Vergleich der Dramentheorien Schillers und Dürrenmatts anhand der Werke "Don Carlos" und "Romulus der Große"


Trabajo de Investigación (Colegio), 2010

16 Páginas, Calificación: 2+


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1.Einleitung

2.Grundlagen zur Dramentheorie und Dramentypen
2.1 Erläuterung der Dramentheorie Schillers
2.1.1 Kennzeichen der Tragödie
2.2 Erläuterung der Dramentheorie Dürrenmatts
2.2.1 Kennzeichen der Komödie

3.Kurze Vorstellung der Werke
3.1 Vorstellung Schillers Werkes „Don Carlos“
3.2 Vorstellung Dürrenmatts Werkes „Romulus der Große“

4.Anwendung der Dramentheorien auf die Werke
4.1 Erklärung Schillers Dramentheorie anhand des Dramas „Don Carlos“
4.2 Erklärung Dürrenmatts Dramentheorie anhand des Dramas „Romulus der Große“

5.Gegenüberstellung der Dramentheorien

6.Fazit

1.Einleitung

1.1 Begründung der Themenwahl und Beschreibung der Vorgehensweise

Diese Facharbeit beschäftigt sich mit dem Thema „Vergleich der Dramentheorien Schillers und Dürrenmatts anhand der Werke ‚Don Carlos’ und ‚Romulus der Große’“ und verfolgt das Ziel, die Unterschiede zwischen Komödie und Tragödie herauszustellen.

Dabei wurden insbesondere die unterschiedlichen Ziele der Autoren und Wirkungen auf den Zuschauer betrachtet und durch welche Darstellung das jeweilige Ziel erreicht wird. Aufgrund der Bearbeitung des Dramas „Don Carlos“ von Friedrich Schiller, welche schon im Deutschunterricht stattfand, fiel mir die Wahl auf diese Tragödie sehr leicht, da Schiller mit diesem Werk seine Dramentheorie und Tragödienauffassung verdeutlicht.

Schillers Tragödientheorie wollte ich daher mit einer Komödientheorie vergleichen, um herauszustellen, welche Unterschiede die Theorien im Aufbau und der Handlung aufweisen und welche spezielle Wirkung sie bei dem Zuschauer erzeugen.

Ich bin auf das Werk „Romulus der Große“ von Friedrich Dürrenmatt aufmerksam geworden, da die meisten Werke Dürrenmatts’ Komödien sind und ich davon ausging, dass er seine eigene Komödientheorie hat.

Um letztendlich ein Fazit ziehen zu können, inwiefern sich Komödien und Tragödien hinsichtlich ihrer Wirkung und ihres Aufbaus unterscheiden, halte ich es für notwendig im ersten Schritt die verschiedenen Dramentheorien im Allgemeinen zu erläutern, damit im nächsten Schritt die Werke auf die Theorien bezogen werden können.

Weiterhin ist es spannend zu sehen, welche Aspekte eine Komödie und welche eine Tragödie kennzeichnen und diese später in den Werken wieder zu finden.

2.Grundlagen zur Dramentheorie und Dramentypen

2.1 Erläuterung der Dramentheorie Schillers

Schiller wendet in vielen seiner Werke die aristotelessche Dramentheorie an, welche eine edle, abgeschlossene Handlung thematisiert, die von bestimmten Charakteren dargestellt wird.

Die Dramentheorie nach Aristoteles (384 v. Chr. -322 v. Chr.) setzt eine gehobene Sprache voraus.

Weiterhin muss eine Einheit zwischen Handlung und Zeit gewährleistet sein, dabei sind beide Faktoren voneinander abhängig, damit die Zuschauer in den einzelnen Situationen mit den Menschen mitfühlen können. Die Handlung gipfelt letztendlich in einem vorbestimmten Ende, welches meist der Tod oder der Untergang des Helden ist.

Das Ziel des aristotelesschen Dramas ist das Gemüt des Zuschauers ins Gleichgewicht zu bringen. Dies geschieht durch die Katharsis [1], welche die beim Zuschauer durch Furcht und Mitleid hervorgerufenen Affekte reinigt. Dabei tritt die Furcht genau dann ein, wenn man ein persönliches Unglück erwartet oder feststellt; Mitleid dagegen entsteht, wenn eine andere Person vom Unglück getroffen wird.

Schiller wählt für sein Drama die geschlossene Dramenform. Diese wird durch eine eindeutige Haupthandlung charakterisiert, die durch einen voraussetzungslosen Beginn und eine endgültige Beendigung der Handlung erreicht wird. Dabei verfolgt das Drama die pyramidale Dramenstruktur nach Gustav Freytag (1816- 1895), welche ebenfalls eine Einheit von Handlung, Zeit und Ort voraussetzt, Ort und Zeit sind dabei beschränkt.

Das Drama ist in 5 Akte eingeteilt, in denen jede Szene aus der anderen hervorgeht und so den linearen Handlungsverlauf unterstützt.

Der erste Akt ist die „Exposition“[2], welche die Aufgabe hat, die Zuschauer in die Handlung einzuführen; im zweiten Akt, welcher als „Steigende Handlung mit erregendem Moment“[3] bezeichnet wird, wird Spannung aufgebaut und die Handlung verläuft in eine bestimmte Richtung. Im dritten Akt, dem „Höhepunkt“[4] führt eine bestimmte Auseinandersetzung zur Zuspitzung des Konflikts und erfordert eine Umkehrung der Handlung. Der vierte Akt, der eine „Fallende Handlung mit retardierendem Moment“[5] beschreibt, steigert die eigentlich ab dem dritten Akt fallende Handlung in einem Moment ein letztes Mal, bis im fünften Akt die „Katastrophe“[6] eintritt, in der der Untergang des Helden folgt. Die Akte sind so konzipiert, dass sie gezielt Spannung auf- und abbauen. Um ein Gleichgewicht der Komposition zu erreichen, sind die 5 Akte spiegelbildlich auf einer Spannungsskala aufgebaut. Somit erreicht das Drama seinen Höhepunkt im dritten Akt, der gleichzeitig als Wendepunkt gilt.[7]

Weiterhin gibt es nur wenige Personen, die von vorneherein im Drama vorkommen; dabei ist es wichtig die Ständeklausel[8] einzuhalten.

Dramen der geschlossenen Form sind meist im Blankvers, einem 5-hebigen Jambus geschrieben und weisen Sentenzenreichtum, einen hohen Sprachstil und Pathos auf.

2.1.1 Kennzeichen der Tragödie

Für Schiller hat die Tragödie eine poetische Absicht. Das Ziel der Tragödie ist es, bei den Zuschauern oder Rezipienten, durch die Handlung Rührung hervorzurufen. Die Tragödie ist frei und nicht mehr an historische Tatsachen gebunden. Sie ist eine Nachahmung einer Handlung, welche das Leiden der Menschen thematisiert.

Weiterhin sollen verschiedene Eindrücke und Vorstellungen des Zuschauers verbunden werden, um „ein Ganzes für unsre Erkenntnis aus[zu]machen [9]

Eine Lebendigkeit der Handelnden, die Gemeinsamkeiten mit dem Zuschauer aufweisen, bewirkt, dass sich der Zuschauer mit den Figuren und ihrem Leid identifizieren kann und sich letztlich gerührt fühlt.

In der Tragödie hält eine gezielte Vermischung von Spannung und Entspannung die Aufmerksamkeit der Zuschauer gespannt.

2.2 Erläuterung der Dramentheorie Dürrenmatts

Dürrenmatt verfolgt in seinen Werken seine eigene Komödientheorie, welche von seiner pessimistischen Weltanschauung geprägt ist. Für ihn ist die Welt ein unüberschaubares Chaos, welches nur von der Komödie widergespiegelt werden kann.[10]

Daher sind für ihn Paradoxien und Konflikte, mit denen er die Wirklichkeit verständlicher machen will, grundlegend.

Dürrenmatt bedient sich in seinen Komödien der Komödientheorie des Aristophanes (450 v. Chr. -380 v. Chr.), welche auf Einfall und Zufall basiert, die Eingriffe in die Realität darstellen und diese zu einer abstrakten, grotesken Wirklichkeit verändern.

Der Einfall ist frei erfunden und dient dazu, die gegenwärtige Situation zu verdeutlichen, indem sie ins Komische und Lächerliche umgestaltet wird. Dadurch wird eine Distanz der Zuschauer erreicht, welche für Dürrenmatt ein wichtiger Bestandteil seiner Theatertheorie ist.

Weiterhin stellt der Einfall in gewisser Weise das Schicksal einer Person dar und übernimmt somit eine entscheidende Rolle für den Verlauf des Dramas. Um die Wirkung des Schicksalsschlages zu verstärken, tritt der Einfall oft unerwartet und plötzlich beim Publikum ein.

Neben dem Einfall ist auch der Zufall in der aristophanen Komödientheorie von Bedeutung. Er tritt meist in der Endphase des Dramas ein und liefert die schlimmstmögliche Wendung des Geschehens [11]. Daher tritt auch er meist unerwartet ein und wirkt bei den handelnden Personen gegenteilig bezüglich des Ziels, das sie erreichen wollen. Durch den Zufall wird eine Identifikation mit der handelnden Person verhindert und so eine Distanz aufgebaut.

Diese Distanz zur eigentlichen Handlung bewirkt eine Übertragbarkeit der Thematik auf die heutige Zeit, wodurch sich die geschichtlichen Aspekte beim Leser auflösen.

So wird sowohl im Einfall als auch im Zufall die Gegenwart einbezogen, was sich durch Handlung und Sprache zeigen kann.

Dürrenmatt wählt Paradoxien und das Groteske als seine wichtigsten Stilmittel. Die Widersprüchlichkeit der Paradoxien bringt Dinge in Einklang, die scheinbar nicht zusammenpassen und somit ist die Paradoxie für Dürrenmatt eine Wirklichkeitserscheinung und ein Kennzeichen der modernen Welt.

Ein typisches Paradoxon in seinen Werken ist der mutige Mensch, welcher auch in scheinbar aussichtslosen Situationen nicht verzweifelt, auf Veränderung hofft und sich durchaus der Aussichtslosigkeit seiner Situation bewusst ist. Durch diesen mutigen Menschen stellt Dürrenmatt die tragischen Momente in seinen Komödien dar.

Das Groteske ist die Basis der Werke Dürrenmatts und wird, wie auch der Einfall und der Zufall, gewählt, um eine Distanz des Zuschauers zu schaffen. Durch das Groteske wird eine skurrile Vereinigung von Lachen und Grauen erreicht, die beim Zuschauer eine Erkenntnis über die Wirklichkeit auslösen soll.

Diese Stilmittel bewirken, dass sich der Zuschauer distanziert und überlistet wird, sich Dinge anzusehen, die er verdrängt. So bekommt die Komödie den Charakter einer „Mausefalle, in die das Publikum immer wieder gerät und immer noch geraten wird [12], die die Zuschauer allerdings nicht teilnahmslos lässt.

2.2.1 Kennzeichen der Komödie

Die Komödie wird charakterisiert durch die Tatsache, dass sie heutige Probleme und Verhältnisse so darstellt, dass sich der Zuschauer den Charakteren, die diese Probleme zu lösen versuchen, überlegen fühlt.

Durch die Komödie wird eine Katastrophe aufgrund belangloser Ursachen dargestellt; dabei steht der Grund für die Katastrophe in keinem Verhältnis zu dem der Katastrophe an sich, wodurch die Tragödie wieder komisch wirkt.

3.Kurze Vorstellung der Werke

3.1 Vorstellung Schillers Werkes „Don Carlos“

Das Drama „Don Carlos“ wurde im Jahre 1787 von Friedrich von Schiller veröffentlicht. Es thematisiert die gesellschaftlichen Intrigen am Hofe Spaniens unter König Philipp dem Zweiten sowie familiäre, soziale Intrigen, welche aus der Liebe der Hauptperson Carlos zu seiner Stiefmutter Königin Elisabeth hervorgehen.

In Aranjuez trifft Carlos seinen alten Freund, den Marquis von Posa wieder, welcher sein uneingeschränktes Vertrauen genießen darf. Ihm offenbart Carlos die Liebe zu seiner Stiefmutter Elisabeth. Posa allerdings ist mit dem Plan, die niederländische Provinz Flandern mithilfe von Carlos zu erobern, nach Spanien gekommen.

Im zweiten Akt bittet Carlos seinen Vater um die Erlaubnis nach Flandern gehen zu dürfen, stößt allerdings auf Ablehnung. Bei einem unfreiwilligen Treffen mit der Prinzessin Eboli bemerkt diese Carlos’ Liebe zu Elisabeth und will dem König davon berichten.

Der König sieht im dritten Akt in dem Marquis einen Vertrauten und will sich mit ihm verbünden. Posa verschafft sich Gedankenfreiheit und verteidigt seinen Freund Carlos hinsichtlich der Affäre mit der Königin.

Im vierten Akt beginnt Carlos Posa zu misstrauen, da er von dem Treffen Posas mit dem König weiß. Gegen Carlos wird ein Haftbefehl erlassen, da der Marquis dem König gefälschte Briefe von Carlos und der Königin zeigt. Daraufhin beschuldigt der König Posa dem Verrat.

Später erschießt der König den Marquis, mit dem Carlos Flandern retten will und lässt Carlos von der Großinquisition verhaften. Dies wird mit Carlos’ Tod enden.

[...]


[1] Seelische Reinigung, Läuterung. in: Biermann, Schurf 1999, S. 164

[2] Biermann, Schurf 1999, S. 165

[3] Ebd.

[4] Ebd.

[5] Ebd.

[6] Ebd.

[7] Siehe Diagramm 1 im Anhang

[8] Zuordnung von Figuren bestimmter Stände auf Dramentypen, was durch Sprachniveau und Thematik verdeutlicht wird. Somit finden sich in Tragödien Figuren des Adels und in Komödien Figuren der unteren Schichten.

[9] Schiller über Vollständigkeit und Wahrheit, aus: < http://www.idf.uni-heidelberg.de/mitarbeiter/roesch/04_Lehre>

[10]Uns kommt nur noch die Komödie bei.“ Dürrenmatt über Schuld, Tragödie und Übersicht, in: Dürrenmatt 1982 , S.76

[11] Dürrenmatts 21 Punkte zu den Physikern, Punkt 4 in: Brock- Sulzer 1966, S.193

[12] Brock Sulzer 1966, S.124

Final del extracto de 16 páginas

Detalles

Título
Vergleich der Dramentheorien Schillers und Dürrenmatts anhand der Werke "Don Carlos" und "Romulus der Große"
Calificación
2+
Autor
Año
2010
Páginas
16
No. de catálogo
V173395
ISBN (Ebook)
9783640935963
ISBN (Libro)
9783640935970
Tamaño de fichero
509 KB
Idioma
Alemán
Notas
Sehr ausführliche und detaillierte Facharbeit!
Palabras clave
Deutsch, Drama, Dramentheorien, Schiller, Dürrenmatt
Citar trabajo
Hanna Schütrumpf (Autor), 2010, Vergleich der Dramentheorien Schillers und Dürrenmatts anhand der Werke "Don Carlos" und "Romulus der Große", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/173395

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