Die vorliegende arbeitssoziologische Untersuchung zum Strukturwandel der Erwerbsarbeit setzt sich unter anerkennungstheoretischem Blickwinkel mit dem Arbeitszeitflexibilisierungsinstrument „qualifizierte Teilzeitbeschäftigung“ ausein-ander.
Eine arbeitssoziologische Zusammenführung von „Subjektivierung von Arbeit“ und „qualifizierter Teilzeitbeschäftigung“ unter anerkennungs¬theoretischem Blickwinkel hat noch nicht stattgefunden. Bisherige arbeitssoziologische Untersuchungen von Arbeitszeitflexibilisierungsmaßnahmen im Kontext von Subjektivierung von Arbeit haben Arbeitszeitflexibilisierungsmaßnahmen meist allgemein (wenig detaillierte Betrachtung von einzelnen Maßnahmen) und im Hinblick auf mögliche negative Folgen für die Subjekte (steigende Belastungen und Beanspruchungen durch zunehmende Arbeitsverdichtungen und erweiterungen etc.) beleuchtet. Der innovative Charakter des hier angestellten Vorhabens zeigt sich im Gegensatz dazu in der detaillierten anerkennungs-theoretischen Betrachtung nur eines ausgewählten Arbeitszeitflexibilisierungs-instrumentes, genauer Arbeitszeitverkürzungsinstrumentes, dem nicht nur Risiken für die betroffenen Subjekte, sondern auch Chancen für sämtliche Beteiligten zugesprochen werden. Darüber hinaus ist qualifizierte Teilzeitarbeit ein besonders interessantes Arbeitszeitflexibilisierungsinstrument, weil hierbei eine klassische Frauen- und eine klassische Männerdomäne zusammengeführt werden: Auf der einen Seite gut bezahlte Fach- und Führungsaufgaben für qualifizierte und hochqualifizierte Männer als klassische Männerdomäne und auf der anderen Seite schlecht bezahlte Teilzeitarbeit als klassische Domäne gering qualifizierter Frauen. Unter Berücksichtigung dieser inhärent spannungs-reichen Zusammenführung konnten im Rahmen der vorliegenden Arbeit auch mögliche Gründe und Ursachen für das Festhalten an tradierten geschlechts-spezifischen Rollenmustern und gesellschaftlich verankerten Anerkennungs-strukturen für bestimmte Formen von Arbeit ausfindig und erklärbar gemacht werden.
Inhaltsverzeichnis
- Zusammenfassung
- Einleitung
- TEIL A SUBJEKTIVIERUNG UND ANERKENNUNG VON ARBEIT
- Subjektivierung von Arbeit
- Einleitung
- Begriffsklärung und Ursachen
- Begriffsklärung
- Ursachen einer zunehmenden Subjektivierung von Arbeit
- Subjektivierung von Arbeit: Ambivalente Einschätzungen
- Martin Baethge - Subjektivierung als Entfaltung
- Richard Sennett - Subjektivierung als Unterwerfung
- Günter G. Voß und Hans J. Pongratz - Der Arbeitskraftunternehmer
- Fritz Böhle et al. - Die Bewältigung des Unplanbaren
- Implikationen für die Analyse von qualifizierter Teilzeitbeschäftigung
- Mögliche Folgen für qualifizierte Individuen
- Mögliche Folgen für (qualifizierte) Individuen
- Neue Anforderungen an qualifizierte Individuen
- Mögliche Folgen für die Unternehmen
- Mögliche Folgen für die Gesellschaft
- Perspektiven der arbeitssoziologischen Forschung
- Zwischenfazit
- Anerkennung im Kontext subjektivierter Arbeit
- Einleitung
- Erwerbsarbeit und Identität
- Subjektivierte Erwerbsarbeit und Identität
- Relevanz von Erwerbsarbeit für Identität
- Arbeit als Quelle der Identität?
- Anerkennung und Identität
- Konstitution von Identität über Anerkennungsverhältnisse
- Liebe, Recht und soziale Wertschätzung als Dimensionen der Anerkennung
- Liebe und Recht
- Soziale Wertschätzung
- Missachtung und Nicht-Anerkennung
- Soziale Wertschätzung und Subjektivierung von Arbeit
- Anerkennung und Arbeit
- Anerkennung in der Arbeitsgesellschaft
- Anerkennung zwischen Ermöglichung und Begrenzung
- Wandel von Anerkennungsverhältnissen
- Dimensionen und Ambivalenzen der Anerkennung subjektivierter Arbeit
- Mögliche Folgen der Subjektivierung von Arbeit für Anerkennungsverhältnisse
- Szenario 1: Instrumentalisierung von Selbstverwirklichungsansprüchen
- Szenario 2: Verkopplung von Anerkennung und Erfolg
- Szenario 3: Selbstverwirklichung zwischen exit und voice
- Zwischen-Fazit und weiterführende Überlegungen
- TEIL B QUALIFIZIERTE TEILZEITBESCHÄFTIGUNG
- Entwicklungstendenzen der und in der Erwerbsarbeit
- Einleitung
- Entwicklung des „Normalarbeitsverhältnisses“
- Erosion herkömmlicher Mitgliedschaften und Karrieremuster
- Empirische Befunde zur Flexibilisierung der Beschäftigung
- Arbeitszeitflexibilisierung
- Begriff und Formen der Arbeitszeitflexibilisierung
- Zielsetzung von Arbeitszeitflexibilisierung
- Arbeitszeitverkürzung und Arbeitszeitextensivierung
- Haben \"Leistung\" und \"Zeit\" als zentrale Maße für Arbeit ausgedient?
- Leistung – eine rekursive Kategorie
- Zeit - handlungstheoretische Implikationen
- Zum Zusammenhang von „Zeit“ und „Leistung“
- Zwischen-Fazit
- Qualifizierte Teilzeitarbeit
- Einleitung
- Qualifizierte Teilzeitarbeit - Definition und empirische Befunde
- Teilzeitarbeit und qualifizierte Teilzeitarbeit – ein Definitionsansatz
- Teilzeitbeschäftigung allgemein - Verbreitung und empirische Befunde
- Empirische Untersuchungen zur Verbreitung von qualifizierter Teilzeitarbeit
- Analyse der empirischen Befunde
- Nachfrage und Teilzeitpräferenzen von Fach- und Führungskräften
- Teilzeitpräferenzen vollzeitbeschäftigter Männer
- Diskrepanzen zwischen Angebot und Nachfrage
- Varianten von Teilzeitarbeit im Fach- und Führungskräftebereich
- Teilzeitarbeitsmodelle für Führungsnachwuchskräfte
- Altersteilzeit für Fach- und Führungskräfte
- Jobsharing bzw. Partner-Teilzeit als Teilzeitmodell für Fach- und Führungskräfte
- Potentielle Gründe für Teilzeitdefizite im Fach- und Führungskräftebereich
- Klassische Arbeitszeitmuster und Führungsaufgaben
- Leistungsbewertungskriterien und Karriere
- Befürchtungen aus Sicht vollzeitarbeitender Führungskräfte
- Wirkungs- und Bedingungszusammenhänge zwischen Person, Aufgabe und Arbeitssystem
- Person - Fach- und Führungskräfte und Teilzeitbeschäftigung
- Dispositive Aufgaben – horizontale und vertikale Führungsfunktionen
- Arbeitssystem – direktes Arbeitsumfeld, unternehmenskulturelle und soziotechnische Einflussfaktoren
- ,,Teilzeitfamilie“ – Vorgesetzte und Mitarbeiter
- Organisationskultur und informelle Strukturen
- Zwischen-Fazit und weiterführende Überlegungen
- Zwischen-Fazit
- Weiterführende Überlegungen in anerkennungstheoretischer Perspektive
- TEIL C SUBJEKTIVIERUNG VON ARBEIT, ANERKENNUNG UND QUALIFIZIERTE TEILZEITBESCHÄFTIGUNG
- Anerkennung und qualifizierte Teilzeitbeschäftigung
- Einleitung und Ergebnisthesen aus Teil A und B
- Die besondere Situation von qualifizierter Teilzeitarbeit
- Qualifizierte Teilzeitarbeit und die doppelte Subjektivierung von Arbeit
- Qualifizierte Teilzeitarbeit und die veränderte Bedeutung von Zeit und Leistung
- Anerkennung von qualifizierter Teilzeitbeschäftigung
- Die Bedeutung von Liebe und Recht für qualifizierte Teilzeitarbeit
- Subjektivierung von Arbeit: Die Arbeit analysiert die Auswirkungen der zunehmenden Individualisierung und Flexibilisierung von Arbeit auf die Identitätsbildung und die Wahrnehmung von Arbeit.
- Anerkennung im Kontext von Arbeit: Es wird untersucht, wie sich Anerkennungsprozesse in der Arbeitswelt verändern und wie die Bedeutung von sozialer Wertschätzung für die Motivation und das Engagement von Beschäftigten im Kontext subjektivierter Arbeit neu bewertet werden muss.
- Qualifizierte Teilzeitarbeit: Die Arbeit analysiert die Verbreitung und die Herausforderungen von qualifizierter Teilzeitarbeit in verschiedenen Berufsbereichen und zeigt auf, welche Rahmenbedingungen notwendig sind, um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie für qualifizierte Fach- und Führungskräfte zu verbessern.
- Wandel von Arbeitszeitmodellen: Die Arbeit untersucht die Auswirkungen der Flexibilisierung der Arbeitszeit auf die Leistungserwartungen und die Wahrnehmung von Arbeit und diskutiert die Notwendigkeit eines Umdenkens in Bezug auf die Bewertung von Arbeit.
- Anerkennung von Teilzeitbeschäftigten: Die Arbeit analysiert die Herausforderungen und Chancen der Anerkennung von qualifizierten Teilzeitbeschäftigten im Kontext der veränderten Arbeitswelt und zeigt auf, wie die Bedeutung von sozialer Wertschätzung und Anerkennung für die Motivation und das Engagement von Beschäftigten im Kontext von Teilzeitbeschäftigung neu bewertet werden muss.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Subjektivierung von Arbeit und deren Auswirkungen auf die Anerkennung von qualifizierten Teilzeitbeschäftigten. Ziel ist es, die Herausforderungen und Chancen zu beleuchten, die sich für Individuen, Unternehmen und die Gesellschaft aus dem Wandel von Arbeitszeitmodellen und -bedingungen ergeben.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit bietet eine Einleitung in die Themen Subjektivierung von Arbeit und Anerkennung. Es werden die relevanten Begrifflichkeiten definiert und der Forschungsstand zur Entwicklung der Arbeitswelt zusammengefasst.
Kapitel 2 analysiert die Subjektivierung von Arbeit. Es werden die Ursachen und die ambivalenten Einschätzungen der Subjektivierung durch verschiedene Autoren diskutiert. Des Weiteren werden die potenziellen Folgen für Individuen, Unternehmen und die Gesellschaft beleuchtet.
Kapitel 3 befasst sich mit dem Thema Anerkennung im Kontext subjektivierter Arbeit. Es wird die Bedeutung von Erwerbsarbeit für die Identitätsbildung und der Zusammenhang zwischen Anerkennung und Identität untersucht. Darüber hinaus wird analysiert, wie sich die Anerkennung von Arbeit in der Arbeitsgesellschaft wandelt und welche Auswirkungen die Subjektivierung von Arbeit auf die Anerkennung von Arbeit hat.
Kapitel 4 befasst sich mit der Entwicklung des „Normalarbeitsverhältnisses“ und den Trends der Erwerbsarbeit. Es werden verschiedene Formen der Arbeitszeitflexibilisierung vorgestellt und die Bedeutung von „Leistung“ und „Zeit“ als zentrale Maße für Arbeit diskutiert.
Kapitel 5 analysiert die qualifizierte Teilzeitarbeit. Es werden Definitionen und empirische Befunde zur Verbreitung von Teilzeitarbeit und qualifizierter Teilzeitarbeit vorgestellt. Des Weiteren wird untersucht, welche Gründe für Teilzeitdefizite im Fach- und Führungskräftebereich verantwortlich sind und welche Wirkungs- und Bedingungszusammenhänge zwischen Person, Aufgabe und Arbeitssystem existieren.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Subjektivierung von Arbeit, Anerkennung, qualifizierte Teilzeitarbeit, Arbeitszeitflexibilisierung, Identitätsbildung, Leistung, Zeit und gesellschaftliche Folgen des Wandels in der Arbeitswelt. Besondere Aufmerksamkeit wird auf die Analyse der Anerkennung von qualifizierten Teilzeitbeschäftigten und den Herausforderungen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie gelegt.
- Quote paper
- Julia Kutz (Author), 2009, Subjektivierung von Arbeit und qualifizierte Teilzeitbeschäftigung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/173918