Bibliotheken stellen bis heute eine wichtige und herausragende Institution der Menschheit dar. In ihnen wird das gesammelte Wissen von der Antike bis zur Gegenwart aufbewahrt und somit für nachfolgende Generationen gespeichert. Darüber hinaus gewähren sie einem breiten Publikum Zugang zu ihrem Inventar, sodass Bibliotheken häufig den Ausgangspunkt einer jeden wissenschaftlichen Arbeit darstellen. Wer nun allerdings glaubt, unsere heutigen Bibliotheken seien eine Invention der Moderne, der irrt gewaltig. Bereits in der Antike konnte die Bibliothek von Alexandria durch ihr reiches Inventar zu erheblichen Ruhm gelangen. Im Mittelalter wurde diese Errungenschaft der Antike keinesfalls aufgegeben. Es waren vor allem die Bettelorden und im Besonderen die Dominikaner und Franziskaner, welche ein eigenständiges Bibliothekswesen entwickelten und dieses in städtischen Räumen institutionalisierten. Da mittelalterliche Bibliotheksinventare jedoch nur fragmentarisch überliefert wurden, gibt es nur wenige wissenschaftliche Untersuchen zu speziellen Bibliotheken der Bettelorden. Eine Ausnahme hierbei ist allerdings die Dissertation von Eva Schlotheuber, welche sich intensivst mit der Franziskanerbibliothek in Göttingen befasst.
Diese Arbeit soll an Schlotheuber anknüpfen, um einen weiteren Beitrag zur mittelalterlichen Bibliotheks- und Bettelordensgeschichte Göttingens zu liefern. Die zentrale Fragestellung hierbei ist, wie der Orden der Franziskaner mit Buchbesitz und Wissensaneignung umging und wie dies mit den Ordensregeln zu vereinbaren war. Darüber hinaus wird der Frage nachgegangen, wie sich mit Aufkommen der Observantenbewegung das Verhältnis der Göttinger Franziskaner zu ihrer Bibliothek veränderte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Gründung des Franziskanerklosters in Göttingen
- Die Bibliothek der Franziskaner
- Die überlieferte Abschrift des Bibliothekskataloges
- Aufbau und Inventar der Bibliothek
- Die Vereinbarung von Armutsideal und Wissen
- Das Aufkommen der Observanz in Göttingen
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht die Geschichte der Franziskanerbibliothek in Göttingen im Kontext der Ordensgeschichte und der Bildungsrealität des Mittelalters. Sie beleuchtet, wie die Franziskaner mit Buchbesitz und Wissensaneignung umgingen, inwiefern dies mit den Ordensregeln vereinbar war und wie sich das Verhältnis des Ordens zu seiner Bibliothek mit dem Aufkommen der Observantenbewegung veränderte.
- Die Gründung des Franziskanerklosters in Göttingen
- Die Bibliothek der Franziskaner
- Die Vereinbarkeit von Armutsideal und Wissen
- Die Rolle der Observantenbewegung
- Die Bedeutung der Bibliothek im Kontext der Bildungslandschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Bedeutung von Bibliotheken im historischen Kontext dar und führt in die Fragestellung der Hausarbeit ein, die sich auf die Franziskanerbibliothek in Göttingen konzentriert.
Kapitel 2 untersucht die Gründung des Franziskanerklosters in Göttingen auf der Grundlage der Annalen von Franciscus Lubecus. Der Fokus liegt auf der Datierung der Gründung sowie den Beweggründen und der Rolle des regionalen Adels bei der Errichtung des Klosters.
Kapitel 3 widmet sich der Bibliothek der Franziskaner in Göttingen. Es wird die überlieferte Abschrift des Bibliothekskatalogs aus dem Jahr 1530 näher beleuchtet und ein Überblick über den Inhalt und den Aufbau der Bibliothek gegeben.
Kapitel 4 beleuchtet die Verbindung zwischen dem Armutsideal des Franziskanerordens und dem Besitz von Büchern und Wissensaneignung. Die normative Grundlage für den Umgang mit Büchern im Orden wird diskutiert.
Kapitel 5 untersucht die Veränderungen, die in Göttingen durch das Aufkommen der Observantenbewegung einsetzten und welche Auswirkungen diese auf das Verhältnis der Franziskaner zu ihrer Bibliothek hatten.
Schlüsselwörter
Franziskaner, Göttingen, Bibliothek, Bettelorden, Armutsideal, Wissen, Observantenbewegung, Bildungsrealität, Mittelalter, Bibliotheksgeschichte.
- Quote paper
- Mathias Kunz (Author), 2011, Die Bibliothek der Franziskaner in Göttingen - Spannungsverhältnisse zwischen Ordensansprüchen und Bildungsrealität , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/173825