Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Grundlegendes
2.1. Was ist der Mensch
2.2. Der wahre Philosoph laut Phaidon
2.3. Was sind Ideen
2.3.1. Die absolute Idee des Guten
3. Die Metaphern der „zweitbesten Seefahrt“ und der „Wiedererinnerung“
als entscheidende Metaphern der platonischen Philosophie
3.1. Die zweitbeste Seefahrt
3.2. Die Unsterblichkeit der Seele und die Wiedererinnerung
3.2.1. Die Unsterblichkeit der Seele
3.2.2. Die Metapher der Wiedererinnerung als Beweis
für die Präexistenz der Seele
3.2.3. Eine weitere Beweisführung der Unsterblichkeit der
Seele mit Hilfe der Wiedererinnerungslehre
4. Das höchste Prinzip und das Erreichen der wahren Erkenntnis
5. Fazit
6. Literatur- und Internetverzeichnis
1 Einleitung
Diese Arbeit legt ihr Hauptaugenmerk auf Platons Metaphern der zweitbesten Seefahrt und die der Wiedererinnerung. Ziel der Arbeit soll es sein, die Bedeutung der beiden Metaphern für die platonische Philosophie, besonders für die Ideenlehre, zu analysieren. Insgesamt soll hierbei der Weg zur wahren Erkenntnis erläutert und die Position des Einen herausgestellt werden. Besondere Rücksicht wird hierbei auf Platons Phaidon genommen.
Wie Platon durch seine Ideenlehre Gott zu definieren versucht, ist prägend. Vor allem die Überwindung der Methode der Naturphilosophen hat maßgebliche Auswirkungen auf die Philosophie nach Platon. Er war der Anstoß vieler Philosophen, Gott in der intelligiblen Welt suchen und begründen zu wollen.
Was ist Gott laut Platon? Wo liegt Platons Unzufriedenheit mit der Lehre der Naturphilosophen? Auf welche Weise und durch welche Methoden findet er den Urgrund des Seins? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt dieser Arbeit, die Platons Methodik zu skizzieren versucht.
Zunächst sollen grundsätzliche Begriffe geklärt werden. Sowohl Platons Definition des Menschen, als auch seine Sicht des wahren Philosophen sind wichtig, um seine Gedanken einordnen zu können. Maßgeblich ist somit Platons Verständnis von Ideen.
Hiernach folgt eine erste Beschreibung der absoluten Idee des Guten. Dies macht an dieser Stelle Sinn, da im folgenden Hauptteil die Metaphern der zweitbesten Seefahrt und der Wiedererinnerung in Verbindung mit der Unsterblichkeit der Seele gebracht werden sollen. Es erscheint unablässlich, die einzelnen Gedanken Platons kontextuell zu verbinden, um das Erreichen der wahren Erkenntnis und die Zusammenhänge der einzelnen Schritte verständlicher darstellen zu können.
2 Grundlegendes
Entscheidend für das Verständnis der Gedanken Platons sind nicht nur grundlegende Begriffe und Definitionen der platonischen Philosophie, sondern auch sein Bild des wahren Philosophen. Diese grundlegenden Punkte sollen in diesem Kapitel meiner Arbeit vorbetrachtet werden. In späteren Kapiteln wird näher auf die Folgen und Zusammenhänge dieser Definitionen einzugehen sein. Ehe eine Beschreibung des wahren Philosophen laut Platon vorgenommen wird, soll kurz erläutert werden, was der Mensch für Platon ist. Über die Seele, maßgeblich für die Gedanken Platons, soll erst in Punkt 3.2 dieser Arbeit genau eingegangen werden. Die ausführlichste Beschreibung der Eigenschaften und Beschaffenheit der Seele findet sich, nach dem Phaidros[1], im Phaidon. Dort lässt Platon seinen Protagonisten Sokrates auch über die Unsterblichkeit der Seele philosophieren. Da die Unsterblichkeit der Seele eine unverzichtbare Eigenschaft dieser darstellt, würde eine teilweise Beschreibung der Seele ein unvollständiges, missverständliches Bild zeichnen.
2.1 Was ist der Mensch?
Im Dialog Alkibiades beschreibt Platon den Menschen als „das den Leib gebrauchende“.[2] Die Seele hingegen ist es in Wirklichkeit, die den Leib gebraucht und regiert.[3] Er stellt heraus, dass ein Mensch, der sich um die Bedürfnisse des Leibes sorgt, sich nur um das Seinige kümmert, nicht aber um sich selbst.[4] Insofern kommt Platon in der Person des Sokrates zu dem Schluss, dass der Mensch im Grunde mit der Seele gleich ist und diese den eigentlichen Menschen darstellt[5]. Der Körper wird lediglich als hinderliches Gefängnis, auch als Grab, der Seele gesehen[6]. Für Platon hat die mit den Augen sichtbare Wirklichkeit eine kleinere Bedeutung als die intelligible Welt.
2.2 Der wahre Philosoph in Platons Phaidon
In Abschnitt 64 des Phaidon lässt Platon Sokrates erläutern, dass ein wahrer Philosoph unbedingt der frohen Hoffnung ist, nach seinem Tod Gutes zu erlangen. Somit erklärt sich auch das Streben des Philosophen nach dem Sterben, welches ohne Unwillen geschieht, denn wahre Philosophen wünschen nichts mehr, als die Ablösung der Seele vom Leib. Letzterer ist lediglich ein Apparat, dem die Seele befiehlt. Sehnsüchte und Leiden die der Leib empfindet, sucht der Philosoph laut Platons Protagonisten Sokrates zu unterdrücken und auszublenden, da sie das Denken, in dem allein das Seiende offenbar wird[7][8], behindern. Der Leib wird als hinderliches Übel betrachtet, welches „mit der Seele im Gemenge“[9] ist und das Erkennen des Ungetrübten durch menschliche Gelüste nach Geld und Besitz blockiert.Somit hält der wahre Philosoph laut Platon den Tod als einzige Möglichkeit der wahren und ungetrübten Erkenntnis näher zu kommen; diese wird erst möglich, sobald sich die unsterbliche Seele nach dem Tod vom Leib trennt.
Entscheidend ist allerdings, bei aller Furchtlosigkeit des wahren Philosophen vor dem Tod, Platons Untersagung eines gewaltsamen Todes. Hiermit verbindet er gleichsam auch die Selbsttötung. Deren Verbot wiederum hält solange an, bis Gott, als Hüter der Menschen, ohnehin schon „irgendeine Notwendigkeit dazu [Anm.v.m.: „zum Tod“] verfügt hat“[10].
2.3 Was sind Ideen
In vielen seiner Werke beschreibt und erklärt Platon die Ideen äußerst präzise. Auch wenn er den Ideen keine Hauptstelle gewidmet hat, bestimmen sie doch viele verschiedene Hauptpassagen seiner Werke[11].
In der Lehre Platons stellen die Ideen die einzige wahre und wirkliche Realität dar. Dies wird besonders im Phaidon deutlich, denn dort werden die Ideen und die Seelen, welche wie in Kapitel 2.1 dieser Arbeit schon erwähnt, für den wahren Philosophen eine zentrale Geltung haben, in ihrer Existenzform gleich gesetzt. So lässt Platon den Sokrates erklären, dass sowohl die Seele als auch die Ideen notwendig vor der Geburt der Menschen existiert haben müssen[12].
Die Idee ist unabhängig vom Menschen und dieser kann die Ideen nicht etwa erfinden. Weder in der Seele noch im Körper des Menschen sind die Ideen vorhanden. Deshalb kann der Mensch sie auch nicht erarbeiten oder erreichen, sondern sie nur finden[13]. Auffindbar werden noch nicht gefundene Ideen dadurch, dass sie laut Platon an einem überhimmlischen Ort sind, an dem sie einst sichtbar waren.
Eine jede Idee bildet eine Einheit in sich selbst. Durch ausgeprägte, der Beweisführung dienende Argumentationsstränge, also durch die Dialektik[14], wird es möglich Ideen methodisch voneinander zu trennen und zu benennen. Diese Trennung bewirkt hingegen, dass Ideen rein gemacht und von allem abgesondert werden. Eine weitere Funktion der Dialektik besteht darin einzelne Ideen zu mischen, um sie praktisch einsetzen zu können und sie somit zur Grundlage aller Erkenntnis zu machen. Ist diese Grundlage geschaffen, lässt sich auch die Metapher der Wiedererinnerung, die in Abschnitt 3.2 dieser Arbeit erläutert werden soll, erklären. Insofern lässt sich insgesamt über die Ideen sagen, dass diese nur in der intelligiblen Welt zu finden sind, nicht aber in der von menschlichen Sinnen geleiteten empirischen.[15]
[...]
[1] Vgl. Platon, Phaidros. Deutsch übersetzt von Friedrich Schleiermacher, neu bearbeitet von Wolf, Ursula. In: König, Burghard (Hg.): „Platon- sämtliche Werke Band II, Hamburg, 29. Auflage 2004,S. 565ff. [künftig zitiert: PLATON, Phaidros]
[2] Platon, Alkibiades. Deutsch übersetzt von Friedrich Schleiermacher, neu bearbeitet von Wolf, Ursula. In: König, Burghard(Hg.): „Platon- sämtliche Werke“, 29. Auflage, Hamburg 2004, S.169 [künftig zitiert: PLATON, Alkibiades]
[3] Vgl. ebd.
[4] Vgl. ebd. S. 171f.
[5] Vgl. ebd. S. 170
[6] Vgl. Abschnitt: Platon, Phaidon; Deutsch übersetzt von Friedrich Schleiermacher, neu bearbeitet von Wolf, Ursula. In: König, Burghard(Hg.): „Platon- sämtliche Werke“, 29. Auflage, Hamburg 2004,S. 117ff., 64a – 66b[künftig zitiert: PLATON, Phaidon]
[7] Vgl. Abschnitt: ebd. S. 117ff.
[8] Platon, Phaidon S.119
[9] Vgl.ebd. S. 120
[10] Vgl.ebd. S.115
[11] Vgl. Abschnitt: Perls, Hugo. Art.: Idee. In: Lexikon der Platonischen Begriffe, Bern und München
[12] Platon, Phaidon S.133
[13] Vgl. Platon, Euthydemos. Deutsch übersetzt von Friedrich Schleiermacher, neu bearbeitet von Wolf, Ursula. In: König, Burghard(Hrsg.) „Platon- sämtliche Werke Band I, Hamburg, 29. Auflage 2004,S. 567f.[künftig zitiert: PLATON, Euthydemos]
[14] Ebd. S. 552f.
[15] Vgl. Reale, Giovanni: „Die Begründung der abendländischen Metaphysik: Phaidon und Menon“. Übersetzt von Krämer, Hans. In: Kobusch/Mojsisch (Hg.): Platon. Seine Dialoge in der Sicht neuer Forschungen, Damstadt 1996, S 75f. [Künftig zitiert: Reale, Metaphysik: Phaidon]