Jugend und Kindheit in verschiedenen Kulturen


Hausarbeit, 2003

21 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1.1 Einführung

1.2 Die Türkei

1.3 Der Islam

1.4 Kindheit und Jugend in muslimischer Kultur

1.5 Unterschiede: Erziehung zwischen Muslime in der Türkei und in Deutschland

1.6 Interview: Was möchten junge Eltern von der westlichen Kultur in ihrer Erziehung einfließen lassen?

1.7 Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1.1 Einführung

Für die Hausarbeit habe ich mir das Thema „Jugend und Kindheit in verschiedenen Kulturen“ ausgesucht, da ich mich besonders für die Unterschiede im Vergleich zu der westlichen christlichen Kultur interessiere. Nach Absprache mit meiner Psychologieprofessorin sollte ich mich möglichst auf eine Kultur beschränken, so dass ich mich für die türkisch - muslimische entschied.

Während meiner Schulzeit habe ich mich schon früh mit der muslimischen Kultur, größtenteils durch türkische, aber auch durch afghanische, marokkanische, iranische und irakische Klassenkameraden, auseinandergesetzt. Der größte Teil meines Freundeskreises stammt aus der türkisch -muslimischen Kultur, so dass sie mir bei dieser Hausarbeit behilflich waren, indem sie mir viele Interviews gaben. Sie erzählten mir aus ihrer Jugend / Kindheit und teilten mir ihre Einstellungen und Erlebnisse / Erfahrungen zur Religion, Bräuche, Regeln, Sitten, Leben, Werte und Normen mit. Ihre Erfahrungen fließen in dieser Hausarbeit besonders in den Punkten 1.4 und 1.6 ein.

Anm.: Mit „Islam“ und „türkisch – muslimisch“ wird im Rahmen dieser Arbeit allein die Weltreligion bezeichnet, die den Glauben an den einen Gott (arab. Allah) und dessen Propheten Mohammed als letzten Empfänger einer göttlichen Offenbarungsschrift (Koran) bekennt .

1.2 Die Türkei

Die parlamentarisch demokratische Republik Türkei liegt auf zwei Kontinenten und verbindet Südost-Europa mit Vorderasien. Im asiatischen Teil, von dem große Abschnitte auch als Anatolien und Kleinasien bekannt sind, ist die Hauptstadt Ankara. Das 779 452 km² große Land wird von ca. 65,67 Mio. Einwohnern bevölkert. Die Türkei ist in 80 versch. Provinzen aufgeteilt, die je einen Gouverneur (Vali) als oberstes Organ haben.

In der Republik leben ca. 80 % Türken, daneben gibt es 10 bis 12 Mio. Kurden und ethnische Minderheiten wie Aramäer, Araber, Armenier usw..

Die türkische Flagge ist komplett rot und beinhaltet einen weißen Halbmond und einen Stern.

Die Amtssprache ist türkisch, wobei in weiten Teilen des Südostens und Ostens auch versch. kurdische Dialekte gesprochen werden. Durch die Reformen Kemal Atatürks wurde 1922 das Istanbuler Türkisch zur Schriftsprache erklärt und 1928 das lateinische Alphabet eingeführt, das die bis dahin übliche arabische Schrift ablöste. Zahlreiche Lehnwörter, besonders aus dem Persischen und Arabischen, wurden durch neugeschaffene Wörter ersetzt. Die Analphabetenrate beträgt derzeitig 22 % der Bewohner.

Angebaut wird v.a. Weizen, am Schwarzen Meer Mais, an der West- und Südküste Ölbäume, in bewässerten Gebieten Baumwolle, Obst und Gemüse. Der Bergbau fördert Kohle, Eisenerz, Chrom und Kupfer. Wichtigste Industriezweige sind Nahrungs- und Genussmittelindustrie, Textil- und Bekleidungsindustrie, Metallverarbeitung, Maschinen- und Fahrzeugbau. Eine weitere Einnahmequelle stellt der wachsende Tourismus dar.

In der Türkei gibt es keine Staatsreligion, jedoch sind 98 % der Türken Anhänger des Islams, die sich hauptsächlich zwischen den mehrheitlichen Sunniten („orthodoxe“ Ausrichtung des Islams) oder Schiiten aufteilen. Unter den Schiiten gibt es wiederum versch. Gruppen. Die Alleviten („heterodoxe“ Ausrichtung des Islams) sind eine weitere Abspaltung der Schiiten.

Es existiert kein laizistisches Staatsverständnis, d.h. zwar keine strikte Trennung zwischen Staat und Religion (Islam), jedoch Kontrolle der religiösen Angelegenheiten durch das staatl. Amt für religiöse Angelegenheiten, das allerdings nur für den sunnitischen Islam zuständig ist.

Seit 1923 besteht ein Schutz für einige nicht-muslimische Minderheiten in der Türkei durch den Vertrag von Lausanne. Hierzu gehören u.a. Armenier (ca. 70 000), Griechisch-Orthodoxe (max. 3 000), Juden (ca. 25 000), sowie römisch-kath. und mit Rom unierte Kirchen (max. 20 000) und Syrisch-Orthodoxe (ca. 15 000).

1.3 Der Islam

Der Islam ist die jüngste Weltreligion, die aus christlichen, jüdischen und arabischen Elementen erwuchs und verkündet die reinste Form des Monotheismus. Islam ist ein arabisches Wort und bedeutet übersetzt „Unterwerfung, Hingabe“. Damit ist die unbedingte Ergebung in den Willen des allmächtigen Schöpfer- und Richtgottes (Allah) gemeint. Allah ist das arabische Wort für "der eine Gott" und nicht der Name eines eigenen Gottes der Muslime.

Die Anhänger nennen sich Muslime. Dieser arabische Begriff wird vom selben Wortstamm wie Islam abgeleitet und bedeutet „der sich Ergebene“. Die Bezeichnung Mohammedaner wird von Muslimen abgelehnt, da diese einen Personenkult um den letzten Propheten „Mohammed“ impliziert, der nicht der Lehre des Islams entspricht.

Der Islam bezeichnet sich als eine Offenbarungsreligion, d.h. er versteht sich als einen Glauben, der der Menschheit über einen Propheten direkt von Allah mitgeteilt worden ist. Im Islam ist, bzw. war Mohammed dieser letzte Prophet (nach z.B. Adam, Abraham, David, Moses und Jesus). Mohammed begann, als ihm in einer Vision der Erzengel Gabriel erschien, öffentlich in seiner Geburtsstadt Mekka zu predigen, wo er jedoch verspottet wurde. So zog er 622 nach Medina, die den Beginn der islamischen Zeitrechnung darstellt. In Medina gewann er bald weltliche und geistliche Autorität und war als Gesetzgeber und Prophet anerkannt. 630 ergab sich auch Mekka.

Die Worte Gottes wurden in Buchform, den Koran (arab. Qur-ân – die Lesung), zusammengetragen, welche für Muslime die letzte und abschließende Offenbarung Gottes ist. Das Buch wird auch als „heilige Schrift“ bezeichnet. Der Koran ist die erste grundlegende Quelle der islamischen Glaubenslehre und Religionsausübung. Er besteht aus 114 Kapiteln (Suren) unterschiedlichen Umfangs, die wiederum aus einzelnen Versen bestehen. Die Anordnung der Suren erfolgt aber nicht in der Chronologie der Offenbarung, sondern nach deren Länge. Die Texte umfassen Äußerungen und Handlungen Mohammeds und seiner Gefährten, Paradies und Hölle, Gebote und Verbote für das Verhalten der Menschen (wie z.B. das essen von Schweinefleisch, blutigem Fleisch, Fleisch von Raubtieren und der Genuss von Alkohol) Beschreibung des jüngstens Tages und die Geschichte von Propheten.

Die zweite Hauptquelle des Islam, die Sunna (arab.: Gewohnheit), auch als der vorbildliche Weg des Propheten bezeichnet, ist im Hadith (arab.: Überlieferung), einer Textsammlung aus dem 9. Jahrhundert enthalten. Diese umfasst die Aufzeichnungen über Denken, Handeln und Leben des Propheten. Der Hadith wird im Unterschied zum Koran nicht für unfehlbar gehalten und ist diesem gegenüber von nachrangiger Bedeutung, wird aber von den meisten Muslimen als grundlegend für Glaube und Handeln angesehen.

Die dritte Quelle wird als Idjtihad (arab.: individuell verantwortete Meinung) benannt und wird herangezogen, wenn ein Thema im Koran und in der Sunna nicht abgehandelt wird.

Die vierte Quelle ist der Konsens der Gemeinschaft (idjma). Da der Islam keine offizielle Autorität kennt, die in Fragen der Glaubenslehre entscheidet, ist dies ein informeller Prozess, der oft lange Zeiträume in Anspruch nimmt.

Weiterhin gibt es die „fünf Säulen des Islams“. Sie sind die Pflichten, die als Grundlage für das Leben jeden Gläubigen gehalten werden. Diese sind:

Das Glaubensbekenntnis: Der Glaube an einen einzigen Gott

Entsprechend der uneingeschränkt monotheistischen Auffassung des Islam ist die erste Pflicht das Glaubensbekenntnis (shahada):,,Ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt außer Allah, und Mohammed ist sein Prophet." Jeder darf sich als Muslim betrachten, der das Glaubenszeugnis bewusst und aufrichtig vor einer festgelegten Anzahl von Zeugen ausspricht.

Das tägliche Gebet

Die zweite Pflicht besteht in fünf täglichen Gebeten (salah) verkündet durch den Muezzin. Vor jedem Gebet muss sich der Muslim einer rituellen Waschung unterziehen. Dann richtet er sich in Richtung der Kaaba Moschee in Mekka. Eine einzelne Gebetseinheit besteht aus einer stehenden Stellung, einer Verbeugung und zwei Prostrationen (Niederstrecken und Berühren des Bodens mit der Stirn) und schließlich einer sitzenden Position. Dabei werden vorgeschriebene Gebete und Koranstellen rezitiert.

Die Pflichtabgabe / Almosensteuer

Die dritte Hauptpflicht eines Muslims ist das zahlen von Zakat (eine Art Pflichtabgabe). Dies war ursprünglich die Steuer, die Mohammed von den reichen Mitgliedern der Gemeinschaft erhoben hatte, um den Armen zu helfen. Nur wenn diese Abgabe bezahlt ist, gilt der übrige Besitz eines Muslims als rein und legitim.

Das jährliche Fasten

Die vierte Pflicht besteht im Fasten während des Ramadan (siyam) im neunten Monat des islamischen (Mond-) Kalenders. Während des Fastenmonats enthält sich der erwachsene und gesunde Muslim von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang der Nahrung, Getränke, Genussmittel, wie z.B. Zigaretten und Geschlechtsverkehr. Erleichterungen gibt es für Kranke, Reisende oder Frauen während der Periode oder einer Schwangerschaft.

Die Wallfahrt nach Mekka

Die fünfte Pflicht ist die Wallfahrt zur Kaaba in Mekka. Alle erwachsenen Muslime, die körperlich und wirtschaftlich dazu in der Lage sind, müssen diese Wallfahrt mindestens einmal im Leben machen. Die Wallfahrt (Hadsch) findet während der ersten zehn Tage des letzten Monats im (Mond-) Jahr statt und beginnt damit, dass sich die Pilger durch Waschungen und Anlegen eines Bußgewandes in einen Zustand der Reinheit versetzen. Der Hadsch besteht aus dem siebenmaligen Umschreiten der Kaaba sowie sieben Pilgergängen zwischen den Hügeln Safa und Marwa in der Nähe des Heiligtums, einem Gang von etwa 4,5 km bis Mina und etwa 11 km auf den Berg Arafat, einer symbolischen Steinigung des Teufels und der Schlachtung eines Tieres zur Erinnerung an Abrahams Opfer.

Die Muslime glauben nach dem Tod an den Tag des jüngstens Gerichts. Die göttlichen Handlungen „Schöpfen, Versorgen und Führen“ enden mit dem abschließenden Akt des Richtens. Am Tag des Jüngsten Gerichts werden alle Menschen zusammengerufen und jeder einzelne nach seinen Taten gerichtet. Die Menschen, welche Gutes tun, werden belohnt, und diejenigen, welche schlechte Dinge tun, entsprechend bestraft. Deshalb hat Allah das Paradies und die Hölle geschaffen, in die der Mensch unter bestimmten Voraussetzungen gelangt. Dabei wird Gott als gnädiger Richter gesehen, der denjenigen vergibt, die Vergebung verdienen. Ergebenheit in Gottes Willen ist Pflicht des Gläubigen (Kismet).

[...]

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Jugend und Kindheit in verschiedenen Kulturen
Hochschule
Technische Hochschule Köln, ehem. Fachhochschule Köln  (Sozialpädagogik)
Note
1,7
Autor
Jahr
2003
Seiten
21
Katalognummer
V17323
ISBN (eBook)
9783638219211
Dateigröße
537 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Jugend, Kindheit, Kulturen
Arbeit zitieren
Sabine Celik (Autor:in), 2003, Jugend und Kindheit in verschiedenen Kulturen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17323

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