Das Afrikabild der Deutschen ist häufig bunt und exotisch oder brutal und Mitleid erregend. Vorstellungen erschöpfen sich in Extremen – der Überhöhung des Schönen und der Reduzierung auf Krisen und Katastrophen. Die mediale Darstellung Afrikas beeinflusst dabei entscheidend die öffentliche Wahrnehmung. Gerade in Bezug auf Afrika fehlt vielen Menschen die Vergleichsmöglichkeit mit eigenen Erfahrungen. Im Umkehrschluss wird die Berichterstattung für die gefühlt negative Wahrnehmung verantwortlich gemacht. Die Medien aufgrund ihres Informationsmonopols zu kritisieren, greift jedoch zu kurz. Der Präsentation von Afrikabildern liegen institutionelle und systemische Prozesse und Strukturen zugrunde.
Bereits die redaktionelle Organisation deutscher Printmedien verdeutlicht Defizite für eine umfassenden Afrikaberichterstattung. Korrespondenten sind in der Regel für annähernd vierzig Länder verantwortlich, veröffentlichen jedoch rund 25 % aller Artikel. Etablierte Selektionskriterien erschweren einen hintergründigen und kontinuierlichen Informationsfluss. Die Konzentration auf Großereignisse, politische Prozesse, etablierte Dauerthemen mit Konfliktperspektive und die Orientierung an politischen Eliten in der Akteurskonstellation bestimmen die Muster in der Konstruktion medialer Afrikabilder. Gleichzeitig ist die rudimentäre Thematisierung Afrikas in der Gesamtberichterstattung ein Symptom des mangelnden Interesses der deutschen Politik, der Uninformiertheit der deutschen Bevölkerung und einer wenig ausgeprägten außenpolitischen Debattenkultur in Deutschland. Die Afrikaberichterstattung ist konjunkturellen Schwankungen mit ausgeprägt sektoraler Konfliktperspektive unterlegen. Gerade in Krisenzeiten findet eine Vereinfachung in der Argumentationsstruktur statt, durch die Stereotype in den Vordergrund rücken und gesellschaftliche Problemlagen marginalisiert werden.
Forschungsgegenstand:
Die Arbeit untersucht Prozesse, Muster und Strukturen medialer Afrikabilder und analysiert die Wirkungspotenz der Afrikaberichterstattung deutscher Printmedien auf politische und gesellschaftliche Anschlussdiskurse. Mediale Realitäten werden durch den Bezug auf außermediale Darstellungen bewertet.
Datengewinnung:
Leitfadengestützte Expertengespräche mit Afrikakorrespondenten und Afrikaredakteuren; Literaturanalyse; quantitative und qualitative Inhaltsanalyse von 864 Zeitungsartikeln aus F.A.Z., SZ, taz, Spiegel und Zeit innerhalb des Zeitraums von August 2007 bis Juli 2009.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Inhaltsverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
- Tabellenverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Einleitung
- Begründung des Forschungsvorhabens und Zielstellung
- Untersuchungsansatz der Arbeit
- Teil I: Theorien
- Konstruktion medialer Realitäten
- Medien, Politik und Öffentlichkeit
- Klassischer Dualismus
- System-Umwelt-Perspektive
- Systemtheorie nach Luhmann
- Zwiebelmodell nach Weischenberg
- CNN-Effekt
- Zwischenfazit
- Realität, Konstruktion und Erkenntnis
- Weg 1: Realismus
- Weg 2: Konstruktivismus
- Weg 3: Rekonstruktions-Dekonstruktions-Ansatz nach Hafez
- Zwischenfazit
- Kritische Geopolitik
- Raum und Identität
- Diskurs, Macht und Realität
- Zwischenfazit
- Medien, Politik und Öffentlichkeit
- Theorie der Auslandsberichterstattung
- Interkulturelle Darstellung – Prozesse, Muster, Strukturen
- Logik der Auslandsberichterstattung
- Agenda-Setting und Priming
- Bilder, Frames, Diskurse
- Nachrichtenmuster
- Nachrichtenwert
- Nachrichtenfaktoren
- Struktur der deutschen Afrikaberichterstattung
- Zwischenfazit
- Logik der Auslandsberichterstattung
- Akteure der Afrikaberichterstattung
- Mikroebene: Ich, Korrespondent
- Mesoebene: Mediensysteme und Medienorganisationen
- Makroebene: Medien, Politik und Öffentlichkeit
- Präsentation von Krieg und Frieden
- Krisenjournalismus
- Friedensjournalismus
- Zwischenfazit
- Interkulturelle Darstellung – Prozesse, Muster, Strukturen
- Die Konstruktion des Anderen
- Kultur und Imperialismus
- Afrikabilder
- Klischee und Exotik – Das historische Afrikabild
- Stagnation und Stigma – Die deutsche Afrikapolitik
- Forschungsfragen und Hypothesenbildung
- Forschungsfragen
- Hypothesenbildung
- Konstruktion medialer Realitäten
- Teil II: Methoden
- Allgemeines Forschungsdesign
- Grundlagen der Methodenwahl
- Quantitative vs. qualitative Analysemethoden
- Medienprodukte
- Medienprofile
- Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.)
- Süddeutsche Zeitung (SZ)
- die tageszeitung (taz)
- Der Spiegel
- Die Zeit
- Untersuchungsrahmen
- Medienprofile
- Ausgewählte Forschungsmethoden
- Die quantitative Inhaltsanalyse
- Kategorienbildung
- Grenzen der quantitativen Inhaltsanalyse
- Die qualitative Inhaltsanalyse
- Rekonstruktion der Mediendiskurse
- Auswahl der Fallbeispiele
- Argumentation und Diskrepanzerfahrung
- Grenzen der qualitativen Inhaltsanalyse
- Die qualitative Befragung
- Ausgewählte Journalisten
- Fragestellung und Einordnung
- Grenzen der qualitativen Befragung
- Die quantitative Inhaltsanalyse
- Allgemeines Forschungsdesign
- Teil III: Ergebnisse
- Ergebnisse der quantitativen Analyse
- Formale Ebene
- Zeitverlaufsanalyse
- Urheber der Beiträge
- Platzierung der Beiträge
- Darstellungsformen der Beiträge
- Umfang der Beiträge
- Inhaltliche Ebene
- Geographie der Berichterstattung
- Themen der Berichterstattung
- Ereignisvalenz
- Akteure der Berichterstattung
- Hauptakteure
- Nebenakteure
- Quellen der Berichterstattung
- Nachrichtenfaktoren
- Nachrichtenfaktor Zeit
- Nachrichtenfaktor Nähe
- Nachrichtenfaktor Status
- Nachrichtenfaktor Dynamik
- Nachrichtenfaktor Valenz
- Nachrichtenfaktor Identifikation
- Zwischenfazit zur quantitativen Struktur des Afrikabildes
- Formale Ebene
- Ergebnisse der qualitativen Inhaltsanalyse
- Fallbeispiel I: Die Keniakrise 2008
- Rekonstruktion: Mediendiskurs
- Dekonstruktion I: Argumentationsmuster
- Dekonstruktion II: Diskrepanzerfahrung
- Fallbeispiel II: Aufschwung in Angola
- Rekonstruktion: Mediendiskurs
- Dekonstruktion I: Argumentationsmuster
- Dekonstruktion II: Diskrepanzerfahrung
- Fallbeispiel III: Piraterie am Horn von Afrika
- Rekonstruktion: Mediendiskurs
- Dekonstruktion I: Argumentationsmuster
- Dekonstruktion II: Diskrepanzerfahrung
- Zwischenfazit zur qualitativen Struktur des Afrikabildes
- Fallbeispiel I: Die Keniakrise 2008
- Fazit
- Bewertung der Untersuchungsergebnisse
- Grenzen der Analyse
- Schlussbemerkungen
- Ergebnisse der quantitativen Analyse
- Literaturverzeichnis
- Anhang
- Materialien zur Inhaltsanalyse
- Datenmaterial der Inhaltsanalyse
- Verwendete Zeitungsartikel für die quantitative Inhaltsanalyse
- Verwendete Zeitungsartikel für die qualitative Inhaltsanalyse
- Bewertungsvorgaben zur empirischen Analyse
- Vorgaben zur Kategorisierung der Darstellungsform
- Vorgaben zur Themenzuordnung
- Vorgaben zur Kategorisierung der Akteure
- Attributliste zur Valenzzuordnung der Akteure
- Parameter zur Bewertung der Nachrichtenfaktoren
- Empirische Daten der quantitativen Inhaltsanalyse
- Daten zur Zeitverlaufsanalyse
- Anzahl Ausgaben pro Monat nach Medium
- Daten zur Urheberschaft in der Afrikaberichterstattung
- Daten zur Platzierung der Artikel
- Daten zur Darstellungsform der Artikel
- Daten zum Umfang der Artikel
- Daten zur Länderverteilung in der Afrikaberichterstattung
- Daten zur regionalen Verteilung in der Afrikaberichterstattung
- Daten zur Themenverteilung in der Afrikaberichterstattung
- Daten zur Themenvalenz in der Afrikaberichterstattung
- Daten zur Häufigkeit der Hauptakteursnennung
- Daten zur Valenzzuordnung der Hauptakteure
- Daten zur Häufigkeit der Nebenakteursnennung
- Daten zur Valenzzuordnung der Nebenakteure
- Daten zur Verwendung von Informationsquellen
- Daten zur Häufigkeit im Aufkommen der Nachrichtenfaktoren
- Daten zum Vorkommen des Nachrichtenfaktors Zeit
- Daten zum Vorkommen des Nachrichtenfaktors Nähe
- Daten zum Vorkommen des Nachrichtenfaktors Status
- Daten zum Vorkommen des Nachrichtenfaktors Dynamik
- Daten zum Vorkommen des Nachrichtenfaktors Valenz
- Daten zum Vorkommen des Nachrichtenfaktors Identifikation
- Datenmaterial der Inhaltsanalyse
- Materialien zu den Expertengesprächen
- Interview-Leitfaden
- Interviews mit Korrespondenten und Afrikaredakteuren
- Interview mit Thomas Scheen
- Interview mit Michael Bitala
- Interview mit Thilo Thielke
- Interview mit Andrea Böhm
- Interview mit Dagmar Dehmer
- Materialien zur Inhaltsanalyse
- Arbeit zitieren
- Diplom Geograph Alexander Glodzinski (Autor:in), 2010, Raumbild Afrika: Die Konstruktion des afrikanischen Kontinents in den deutschen Printmedien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/173500