Vaterbildes in der heutigen Gesellschaft.
- Arbeit zitieren
- Alexander Thiele (Autor:in), 2008, Die Funktion des Vaters in Hollywood-Filmen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/173155