Die Vorstellung, dass ein Mensch einen Artgenossen tötet und verspeist, übt sowohl Schrecken, als auch große Faszination aus, denn das Thema der Anthropophagie2 zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Menschheit. Bereits Homer erzählte von einem Kyklopen, der sich manchen Weggefährten des Odysseus einver-leibte. Herodot berichtete von einem indischen Stamm, bei dem die Leichen der El-tern aufgegessen wurden. Monster- und Fabelwesen waren ein fester Bestandteil in der antiken, mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Welt. Hundsköpfige, Schattenfüß-ler, Einäugige und Kopflose „überlebten“ bis ins 19. Jahrhundert in den noch unbe-kannten Teilen Afrikas. In der frühen Neuzeit folgten etliche Berichte von Konquis-tadoren, Reisenden, Forschern und Missionaren die sich angeblich bei Kannibalen, oder in deren Nähe aufgehalten haben sollen. Dennoch, Menschenfresser vermutete man nicht nur am anderen Ende der Welt. Den Vorwurf der Anthropophagie gab es auch in Europa und traf vor allem Randgruppen wie Juden, politische Gegner, Ketzer und angebliche Hexen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zur Gattung der Reiseberichte
- Hans Stadens „Warhaftige Historia“
- Geschichtlicher Rahmen
- Biographie von Hans Staden
- Die Entstehung der „Warhaftigen Historia“
- Forschungsüberblick Hans Staden
- Glaubwürdigkeit & Authentizität der „,Warhaftigen Historia“
- Der Mythos des Kannibalismus im Überblick
- Die Verbreitung von älteren Reiseberichten und Hans Stadens Zugang zu diesen Werken
- Die Widmung an Philipp den Großmütigen und den noch jungen Protestantismus
- Die Rolle von Dr. Johannes Dryander
- Die Schlussrede von Hans Staden
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit untersucht die Authentizität und Glaubwürdigkeit von Hans Stadens Reisebericht „Warhaftige Historia“. Im Fokus stehen die Schilderungen kannibalistischer Praktiken und die Frage, ob diese auf tatsächlichen Erlebnissen basieren oder als Mittel zur Steigerung der Leserschaft inszeniert wurden.
- Der Kannibalismusmythos in verschiedenen Epochen
- Die Bedeutung von Reiseberichten in der frühen Neuzeit
- Die Glaubwürdigkeitsstrategien von Reiseberichten
- Die Rolle von Hans Stadens Glauben und die Widmung an Philipp den Großmütigen
- Die Bedeutung des Dr. Johannes Dryander als Korrektor oder „Ghostwriter“
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in die Thematik der Anthropophagie ein und stellt die Forschungsfrage nach der Authentizität von Hans Stadens „Warhaftige Historia“
- Das zweite Kapitel beleuchtet die Gattung der Reiseberichte und ihre typischen Merkmale, einschließlich der Verwendung fiktionaler Elemente und der Bedeutung von Glaubwürdigkeitsstrategien.
- Kapitel 3 befasst sich mit der „Warhaftigen Historia“ und beleuchtet den geschichtlichen Kontext, die Biographie von Hans Staden und die Entstehung des Werkes.
- Das vierte Kapitel analysiert die Glaubwürdigkeit des Reiseberichts im Hinblick auf den Kannibalismusmythos, die Verbreitung älterer Reiseberichte und die Rolle von Stadens Glauben.
- Der Einfluss von Dr. Johannes Dryander als Korrektor und die Schlussrede von Hans Staden werden in Kapitel 4 ebenfalls beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit befasst sich mit den Themen Kannibalismus, Reisebericht, Authentizität, Glaubwürdigkeit, Hans Staden, „Warhaftige Historia“, Anthropophagie, frühe Neuzeit, Protestantismus, Philipp der Großmütige, Dr. Johannes Dryander.
- Arbeit zitieren
- Marina Ehrngruber (Autor:in), 2011, Zwischen Kannibalismus und Kommerz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/173164