Ziel dieser Arbeit ist es, einige Aspekte der Frauenpolitik des italienischen Faschismus und des „Austrofaschismus“ zu vergleichen. Wenn „Austrofaschismus“ hier unter Anführungszeichen steht, dann deshalb, weil diese Bezeichnung ebenso wie der Ausdruck „österreichischer Ständestaat“ bereits eine Bewertung beinhaltet.
Einige Schwerpunkte der Politik des jeweiligen Regimes werden herausgegriffen, soweit sie für die Einstellung gegenüber den Frauen relevant erscheinen: Frauenbild und Frauenideologie, Organisationen für Frauen, Bevölkerungs- und Beschäftigungspolitik sowie Eingriffe in die Freizeitverwendung, insbesondere in bezug auf Sportausübung. Ein Umstand, der den Vergleich erschwert, liegt in der wesentlich kürzeren Dauer des österreichischen Regimes, wodurch längerfristige Entwicklungen des italienischen Regimes in Österreich kein Pendant finden.
Wenn man versucht, die Frauenpolitik des italienischen Faschismus mit der des Austrofaschismus zu vergleichen, dann springen zuerst viele Ähnlichkeiten ins Auge. Sie betreffen vor allem die Ideologie von der Natur der Frau als Hausfrau und Mutter, die Verdrängung der Frauen vom Arbeitsmarkt, die Dominanz der Männer in allen Entscheidungsgremien. Aus dieser gemeinsamen Grundlage entspringen auch viele gleiche oder ähnliche Maßnahmen in den beiden Staaten, wie etwa das Verbot von Schwangerschaftsverhütung und –abbruch, die Schaffung eines Mütterhilfswerks, die gesetzlichen Verordnungen zum Abbau berufstätiger Frauen im öffentlichen Dienst oder die Propagierung erwünschter Verhaltensweisen von Frauen.
Sieht man jedoch genauer hin, dann fällt auf, dass die Analogie nur solche Einstellungen betrifft, die von der katholischen Kirche vertreten werden. Vieles davon deckt sich in Italien mit den faschistischen Grundsätzen, anderes mag von Mussolini als Zugeständnis der Kirche gegenüber gemeint gewesen sein. Was sich jedoch im italienischen Faschismus nicht mit der Ideologie der Kirche deckt – zum Beispiel die militaristische Einstellung, die Verherrlichung der Jugend, die zur Schau gestellte Virilität – fehlt in Österreich.
Die Ergebnisse dieser Arbeit zur Frauenpolitik stimmen daher mit der These Ernst Hanischs überein, dass es sich beim österreichischen Regime zwischen 1934 und 1938 nicht um Faschismus im eigentlichen Sinn, sondern „um ein faschistisch verkleidetes autoritäres Regime, um einen Imitationsfaschismus, bestenfalls um eine halbfaschistische autoritäre Diktatur“ gehandelt hat.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Frauenbild und Frauenideologie der beiden Regime im Überblick
- Frauenorganisationen
- Italien
- Österreich
- Gegenüberstellung
- Bevölkerungspolitik
- Reale und ideologische Hintergründe
- Ökonomische Aspekte
- Der Einfluss des Militarismus
- Eugenik
- Moralisch-ideologische Grundsätze
- Bevölkerungspolitische Maßnahmen
- Auswirkungen
- Reale und ideologische Hintergründe
- Beschäftigungspolitik
- Der Arbeitsmarkt
- Ideologie
- Maßnahmen
- Reaktionen und Auswirkungen
- Eingriffe in die Freizeitverwendung - mit besonderer Berücksichtigung des Sports
- Einmischung des italienischen faschistischen Regimes in verschiedene Bereiche
- Frauensport in Italien und Österreich
- Zusammenfassung und Konklusionen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert und vergleicht die Frauenpolitik des italienischen Faschismus und des Austrofaschismus. Ziel ist es, die spezifischen Maßnahmen und ideologischen Grundlagen der beiden Regime in Bezug auf die Rolle der Frau in der Gesellschaft zu beleuchten.
- Frauenbild und Frauenideologie der beiden Regime
- Organisationen und Aktivitäten von Frauen im italienischen Faschismus und im Austrofaschismus
- Bevölkerungspolitik und ihre Auswirkungen auf die Rolle der Frau
- Beschäftigungspolitik und die Integration von Frauen in den Arbeitsmarkt
- Eingriffe in die Freizeitverwendung, insbesondere im Bereich des Sports
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Frauenpolitik im italienischen Faschismus und im Austrofaschismus ein und erläutert die Herausforderungen bei der Einordnung des österreichischen Regimes.
Kapitel 2 befasst sich mit dem Frauenbild und der Frauenideologie beider Regime, wobei die Rolle der katholischen Kirche und die ambivalente Haltung des italienischen Faschismus gegenüber modernen Entwicklungen hervorgehoben werden.
Kapitel 3 analysiert die Frauenorganisationen in Italien und Österreich, um die unterschiedlichen Strukturen und Ziele aufzuzeigen.
Kapitel 4 untersucht die Bevölkerungspolitik beider Regime, einschließlich der ökonomischen, militärischen und ideologischen Hintergründe, sowie der konkreten Maßnahmen und ihrer Auswirkungen.
Kapitel 5 widmet sich der Beschäftigungspolitik, einschließlich des Arbeitsmarktes, der ideologischen Grundlagen, der Maßnahmen und ihrer Reaktionen.
Kapitel 6 beleuchtet die Eingriffe der Regimes in die Freizeitverwendung, mit besonderem Fokus auf den Frauensport in Italien und Österreich.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Frauenpolitik, italienischer Faschismus, Austrofaschismus, Frauenbild, Frauenorganisationen, Bevölkerungspolitik, Beschäftigungspolitik, Freizeitverwendung, Frauensport, katholische Kirche und Vergleichende Faschismusforschung.
- Citar trabajo
- Ilsemarie Walter (Autor), 2002, Frauenpolitik im italienischen Faschismus und im Austrofaschismus. Ein Beitrag zur vergleichenden Faschismusforschung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/17385