Einleitung
Die derzeitige weltweite Bevölkerungsentwicklung ist durch zwei gegenläufige Tendenzen gekennzeichnet. Während in den Entwicklungsländern die demographische Veränderung sowohl von der Alterung der Bevölkerung als auch von ihrem Wachstum
bestimmt wird, haben die Industrienationen insbesondere mit der Überalterung der Bevölkerung zu kämpfen. Noch nie lebten so viele junge Menschen auf der Erde. Parallel dazu wächst jedoch auch der Anteil alter Menschen an der Weltbevölkerung sowohl in den Industrie- als auch in den Entwicklungsländern kontinuierlich. Bereits heute ist weltweit jeder zehnte Mensch über 60 Jahre alt, und bis zur Mitte dieses Jahrhunderts wird sich ihr Anteil voraussichtlich verdoppeln, d.h. jeder fünfte Mensch wird im Jahr 2050 über 60 Jahre alt sein.(1)
Auch die Bundesrepublik Deutschland berät darüber, inwiefern der zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen bestehende Generationenvertrag durch die oben genannte Entwicklung noch Gültigkeit hat, und welche Konsequenzen für den sozialen,
politischen und auch wirtschaftlichen Lebensbereich daraus erwachsen. Die wirtschaftlichen und sozialen Systeme, die wir heute in Deutschland vorfinden, werden den Anforderungen der demographischen Alterung gewiss nicht mehr gerecht werden,
weshalb auf lange Sicht ein Umbau dieser Systeme unausweichlich erscheint.
Ein Aspekt dieses breiten Spektrums von Problemfeldern, nämlich die gesetzliche Rentenversicherung (GRV), soll nun in der vorliegenden Arbeit untersucht werden. Ziel dieser Arbeit ist es, die Folgen des demographischen Wandels auf die GRV darzustellen und einen Überblick über die aktuellen Reformvorschläge von politischen Parteien und
Verbänden zu liefern.
Im 2. Kapitel soll zunächst mit Hilfe von demographischen Kennzahlen die demographische Entwicklung in Deutschland dargestellt werden. Im Anschluss daran sollen in Kapitel 3 die Folgen der demographischen Entwicklung auf die gesetzliche Rentenversicherung herausgearbeitet werden, bevor sich der Blick im letzten Teil der Arbeit auf die aktuellen Reformvorschläge zur gesetzlichen Rentenversicherung richten wird.
[...]
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1 Vgl. DEUTSCHE STIFTUNG WELTBEVÖLKERUNG: „Anteil der über 60-jährigen Bevölkerung“. URL: http://www.weltbevoelkerung.de/pdf/Anteil_ueber_60Jaehriger_02.10.pdf [Stand: 26.03.2011].
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Die demographische Entwicklung in Deutschland
2.1 Fertilität
2.2 Mortalität
2.3 Migration
2.4 Langfristige Bevölkerungsentwicklung
3 Folgen der demographischen Entwicklung für die GRV
4 Reformvorschläge im Vergleich
5 Schlussbetrachtung
Quellen
Anhang
1 Einleitung
Die derzeitige weltweite Bevölkerungsentwicklung ist durch zwei gegenläufige Tendenzen gekennzeichnet. Während in den Entwicklungsländern die demographische Veränderung sowohl von der Alterung der Bevölkerung als auch von ihrem Wachstum bestimmt wird, haben die Industrienationen insbesondere mit der Überalterung der Bevölkerung zu kämpfen. Noch nie lebten so viele junge Menschen auf der Erde. Parallel dazu wächst jedoch auch der Anteil alter Menschen an der Weltbevölkerung sowohl in den Industrie- als auch in den Entwicklungsländern kontinuierlich. Bereits heute ist weltweit jeder zehnte Mensch über 60 Jahre alt, und bis zur Mitte dieses Jahrhunderts wird sich ihr Anteil voraussichtlich verdoppeln, d.h. jeder fünfte Mensch wird im Jahr 2050 über 60 Jahre alt sein.[1]
Auch die Bundesrepublik Deutschland berät darüber, inwiefern der zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen bestehende Generationenvertrag durch die oben genannte Entwicklung noch Gültigkeit hat, und welche Konsequenzen für den sozialen, politischen und auch wirtschaftlichen Lebensbereich daraus erwachsen. Die wirtschaftlichen und sozialen Systeme, die wir heute in Deutschland vorfinden, werden den Anforderungen der demographischen Alterung gewiss nicht mehr gerecht werden, weshalb auf lange Sicht ein Umbau dieser Systeme unausweichlich erscheint.
Ein Aspekt dieses breiten Spektrums von Problemfeldern, nämlich die gesetzliche Rentenversicherung (GRV), soll nun in der vorliegenden Arbeit untersucht werden. Ziel dieser Arbeit ist es, die Folgen des demographischen Wandels auf die GRV darzustellen und einen Überblick über die aktuellen Reformvorschläge von politischen Parteien und Verbänden zu liefern.
Im 2. Kapitel soll zunächst mit Hilfe von demographischen Kennzahlen die demographische Entwicklung in Deutschland dargestellt werden. Im Anschluss daran sollen in Kapitel 3 die Folgen der demographischen Entwicklung auf die gesetzliche Rentenversicherung herausgearbeitet werden, bevor sich der Blick im letzten Teil der Arbeit auf die aktuellen Reformvorschläge zur gesetzlichen Rentenversicherung richten wird.
2 Die demographische Entwicklung in Deutschland
Der Begriff Demographie leitet sich von den griechischen Worten „ demos – das Volk“ und „ gráphein – (be)schreiben“ ab und wird im deutschen synonym mit dem Wort Bevölkerungswissenschaft verwendet. Die Demographie umfasst die Beschreibung von Aufbau und Veränderung einer Bevölkerung mit Hilfe von Bevölkerungsstatistiken.[2] Die Bevölkerungsentwicklung eines Landes wird dabei grundsätzlich von drei demographischen Komponenten bestimmt: der Fertilität (Geburtenentwicklung), der Mortalität (Sterblichkeit) und der Migration (Wanderungsverhalten).[3] Wenn von einem demographischen Wandel gesprochen wird, so wird darunter eine dynamische Veränderung der Bevölkerungszusammensetzung verstanden, in dessen Zentrum die Betrachtung dieser drei demographischen Kennzahlen über einen längeren Zeitraum steht.[4]
Im Folgenden soll nun die Bevölkerungsentwicklung in Deutschland untersucht werden.
2.1 Fertilität
Die durchschnittliche Kinderzahl je Frau, auf ein Kalenderjahr bezogen, ist der Indikator, der am häufigsten verwendet wird, um die Geburtenentwicklung der Bevölkerung zu bestimmen. Beispielsweise lag die für das Jahr 2009 ermittelte zusammengefasste Geburtenziffer bei durchschnittlich 1,36 Kindern je Frau. Die zusammengefasste Geburtenziffer eines Kalenderjahres bezieht sich auf alle Frauen zwischen 15 und 49 Jahren und wird wie folgt interpretiert:
Vorausgesetzt das Geburtenverhalten der Frauen wäre in den 35 Jahren zwischen ihrem 14. und 50. Lebensjahr so wie das durchschnittliche Geburtenverhalten aller 15- bis 49-jährigen Frauen im Jahr 2009, so würden sie im Laufe ihres Lebens durchschnittlich ca. 1,36 Kinder bekommen.
Abbildung 1 (Anhang A1) zeigt die zusammengefasste Geburtenziffer zwischen 1950 und 2009. Hieraus ist ersichtlich, dass beide Teile Deutschlands in der Nachkriegszeit einen Babyboom erfuhren, der dazu führte, dass die zusammengefasste Geburtenziffer bis Mitte der 60er Jahre auf 2,5 Kinder je Frau anstieg. Ab diesem Zeitpunkt verringerte sich die Zahl der Geburten jedoch, so dass die zusammengefasste Geburtenziffer in den 70er Jahren nur noch einen Wert von 1,5 Kindern aufwies. Mitte der 80er Jahre erreichte die Statistik ihr absolutes Tief mit 1,3 Kindern je Frau im früheren Bundesgebiet. Ein Grund hierfür war neben dem tatsächlichen Rückgang der Geburtenhäufigkeit auch die Tatsache, dass viele Frauen ihre Familiengründung in ein höheres Alter aufgeschoben hat.
In den nachfolgenden Jahren schwankte die zusammengefasste Geburtenziffer in den alten Bundesländern um einen Wert von 1,4. In der DDR führten staatliche Fördermaßnahmen hingegen dazu, dass die zusammengefasste Geburtenziffer im Jahre 1980 kurzfristig auf 1,94 stieg. Zwischen 1990 und 1994 sank die Geburtenziffer in den neuen Bundesländern in Folge der wirtschaftlichen und sozialen Umbrüche, die mit der deutschen Wiedervereinigung einhergingen, von 1,52 auf 0,77. Seit 1995 wird in den neuen Ländern wieder ein Anstieg der Geburtenhäufigkeit der Frauen gemessen. Im Jahre 2007 war sie dann mit 1,37 Kindern je Frau genauso hoch und 2008 mit 1,40 Kindern je Frau sogar höher als in den alten Bundesländern.
Für das Jahr 2009 zeigen die Berechnungen der laufenden Geburtenstatistik für das gesamte Bundesgebiet einen marginalen Rückgang der zusammengefassten Geburtenziffer von 1,38 auf 1,36 Kinder pro Frau. Ursächlich hierfür ist primär der Rückgang der Geburtenhäufigkeit in den alten Ländern (ohne Berlin), da die Geburtenziffer in den neuen Bundesländern (ohne Berlin) unverändert bei 1,40 Kindern je Frau blieb.[5]
2.2 Mortalität
Neben der Fertilität ist auch die Mortalität ein entscheidender Indikator in der Erforschung der demographischen Entwicklung. Hierbei hat sich die „Lebenserwartung bei der Geburt“ als geeignetes Messinstrument zur Schätzung der menschlichen Lebensdauer herauskristallisiert.
Medizinischer Fortschritt, ausgewogene Ernährung oder auch die Verbesserung der hygienischen Bedingungen, sind als Gründe dafür anzuführen, dass sich die durchschnittliche Lebenserwartung über die Jahre stetig erhöht hat. Betrug sie 1886 noch 36 Jahre (Männer) bzw. 39 Jahre (Frauen), so liegt sie heute deutlich höher.[6]
Abbildung 2 (Anhang A2) zeigt die Lebenserwartung bei der Geburt in Deutschland von 1991/93 bis 2004/06. In der ersten Sterbetafel, die 1991/93 für Gesamtdeutschland ermittelt wurde, kann für neugeborene Jungen eine Lebenserwartung von 72 Jahren und für neugeborene Mädchen eine Lebenserwartung von 79 Jahren abgelesen werden. Von da an stiegen die Werte kontinuierlich an, so dass die Lebenserwartung gegenwärtig 77 Jahre für männliche und 82 Jahre für weibliche Neugeborene beträgt. Damit bestehen zwar die geschlechterspezifischen Unterschiede in der Lebenserwartung bei der Geburt nach wie vor, sie sind in der vergangenen Dekade aber deutlich geringer geworden.[7]
2.3 Migration
Die dritte demographische Komponente ist die Migration. Abbildung 3 (Anhang A3) dokumentiert die Zu- und Fortzüge ausländischer Staatsbürger insgesamt über die Staatsgrenzen von 1954 bis 2006, wobei bis einschließlich 1990 die alten Bundesländer der Statistik zugrunde liegen. Hieraus ist ersichtlich, dass Deutschland 1970, bedingt durch die Anwerbung von Gastarbeitern, mit fast einer Million Zuzügen den ersten Höhepunkt der Zuwanderung erreichte. In den Phasen der wirtschaftlichen Rezession 1967/68 , 1974 und um 1983, war der Wanderungssaldo negativ, d.h. die Fortzüge überstiegen die Zuzüge. Einen weiteren Höhepunkt der Zuwanderung konnte Deutschland 1992 mit mehr als 1,2 Millionen Zuzügen ausländischer und knapp 300.000 Zuzügen deutscher Staatsangehöriger verzeichnen. Gründe hierfür waren die Immigration deutschstämmiger (Spät-)Aussiedler, Asylsuchender oder auch Flüchtlingen. In den darauffolgenden Jahren verringerte sich die Zahl der Zuzüge allerdings wieder, so dass im Jahre 2006 559.000 Ausländer nach Deutschland zogen und ca. 484.000 von dort emigrierten. Dies entspricht somit einem Wanderungsgewinn von 75.000 Ausländern.[8]
2.4 Langfristige Bevölkerungsentwicklung
Bevölkerungsvorausberechnungen zeigen, wie sich die Bevölkerungszahl und die Bevölkerungsstruktur unter bestimmten Annahmen entwickeln werden.
Abbildung 4 (Anhang A4) ist eine Vorausberechnung der Bevölkerungszahl in Deutschland bis zum Jahre 2060. Hieraus ist abzulesen, dass in Deutschland gegenwärtig rund 82 Millionen Menschen leben. Bis zum Anfang der 1970er Jahre konnte in Deutschland ein Geburtenüberschuss nachgewiesen werden, seitdem jedoch übersteigt die Zahl der Gestorbenen die der Geborenen. Dass die Bevölkerung Deutschlands bis zum Jahre 2002 dennoch kontinuierlich ansteigen konnte, lag am hohen Zuwanderungsgewinn. Seit 2003 kann der rückläufige Zuwanderungsüberschuss den Sterbefallüberhang allerdings nicht mehr kompensieren, so dass für Deutschland langfristig eine stark schrumpfende Bevölkerung prognostiziert wird.[9]
[...]
[1] Vgl. DEUTSCHE STIFTUNG WELTBEVÖLKERUNG: „Anteil der über 60-jährigen Bevölkerung“. URL: http://www.weltbevoelkerung.de/pdf/Anteil_ueber_60Jaehriger_02.10.pdf [Stand: 26.03.2011].
[2] Vgl. NOHLEN (2005), S. 135.
[3] Vgl. HÖPFLINGER (1997), S. 10.
[4] Vgl. NOHLEN (2005), S. 136.
[5] Vgl. STATISTISCHES BUNDESAMT: „Geburtenentwicklung“. URL:
http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Content/Statistiken/Bevoelkerung/AktuellGeburtenentwicklung,templateId=renderPrint.psml [Stand: 07.03.2011].
[6] Vgl. BUNDESINSTITUT FÜR BEVÖLKERUNGSFORSCHUNG: „Sterblichkeit“. URL: http://www.bib-demografie.de/cln_090/nn_750722/DE/DatenundBefunde/Sterblichkeit/sterblichkeit __node.html?__nnn=true [Stand: 08.03.2011].
[7] Vgl. BUNDESINSTITUT FÜR BEVÖLKERUNGSFORSCHUNG: „Lebenserwartung“. URL: http://www.bib-demografie.de/cln_099/nn_750726/DE/DatenundBefunde/Sterblichkeit/lebenserwartung.html [Stand: 08.03.2011].
[8] Vgl. BUNDESINSTITUT FÜR BEVÖLKERUNGSFORSCHUNG: „Zu- und Abwanderung von Ausländern“. URL: http://www.bib-demografie.de/cln_099/nn_750732/DE/DatenundBefunde/Wanderungen/aussenwanderung.html [Stand: 25.03.2011].
[9] Vgl. BUNDESINSTITUT FÜR BEVÖLKERUNGSFORSCHUNG: „Bevölkerungsbilanz und Alterstruktur“. URL: http://www.bib-demografie.de/cln_090/nn_750722/DE/DatenundBefunde/02/ bevoelkerungsbilanz__und__altersstruktur__node.html?__nnn=true [Stand: 25.03.2011].
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