Am 18. Januar 1917 erklärte der Parteiaussschuss der SPD, dass sich Mitglieder der parteiinternen Opposition zu einer „Sonderorganisation gegen die Partei“ zusammengeschlossen hätten, was mit der Mitgliedschaft in der Gesamtpartei „unvereinbar“ sei. In der Erklärung heißt es weiter: „Daher ist es nun Aufgabe aller treu zur Partei stehenden Organisationen, dem unehrlichen Doppelspiel aller Parteizerstörer ein Ende zu machen und die durch die Absplitterung der Sonderorganisationen erforderlichen organisatorischen Maßnahmen zu ergreifen.“ Die Spaltung zwischen Parteimehrheit und –minderheit innerhalb der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands war hiermit vollzogen.
Vorausgegangen waren ihr drei Jahre innerparteilicher Spannungen und Querelen. Nach der ersten Kriegskreditbewilligung an die Reichsregierung am 4. August 1914 hatte sich im linken Flügel der Partei Widerstand gegen Friedrich Eberts Burgfriedenspolitik formiert, der, je länger der Krieg andauerte und- so sahen es die Oppositionellen- von der Partei unterstützt oder zumindest hingenommen wurde, immer erbitterter wurde. Zudem machten die geforderte Fraktionsdisziplin und der Belagerungszustand es der Minderheit quasi unmöglich, offen zu ihrer Opposition zu stehen.
Nach dem Parteiausschluss kamen die Oppositionellen Ostern 1917 zu einer Konferenz in Gotha zusammen. Hier erfolgte die Gründung der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD). In den Folgejahren stieg die Partei zur „größten und bedeutendsten Arbeiterorganisation außerhalb Sowjetrusslands “ auf, ehe sie sich fünf Jahre nach ihrer Gründung wieder mit der Mutterpartei zusammenschloss.Ziel dieser Arbeit soll es sein, zum einen die Gründe zu analysieren, die 1917 zum Bruch zwischen Mehrheitssozialisten (MSPD) und unabhängigen Sozialisten führten. Hierbei sollen insbesondere die verschiedenen politischen Strömungen untersucht werden, die die Opposition zur (außen)politischen Linie der Reichsregierung und der MSPD bildeten und sich schließlich zur USPD zusammenschlossen. Was einte diese verschiedenen Strömungen, was trennte sie voneinander? Davon ausgehend sollen zum anderen die Ursachen für die Kurzlebigkeit der USPD dargelegt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1914 bis 1917: Der Weg zur Spaltung
- Der 4. August 1914
- Karl Liebknechts Disziplinbruch und die Folgen
- Aktionen der Opposition und Bildung der Sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft
- Die endgültige Spaltung
- Die USPD- Gründung, Entwicklung und Zerfall
- Der Gründungsparteitag
- Die Rolle der USPD in der Revolution
- Die Spaltung: USPD und Kommunistische Internationale
- Die Wiedervereinigung mit der SPD und der Zerfall der Rest- USPD
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Spaltung der Sozialdemokratie im Jahr 1917 und der Entwicklung der Unabhängigen Sozialdemokraten (USPD). Sie analysiert die Ursachen des Bruchs zwischen Mehrheitssozialisten (MSPD) und unabhängigen Sozialisten, wobei ein besonderer Fokus auf die verschiedenen politischen Strömungen liegt, die sich in der Opposition zur (außen) politischen Linie der Reichsregierung und der MSPD formierten. Darüber hinaus untersucht die Arbeit die Ursachen für die Kurzlebigkeit der USPD und beleuchtet die Rolle der Unabhängigen in der Revolution sowie die Frage des Anschlusses an die Dritte Internationale.
- Die Gründe für die Spaltung der Sozialdemokratie im Jahr 1917
- Die verschiedenen politischen Strömungen innerhalb der Opposition
- Die Rolle der USPD in der Revolution
- Die Ursachen für den Zerfall der USPD
- Die Frage des Anschlusses der USPD an die Kommunistische Internationale
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Spaltung der Sozialdemokratie im Januar 1917 und die anschließende Gründung der USPD als Folge innerparteilicher Spannungen und Querelen beschreibt. Kapitel 2 beleuchtet die Ereignisse von 1914 bis 1917, die zur Abspaltung der USPD führten. Es wird auf die SPD-Haltung zum Kriegseintritt und die Kriegskreditbewilligung eingegangen, die zu Widerstand im linken Flügel der Partei führte. Kapitel 3 befasst sich mit der Gründung, Entwicklung und dem Zerfall der USPD. Es wird auf den Gründungsparteitag, die Rolle der USPD in der Revolution, die Spaltung im Zusammenhang mit der Kommunistischen Internationale und die Wiedervereinigung mit der SPD eingegangen.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Arbeit sind die Spaltung der Sozialdemokratie, die Entstehung der USPD, die unterschiedlichen politischen Strömungen innerhalb der Opposition, die Rolle der USPD in der Revolution und der Zerfall der Partei. Weitere wichtige Begriffe sind die Kriegskreditbewilligung, die Burgfriedenspolitik, die Dritte Internationale, die Novemberrevolution und die Rat der Volksbeauftragten.
- Quote paper
- Sarah Leopold (Author), 2005, Die Spaltung der Sozialdemokratie 1917 und die Entwicklung der Unabhängigen Sozialdemokraten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/173649