Kaum eine Idee ist so unsagbar wichtig für das Verstehen von Mensch und Gesellschaft, so vielfältig wandelbar, so eingängig und doch im Grunde fremd, wie die Gerechtigkeit. Kaum ein Begriff aber auch, der gleichermaßen strittig ist wie sie.
Ihrem Wesen nach polymorph, ist sie ebenso ein politischer Kampfbegriff wie Ordnungsprinzip und Tugend. Eine Chimäre also, der schwer nur beizukommen ist, mit dem Bemühen, ihre allgemeinsten Mechanismen offen zu legen. Kulturübergreifend suchten und suchen die Menschen eine universelle Antwort zu finden, auf die Frage hin, was denn Gerechtigkeit vom Grunde auf sei, und die Mannigfaltigkeit ihrer Antworten in Geschichte und Gegenwart macht umso deutlicher, dass die Frage der Gerechtigkeit immer wohl Aporie bleiben muss. Sicher haben sich im Laufe der Debatte konkrete Denk- bzw. Spielarten der Gerechtigkeit herauskristallisiert, die Schwerpunkte allerdings verschieben sich kontinuierlich. Ein fundamentales Prinzip zu konstatieren fällt demnach weiterhin schwer.
In diesem Sinne schickt sich die vorliegende Arbeit an, lediglich einen kritischen Überblick zu gewähren, über die Lokalisation des Gerechtigkeitsbegriffs in Gegenwart und Vergangenheit. Dabei soll es vordergründig um ein prinzipielles Verstehen, teilweise auch Beurteilen der jeweiligen Ansätze der Geistesgeschichte gehen, also expressis verbis um einen Versuch allgemeinen und rein theoretischen Herangehens.
Dahin gehend ist der Hauptteil der Arbeit der Genealogie der Gerechtigkeit gewidmet, das heißt den Begriffsursprüngen mit besonderer Berücksichtigung archaischer (vor allem altjüdischer) sowie antiker Vorstellungen der Gerechtigkeit.
Darüber hinaus wird die konzeptionelle Entwicklung anhand unterschiedlicher Theorien von Antike bis Moderne zu skizzieren versucht.
Es folgt abschließend eine kurze Zusammenfassung und fernerhin der kritische Hinweis auf die spezifischen Probleme im Zusammenhang mit den dargebotenen Gerechtigkeitskonzeptionen.
Inhaltsverzeichnis
- Auftakt
- Genealogie der Gerechtigkeit
- Wurzeln
- Frühzeitliche Provenienz
- Drei Grundprinzipien archaischer Gerechtigkeit
- δικαιοσύνη – Basis neuzeitlicher Gerechtigkeit
- Platon: von Tugend und Gerechtigkeit
- Die Idee der Gerechtigkeit im Werke Platons
- „Über das Gerechte“ in der Politeia
- Fazit zur platonischen Gerechtigkeit
- Aristoteles – vom engen und weiten Verständnis der Gerechtigkeit
- Wert und Wirkung der Antike
- Platon: von Tugend und Gerechtigkeit
- Vom personalistischen Ansatz zur Verfahrensgerechtigkeit
- Mittelalter und Scholastik
- Konzeptionen der Neuzeit
- Das 20. Jahrhundert: Relativismus, Liberalismus, Kommunitarismus
- Wurzeln
- Ausklang Zwischen Freiheit und Gleichheit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Begriff der Gerechtigkeit und seiner Geschichte im Kontext philosophisch-ethischer Diskussionen. Ziel ist es, einen kritischen Überblick über die Lokalisation des Gerechtigkeitsbegriffs in Gegenwart und Vergangenheit zu geben. Dabei soll ein prinzipielles Verständnis und teilweise auch eine Beurteilung der jeweiligen Ansätze der Geistesgeschichte erfolgen, wobei ein allgemeines und rein theoretisches Herangehen im Vordergrund steht.
- Genealogie des Gerechtigkeitsbegriffs
- Analyse archaischer und antiker Gerechtigkeitskonzeptionen
- Skizzierung der konzeptionellen Entwicklung von der Antike bis zur Moderne
- Vermittlung eines Verständnisses der verschiedenen Gerechtigkeitsmodelle
- Aufzeigen der spezifischen Probleme im Zusammenhang mit den dargebotenen Gerechtigkeitskonzeptionen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Bedeutung des Gerechtigkeitsbegriffs für das Verständnis von Mensch und Gesellschaft. Es wird die Vielgestaltigkeit des Begriffs hervorgehoben und die Schwierigkeit, ein allgemeines Prinzip der Gerechtigkeit zu formulieren, betont.
Im zweiten Kapitel wird die Genealogie der Gerechtigkeit untersucht. Der erste Teil des Kapitels behandelt die frühzeitlichen Wurzeln des Gerechtigkeitsbegriffs, wobei der Fokus auf der religiösen Qualität der Konzeptionen in archaischen Kulturen liegt.
Der zweite Teil des Kapitels präsentiert die beiden wichtigsten Gerechtigkeitskonzeptionen der klassischen Antike: Platons Idee der Gerechtigkeit und Aristoteles' Verständnis der Gerechtigkeit. Platons Konzept nimmt hierbei eine zentrale Stellung in der Arbeit ein.
Die folgenden Kapitel umreißen die wesentlichen Modelle des Mittelalters und der Neuzeit, um schließlich die Positionen der Gegenwart darzustellen. Dabei wird die Entwicklung vom personalistischen Ansatz zur Verfahrensgerechtigkeit im Laufe der Geschichte aufgezeigt.
Schlüsselwörter
Gerechtigkeit, Genealogie, Archaische Kulturen, Antike, Platon, Aristoteles, Mittelalter, Neuzeit, Verfahrensgerechtigkeit, Philosophie, Ethik.
- Citation du texte
- Richard Salomo (Auteur), 2011, Der Menschheit schöner Traum. Oder: Prinzip Gerechtigkeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/173667