Finden und gefunden werden – Strategien der Partnerwahl und Selbstdarstellung bei der Online-Partnersuche


Hausarbeit, 2011

23 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Spezifika der Online-Partnersuche
2.1 Partnerwahl und Selbstdarstellung bei der Online-Partnersuche
2.2 Plattformen und ihre Möglichkeiten

3. Partnerwahl im Internet
3.1 Theorien und Einflussfaktoren
3.2 Möglichkeiten der Informationsbeschaffung
3.3 Strategien der Online-Partnerselektion
3.3.1 Primäre Selektion durch Suchkriterien
3.3.2 (Primäre) Selektion durch Sympathie
3.3.3 Sekundäre Selektion durch Kommunikation

4. Digitale Selbstdarstellung bei der Online-Partnersuche
4.1 Identität im Internet
4.2 Möglichkeiten zur Selbstdarstellung: Identitätsrequisiten
4.3 Selbstdarstellungsstrategien
4.3.1 Pseudonymität und schrittweise Selbstoffenbarung
4.3.2 Manipulation der Daten und Konformitätsdruck
4.3.3 Authentizität und Individualität

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Bei der Partnersuche im Internet stehen […] von Anfang an eine Vielzahl von Informationen zur Verfügung, welche man im realen Leben erst durch mehrer [sic!] Treffen in Erfahrung bringen kann. Und genau deshalb gewinnt die Partnersuche im Internet immer mehr an Bedeutung.“ (Datingplattform franken-dating.de)

Dieses Zitat zeigt, dass die bei der Online-Partnersuche zur Verfügung gestellten Informationen, potenzielle Partner transparenter und leichter auffindbar erscheinen lassen. Auch Plattformen wie „neu.de“ oder „eDarling“ bewerben diesen Vorteil mit Slogans wie „Hier verliebt man sich!“ oder „Einfach den richtigen Partner finden.“ und versprechen, mit ein paar Klicks den Partner fürs Leben zu finden. Das Internet wird somit als „Partnermarkt“ immer attraktiver und populärer1. Zwar bietet das Web 2.0 in der Tat vielversprechende technische Möglichkeiten zur Partnerfindung, jedoch ist nicht zu vernachlässigen, dass dabei im virtuellen Raum veränderte Wahrnehmungsbedingungen herrschen, die eine Anpassung der Partnerwahlstrategien erfordern. Es stellt sich somit die Frage, mit welchen Strategien das erfolgreiche Auffinden eines Partners über virtuelle Plattformen überhaupt möglich ist und wie mit der Fülle an verfügbaren digitalen Informationen umgegangen wird, um die passende Person herauszufiltern und diese auf Authentizität zu prüfen. Ebenso stellt sich die Frage, wie und mit welchen Mitteln die digitale Selbstdarstellung erfolgt, um von passenden Personen gefunden und kontaktiert zu werden. Diese Fragen werden im Laufe der vorliegenden Arbeit beantwortet.

Um eine theoretische Grundlage zu schaffen, werden, nach einer kurzen Beschreibung der Besonderheiten der Online-Partnersuche, die Prozesse der Partnerwahl und Selbstdarstellung zunächst in den Kontext der Online-Partnersuche eingeordnet und entsprechende Plattformen und deren Möglichkeiten vorgestellt. Anschließend wird auf den Prozess der Partnerwahl näher eingegangen. Hierbei werden, nach einer Betrachtung klassischer Theorien und Einflussfaktoren bei der Partnerwahl sowie der Möglichkeiten der Informationsbeschaffung, verschiedene Strategien zur gezielten Partnerauswahl im virtuellen Raum dargestellt. Daraufhin wird auf die Selbstdarstellung im Zuge der Online-Partnersuche eingegangen. Auch hier wird durch die Betrachtung des Konzepts der Identität im Internet und dem Vorstellen der verfügbaren Identitätsrequisiten zunächst ein theoretischer Grundbau für die anschließende Erläuterung unterschiedlicher Strategien der Selbstdarstellung geschaffen. Der Umgang mit den verfügbaren Informationen und Daten bei der Partnerwahl, sowie deren Bereitstellung bei der Selbstdarstellung stehen hierbei im Hauptfokus der Arbeit. Ein kurzes Fazit schließt diese ab.

2. Spezifika der Online-Partnersuche

Das Internet und seine Vielzahl an Plattformen und Anwendungen stellt eine neue Umgebung zur Partnersuche dar, deren Möglichkeiten die der Partnerfindung im Offline-Kontext überschreiten. Bei der Unterscheidung zwischen dem Auffinden eines potenziellen Partners im virtuellen Raum und in einer Face-to-Face-Situation lassen sich sowohl charakteristische als auch methodische Differenzen ausmachen. Die wesentlichen charakteristischen Unterschiede umfassen mehrere Dimensionen: Einerseits die Abwesenheit nonverbaler und physischer Zeichen und somit die Möglichkeit, Anonymität zu wahren2, andererseits die Überwindung räumlicher und - bei asynchroner Kommunikation - auch zeitlicher Distanzen.3 Die größere Reichweite des Mediums und die damit einhergehende Erweiterung des sozialen Umfelds über den Offline-Kontext hinaus ist hierbei ein wichtiger Faktor, da dadurch mehr potenzielle Partner verfügbar werden.4 Die methodischen Differenzen finden durch eine spezifische Systematik der Partnerwahl und der Möglichkeit einer gezielteren Selbstdarstellung, unter Nutzung unterschiedlicher Plattformen und computervermittelter Kommunikation5, Ausdruck. Bevor im Einzelnen auf die Prozesse der Partnerwahl und der Selbstdarstellung eingegangen wird, erfolgt zunächst eine Einordnung der beiden Begriffe in den Kontext der Online-Partnerwahl und die Vorstellung entsprechender Plattformen.

2.1 Partnerwahl und Selbstdarstellung bei der Online-Partnersuche

Die Partnersuche im Internet wird von Döring in zwei Kategorien eingeteilt: der „gezielten Partnersuche“ und dem „beiläufige[n] Kennenlernen“.6 Bei der gezielten Kontaktsuche und -aufnahme steht die Intention, einen Partner für eine langfristige Beziehung zu finden, im Vordergrund7, während das Interesse an einer Person beim beiläufigen Kennenlernen entsteht, ohne dass die Motivation, einen Partner zu finden, dem vorausgeht.8 Da sich diese Arbeit auf Strategien der Partnerwahl und Selbstdarstellung bei der Partnersuche - deren Anwendung eine einschlägige Motivation voraussetzt - konzentriert, wird hier nur auf die Formen der gezielten Partnersuche Bezug genommen.

Die gezielte Suche nach einem Partner kann sowohl aktiv als auch passiv erfolgen. Als aktiv ist hierbei die Suche, Selektion sowie das Kontaktieren potenzieller Partner zu bezeichnen. Die bloße Selbstdarstellung oder der Aufruf an andere Nutzer - die mit der Erwartung selbst kontaktiert zu werden einhergehen - stellen hingegen eine passive Form der Partnersuche dar. Entsprechend spielt bei der aktiven Suche der Prozess der Partnerauswahl, bei der passiven die eigene Selbstdarstellung eine grundlegende Rolle. Die aktive Suche verläuft meist parallel zur passiven9, während sich einige Nutzer auch ausschließlich der passiven Form bedienen. Welche Plattformen hierzu im Einzelnen genutzt werden können, wird im folgenden Gliederungspunkt beschrieben.

2.2 Plattformen und ihre Möglichkeiten

Das Web 2.0 stellt eine Vielfalt an synchronen und asynchronen Kommunikations- und Interaktionsplattformen zur Verfügung, die zur Partnersuche genutzt werden können.

Die gezielte und einfache Suche wird vor allem durch ein breites Angebot an „asynchronen Online-Kontaktbörsen“10 möglich.11 Diese Plattformen ermöglichen den direkten Zugang zu Personen, die ebenfalls auf Partnersuche sind. Der Nutzer stellt sich dort primär durch das Ausfüllen einer standardisierten Profilmaske, aber auch durch freitextliche Informationen, Bilder und weitere Multimedia Elemente dar.12 Teilweise können auch die Profile Anderer eingesehen werden, um anhand der enthaltenen Informationen einen passenden Partner auszuwählen; andere Online- Kontaktbörsen setzten hingegen auf sogenannte „Matchingsysteme“ und senden den Nutzern Partnervorschläge zu.13 Bei Interesse an einer Person wird eine Kommunikation initiiert, die über einen Rückkanal per E-Mail, Instant-Messenger-Chat, SMS oder via Telefon erfolgt.14 Online-Kontaktanzeigen können ebenfalls in Online- Ausgaben von Zeitschriften und Zeitungen sowie auf speziellen Websites aufgegeben werden.15

Sogenannte synchrone „Singlechats“ - die nicht zwangsläufig mit Kontaktbörsen oder entsprechenden Communities gekoppelt sind16 - ermöglicht Partnersuchenden sich zeitgleich dort einzufinden, um direkt miteinander zu kommunizieren.17 Den Nutzern wird es somit nahezu möglich, die zeitliche Nähe einer Face-to-Face- Kommunikation zu nutzen, ohne jedoch die sozialen und körperlichen Risiken, die mit der räumlichen Nähe einhergehen, eingehen zu müssen.18

3. Partnerwahl im Internet

Das Internet stellt eine Plattform mit nahezu unbegrenzten Möglichkeiten zur Wahl eines Partners dar. Jedoch entfallen nach dem Kanalreduktions-Modells die klassischen paraverbalen und nonverbalen sowie die physischen Faktoren zur Wahrnehmung des Kommunikationspartners im Kontext des Internets fast komplett.19 Aus diesem Grund haben sich dort neue Strategien und Vorgehensweisen zum Selbstausdruck und zur Selbstdarstellung sowie zur gezielten Partnerwahl anhand dieser gebildet. Eine zielgerichtete „Filterung“ der im Internet verfügbaren Personen ist schon im Hinblick auf deren quasi unbegrenzte Anzahl nötig20 und wird durch die Informationsbereitstellung und entsprechenden Mechanismen im virtuellen Raum begünstigt. Im Folgenden werden, nach einer kurzen Betrachtung von Theorien und Einflussfaktoren bei der Partnersuche, die Möglichkeiten zur Informationsbeschaffung sowie entsprechende Strategien zur Partnerselektion im virtuellen Raum vorgestellt.

3.1 Theorien und Einflussfaktoren

Die Partnerwahl erfolgt im virtuellen ebenso wie im realen Raum nach bestimmten Mustern, die durch entsprechende Theorien beschrieben und erklärt werden. Im Hinblick auf die Online-Partnersuche sind insbesondere zwei theoretische Ansätze von Bedeutung: die Ähnlichkeitsthese und die Austausch- und Investmenttheorie.21 Die Ähnlichkeitsthese folgt der Annahme, dass Individuen sich Partner suchen, die ihnen sehr ähneln.22 Ergänzend hierzu geht die Austausch- und Investmenttheorie davon aus, dass Menschen auch verstärkt Partner wählen, die über vergleichbare Ressourcen verfügen23. Die wesentlichen Einflussfaktoren bei der Online-Partnerwahl sind somit die Ähnlichkeit im Hinblick auf das Alter, Kultur, Bildung, Wohnort, Einstellungen, Status und Attraktivität.24 Um die Vielzahl potenzieller Partner im Internet auf diese Attribute zu prüfen, sind allerdings Strategien zur Informationsbeschaffung und Selektion nötig. Diese werden im Folgenden näher beschrieben.

[...]


1 Allerdings lässt die extrem hohe Anzahl an Menschen, die auf diesen Plattformen aktiv sind, das Vorhaben, dort genau den richtigen Partner zu finden, eher schwierig erscheinen.

2 Videochats bilden hierbei eine Ausnahme, da sie eine Face-to-Face Kommunikation simulieren.

3 vgl. Bargh (2000), S.75

4 vgl. Döring (2003), S.9 und Geser (2006), S.8

5 Die Arbeit betrachtet die Prozesse der Partnerwahl und Selbstdarstellung im Hinblick auf informationstechnische Prozesse (Informationsbeschaffung und -auswertung sowie Informationsbereitstellung). Der Charakter der computervermittelten Kommunikation steht hier somit nicht im Fokus.

6 vgl. Döring (2003), S.7

7 vgl. Baker (2005), S.32 (Weitere Intentionen wie die gezielte Suche nach reinen Flirt- oder (Cyber-) Sexpartnern sowie Affären (vgl. Baker (2005), S.3) stehen nicht im Fokus der Arbeit.)

8 Beim Aufsuchen entsprechender Plattformen steht bei den Nutzern hier z.B. das Interesse oder der Austausch über bestimmten Themen, die Suche nach Unterhaltung oder der Wettbewerb mit Anderen im Rahmen von MUDs im Vordergrund. (vgl. Döring (2003), S.9)

9 Die Kombination aus aktiver Kontaktsuche und „passivem Aufruf“ zur Kontaktaufnahme ist hierbei die erfolgversprechendste Variante, da aus ihr mehr Kontakte mit potenziellen Partnern resultieren.

10 Döring (2003), S.7

11 vgl. Baker (2005), S.32

12 vgl. Schmitz (2009), S.2

13 vgl. Baker (2005), S.33 (Neben diesen zwei Konzepten existieren auch verschiedene Mischformen. (vgl. Schmitz (2009), S.2))

14 vgl. Baker (2005), S.32 (Im Verlauf dieser Kommunikation wird der erste Eindruck des Kommunikationspartners durch weniger offensichtliche Informationen erweitert. (vgl. Schmitz (2009), S.3). Dies wird im Punkt 3.3.3 Sekundäre Selektion durch Kommunikation näher erläutert.)

15 vgl. Döring (2003), S.7

16 Diese synchrone Form der Kontaktaufnahme und Kommunikation kann einerseits in einschlägigen Webchats genutzt werden, ist andererseits aber auch oft ergänzender Bestandteil von OnlineKontaktbörsen oder wird nach dem Erstkontakt durch private Messenger-Dienste betrieben.

17 ebd.

18 ebd.

19 vgl. Döring (2003b), S.149

20 vgl. Geser (2006), S.9

21 vgl. Kopitschek (2010), S.14, S.16

22 Dies belegt auch die Studie von Hitsch et al. (2006, 2009). (vgl. Schulz/Zillmann (2009), S.21)

23 Verfügen beide Partner ähnliche Ressourcen ist ein hoher Belohnungswert innerhalb der Beziehung zu erwarten. (vgl. Wirth (2000), S. 42ff.)

24 vgl. Kopitschek (2010), S.23ff und Schulz/Zillmann (2009), S. 21 6

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Finden und gefunden werden – Strategien der Partnerwahl und Selbstdarstellung bei der Online-Partnersuche
Hochschule
Technische Universität Chemnitz  (Institut für Medienforschung)
Veranstaltung
Seminar Kommunikations- und Interaktionsformen mit neuen Medien
Note
1,0
Autor
Jahr
2011
Seiten
23
Katalognummer
V173220
ISBN (eBook)
9783640933426
ISBN (Buch)
9783640942299
Dateigröße
645 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
online-dating, Selbstdarstellung, neue Medien, Web 2.0, Partnerwahl, online, Partnersuche
Arbeit zitieren
Audrey Canaud (Autor:in), 2011, Finden und gefunden werden – Strategien der Partnerwahl und Selbstdarstellung bei der Online-Partnersuche, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/173220

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